Ridley Scott hat diesen Film wahrscheinlich nicht gemacht, weil er ein begeisterter, tief-gläubiger Christ ist. Soviel war schon von Anfang an klar. Was ich nicht mal unbedingt erwartet habe ist aber, dass mir Exodus echt gut gefallen hat. Spoilerfrei.
Worum gehts?
Moses (Christian Bale) wächst wie ein Bruder neben Ramses II (Joel Edgerton) als Teil der königlichen Familie von Pharao Sethos I auf. Es ist kein Geheimnis, dass er in Hinblick auf viele Dinge als Thronfolger besser geeignet wäre als Ramses. Er interessiert sich für Politik und Staatsgeschäfte, er funktioniert auf dem Schlachtfeld und er ist gerechter. Er weiß, dass er nicht jedes Unrecht ändern kann, aber er hat eine Meinung. Aber er wird kein Thronfolger, weil er nicht vom Pharao abstammt. Eines Tages erfährt er vom ältesten Nun (Ben Kingsley), dass er hebräische Eltern hat, also eigentlich als Sklave geboren ist. Die Israeliten in Ägypten arbeiten unter menschenunwürdigen Umständen und werden aufgrund ihres Glaubens ausgegrenzt. Schließlich gilt in Ägypten der Pharao als Gott – eine andere Lehre kann daneben nicht akzeptiert werden. Moses kann nur schwer mit dieser Erkenntnis umgehen und als sich das Gerücht verbreitet, wird er ins Exil geschickt. Nach vielen Jahren empfängt er dort von einem Jungen nebst eines brennenden Busches eine Botschaft, die ihn auffordert die Israeliten aus Ägypten zu befreien. Wo kommt der Junge her? Woher weiß er all das? Hat gerade Gott zu ihm gesprochen?
Hintergrund
Neulich habe ich im Blog schon Mal die Kontroverse angeschnitten, die Ridley Scott mit dem Film ausgelöst hat. Ein in Ägypten spielender Film mit westlichen Darstellern – ginge das nicht anders? Musste man Christian Bale nun mit Bräunungspaste vollschmieren, anstatt einfach auf Darsteller aus der Region zurückzugreifen? Scott war da ziemlich offen und hat gesagt wie es ist, auch wenn es weh tut. Ohne bekannte Namen, hätte er den Film nicht finanziert bekommen. Traurig, aber wohl leider wahr.
Fazit
Der Film thematisiert zum Großteil auch Moses Schwierigkeiten sich mit dem anderen Weltbild und der anderen Religion zu definieren. Er ist nicht damit aufgewachsen, was aber auch nicht bedeutet, dass er aufgrund seiner Herkunft die Religion automatisch annimmt. Er fühlt sich auch nicht den Kräuterhexen-mäßigen Bräuchen der Gefolgsleute des Pharaos verpflichtet, sondern ist was das betrifft vielleicht sogar ein Freigeist. Erst ein surreales Erlebnis ist der Auslöser dafür, dass er all diese Umstände und angeblichen Wahrheiten nach und nach akzeptiert. Und selbst dann bleibt er ein Kritiker und prangert die Schärfe und Härte der Plagen an. Damit ist Moses eigentlich eine Figur mit der sich viele meiner Meinung nach identifizieren könnten. Am ehesten ist noch der Unmut einen vermeintlichen Bibelfilm zu schauen der Knackpunkt. Soviel kann ich aber schon Mal sagen: ein Bibelfilm ist das nicht wirklich. Ridley Scott hat hier einen Actioner geschaffen, der an eine der wahrscheinlich mitreißensten Schilderungen aus der Bibel angelehnt ist. Für einen Bibelfilm ist da aber viel zu viel freie Interpretation drin. Stattdessen wird hier auf Action gesetzt und ein wenig auf das brisante Thema der Religionen und gegenseitigen Akzeptanz und Toleranz, ebenso wie Ausbeutung. Und als das ist der Film ein ziemliches gutes und spannendes Lehrstück und funktioniert für mich.
Die Schwächen liegen eher in der ersten Hälfte des Films, die viel zu lang und zäh eine Basis aufbaut und Moses und Ramses charakterisiert. Da hätte man definitiv kürzen können. Ich persönlich finde es außerdem sehr schade, dass einige Stellen im Gegensatz zu der Darstellung in der Bibel geändert wurden. So hätte ich es lieber gesehen, wenn auf das Kind als Überbringer der Botschaften verzichtet worden wäre. Was war denn an dem brennenden Busch so schlecht? Dass das Kind außerdem als so kriegerisch rüberkam, fand ich bedenklich. Da empfand ich andere, frühere Inszenierungen als passender. Ansonsten geht Ridley Scott bei dem Film effekt-technisch in die Vollen. Insbesondere die Plagen greifen ineinander und sind fast durchweg der Auslöser für die nächste Plage, was nicht nur visuell gut umgesetzt ist, sondern dem ganzen auch einen akzeptablen, nicht über-christlichen Anstrich verpasst. Insgesamt hat mich aber die Akzeptanz-Frage und der Kampf für Freiheit sehr mitgenommen und ergriffen. Bei besagter Stelle am Meer habe ich fast auf meinen Fingernägeln gekaut. Die Leistung von Bale und Edgerton fand ich ausgesprochen gut, bin aber wenig überzeugt von den großen Namen, die in teilweise winzigen Rollen verwurstet werden. Wieder alles des lieben Scheins und Seins und wegen des Finanzierungs- und Prestige-Rummels? Alles in allem für mich ein mitreißender Film mit aktueller Brisanz und ein paar Schwächen. Es ist aber anzunehmen, dass jeder an den Stoff anders herangeht.
(8/10)
Menschen gucken Filme unterschiedlich … sind eure Reviews komplett objektiv? Glaubt ihr, dass es objektive Reviews gibt? Ich nicht. Meine sind subjektiv gefärbt. Aber ich versuche stets mich zu ‚bremsen‘ und ermahne mich zu Objektivität. Manche von euch wird es vielleicht interessieren, ob ich christlich bin, um einschätzen zu können wie ich dem Film bezüglich meiner Werte gegenüber stehe. Ja, ich bin gläubig: evangelisch bzw. protestantisch. Aber nicht streng, kreationistisch oder sonstwas. Man könnte sagen, dass ich ein bisschen meine eigenen Regeln und Grundsätze habe was das betrifft. Wäre Exodus ein ‚Bibelfilm‘ im klassischen Sinne, ist nicht raus, dass ich ihn mir angeschaut hätte. Habt ihr Exodus gesehen? Wie fandet ihr den? Seid ihr mit bestimmten Erwartungen in den Film gegangen? Und wie war das Publikum bei euch so? Verfilmungen von Bibelstoffen ziehen viele Leute in die Kinos und rufen kontroverse Diskussionen auf den Plan. So zu hören während des Films im Kino … und ich bin nicht der Meinung, dass man Kiddies in einen so brutalen Film mitnehmen sollte – Bibelstoff hin oder her.
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