Serienlandschaft: Kurzreviews – u.a. Penny Dreadful Season 2 , Outlander Staffel 1, The Affair Season 1, …

Die Serienlandschaft ist diesen Moment so plötzlich da … ich wollte bevor dieser Beitrag online geht noch ‚Jonathan Strange & Mr. Norrel‘ zu Ende geschaut haben. Aber es ist Sommer und es ist viel los, da kann man schwer widerstehen. Eine andere Entwicklung, die ich nicht gerade toll finde ist das Verschwinden der Serien aus dem Free-TV. Nicht nur, dass viele Serien eine Sommerpause machen und erst im September wiederkommen (‚Person of Interest‘ beispielsweise), manche wurden auch klammheimlich aus dem Programm genommen, weil sie scheinbar nicht gut angenommen wurden. So gesehen bei ‚Bates Motel‘ Staffel 2 und meinem Guilty Pleasure ‚Teen Wolf‘ Staffel 3. Schade, mehr kann ich kaum dazu sagen. Aber jetzt zurück zum Thema: Reviews. Es gilt – wie immer – spoilerfrei für die Staffel, die ich bespreche. Nicht spoilerfrei für vorangegangene Staffeln.

‚Outlander‘ Staffel 1

Ich nehme gleich vorweg, dass ich die Bücher nicht gelesen habe. In der Schulzeit hat eine Freundin von mir sie verschlungen, deswegen waren mir Diana Gabaldons Bücher aus der sogenannten Highland-Saga, auf denen die Serie basiert, ein Begriff. Jeher war meine Meinung, dass wenn man den Stoff falsch anpackt, ganz großer Mist dabei rauskommen kann. Die Geschichte handelt von der Krankenschwester Claire Randall (Caitriona Balfe), die während einer Schottlandreise kurz nach oder während des zweiten Weltkriegs einen Steinkreis berührt, in Ohnmacht fällt und im Jahr 1743 erwacht. Sie ist geschockt, rennt mitten in einen handfesten Konflikt zwischen Engländern und Schotten und wird von den Schotten zur Burg Leoch verschleppt, wo sie erst einmal unterkommt. Sie kennt die damalige Zeit nicht, spricht kein Gälisch und muss sich irgendwie in der für sie unerklärlichen Situation durchschlagen. Dabei ist Claire ein heller Kopf und macht sich durch ihre Fähigkeiten als Krankenschwester unverzichtbar. Sie flickt die Männer des Lords von Leoch wie Jamie Fraser (Sam Heughan) nicht nur einmal zusammen und sie müssen ihr nicht nur einmal das Leben retten. Wie soll sie hier leben? Wie soll sie nach Hause kommen – in ihre Zeit?

Outlander ist (man verzeihe mir den Begriff) die Frauen-Serie unter den Historienspektakeln, die mit Sexszenen gespickt sind. Es gibt das volle Spektrum in dieser Serie: das historische Setting, reale geschichtliche Konflikte, rauen Umgangston, geschichtliche Akkurratesse, Spannung, Wendungen – und Sex. Jede Menge Sex. Und dass aus Sicht einer Frau. Und das muss den Vergleich mit Serien wie Die Tudors nicht scheuen, im Gegenteil, ich finde Outlander beansprucht im Gegensatz dazu auch noch ein bisschen das Köpfchen der Zuschauer. Nicht der Mann spielt hier die 1. Geige, sondern die Bedürfnisse einer Frau und wie sie die Dinge erlebt. Die weiblichen Serienjunkies werden mir zustimmen, dass in anderen Serien dieser Art, die Frauen meist nur nette Zierde sind, geschweigedenn, dass sie Heldinnen sind oder sowas wie Bedürfnisse, Ängste und Profession haben. Outlander macht auch nicht dümmer. Im Mittelalter sind die Behandlungsmethoden rau oder nicht vorhanden und es steht schlecht um das medizinische Fachwissen. Wie Claire sich durchschlägt ist sehenswert. Die Kulissen und Kostüme, der ernste Ton der Serie, die durch die literarische Vorlage sichergestellte Bemühtheit um historische Genauigkeit macht aus Outlander eine ernstzunehmende Serie. Auch wenn die Prämisse für einige vielleicht wenig vielversprechend klingt. Das Team hinter Outlander hat mächtig gute Arbeit geleistet, den Stoff so umzusetzen, dass die Zeitreise-Highland-Romanze keine ulkige Schmonzette wird und erscheint mir – ohne die Vorlage zu kennen – als eine der besseren Umsetzungen einer Vorlage aus der Literatur. Besonders gut hat mir auch der Soundtrack von Bear McCreary gefallen inklusive des fantastischen Openings. Worunter Outlander dann doch leidet ist die gleichförmige Erzählweise. Konflikt baut sich auf, Claire kommt in missliche Lage, große Wende, Cliffhanger am Ende der Episode. Das wird auf Dauer eintönig. Leider empfand ich auch das Geschehen gegen Ende der Staffel sehr zäh und wesentlich uninteressanter als die erste Hälfte der Staffel. Das Martyrium eines Hauptcharakters in der letzten Episode ist kaum nachvollziehbar verglichen mit dem was Frauen zur damaligen Zeit mitunter aushalten mussten. Aus zuverlässiger Quelle weiß ich aber, dass das kaum in der Serie darstellbar gewesen wäre – oder nur in einer FSK 18-Version. Wie dem auch sei: ich finde die Serie wird zurecht gehypt, ich habe Blut geleckt und freue mich sehr auf die zweite Staffel, die hoffentlich den hohen Standard der ersten Episoden der ersten Staffel aufrecht erhält.

(7/10)

Sternchen-7

‚Penny Dreadful‘ Season 2

Das außergewöhnliche Team um Sir Malcolm Murray (Timothy Dalton) sieht sich einer neuen Gefahr ausgesetzt, als Vanessa (Eva Green) und Ethan Chandler (Josh Hartnett) von einer Art Furie angegriffen werden. Vanessa kennt diese Wesen: sie sind Nightcomer, oder anders: Hexen. Und sie ist sich sicher, dass sie wegen ihr gekommen sind, um sie auf ihre Seite zu ziehen. Währenddessen werden fast alle der Begabten von ihrer Vergangenheit eingeholt, nicht nur die hellsichtige Vanessa. Ethan Chandler wird wieder ein Verdächtiger im Zuge von Ermittlungen grausamer Mordfälle und ihm begegnen bekannte Gesichter. Victor Frankenstein (Harry Treadaway) kommt Calibans (Rory Kinnear) Forderung nach einer Braut nach und es bahnt sich ein Drama an, dass er nicht annähernd hat kommen sehen. Dorian Gray (Reeve Carney) versucht über Vanessa hinwegzukommen und baut sich ein Leben auf, scheint die richtige Person an seiner Seite gefunden zu haben. Dass Sir Malcolm in eine Falle geraten ist, fällt hingegen erst auf, als es schon längst zu spät ist.

Während ich von Staffel 1 sehr begeistert war, hatte ich mit der 2. Staffel einen schweren Start. Ich hatte mir tatsächlich mehr erwartet. Nach der ersten Staffel habe ich keine schwachen Charaktere mehr erwartet, sondern welche die an den jüngsten Ereignissen gewachsen sind. Man nehme mal nur Vanessa selbst, die ihre inneren Dämonen scheinbar besiegt hatte. Sicherlich zu einem Preis, aber ich hatte doch erwartet, dass sie ihre Fähigkeiten nutzt und ausbaut und damit umzugehen lernt und nicht schluchzt und zittert bei der neuen Bedrohung. Was mir ausgesprochen unangenehm in den ersten paar Episoden aufgefallen ist, dass Details über Vanessas Vergangenheit bekannt wurden, deren Enthüllung in Staffel 1 bereits Sinn gemacht hätte, aber unerwähnt blieb. Das hinterlässt den Eindruck, dass die Serie nicht wirklich auf lange Sicht geplant wurde – man merkt’s und das ist sehr schade. Auch dass Vanessa die Urheberin allen Übels nicht von vornherein entlarvt, kommt mir seltsam vor. Das hat maßgeblich mit meinen eigenen Anforderungen an die zweite Staffel zutun. Was ich anfangs vermisst habe, kommt aber durchaus im Laufe der Staffel durch und mündet in einem Staffelfinale, das diesen Namen auch verdient hat. Im Gegensatz zum etwas spannungsarmen Finale der ersten Staffel erleben alle Charaktere eine Schlussfolgerung, einen Schiedsspruch, ein Finale oder schlichtweg Schicksal. Manches überrascht, anderes läuft in Bahnen die man erwartet, die praktisch vorgezeichnet waren, aber dennoch spannend sind. Wie sich dabei die Pfade der außergewöhnlichen Figuren kreuzen, ist ein meisterhaftes Geflecht, das wie bereits in Staffel 1 die Erwartung weckt, dass alle nur einen Millimeter von der Katastrophe entfernt sind. Jeder Serie, der Charakterentwicklung und Geschichte fehlt, empfehle ich einen Blick auf Penny Dreadful Season 2 zu werfen, denn die hat massig davon. Anfangs wirkte es zwar so, als ob es wieder etwas unausgeglichen wäre und Vanessa etwas überstrapaziert wird, aber die Konflikte der anderen Figuren werden mit Pauken und Trompeten aufgearbeitet und ich kann kaum sagen wessen Schicksal gegen Ende der Staffel mich mehr mitgerissen oder schockiert hat. Vor Allem nach dem Start, an dem ich viel zu meckern hatte. Ein interessanter Aspekt ist wieviele starke Frauen die Staffel zu bieten hat und damit nicht nur den Bechdel-Test crasht und mit gutem Beispiel voran geht, sondern im wahrsten Sinne des Wortes die Geflechte der Gesellschaft zu sprengen droht. Besonders überrascht war ich mal wieder von Eva Green, sowie Billie Piper als Brona bzw. Frankensteins Braut und von Patti LuPone als Joan Clayton. Starke Nummer. Starke Charaktere und Darsteller. Früher dachte ich immer, dass Hexen nicht spannend oder furchterregend sind. Zwar habe ich mich vor anderen in dieser Staffel noch mehr gefürchtet, aber ab jetzt sage ich nichts mehr gegen Hexen.

(9/10)

Sternchen-9

‚Extant‘ Staffel 1

Molly Woods (Halle Berry) kehrt nach 13 Monaten aus dem All zurück. Die Astronautin war an Bord der Forschungsstation Seraphim und nach über einem Jahr Isolation kehrt sie zurück zu ihrer Familie. Ihr Mann John (Goran Višnjić) ist Robotiker und forscht auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Sein Magnum Opus sind Humanics, humanoide Roboter mit künstlicher Intelligenz, die perfekt menschlich aussehen und wie Menschen aufwachsen und lernen sollen. Der Prototyp Ethan (Pierce Gagnon) ist im Grundschulalter und lebt bei Molly und John wie ihr Sohn. Für John ein Traum, für Molly manchmal schwer zu akzeptieren. Vor Allem als sie von seltsamen Visionen geplagt wird und erfährt, dass sie schwanger ist. Die Empfängnis hätte an Bord der Seraphim stattfinden müssen, was vollkommen unmöglich ist.

Spannende Idee; namhafte, talentierte Schauspieler und Budget. Alles da. Wie konnte das schief gehen? Tatsächlich wollte ich Extant sehen, seitdem ich das erste Mal von der Serie gehört habe und aufgrund des Casts wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass die Serie so banal ausfällt. Die Enttäuschung war groß. Die Geschichte schwächelt extrem und baut die spannende Grundprämisse nicht aus. Es wurde immerhin ein Fehler von vielen Sci-Fi- und Mysteryserien umgangen: die große Auflösung erfolgt nicht erst zum Staffelfinale oder wird Staffel um Staffel aufgeschoben, sondern man muss sich lediglich einige Episoden im Warten üben. Das Warten ist aber schon zuviel. Extant ist voller Wiederholungen ohne Begründung, teilweise möchte ich sagen ohne Verstand: Ethan reißt aus, Ethan haut ab, alle rennen Ethan hinterher. Mollys Baby ist verschwunden, Mollys Baby wird entführt, Mollys Baby läuft weg – und alle laufen hinterher. Laufen, fahren, Hysterie, laufen, schreien, laufen, Hysterie. Ja gut und irgendwann trifft man sich eben wieder in Mollys Wohnung. Immer und immer wieder bis zum Ende der Staffel. Das ist nicht nur spannungsarm und redundant, die Charakterzeichnung ist genauso dünn wie die Story. Molly wird als hysterisch dargestellt, hinterfragt kaum etwas und rennt immer wieder mit der immer wieder gleichen Begründung in die Falle. Ebenso mit allen anderen Charakteren, Ethan mal ausgenommen, der viel über das menschliche Leben lernt und schon bald nicht mehr weiß was wahr ist, woran er glauben und wem er vertrauen soll. Ethans Geschichte erschien mir anfangs als langweilige Nebenhandlung die dem Thema KI in Film und Serie nichts Neues hinzufügt außer die bereits bekannten Plattitüden. Gegen Ende der Serie macht Ethan aber mehr aus als die eigentliche Geschichte um Molly und das mysteriöse Baby. Das war eine positive Überraschung. Apropos Nebenhandlungen: aus Hiroyuki Sanada als mysteriösen Forscher Hideki Yasumoto, der ein dunkles Geheimnis hat (ich habe da ein Déjà-Vu, wenn ich an Helix denke) hat man auch verblüffend wenig gemacht. Neben all diesen Kritikpunkten macht das offensichtlich sehr große Budget die Serie noch weniger ernstzunehmend. Scheinbar leben alle Menschen in dieser Zukunftsvision in stylischen Gebäuden; haben gläserne, superschmale Handys und elektrische, autonom fahrende Autos. Yeah. Nicht. Kaum zu glauben, dass Steven Spielberg ausführender Produzent dieser blutleeren Inszenierung ist, die statt auf Style mal auf das Drehbuch hätte achten sollen. Die hätten ihren Setbauer mal den Produzenten von Sühne (siehe unten) ausleihen sollen.

(3/10)

Sternchen-3

‚The Affair‘ Season 1

Altbekannte Geschichte oder altbekannte Geschichte mit einem Kniff, der alles ändert? Ich sage letzteres. Die Fami­lie Sol­lo­way, Vater Noah (Domi­nic West), Mut­ter Helen (Maura Tier­ney) und die vier Kin­der fah­ren in den Urlaub auf Long Island zu Helens gut situierter Fami­lie. Ihr Vater ist ein erfolg­rei­cher Schrift­stel­ler, sie haben Kohle und first world problems ohne Ende. Noah hin­ge­gen ist ein bis­her erfolg­lo­ser Schrift­stel­ler, was stän­dig zu Rei­be­reien mit sei­nen Schwie­ger­el­tern führt, die ihn gerne als Loser abstempeln. Er begeg­net im Urlaub der Kell­ne­rin Ali­son (Ruth Wil­son), die irgend­wie zer­brech­lich, irgend­wie ver­füh­re­rich wirkt und mit der es so ganz anders ist als mit sei­ner chao­ti­schen, zerstrittenen, anstrengenden Fami­lie. Beide beginnen eine Affäre und schon wirkt die Handlung von The Affair wie tausendmal gesehen. Ist es aber nicht. Mitten in jeder Episode gibt es nach der Hälfte einen Cut und wir sehen die Geschichte nochmal von vorn. Denn jede Episode wird einmal aus der Sicht von Noah und einmal aus der Sicht von Alison erzählt. Jahre später sitzen beide nämlich auf einem Polizei-Präsidium und werden verhört wegen eines Todesfalls. Was ist passiert? Und welche Version ist echt?

Ich glaube die Lösung liegt irgendwo dazwischen. Aber das schöne an The Affair ist: davon kann sich jeder selbst überzeugen. Es ist erstaunlich wie entlarvend das Spielprinzip der Serie ist. In Noahs Geschichte ist Alison eine Verführerin, ihre Röcke meistens deutlich kürzer. Sein Drama, das Zerfallen seiner Familie, seine nicht vorhandene Karriere und rostende Träume sind von Bedeutung und machen ihn menschlich. In Alisons Variante ist er platt, macht sich wenig einen Kopf und sie ist ein Opfer ihrer traurigen Vergangenheit. Wir erleben hier ihre Sicht der Dinge, ihre individuelle Wahrnehmung. Mal überlegen: wie oft haben wir das schon erlebt, dass wir eine Situation ganz anders wahrgenommen haben als andere? Oder sogar uns selbst anders wahrgenommen haben, als es andere tun? Ein höchst spannendes Spiel, dass sich nicht nur auf Noah und Alison beschränkt. Die Geschichte bekommt zusätzliche Tiefe durch das Spiel der Charaktere. Dominic West und allen voran Ruth Wilson sind großartig. Es gibt eine Episode gegen Ende der Serie, in der mich Ruth Wilson zu Tränen rührt und mich im Mark erschüttert hat. Insgesamt ist The Affair für mich eine der größeren Serienüberraschungen, die eine glatte 10 von 10 wäre, wenn nicht die Geschichte so langsam starten würde.

(9/10)

Sternchen-9

‚Sühne‘ (贖罪, ‚Shokuzai‘)

Kiyoshi Kurosawa (Pulse, Rofuto) inszeniert in dieser 5-teiligen Miniserie die Geschichte von Asako Adachi (Kyōko Koizumi), deren Tochter Emily (Hazuki Kimura) im Grundschulalter ermordet wird. Vier Freundinnen waren Zeugen und haben den Mann gesehen, mit dem Emily mitgegangen ist. Alle Mädchen sagen aber aus sich nicht mehr an den Täter erinnern zu können. Asako ist am Boden zerstört und kann kaum fassen wie sich die Kinder verhalten und glaubt nicht daran, dass sie durch den Schock das Gesicht des Mannes vergessen haben. Sie ermahnt die vier Mädchen, entweder sie werden ihr den Mörder liefern und helfen ihn zu finden oder sie müssen ihr Leben lang dafür büßen. Fünfzehn Jahre später trifft Asako die nun jungen Frauen wieder – und jede geht mit ihrem Versprechen anders um. Den vier jungen Frauen wird jeweils eine Episode gewidmet, die letzte Episode ist das Asako-zentrierte Finale.

Kanae Minato schrieb die Vorlage zu Shokuzai, ebenso wie die Literaturvorlage zu Kokuhaku (Geständnisse), dessen Verfilmung ein Sensationserfolg war. Die Frau haut seit 2008 jährlich zwei Bücher oder mehr raus. Die Themen von Shokuzai und Kokuhaku ähneln sich: es geht um Rache, Wiedergutmachung, Buße und um Verluste. Ähnlich wie in Kokuhaku kann die Aneinanderreihung von Extremsituationen unwahrscheinlich, künstlich und überkonstruiert wirken. Wenig hilfreich ist dabei, dass die Schauspieler stellenweise sehr hölzern und theatralisch agieren. Japanische Serien und Filme sind für westliche Sehgewohnheiten manchmal ungewöhnlich, weil sie weitaus weniger überspritzt und überdramatisiert sind. Das kann sehr erfrischend sein und ich mag das üblicherweise ganz gern. Wirkt auf mich häufig realistischer. Allerdings findet man in Shokuzai nur die zwei Extreme: mal zu wenig, mal zu abgewetzt theatralisch. Sehr unangenehm ist mir auch die unterschiedliche Ausstaffierung der Kulissen aufgefallen und die szenische Umsetzung insgesamt. Wie wenig Kulisse und Requisiten zum Einsatz kommen ist besonders in der ersten und zweiten Episode frappierend. Man hat fast den Eindruck, dass der Drehort eben erst ausgesucht wurde und dann hopp. Mir persönlich ist besonders unangenehm die sättigungsarme Ästhetik aufgefallen. Die Bilder werden in einen bedrückenden Grauschleier verhüllt, der sein Ziel erfüllt: es wirkt düster. Aber ist dabei für mich ein touch too much. Ruhige und realistische Handlungsweise normalerweise ein Bonus, hier einfach zu wenig glaubwürdig umgesetzt. Allein in die letzte Episode wurde soviel mehr Dramatik und Spannung investiert, mehr Kulisse, mehr Handlungsorte, Requisiten, Rückblicke, Schnitttechnik und ein Hauch Surrealismus. Es gibt eine echte Schlussfolgerung, was die anderen Episoden vermissen lassen. Somit ein guter Abschluss, aber ein so schwacher Start.

(4/10)

Sternchen-4

‚Bates Motel‘ Staffel 2

White Pine Bay ist erschüttert über den Tod von Miss Watson (Keegan Connor Tracy), besonders leidet Norman (Freddie Highmore), der in ihr eine wichtige Bezugsperson gefunden hatte. Norma (Vera Farmiga) beobachtet besorgt wie er sich verkriecht und hat schlimme Befürchtungen, da bekannt ist, dass Norman die Lehrerin als einer der letzten gesehen hat. Für das Bates Motel läuft es rund, aber Norma ahnt schlimmes als die Umgehungsstraße wieder ins Gespräch kommt. Sie versucht weiter dagegen vorzugehen, sieht sich mit den Machtpfeilern des Küstenortes konfrontiert und versucht Norman noch mehr als vorher zu isolieren und ein Auge auf ihn zu haben. Das werden aber nicht Normas einzige Sorgen bleiben.

Danke Bates Motel, dass du das Finale der ersten Staffel nicht ignorierst und die Leute hinterfragen lässt, ob Norman etwas mit dem Tod seiner Lehrerin zutun hat. Danke, dass ihr Menschen seine Blackouts mitbekommen lasst und danke, dass ihr die unvermeidlichen Erkenntnisse nicht 3 Staffeln oder mehr hinausschiebt. In Staffel 2 macht Bates Motel vieles richtig und baut den Spannungsbogen wesentlich konsequenter auf als in der seltsam zweigeteilten ersten Staffel. Viele Geheimnisse aus Normas Vergangenheit werden aufgedeckt und die Nebenhandlungen fesseln sehr und wirken wesentlich relevanter als in Staffel 1. Das macht es umso unangenehmer, dass VOX die Serie zuerst auf einen Verliererplatz (2:00 Uhr früh) verschoben hat und danach sogar vor Ausstrahlung der finalen beiden Episoden ganz aus dem Programm nahm. Ein Albtraum für Serienfans. V.A. wenn man, wie ich, gerne Serien im Free-TV schaut, um auf irgendeine Art ein Signal zu geben Leute, ihr nehmt das richtige ins Programm. Mehr davon bitte. Immerhin hat Netflix die Serie. Und wenn man so Staffel 2 schaut, könnte man fast meinen, dass die Macher der Serie Angst vor der Absetzung hatten. Staffel 2 ist so rund, dass sie im Prinzip das Ende der Serie sein könnte. Ansonsten muss ich die Synchronisation loben, die den Vergleich mit dem englischen Original nicht scheuen muss und beispielhaft für gute Synchronisationen ist. Leider finde ich nach wie vor die Drogenwirtschaft in White Pine Bay überflüssig und es passt für mich nur mäßig zum Grundgedanken die Vorgeschichte von Hitchcocks Psycho zu erzählen. Insgesamt ist Bates Motel Staffel 2 aber spannend und kumuliert in einem Finale, dass Norma und Normans verzweifelt enge Bindung in einer Form darstellt, die einen Psycho verstehen lässt.

(9/10)

Sternchen-9

Und welche Serie, die ihr gerne mochtet ist jüngst hochkant aus dem Free-TV geflogen? Habt ihr die oben beschriebenen Staffeln/Serien schon gesehen? Und wie haben sie bei euch abgeschnitten? Was schaut ihr zur Zeit?

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

8 Antworten

  1. Das ist doch mal eine fette Ausbeute! „Outlander“ hat meine Frau gerade als Hörbuch gehört und fand es zumindest okay, mal sehen ob sie die Serie irgendwann reizt. Könnte mein Zugeständnis sein, dass ich sie mit „Akte X“ quäle… 😉

    „Penny Dreadful“ und „The Affair“ stehen dagegen ohnehin schon auf meiner Liste.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ach so läuft das bei euch? Diplomatisches „Ich muss dein XY mit anschauen, also musst du jetzt ABC mitgucken“ – so gehts natürlich auch XD
      Wobei ich Outlander wirklich gut finde. In der ersten Episode gibt es 1, 2 Plattitüden, aber der Rest ist gut gemacht und kommt sehr authentisch rüber.

      Hast du Penny Deadful Staffel 1 schon gesehen oder steht die Serie überhaupt erstmal auf deiner Liste?

      1. Meist sind wir uns schon einig und lassen uns auch gerne auf die Vorlieben des anderen ein 🙂

        Nee, „Penny Dreadful“ kenne ich noch überhaupt nicht.

  2. Bei Outlander und Bates Motel kann ich dir durchaus zustimmen, die anderen Serien kenne ich (noch) nicht 😉 Outlander fand ich allerdings zum Ende der Staffel hin etwas besser, also anders als du, aber insgesamt bin ich bei deinen Erläuterungen auf deiner Seite 😉 Ich würde die Staffel auch etwas besser bewerten, als die 2.Staffel Bates Motel. Du hast ja die Drogenwirtschaft bereits angesprochen – das passt für mich leider auch gar nicht ins Bild und hat mich schon zum Teil sehr gestört. Auf der anderen Seite hat die Staffel aber auch wirklich viel gut gemacht und hatte gerade zum Ende hin noch einige spannende Momente. Echt schade, dass sie erst so spät und dann gar nicht mehr gesendet wurde =/

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, das mit Bates Motel ist sehr enttäuschend. V.A. weil sie gegen Ende hin nochmal so an Fahrt aufnimmt und spannend wird, wie du schon gesagt hast. Finde es immer wieder verrückt was vom Publikum nicht angenommen wird und dass es die Sender mitunter dazu veranlasst das komplett zu streichen. Den späten Sendeplatz fand ich ja schon blöd, aber das hätte man wenigstens noch aufnehmen können. Nun muss ich nicht weinen, weil ich Netflix hab, aber das ist ja nun nicht bei jedem zufällig der Fall. Immer wieder blöd sowas.

  3. „Penny Dreadful“ muss ich auch endlich mal weiter gucken… genau wie „Hannibal“… und worauf ich mich im Moment sehr freue ist „Wayward Pines“. Die ersten Trailer sahen ja sehr viel versprechend aus.

    Von „Outlander“ habe ich nur die erste Folge gesehen… hat mich aber nicht so gepackt, weswegen ich das wohl bleiben lassen werde. Genau wie „The Strain“, was ich mir letztens mal im TV angeschaut habe, aber nach zwei Folgen recht langweilig fand…

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Wayward Pines steht auch auf meiner Liste, dummerweise habe ich mir aber vorgenommen demnächst Akte X zu rewatchen. Das wird dann wohl erstmal eine ganze Menge verdrängen, schätze ich. Von Wayward Pines erwarte ich mir aber auch viel und möchte auch gern mal wieder was von Shyamalan sehen was richtig Spaß macht.

      In The Strain habe ich auch mal reingeschaut, aber nur in die erste Folge. Da haben sie es zwar schon irgendwie geschafft, dass man mal wieder Angst vor Vampiren (oder was auch immer das genau ist) hat, aber dieses Ekelkino funktioniert bei mir immer nicht so gut … hatte schlicht keinen Bock drauf.

  4. […] erleben und wahrnehmen. Andererseits ist es nicht so pointiert und krass wie in Serien wie The Affair. Der seichte, soziale Seifenoper-Unsinn gibt aber Rätsel auf. Um es als Satire zu lesen, ist es zu […]

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