Manchmal ist es ganz schön vorher absolut gar nichts über einen Film zu wissen und überrascht zu werden. So hatte ich keine Ahnung, dass mich in Beckett ein rasanter, spannender Polit-Thriller-Action-Mix erwartet, der vor atmosphärischen, griechischen Originalschausplätzen spielt. Der Film handelt von Beckett (John David Washington) und seiner Freundin April (Alicia Vikander), die in Griechenland Urlaub machen. In einem tragischen Unfall stirbt April und Beckett wird verletzt. Als er in Trauer den Unfallort besucht, wird plötzlich auf ihn geschossen. Was sich danach entspinnt ist eine Jagd, in der Beckett um sein Leben rennt. Er hat keine Ahnung, warum man hinter ihm her ist, kann sich entsprechend schwer in dem fremden Land orientieren und spricht die Sprache nicht. Nach und nach wird ihm aber klar, dass er mitten in eine politische Verschwörung geraten ist und v.A. in eine fragile, gefährliche politische Landschaft, aufgerüttelt durch die Finanzkrise.
„Beckett | Official Trailer | Netflix“, via Netflix (Youtube)
Regisseur Ferdinando Cito Filomarino war einst Regie-Assistent Luca Guadagninos, der den Film auch mitproduzierte. Das Handwerk der Beiden unterscheidet sich, aber der Sinn für Atmosphäre ist ähnlich fein. Er schickt John David Washington auf eine Tour-de-Force, in der er wenige Momente der Sicherheit genießt. Das wohl beste ist aber, dass er einen gewissen Realismus transportiert. Beckett offenbart sich nicht plötzlich als Actionheld, dem alles gelingt und der Nahkampf-bewandert ist. Er hat seine Liebe Müh und Not am Leben zu bleiben. Bis auf eine lachhafte Szene gegen Ende, die wohl nie so gelungen wäre, ist Beckett der wohl angenehmste, realistische Actioner, den ich lange gesehen habe und dessen Verfolgungsjagden selbst meinen Zuschauerinnenpuls triggern. Die Kulissen Griechenlands weichen angenehm von Touri-Fallen rund um Athen und Akropolis ab und zeigen stattdessen entlegene Bergdörfer, Natur, Kleinstädte, große Plätze und Geschichte genauso wie urbanen Grunge. Die Filmmusik Sakamotos rangiert von spannenden, Synthi-Stücken zu atonalen Kompositionen, die Becketts Spießrutenlauf und die Spannung perfekt und nie zu aufdringlich unterstreichen. So wünsche ich mir Actionfilme.
Beckett, Italien/Brasilien/Griechenland/USA, 2021, Ferdinando Cito Filomarino, 108 min
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Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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