Auf ein Wort: Abschied von Isao Takahata

Es ist bittere Ironie, dass der 5. April 2018, als ich hier zu Ehren eines verstorbenen Helden eine Werkschau veröffentlichte, der Todestag eines weiteren Helden von mir sein sollte. Isao Takahata ist einer der Mitbegründer des japanischen Animationsstudio Studio Ghibli und trat dort u.a. als Regisseur und Produzent zahlreicher gefeierter Anime-Produktionen in Erscheinung. Zuvor arbeitete er u.a. für Tōei Animation und wirkte bei Serien des World Masterpiece Theatre mit, u.a. der weltweit enorm erfolgreichen Anime-Serie Heidi.

„Heidi – Alps no Shoujo Opening and Ending Theme Songs (Japanese)“, via k chandu (Youtube)

„Isao Takahata- The Other Master“, via The Royal Ocean Film Society (Youtube)

Davon abgesehen war er bekennender Pazifist, sicherlich nicht zuletzt weil er den zweiten Weltkrieg und einen verheerenden Bombenangriff mit/überlebt hat. Was er damals sah, floss in sein Meisterwerk Die letzten Glühwürmchen ein, einen Animationsfilm der beklemmend wie kein anderer die Schrecken des Krieges einfängt.

„Grave of the Fireflies – Official Trailer“, via Madman (Youtube)

Film critic Roger Ebert – Grave of The Fireflies“, via DelusionalJ (Youtube)

Aber Takahata konnte auch anders. Er hatte den Mut mit Technologien zu spielen und Stile zu variieren – sein humoristisches Portrait des Familienlebens Meine Nachbar die Yamadas ist eher sketchy, wohingegen der für einen Oscar nominierte Film Die Legende der Prinzessin Kaguya an sumi-e erinnert, d.h. an traditionelle, japanische Tusche- und Tintenzeichnungen. Andere u.U. weniger bekannte Werke Takahatas sind beispielsweise das großartig slice-of-life-ige Only Yesterday und der etwas schräge Pom Poko mit Anleihen zu japanischer Folklore. Auffällig ist wie sehr alle seine Filme Humanismus, Verständnis und Empathie für Menschen und Lebewesen als Individuen demonstrieren und an unser Mitgefühl für andere appellieren. Eine Botschaft, die für immer bleibt.

„Die Legende der Prinzessin Kaguya – Trailer (deutsch/german)“, via Universum Film (Youtube)

„Isao Takahata: A Tribute“, via BlackCriticGuy (Youtube)

2 Antworten

  1. Hi 🙂

    Ich „arbeite“ mich momentan durch die in den letzten zwei Monaten angesammelten Blogbeiträge und bin nun endlich hier gelandet. 😀

    Vom Tod Takahatas hatte ich gehört und ich freu mich, bei dir mehr über ihn zu lesen. Ich hatte irgendwie gar nicht auf dem Schirm, an welchen Produktionen er neben den Glühwürmchen noch beteiligt war. „Pom Poko“ fand ich damals verstörend schräg mit der Mischung aus Kindlichem und Ordinärem. :-/ Aber die Glühwürmchen…hach, für diesen Film werde ich ihm ewig dankbar sein. Bei dir zu lesen, dass er Pazifist war, wundert mich nach diesem Film nicht.

    Takahatas Tod hat mir aber auch wieder vor Augen geführt, dass die Generation der japanischen Filmemacher, die die vergangenen Jahrzehnte (und unsere Kindheit/ Jugend prägten) langsam „verschwindet“, sei es durch Tod oder einfach durch den Ruhestand. Ich hoffe, der Nachwuchs schafft es, ebenso nachhaltig prägende und erfolgreiche Werke zu schaffen, bin dahingehend aber zuversichtlich.

  2. […] die das was sie tun sehr sehr lieben: Die kommen wieder, wahrscheinlich bis es zu Ende geht. Siehe Isao Takahata – ebenso Gründungsmitglied von Ghibli und Regisseur von Filmen wie Die letzten […]

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