Inhalt
In der Silvesternacht treffen sich vier Menschen zufällig auf einem Hochhaus. Was sie dort vor hatten? Herunterspringen. Sie alle hatten vor Selbstmord zu begehen, soviel ist sofort klar. Als sie sich gegenseitig ertappen und ’stören‘ ist hingegen gar nicht so klar wie es jetzt weitergehen soll. Der ehemalige Fernsehstar Martin Sharp, die alleinerziehende Mutter Maureen, der Pizzaboote JJ und die aufgedrehte, vorlaute Jess reißen kurz an, warum sie dort sind. Eins ist klar: sie können jetzt nicht mehr vollenden, wozu sie dort hoch gekommen sind. Was bleibt? Sie setzen sich ein Ultimatum und wollen sich wiedersehen und berichten, ob sich etwas in ihrem Leben geändert hat oder ob sie immer noch springen wollen.
Hintergrund
Auch wenn euch der Name Nick Hornby nichts sagt, sind euch seine Werke mit Sicherheit ein Begriff. Seine Geschichten von liebenswerten Antihelden und Personen, die zwar verrückt wirken, aber stets dem echten Leben entsprungen sein könnten kennt jeder. Nicht zuletzt, weil er schon einige Male verfilmt wurde. Zu den bekanntesten zählen dabei High Fidelity mit John Cusack und About a Boy mit Hugh Grant. Auch A Long Way Down wurde jüngst verfilmt – mit Pierce Brosnan als Martin, Toni Colette als Maureen, Aaron Paul verkörpert JJ und Imogen Poots gibt uns die Jess.
Der Titel A Long Way Down ist eine Anspielung darauf, dass der Sprung in den Selbstmord der kurze Weg nach unten ist. Der über die Treppe, ist hingegen der lange Weg nach unten. Somit spiegelt die Wahl des Titels ganz gut den schwarzen Humor der Story wider, für den Nick Hornby sehr kritisiert wurde. Ironischerweise fand ich gerade das schwarzhumorige interessant und die Konstellation, dass sich 4 potentielle Selbstmörder treffen. Wie geht es in so einer Situation weiter? Haben 4 Menschen, die sich so am Abgrund (im wahrsten Sinne des Wortes) befinden wirklich Lust über ihre Situation und Beweggründe zu sprechen? Endet das ganze gar im Kitsch und alle retten sich gegenseitig? Ist das realistisch?
Meinung
Ich hatte mir mehr von dem Buch erwartet. In punkto schwarzer Humor ist das Buch ein Volltreffer. Auch die Skurrilität der Charaktere und Situationen unterhalten sehr. Das Buch besteht aus kurzen Kapiteln, die abwechselnd aus der Sicht einer der vier Personen geschrieben sind. Dabei wechseln auch Ton und Formulierungen ein wenig – allerdings nicht in einem Ausmaß wie in Cloud Atlas. Dabei durchbricht Jess auch ab und zu die vierte Wand. Das alles täuscht aber nicht über die Schwächen hinweg. Das Thema Selbstmord wurde etwas zu lasch behandelt. Man könnte bei der Trivialität so mancher Unterhaltungen und Aktionen denken, dass die Charaktere über einen Umzug nachgedacht hätten, nicht über sowas gravierendes wie einen Selbstmord. Es findet zwar immer wieder eine Selbstreflektion der Charaktere statt, aber so richtig kommt der zündende Gedanken bei den Leuten erst sehr spät an. Oder gar nicht. Müssten in so einer Situation nicht Fragen gestellt werden wie Was erwarte ich von meinem Leben? Was lief schief? Kann ich nicht noch irgendwas ändern? – die kommen jedenfalls erst sehr sehr spät auf. Und auch, dass sich die Angehörigen oder Bekannten so gar nicht dafür interessieren was da los war, kann ich nicht nachvollziehen.
Das soll jetzt kein Verriss sein. Die Handhabe des Themas und die Sicht auf die Dinge ist so verschieden wie die Vorstellungen die ein jeder vom Leben hat. Was mich am Buch gestört hat, kannst du lieber Leser vielleicht ganz anders auffassen. Der Vorteil des Buches wird meines Erachtens nach auch ein wenig sein Nachteil. Damit meine ich, dass das Buch nicht den vorhersehbaren Weg geht. Ich hatte erwartet, dass die vier gegenseitig das Leben der anderen reparieren. Das kann man unterschiedlich auslegen 😉 (ich will nicht spoilern). Vor Allem gehen sie sich aber tierisch auf die Nerven. Ja, tatsächlich. Sie gehen sich gegenseitig auf den Sack. Und das nicht zu knapp. Der Schimpfwort-Count ist nicht von schlechten Eltern. Auf jeden Fall ist das Buch nicht der Kitsch, den ich erwartet hatte. Das ist gut! Es passieren sogar ganz viele Dinge, von denen ich nicht erwartet hätte, dass sie soweit gehen würden (Stichwort: Matt Damon). Insofern ist es ein Buch, das überrascht, das sich leicht wegliest und gut unterhält. Aber bei der Handlung und dem Umgang mit dem Thema, muss ich mich ernsthaft fragen, ob mir der vorhersehbare Kitsch nicht vielleicht doch einen Tick lieber gewesen wäre? Ich habe so ein Gefühl, dass ich das in der Verfilmung bekomme …
Fazit:
Für Leute die schwarzen Humor und Komödien mögen. Nicht für Leute, die erwarten, dass das Thema Selbstmord reflektiert wird.
„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂
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