Neulich im Kino … Review zu „Mad Max: Fury Road“

Was für ein Film. Wir haben überlegt und überlegt wann wir gehen, immer kam was dazwischen. Ich war in Hamburg, die anderen arbeiten, ich war krank, die anderen hatten was vor – aber dann sollte es endlich soweit sein. Und ich war vorbereitet. In den Wochen vor dem Kinostart habe ich mir die Mad Max Trilogie angeschaut. Mit ganz gemischten Gefühlen. Aber eins nehme ich vorweg: ich finde, er setzt der Filmreihe die Krone auf. Ach übrigens: Spoilerfrei.

Worum gehts?

„Mad“ Max Rockatansky (Tom Hardy) wird in der Einöde einer postapokalyptischen Welt überfallen und entführt. Er findet sich wieder als lebender Blutspender für die kränkelnde Privatarmee der Warboys, die dem Tyrannen Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne) dienen. Der herrscht in der Wüste über ein krankes, zahnloses Völkchen und wird verehrt, weil er Macht und Wasser hat. Während Max versucht sich aus seiner Lage zu befreien, begibt sich Imperator Furiosa (Charlize Theron) aus Immortan Joes Gefolge auf eine gefährliche Reise. Mit einem Tanker rauscht sie los, anfangs um einen Auftrag für den Tyrannen zu erledigen, weicht aber bald vom Kurs ab. Joe ahnt warum: sie hat seine Frauen, seine Brutkästen, befreit. Er hetzt seine Meute auf Furiosa und die Frauen – Max wird wird in die Verfolgungsjagd verwickelt. Und bei der werden viele ihr Leben lassen. Werden es die Frauen in die Freiheit schaffen?

Hintergrund

Mad Max: Fury Road machte zuerst auf sich aufmerksam durch jahrelange Gerüchte, das Recasting und durch die Schwierigkeiten während der Produktion. Bereits 1999 bemühte sich Miller um das Go für die Produktion des vierten Mad-Max-Films. Zig Umstände kamen dazwischen, von Finanzierung bis zu Einreisebestimmungen und letztendlich sprang Mel Gibson ab. Der spielte zuvor die Titelfigur und gab Mad Max ein Gesicht. Den Job übernimmt nun der Brite Tom Hardy (Bronson, Inception, Warrior), der auch noch für weitere Filme verpflichtet wurde. Zuerst sollte in Australien gedreht werden. Kein Wunder, schließlich sind dort die Filme Mad Max (1979), Mad Max – Der Vollstrecker (1981) und Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel (1985) entstanden und der Regiesseur George Miller ist selbst Australier. Das australische Outback gehört praktisch zur Entstehungsgeschichte der Mad-Max-Reihe. Allerdings machten zuerst die Niederschlagsmengen in Australien den Dreh unmöglich, danach die dadurch entstandene blühende(!) Landschaft. So wurde der Drehort nach Namibia verlegt. Über 10 Jahre Kampf für diesen Film. Ein alter Bekannter ist übrigens wieder mit dabei: Hugh Keays-Byrne spielt hier den Endgegner Immortan Joe. Er verkörperte auch schon Toecutter im ersten Mad Max-Film.

Miller hatte in dieser zähen Produktionshölle viel Zeit sich Hintergrundgeschichten für seine Charaktere zu überlegen. Bei Vertigo erscheinen seit Ende Mai Comics zu Mad Max Fury Road, die uns mehr über den Ursprung einzelner Charaktere erzählen. Und das sieht ziemlich vielversprechend aus. So haben auch einige Charaktere eine Geschichte, wo man nicht zwingend eine vermutet hätte wie beispielsweise The Doof Warrior – das ist der Typ, der vor einen Truck geschnallt eine flammenwerfende Gitarre spielen darf. Apropos Musik … der wahnsinnig gute Soundtrack stammt vom Niederländer Junkie XL aka Tom Holkenborg (The Dark Knight Rises), der mir eigentlich bekannt sein müsste (es aber nicht war). Sein Soundtrack gibt die Stimmung perfekt wieder, v.A. das im Score vielfach wieder aufgegriffene Theme Bothers in Arms.

Fazit

Fury Road. Der Name ist Programm. Kaum zu glauben, dass derselbe Mann, der diesen Film gemacht hat, auch Ein Schweinchen namens Babe zu verantworten hat. Mad Max: Fury Road ist bestes Action-Over-The-Top-Kino und besteht praktisch aus einer einzigen langen Verfolgungsjagd. Action mit beweglichen Zielen. Stillstand kennt der Film kaum. Sand, Sturm, Metall, Blut, Chrom, Rost, eine unwirtliche Welt. Man merkt, dass Miller mit Künstlern zusammengearbeitet hat. Komposition (bildlich und musikalisch) – eine Augenweide und ein Hörgenuss. Fast jedes Motiv im Film ist atemberaubend. Eine Farbexplosion – die Warm-Kalt-Kontraste, der Sound, die Action – kurz vor der Reizüberflutung. Die Crashs und Stunts sind nicht am Computer entstanden, das ist zu überwiegenden Teilen echt. Und man sieht es. Der Film ist kompromisslos wie Metall, das mit großer Geschwindigkeit auf Metall kracht. Bis jetzt hat jeder Mad-Max den Vorgänger in punkto Wahnsinn getoppt. Der erste fing an in einer Steppe, die noch mit Häusern nett besiedelt war. Und wo sind wir jetzt angekommen? Wo führt das noch hin, falls es mehr Filme geben wird? Kann man das toppen? Wer sich an die Filme traut muss mit den rohen, wahnsinnigen Menschen in der Erzählungen umgehen können. Mit flammenwerfenden Gitarren, zahnlosen Typen, Maschinengewehren und Warboys.

Und trotz alledem erzählt Miller eine Geschichte – echt wahr. Ob Furiosa es schafft, wo sie überhaupt hin will und was ihr Plan ist, hat für mich vollkommen ausgereicht, um mitzufiebern. Die Frauen sind die wahren Helden in diesem Feuerwerk – soviel sollten sich andere Filme ruhig auch mal trauen. Charlize Theron als Imperator Furiosa hat eine Bühne für ihr Können bekommen. Für mich eine der besten Frauenfiguren, die ich dieses Jahr im Kino erleben durfte und die beste Wahl für so eine starke Frau. Nimmt man es aber genau, ist Tom Hardys Talent vergeudet. Dass man Max Rockatanskys Geschichte auf zwei, drei Male Grunzen beschränken musste ist mir ein Rätsel. Klar, Max war schon immer maulfaul und hat erstmal damit gehadert sich einzumischen. Um zu überleben. Aber bei der Palette die Tom Hardy zu bieten hat grenzt das fast an Verschwendung. Fury Road ist kein Reboot, sondern der vierte Teil einer Reihe. Dementsprechend wird Max‘ Geschichte nicht neu erzählt und der Zuschauer muss einfach wissen, oder dank der kurzen Sequenzen ahnen, was Max in der Vergangenheit passiert ist. Doch ich kann nicht anders und empfinde die Charakterentwicklung als großen Makel eines ansonsten atemberaubenden Films. Bestes Beispiel auch Nux (Nicholas Hoult), dessen Sinneswandel von „Immortan hat mich angesehen!!/Valhalla/Chrome/Shiny/Sei mein Zeuge“ zu „Ich helfe den Frauen, koste es was es wolle“ mir nicht so richtig einleuchtete. Schöne Frauen in seiner Umgebung hin oder her. Aber das wäre mir fast nicht aufgefallen. Weil … what a movie. What a lovely movie.

(8/10)

Sternchen-8

Habt ihr den Film gesehen? Wie hat er euch gefallen? Kennt ihr die anderen Filme der Reihe? Und wie findet ihr hat er im Vergleich zu denen abgeschnitten?

18 Antworten

  1. Verstehe deine Kritik am „Maulfaulen“ Max, jedoch ist seine Geschichte im Grunde durch die Vorgänger schon lange durch erzählt. Da gefällt mir die Verlagerung auf interessantere Charaktere.

    Furiosa ist wirklich furios und wirklich sehr stark besetzt.
    Hab mich bei mir auch schon über das Action-Fest ausgelassen.
    http://tomdiander.com/mad-max-fury-road-leicht-bloede-bis-oede/

    Im Grunde ein Fest für die Sinne.
    Lieben Gruß

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, so kann mans auch sehen. Andererseits gibt es viele Zuschauer, die vielleicht von den Andeutungen her nicht kapieren was in Max‘ Vergangenheit passiert ist und die auch nicht die alten Filme schauen. Ich bin da etwas hin- und hergerissen. Zwar finde ich es toll, dass Furiosa so im Mittelpunkt steht – sich auf Frauenrollen zu konzentrieren ist ja nicht so beliebt in der Filmbranche wie man meinen könnte. Andererseits kann ich mir kaum vorstellen, dass Max‘ Charakter nicht mehr hergibt. Aber was solls… ich fands geil und er hat ja auch ein Statement abgeliefert, ohne viel zu sagen XD

  2. Freut mich, dass dir der Film auch so gut gefallen hat. Wir sehen da viel wirklich ähnlich. Speziell die künstlerischen Aspekte fand ich auch überragend. Wusstest du, dass Miller anscheinend eine s/w-Version des Films bevorzugt? http://www.ign.com/articles/2015/05/24/mad-max-fury-road-director-george-miller-demanded-black-and-white-version-for-blu-ray

    Ich freue mich schon auf die Zweitsichtung und bin mir fast sicher, dass der Film dann noch besser funktioniert.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ach siehst du mal! Ich hab bisher alle Artikel zu Fury Road abgespeichert, aber übersprungen, weil ich mir möglichst meine eigene Meinung bilden wollte. Sollte die Artikel jetzt mal nachholen 🙂
      Dass Miller die Version bevorzugt wusste ich nicht, ich habe nur gelesen, dass er eine rausbringen will zum DVD-Start. Stelle ich mir sehr interessant vor und die Version würde ich auf jeden Fall auch mal anschauen. Aber ich denke immer noch, dass ich eher der Farbenmensch bin.

  3. Sehr schön zu lesen, gerade auch mit den Hintergrundfakten 🙂
    Ich stimme dir auch sehr zu, der Fokus auf Furiosa hat mir auch gefallen. Ich fand es auch etwas schade, dass Max etwas blass blieb, da war Tom Hardy wirklich unterfordert, aber sehr dramatisch fand ich es nicht. Ich denke, man hat trotzdem sein Wesen, seine Moral und seine Geschichte gesehen.
    Gerade Nux und seine Wandlung fand ich toll. Natürlich kam sie recht schnell, aber das ist im Film ja meistens so, weil die Zeit fehlt 😉 Er ist eine Art verlorene Seele, die nach Anerkennung und einer Mission sucht. Anfangs sucht er die unter Immortan Joe, doch dann erkennt er, dass er dem nicht gerecht wird, dass er versagt hat. Er braucht eine neue Aufgabe, etwas neues, wo er sich beweisen kann, wo er Anerkennung findet. Ich sehe das bei ihm gar nicht so sehr als Seitenwechsel von Böse zu Gut (oder für ihn von Gut zu Böse), sondern einfach als Wechsel seiner Aufgabe.
    Ok, genug gelabert, ich musste das nur eben loswerden, weil ich den Charakter sooo mochte 😀

    Liebe Grüße!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Danke 🙂
      Das mit Nux habe ich auch so aufgefasst. Da er wahrscheinlich nicht die tiefschürfensde Bildung genossen hat, ist es wohl kein Wunder, dass er so einfach zu einer neuen Aufgabe zu überzeugen ist. Aber für den Charakter hätte ich mr auch etwas mehr Zeit für die Entwicklung gewünscht. Naja was solls … im Großen und Ganzen ist es ein echt guter Film.
      Ebenso liebe Grüße 🙂

  4. Hach, der ist so herrlich kaputt, dass es einfach nur Spaß macht. Über den Sinn und Unsinn der Verwendung eines ausdrucksstarken Schauspielers wie Tom Hardy kann man sich streiten, allerdings fand ich seine Art durchaus passend und genüglich. Immerhin schien er lange, sehr lange allein gewesen zu sein.

    Übrigens: „Center framed!“

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ach, cooles Video. 🙂 Ich muss gestehen, dass es mir nicht aufgefallen ist, aber das macht bei einem Film mit soviel Actionszenen, Schnitten und v.A. der Schnelligkeit Sinn. Ansonsten werden die Augen müde, schätze ich.

      1. Mir war es auch nicht aufgefallen. Aber es hat das ganze doch recht übersichtlich gestaltet und der Geschwindigkeit etwas die Hektik genommen. Mit der Müdigkeit kann es ebenfalls zusammenpassen.

  5. Sehr schönes Review! 🙂
    Ich fand den Film auch super – wenn auch völlig übertrieben xD Ich wage auch zu behaupten, dass ich an einer Stelle ein weeeenig Unrealismus gefunden habe. Der sich aber zwischen den ganzen Explosionen und dem Doof Warrior ganz wohl gefühlt hat. 😉 Und … die Gitarre ist ECHT?! :O Holy … das beeindruckt mich nun wirklich, also danke für den Link dazu! ^^
    Zu Furiosa muss ich ja nichts mehr sagen, die war mir sympathisch. ^^ Ach ja, und genau wie du war ich irritiert, dass der kleine verwirrte Warboy plötzlich von „STEEERBT AHAHAHA ICH SPRENGE UNS ALLEEEE!“ wechselt zu „Ooooh, ein weibliches Wesen! Dann helf ich denen doch, all hail the Schönheiten of the Fury Road“. Auch wenn es natürlich einfach ein Wechsel der Aufgabe gewesen sein wird, wie Frau Margarete es oben nannte. Der ärmste durchmanipulierte Kerl brauchte wohl einen Grund, um sich nützlich zu fühlen und am Leben zu bleiben. 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, nur an einer Stelle ein weeeeenig Unrealismus empfunden? 😉 Ging mir ähnlich. Aber bei manchen Filmen kann die Übertreibung feiern und bei anderen nicht. Und ich denke, dass der hier auf jeden Fall zu ersterem gehört. 🙂
      All hail the Schönheiten … gut gesagt. Wenn ich lese „All hail…“ will ich aber immer den Satz mit „…the glow cloud“ beenden. 😉

      1. Ja 😀 Das war das dämliche. Der gesamte Film ist schließlich völlig übertrieben, aber wenn dann was timingtechnisches innerhalb des unrealistischen Universums nicht passt, dann stört mich das wieder. ^^ Jepp, habe aber auch schon von einem Kollegen gehört, dass er den Film grässlich und übertrieben und hirnlos fände und selbst wo er doch manchmal Ballerfilme mögen würde diesen Film für vollkommenen Schwachsinn hielte. Ist wohl nicht jeder für’s Überleben in der Wüste mittels Gemetzel und Flamethrower-Gitarristen geeignet … xD
        Stimmt ja! ^^ Ich bin immer noch nicht weiter gekommen. Bei Podcasts lasse ich mich sooo leicht ablenken. 🙁 Ich mache dann immer was anderes „nebenher“ und stelle nach 10 min fest, dass ich seit 5 min nicht mehr zuhöre …

        1. Avatar von Miss Booleana
          Miss Booleana

          Na also das gerade Männer und Actionfilmliebhaber dem nichts abgewinnen können, wundert mich doch ein klitzekleines bisschen. Wasn da los? Ich schätze mal, dass der Film in die Kategorie „Fischermans“ gehört: sind sie zu stark, bist du zu schwach. XD Der Gedanke macht mir gerade Spaß. 🙂

          Das geht mir bei Podcasts auch schnell so. Deswegen höre ich auch keine Hörbücher, da tritt derselbe Effekt auf. Da finde ich den Schaden aber größer. Welcome to Night Vale habe ich aber sehr gesuchtet, seitdem sie mal sowas wie einen Story Arc hatten und ein Thema praktisch abgeschlossen haben. Das fand ich doch echt spannend. Das FInale ging scheinbar einher mit einem Live Event, den kann man in 2 Episoden dann auch hören und man, ich wäre echt gern dabei gewesen, muss ich sagen.

          1. XD Ich werde es ihm bei Gelegenheit mal mitteilen. Also vielleicht besser nur dann, wenn er gute Laune hat. 😀

            Hach ja. Zeit und so, ne? Das Thema hatten wir ja glaube ich schon ein paar Mal. Too many Internets, too little time! :<

  6. […] The­rons Figur Impe­ra­tor Furiosa ist das Zen­trum der Hand­lung des 4. Mad Max Films, der in die­sem Jahr erschie­nen ist und als einer der gro­ßen Hits des Kino­jah­res gilt. […]

  7. […] the publis­her or the gra­phic artist. Found on: filmfutter.com, link to Image Source The pos­ter art copy­right is belie­ved to belong to the dis­tri­bu­tor of the film, the […]

  8. […] In the Mood for Love – Der Klang der Liebe 32. I Origins – Im Auge des Ursprungs 33. Mad Max: Fury Road 34. Ratatouille 35. James Bond 007 – Casino Royale 36. Snow Cake / Der Geschmack von Schnee 37. […]

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