Serien-Besprechung: „Don’t F**k With Cats: Hunting an Internet Killer“

Der Netflix-Algorithmus hat nicht vergessen, dass ich True Crime Dokumentationen mag. Der Titel „Don’t F**k With Cats“ hat mich anfangs eher befremdet, wurde mir aber sehr penetrant über viele Wochen hinweg vorgeschlagen. Normalerweise ignoriere ich die relativ und schaue nur auf meine To-Watch-Liste. Aber irgendwann wurde ich doch neugierig was sich hinter dem (sorry not sorry) dämlichen Titel verbirgt. Besprechung ist spoilerfrei.

Mit drei Teilen zu jeweils an die sechzig Minuten, kann man Don’t F**k With Cats im Grunde an einem Abend durchsuchten. Die Dokuserie handelt von einer Gruppe von Facebook-Nutzern, die sich zusammentut um den Urheber eines viralen Videos mit dem Titel 1 boy 2 kittens ausfindig zu machen. In dem Video ist zu sehen wie eine Person zwei Kätzchen auf grausame Art und Weise tötet. Zwar ohne Blut, aber nicht minder furchtbar. Die Dokuserie folgt dabei zwei Mitgliedern im Speziellen, die über Jahre hinweg jeden noch so kleinsten Hinweis aus den Videos extrahieren und damit Open Source Intelligence betreiben. Später kommen auch die zuständigen Beamten zu Wort, die mit dem Fall zutun haben. Soviel darf verraten werden: es bleibt nicht beim grausamen Tod von Katzen. Was die Facebookfans da teilweise über den Verbleib des Täters mit frei zugänglichen Webtools und -seiten zu Tage fördern ist nicht von schlechten Eltern.


„Don’t F**k With Cats: Hunting an Internet Killer | Official Trailer | Netflix“, via Netflix (Youtube)

An dem Titel ist schon was dran, denn ich auch war am Haken, wer da irgendwas Katzen angetan hat und fand die Tat sehr grausam. Dankbarerweise und auch sicherlich um den Anstand zu wahren und sich keine Beschwerden ins Haus zu holen, wird das Video selber nicht in der Dokuserie gezeigt. Auch nicht die Folgevideos des Urhebers. Wird der Inhalt gezeigt, dann nur „unkritische“ Stellen, die aber schon einen Hinweis auf das liefern, was da kommt. Eventuell hört man kurz nur den Sound oder die Kamera blendet dabei in eine Ecke des Videos und verbirgt die grausamen Details. Die Dokuserie besteht aus verschiedenen Medien. Zum Teil sieht man (inszenierte) Screenvideos von Google-Recherchen, Facebook-Gebrowse und allerlei der Fa­çon. Außerdem Interviews, eingespielte Youtube-Videos, etc. Man kann den Inhalt also als Mixed Media bezeichnen. Recht krass ist, dass sich die Suche nach dem Tierquäler und auch späteren Mörder eines Menschen über viele Jahre hin erstreckt und tatsächlich auf Facebook begann.

Dabei stellt sich zwischen Fake-Accounts, Drohungen im Web, Selbtsmorden als Folge von Cyberbullying, auch die Frage: wer sind die Menschen, die dort so akribisch Ermittlungen betreiben? Was veranlasst sie dazu? Die offensichtliche Obsession der Facebook-User mag von einem moralischen Standpunkt anfangs verständlich sein, aber zunehmend immer weniger. Wo wir anfangs noch von Zivilcourage reden, steht später schon der Vorwurf des Stalkings und die Frage inwiefern die Aufmerksamkeit den Täter eventuell gepusht hat? Sicherlich ist der für seine Taten letzten Endes alleine verantwortlich, aber dankbarerweise geben auch später in der Dokuserie die Facebook-User selber zu Protokoll, dass sie sich fragen, inwiefern sie den Täter angeheizt haben. Dabei wirft die Dokuserie für mich viele Fragen auf: wird jemand für virale Schockvideos mit grenzwertigen Inhalt zur Rechenschaft gezogen? Da ohne Beweis keine Anklage erfolgt, sind solche Snuff Filme und Schockvideos letzten Endes eine Plattform auf aufmerksamkeitsgeile Täter, die davon ausgehen können nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden. Und irgendwo am anderen Ende sitzt mindestens einer, der es gesehen hat – selbst wenn das der „Löscher“ der jeweiligen Plattform ist. Macht sich jemand die Mühe Urheber zu ermitteln? Oder werden die Videos alle als potentiale Fakes einfach nur gelöscht und das war’s? Die Dokuserie demonstriert dabei wie tief und schmutzig die Grauzonen sind. Nebenbei bekommt man auch in punkto Datensparsamkeit nochmal den einen oder anderen Denkanstoß.

Davon mal abgesehen ist die Dokuserie solide, hätte aber auch keine Minute länger sein müssen. Die eine oder andere Erkenntnis darüber, aus welchen Filmen der Täter seine Inspiration zog und welcher Gedankenwelt seine Taten folgen ist verblüffend. Schockierend hingegen wie schnell die Taten eskalieren. Dahingehend wird man leider schon durch das Opening der Dokuserie gespoilert. Wozu das denn? Um zu zeigen: schau mal, da kommt noch was!? Ebenso hinterlässt es ein paar Fragezeichen wie Polizeibeamte auf den Fall reagieren und dass niemand auf die frühzeitige Meldung durch oben besagte Facebook-User reagiert. Auch Helfershelfer verschwinden irgendwann einfach aus der Reportage. Wann haben sie ihre Unterstützung eingestellt? Warum erfolgte nicht früher ein Statement der Polizei? Oder wenigstens im Nachgang? Die zwei Handlungsstränge um die Facebook-Detektive und die späteren polizeilichen Ermittlungen scheinen sich kaum zu verbinden. Der Fall und die wahren Begebenheiten verblüffen trotzdem. Der Täter war übrigens u.a. auch in Deutschland auf der Flucht – ich kann mich nicht an den Fall erinnern, obwohl er „erst“ aus den 2010er Jahren stammt. (6/10)

Sternchen-6

Könnt ihr euch an den Fall erinnern? Habt ihr vielleicht sogar die Doku-Serie gesehen? Wie hat die Internetsuche auf euch gewirkt? Und … es ist zweitrangig, aber ich muss es trotzdem fragen: könnt ihr diese Obsession mit Facebook nachvollziehen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert