angelesen: „RG Veda“ Bd. 1

Heute nur einen Manga? Ja, denn es gibt scheinbar schon eine Menge zu CLAMPs „RG Veda“ zu sagen. Einem der Klassiker, der oft in einem Atemzug mit der Mangazeichnerinnen-Gruppe genannt wird und offenbar ihr Durchbruch war. Wie war das so – „RG Veda“ zu lesen? Die Besprechung ist spoilerfrei.

CLAMP ist meine große Mangaliebe. Das Jahre später erschienene X (auch bekannt als X-1999) war zwar nicht mein erster Manga, hat mich aber zum Manga-Fan gemacht. Ich verschlang eine Zeit lang alles von der Zeichnerinnen-Gruppe. Oftmals wurde RG Veda erwähnt und damit verglichen, aber damals war es in Deutschland nicht bzw. nicht mehr erhältlich. 2019 erschien es erneut als großformatige Master Edition bei Manga Cult und ich sprang deutlich zu spät auf dem Zug auf – der letzte Band ist inzwischen verlagsvergriffen. Ich nehme an Fans halten sich an ihren Ausgaben fest. Zumal die Master Edition CLAMPs Artwork gerecht(er) wird als die frühere Ausgabe im viel kleineren Taschenbuchformat. So oder so war es ein Erlebnis den ersten Band jetzt zu lesen.

RG Veda handelt von einer an hinduistische Mythologie angelehnte Fehde zwischen Göttern. Um den grausamen Donnergott Taishaku zu stürzen, besagt eine Prophezeiung, müssen sich sechs rebellische Krieger:innen zusammentun. Eine Person unter ihnen wird sie aber verraten. Den Anfang unter diesen sechs bildet wohl König Yasha, der das schlafende Kind des Kriegsgotts Ashura weckt. Von Anfang an wird deutlich, dass Ashura zwei Seiten hat. Das süße Kind zum Einen, der gnadenlose und vielleicht verräterische Sprössling eines Kriegsgottes zum anderen? Trotzdem beschützt Yasha ihn und die beiden versuchen den Schergen Taishakus zu entkommen, finden dabei im ersten Band schon ein paar Verbündete.

In RG Veda habe ich außerdem wieder gelernt, was man unter Bishounen versteht. 😉 Alle sind wirklich sehr schön, teilweise androgyn und die Beziehungen hier haben viele Gestalten. Ich fand schon immer gut bei CLAMP, das sie Raum für verschiedene Beziehungen lassen. Heute schätze ich es etwas weniger, dass sie diese nie benennen. Soll ich CLAMP weiter dafür bewundern, dass sie vielleicht eine lesbische Beziehung in die Geschichte geschrieben haben? Oder soll ich es verurteilen, dass es bei einem „vielleicht“ bleibt? (Queerbaiting?) Auch die Beziehung von Yasha und Ashura schwankt und bleibt undefinierbar. Hier werden sie (da Ashura auch noch klein ist) häufig für Vater und Sohn gehalten. Das Artwork späterer Bände zielt auf etwas anderes ab. Es ist schwierig. Und zugegebenermaßen: der Manga eben auch ca. 35 Jahre alt … .

Das merkt man auch dem Zeichenstil an, der aus heutiger Sicht „dated“ wirkt. Einfach weil man CLAMP aus späteren Werken anders kennt. Als sich aber auch schlicht die Zusammensetzung der Gruppe längst geändert hatte. Und ja: mir sind die Hüften hier etwas zu schmal, die Rüstungen etwas zu geometrisch und ungelenk. Opulente Ideen haben sie aber so oder so. Was aber wie gewohnt gut funktioniert ist der Humor und Comic Relief. Der geheimnisvolle Kujaku ist schnell mein Lieblingscharakter geworden. Auch interessant: die Parallelen zu X. Prophezeiungen, magische Schwerter, Gruppen die sich sammeln müssen. RG Veda erschien ab 1989 in Japan, X ab 1992. Überhaupt habe ich bei der Recherche gelernt, dass CLAMP in den Jahren einen unfassbaren Output hatte. Viele Reihen erschienen parallel.

Mit einem stolzen Preis von 28€ pro Ausgabe der Master Edition und der Aussichtslosigkeit den fünften und letzten Band zu bekommen, stellt sich nun schon die Frage: weiterlesen ja oder nein? Die Master Edition ist auf jeden Fall ein schönes Ding, wenn ich auch sagen muss: andere Werke CLAMPs kann ich mir eher als Master Edition vorstellen. Einfach weil spätere Werke bereits routinierter und raffinierter gezeichnet sind. Zu xxxHolic (auch einer meiner Lieblinge von CLAMP) erscheint bereits eine solche ab März 2024 bei Egmont. Eine englische Sammelausgabe von Clover erschien bei Kodansha ebenso wie eine englische Premium Collection von Tokyo Babylon bei Yen Press. Die Master Edition von Manga Cult hat aber eben schon eine feine Aufmachung und wenn ich früher auf den Zug aufgesprungen wäre, würde meine Antwort wahrscheinlich trotz des Preises „ja“ lauten. Heute bin ich mir noch unschlüssig. Für CLAMP-fans ist es jedenfalls eine spannende Zeitreise zu den Anfängen vieler ihrer Motive und Wiedererkennungsmerkmale.

In „angelesen“ sammle ich die Eindrücke von Buchreihen, die ich lese. D.h. insbesondere von Manga und Comics, die ich noch nicht abgeschlossen habe und deswegen nur als Teil eines Ganzen betrachten kann. Wer andere Literatur sucht und die Meinung zu abgeschlossenen Reihen, findet die in ausgelesen, einer weiteren Rubrik hier im Blog.

Eine Antwort

  1. […] all dem gab es Manga. Ich habe die Fantasyreihe RG Veda weitergelesen, aber wie hier angedeutet sind es dann doch die Bibliotheksbände geworden. Sehr gut gefallen hat mir der erste Band von […]

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