Letztes Wochenende habe ich es angekündigt: der Oktober steht im Zeichen des Horror- und Mysteryfilms und Psychothrillers. Es ist shOKTOBER! Aus einem Pool aus Filmen habe ich mir also letztens was nettes rausgesucht und möchte euch berichten wie gruselig und shOKTOBER-würdig das so war. Mit dabei: 4 Filme (!) – da hab ich glaube ich erstaunlich gut vorgelegt, eine Serienstaffel (!) und … ein Podcast, den ich legendär finde. Der war nicht angekündigt.
Gesehen:
Auf die Reviews zu Stephen Kings Es und Bag of Bones verzichte ich an dieser Stelle – die habe ich letztens in der Kurzreview-Reihe „7ème art: Verfilmungen aus Stephen-King-Romanen“ vorweg genommen.
Cronos
Der Antiquitätenhändler Jesus Gris (Federico Luppi) findet in einer Engelsstatue ein seltsames, goldenes Artefakt, dass an einen Käfer erinnert. Wenig später verkauft er die Statue an Angel de la Guardia (Ron Perlman), den grobschlächtigen Neffen eines Großindustriellen. Ohne Artefakt. Als sich Jesus das mysteriöse Teil genauer ansieht, startet er einen Mechanismus, durch den sich das Gerät in sein Fleisch bohrt. Erschrocken reißt er es ab. Als er sich kurze Zeit vitaler und jünger fühlt, fragt er sich, ob es etwas mit dem Artefakt zutun hat? Die La Guardias kennen die Antwort, sie sind nach wie vor hinter dem Gerät her. Und sie haben einen Vorteil: sie kennen die Nebenwirkungen des sogenannten Cronos-Device. Guillermo del Toros Regiearbeit von 1993 ist ein meines Erachtens nach genreloser Film, der v.A. dramatisch ist, manchmal skurril-lustig, Thrillerelemente hat und einige Male schockt. Aber auf ganz moderatem Level und auf eine teils eher psychologische Art. Dabei wird viel Neugier auf die Cronos-Device geweckt und was sie aus den Menschen macht – darüber hätte ich auch gerne mehr erfahren. Mein Kritikpunkt ist hier, dass die Zeit nicht so ganz optimal genutzt wurde. Es ist zwar sehr schön, dass der Fokus auf den zwischenmenschlichen Beziehungen liegt, aber ich hätte zu gern mehr über die Hintergründe erfahren oder die Situation noch mehr eskalieren sehen wollen. Die neue Interpretation des Vampir- und/oder Zombiemythos ist stark! Wurde aber zu wenig ausgespielt. So ist Cronos ein guter Film, der ein paar moralische Fragen aufwirft und mit der düsteren Stimmung halloweentauglich unterhält, aber vielleicht etwas von seinem Potential verschenkt.
(8/10)
Black Sheep
Black Sheep ist eine neuseeländische Horrorkomödie – ich möchte fast sagen eine Satire auf das Horrorgenre. Henry Oldfield (Nathan Meister) kehrt nach Jahren zurück auf die Farm, auf der er einst aufgewachsen ist. Durch einen üblen Streich seines Bruders zu Kindheitstagen hat er eine fiese Phobie vor Schafen und den Therapeuten schon auf der Kurzwahl, um den Ausflug zu überstehen. Er hat ja keine Ahnung, dass plötzlich eine Epidemie unter den Schafen ausbricht, die die Flauschis in menschenfressende Zombie-Schafe verwandelt. Konfrontationstherapie der krassen Art, würde ich sagen … .
Ich fand den Film richtig genial – anfangs. Irre lustige Horrorsatire. Als Henry Hilfe von seinem Kumpel Tucker (Tammy Davis) und der Öko-Aktivistin Experience (!!!) (Danielle Mason) bekommt, wird es sogar noch lustiger und die Aktivisten werden ordentlich aus Korn genommen. Im Prinzip ist der Film sehr billig gemacht, aber ohne billig auszusehen. Hier und da etwas Einsatz von Animationen und Puppen, aber auf einem Niveau das okay ist. Der Rest der Szenen besteht aus Schafen, die in den menschlichen, blutigen Überresten bereits drinstehen. Blut fließt genug, aber nicht immer werden die blutrünstigen Schafe beim Anfallen der Menschen gezeigt. Das tut der Sache keinen Abbruch, erspart uns häßliche Szenen und häßliche Animationen und funktioniert trotzdem. Ich fand es ja auch noch okay, dass die Menschen Blutdurst an den Tag legen, wenn sie von Schafen gebissen wurden. Was darüber hinausging, fand ich hingegen dann ziemlich doof und es hagelt Punktabzug. Nichtsdestotrotz: ich hatte viel Spaß 🙂 Für einen lustigen Gore-Filmabend mit Freunden eine super Wahl, sehr halloweentauglich-klamaukig. Zur Krönung findet ihr unter der Wertung noch die besten Zitate aus dem Film. 😉
(6/10)
„Ach du meine Güte!!!“ – „WAS?“ – „Das Feng Shui in diesem Raum ist furchtbar!“
„Das Vieh beißt doch nicht.“ Tjaha …
„Oh, ein Schaf!“
„Gehts dir gut?“ – „Mir wird’s nie wieder gut gehen.“
„Vielleicht wird’s ja nicht so schlimm.“ Ha …
Penny Dreadful Season 1
Die Handlung der ersten Staffel wird in 8 Episoden erzählt und versetzt uns ins viktorianische London um etwa 1891. Sir Malcolm Murray (Timothy Dalton) und Vanessa Ives (Eva Green) sind auf der Suche nach Murrays Tochter. Als sie den „Westernhelden“ Ethan Chandler (Josh Hartnett) für ihre Aufgabe gewinnen, hat dieser keine Ahnung womit er es aufnimmt. Vampire – Geschöpfe der Nacht. Aber auch die Vergangenheit seiner Auftraggeber und die Menschen in ihrem Umfeld tragen düstere Geheimnisse mit sich herum und sind nicht alle das was man als normal bezeichnen würde.
Alles was ich verrate, könnte zuviel sein. Verhängnisvoll. Ich selber kannte nur den Trailer und ein, zwei kurze Reviews und ich bin froh, dass ich mich nicht mehr über die Serie belesen habe. So blieben mir einige Überraschungen und das war gut so. Sehr gut. Einen etwas längeren, nicht-spoilerfreien Artikel mit Diskussionen über die Staffel schicke ich mal im Laufe der Woche in die Runde – ihr kennt ja meinen Diskussionsbedarf. Zwar habe ich insbesondere beim Finale relativ viel von dem was passiert genauso kommen sehen, dafür haben mich aber fast alle Folgen zuvor mächtig überrascht. Halloween-tauglich? Mh … wenn man drauf steht, ja. Ich steh drauf. Es ist eine düstere Serie, die v.A. die inneren Dämonen der Charaktere behandelt und die Tragik ihrer Existenzen. Ich habe mich einige Male gegruselt, es ist einige Male sehr blutig, v.A. hat es aber diesen psychologischen Horror, den ich sehr mag. Mich hat so manche Folge noch einen Tag später beschäftigt. Was ich sehr mag ist die „Kaputtheit“ der Charaktere – das sind alles keine Helden im üblichen Sinne und wir erleben kein zweites „Die Liga der außergewöhnlichen Gentleman“, auch wenn es anfangs so wirkt. Außerdem sind unsere kaputten Antihelden jeder für sich. Die fassen sich nicht alle an den Patschehändchen und reden über ihre Vergangenheit. Wir sehen hier vielleicht nicht das Werk mit den schlimmsten moralischen Fragestellungen, aber eine schöne Neuinterpretation klassischer Horrorliteratur mit doppeltem Boden.
(10/10)
Tipp: Podcast „Welcome to Night Vale“
Mir kam vor kurzem wieder ein Podcast in den Sinn, über den mal bei Trackback berichtet wurde. (Tatsächlich weil der wohl so gehypt wurde, dass die Macher Tourneen veranstalten … man stelle sich das vor.) Ich höre kaum Podcast, aber jetzt im shOKTOBER würde der bestimmt gut passen, dachte ich mir. Denn „Welcome to Night Vale“ ist eine Radioshow über die Wüstenstadt Night Vale in Amerika. Der Radiomoderator berichtet also von den jüngsten Geschehnissen, Verkehrs- und Polizeidurchsagen („Don’t talk to the hooded creatures in the dog park!“) und Veranstaltungen im beschaulichen Night Vale. Beschaulich? Naja. Da passieren Dinge, die in etwa so gewöhnlich sind wie die Geschehnisse in Stephen-King-Horrorromanen und der Moderator kommentiert das sehr trocken in seiner Show. Der Alltag in Night Vale ist … anders. Aber es ist nicht nur vorrangig gruselig, sondern die meiste Zeit auch grotesk und mitunter sehr lustig. Wer augenzwinkernden Horror mag, wird das bestimmt sehr mögen. 🙂 Ich finde es außerdem toll, mir Folge für Folge ein immer bunteres Bild von Night Vale malen zu können. Nach gewisser Zeit ist immer mal wieder die Rede von Charakteren, über die schon Mal berichtet wurde. Ich finds genial! In dem Sinne „If you see something, say nothing!“
Was stand bei euch auf dem Programm? Kennt ihr einige der oben genannten Medien und wenn ja wie gefallen sie euch? Habt ihr eigentlich noch mehr Podcast-Empfehlungen für mich? Also generell und welche die halloween-tauglich sind? Was ist eigentlich eure liebste Horrorsatire? Oder findet ihr das Genre der Horrorkomödie doof?
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