Es wird Zeit für eine neue Blogparade. Anlass sind die sich zur Zeit scheinbar sehr häufenden Literaturverfilmungen. Gehts nur mir so oder habt ihr auch das Gefühl die Bücher gar nicht so schnell lesen zu können wie sie verfilmt werden? Erlebe ich gerade bei Stephen Kings ‚Der Anschlag‘, ‚Der Marsianer‘ und ‚American Gods‘. Und die Debatte ist immer groß: War der Film oder die Serie so gut wie das Buch? Das ist mein Anlass für diese kleine Blogparade.
Die Regeln
Stellt uns 10 Filme/Serien/Anime und ihre Literaturvorlagen (Comics, Manga, Graphic Novels eingeschlossen) vor und entscheidet, wer die Nase vorn hat. Dabei könnt ihr die Blogparade so gestalten wie ihr möchtet. Entweder ganz neutral 5 vs. 5 (5 gute Beispiele für Literaturumsetzungen versus 5 schlechte) oder ihr versucht den Lesern zu beweisen, dass Literaturverfilmungen eurer Meinung nach eher daneben gehen oder ziemlich gut sein können. Ihr bestimmt damit maßgeblich den Ausgang und Ton der Blogparade, denn zum Schluss werte ich aus wie gut Literaturverfilmungen bei euch wegkommen. Kleiner Haken bei der Sache ist natürlich, dass ihr beides kennen solltet: Vorlage und Umsetzung. Deswegen bin ich euch auch nicht böse, wenn ihr mitmacht, aber weniger als 10 Beispiele nennt. Wenn eure Beiträge in die Wertung mit eingeschlossen werden soll, stellt euren Beitrag bitte bis zum 09.09.2015 online und kopiert mir bitte den Link zu eurem Blogpost bis dahin in die Kommentare. Ich freue mich schon auf eure Beiträge. 🙂 Tipp: schreibt in die Absätze/Überschriften den „[Buchtitel] vs. [Filmtitel/Serientitel]“.
Ich selber mache mal den Anfang. Ich liste euch einfach die Bücher und Verfilmungen auf, die mich am meisten beschäftigt haben. Und: kleiner Fakt am Rande, ich habe die letzten Monate krampfhaft nach einem anderen Namen für die Blogparade gesucht, seitdem ich gesehen habe, dass so bereits eine Reihe in Goranas Blog ErgoThek heißt. Aber der Name passt zu gut und Gorana war so lieb mir den Namen zu leihen. Danke!
1. „Der Wolkenatlas“ vs. „Cloud Atlas“
And the winner is … Film! Vielleicht werde ich jetzt gleich geteert und gefedert, aber es ist tatsächlich so, dass ich sowohl Buch als auch Film sehr liebe und den Film noch ein kleines bisschen mehr. Die meisten die beides kennen, tendieren wohl eher zu dem Buch. Ich nicht. Warum? Weil ich finde, dass der Film nochmal mehr Intensität entwickelt, indem er durch schlauen Schnitt und das „Recyceln“ der Darsteller die ähnlichen Schicksale und Wendungen im Leben sehr berührend illustriert. Schließlich ist das eine Geschichte über 6 Menschen in 6 unterschiedlichen Zeitaltern und Kontinenten, die sich gegenseitig beeinflussen, die Parallelen haben, die zeigen: alles wiederholt sich. Im Buch legt der (großartige!) Autor David Mitchell eine krasse Leistung ab, indem er die jeweiligen Zeitalter in einer der damaligen Zeit üblichen Sprache erzählt. Das ist eine Mammutleistung, schließlich hat das enorm mit Erzählstil und Sprache zutun, die man für 6 Zeitalter immitieren muss. Allerdings bringt das auch mit sich, dass einige Kapitel sehr langatmig werden und mich deswegen relativ kalt gelassen haben verglichen mit dem Film. Natürlich finde ich es auch schwierig wie manche Geschichten im Vergleich zum Buch verändert wurden. Stichwort Sonmi-451. Im Blog habe ich auch schon Mal einen Vergleich zwischen Film und Buch gemacht.
2. „Alan Turing: The Enigma“ vs. „The Imitation Game“
And the winner is … Buch! Über das Dilemma habe ich schon Mal einen sehr ausführlichen Vergleich geschrieben. Kurz zusammengefasst ist der Film eine Zusammenstückelung von 3, 4 wichtigen Momenten im Leben Turings und ein paar Charaktereigenschaften und das wars. Der Rest ist hollywoodtauglich aufgebauscht und dramatisiert wurden, lässt aber vom eigentlichen Schicksal, Unglück, Charakter und Werk des Mannes sehr viel unangetastet. Turing war beispielsweise seiner Zeit enorm voraus. Er hat seine sexuelle Gesinnung nicht versteckt (anders als im Film), war aber ein verkanntes Genie und hatte damals schon Ideen, von deren Umsetzung die Wissenschaft heute noch träumt (elektrisches Gehirn!). Die technischen Ungenauigkeiten sind auch ein Schlag ins Gesicht. Als Biopic versagt The Imitation Game. Benedict Cumberbatch hin oder her. Das einzige was ich dem Film zugute halte ist, dass er auf das Schicksal Turings und den Stellenwert von Mathematik aufmerksam gemacht hat.
3. „Rita Hayworth and Shawshank Redemption“ vs. „Die Verurteilten“
Unentschieden! Stephen Kings eigentlich als Kurzgeschichte angelegte Erzählung wurde ziemlich originalgetreu verfilmt. Und das ist ein echter Segen, denn nicht viele von Kings Büchern werden ansprechend verfilmt und werden dem Original selten gerecht. Vielleicht ist es keine 1:1-Verfilmung, aber die Geschichte verstanden zu haben und würdig umzusetzen, macht das wieder wett. Zudem ist die Geschichte realistisch und geht ans Herz. Und ist der perfekte Gegenbeweis für in der Öffentlichkeit beliebte Irrtümer. 1. Nein, Stephen King hat nicht nur Gruselzeug geschrieben und 2. Nein, nicht alle King-Verfilmungen sind schlecht. Nicht umsonst steht Die Verurteilten auf Platz 1 der IMDB Liste der besten Filme aller Zeiten (Top 250).
4. „X/1999“ vs. „X – The Movie“
And the winner is … Buch! Aber sowas von. Ich habe selten in meinem Leben eine Verfilmung gesehen, die dermaßen viel schlechter ist und die die Vorlage so wenig verstanden hat. Zur Erklärung: X/1999 ist ein bis dato nicht abgeschlossener Manga, in dem es um zwei Gruppen begabter, vom Schicksal berufener Menschen geht. Die eine Gruppe kämpft für den Fortbestand des Planeten Erde, aber gleichzeitig die Vernichtung der Menschen (autsch), die andere kämpft für den Fortbestand der Menschheit. Der 18-Bände-starke Manga voller vereinnahmender Charaktere mit starken Hintergrundgeschichten und Motiven wurde in dem Film aus dem Jahr 1996 vom Inhalt her so stark runtergebrochen, dass eigentlich nur gemetzelt wird. Für das warum und weshalb und die Charaktere bleibt keine Zeit. Meine Lieblingscharaktere sind nur ca. 5 Minuten zu sehen und es wird nur ihr Endkampf gezeigt, in dem sie sich abmetzeln. Man. Das ist mies.
5. „Roter Drache/Hannibal/Hannibal Rising“ vs. „Hannibal (2013)“
And the winner is … Film! Ernsthaft? Ernsthaft. Es ist zwar schon wahnsinnig lange her, dass ich die Bücher gelesen habe, aber ich erinnere mich, dass ich es immer etwas seltsam fand, dass man Hannibal Lecter darin nie so richtig kennengelernt hat. Klar, in Hannibal ist er in freier Wildbahn. Aber trotzdem hatte ich nie das Gefühl den Charakter zu begreifen. Hannibal Rising wirkte auf mich wie ein müder Versuch diesen sonderbaren Verstand zu ergründen und Lecter war mir als Jugendlicher zu überlegen und irgendwie nicht authentisch. Roter Drache empfand ich als ein großartiges Buch. Wie aber in der Serie Hannibal alles zusammengefügt wurde ist nochmal eine ganz andere Nummer und beweist für mich mehr Tiefgang als die Bücher. Und auch mehr Madness ….
6. „The Shining“ vs. „The Shining (1980, 1997)“
And the winner is … Buch! Kubricks Verfilmung von Stephen Kings Buch ist zu sehr auf den Horror eingestimmt und deutlich zu wenig auf das Drama des Jack Torrance. Ich möchte fast behaupten, dass er das Buch nicht kapiert hat. Eigentlich sollte es ein Film über ein Hotel sein, dessen Geister einen vom Leben gebeutelten Familienvater in den Wahnsinn treiben. Hier wirkt es eher so, als ob dieser Jack schon immer wahnsinnig war. Das fällt kaum auf, immerhin hat er gute Darsteller. 1997 produzierte Stephen King selber einen Fernsehmehrteiler. Die Version hält sich penibel genau an das Buch, aber man kann nicht so filmen wie es im Buch geschrieben steht. Dementsprechend ist die Miniserie eher langweilig und die Darsteller … fesseln einen auch nicht so sehr. Dem Buch kann beides nicht das Wasser reichen.
7. „Die Geisha“ vs. „Die Geisha“
Unentschieden! Die Buchvorlage heißt im Englischen „Memoirs of a Geisha“ und ist eine gut recherchierte Geschichte, die die Kultur Japans näher bringt und auch den Zeit des Umbruchs und den Wandel der Wertvorstellungen durch den Krieg zeigt. Der Film gibt das auch genauso wieder und ist sehr dicht an der Vorlage. Man könnte jetzt etwas meckern, dass nicht ale Figuren mit japanischen, sondern stattdessen beispielsweise chinesischen Darstellern besetzt wurden.
8. „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ vs. „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“
And the winner is … Buch! Gabriel García Márquez‘ Geschichte über Liebe, die sprichwörtlich in den Zeiten der Cholera spielt, ist das bildreichste Buch, dass ich jemals gelesen habe. Marquez‘ Sprache ist anders als in vielen anderen Romanen. Er beschreibt alle Eindrücke so farbig, so akkurat, so prall, dass man das Gefühl hat mittendrin zu sein und alles anfassen, riechen und schmecken zu können. Dabei ist die verklärte Liebesgeschichte eine mit Umwegen, aber sehr mitreißend und stellenweise wirklich lustig und dramatisch. Der Film konnte das kaum wiedergeben. Schwer zu sagen woran es lag.
9. „Der talentierte Mr. Ripley“ vs. „Der talentierte Mr. Ripley“
Unentschieden! So ein richtiges Sommerbuch. Für mich steht es hier wieder 1:1, owbohl Buch und Film sehr unterschiedlich sind. Nur im Buch kommt Ripleys Seelenleben wirklich deutlicher raus, v.A. seine Komplexe. Der Film macht aber erst die Umgebung und Szenerien lebendig, die Highsmith mal mehr mal weniger schildert. Vom Geschehen her ist die Umsetzung der Vorlage ziemlich treu geblieben. Während man im Buch quasi alle Charaktere als widerliche Typen kennenlernt, ist der Blick im Film etwas freier und objektiver – das hat auch was. Mal ein Beispiel für ein Buch und seine Verfilmung, die sich irgendwie ergänzen und zwei ansprechende, nebeneinander existierende Versionen aufzeigen.
10. „Naokos Lächeln“ vs. „Naokos Lächeln“
And the winner is … Buch! Naokos Lächeln aka Norwegian Wood erzählt von einem jungen Mann, der zwischen zwei vollkommen gegensätzlichen Mädchen steht und sich in beide verliebt. Die eine ist zerbrechlich, die andere förmlich lebenshungrig. Das kommt in Buch und Film durch, aber die japanische Verfilmung findet nicht so richtig den Erzählfluss. Zuviele kleine, aber wichtige Details finden keinen Platz, obwohl die Geschichte schon im Schnelldurchlauf zu sein scheint. Irgendwie unausgewogen. Obwohl die Zutaten gut waren, so wird beispielsweise viel Wert auf die im Buch genannte Musik gelegt, v.A. Song der Beatles.
Endwertung: 5 : 2 für die Bücher. (Unentschieden wird nicht mitgezählt)
Übrigens empfehle ich während des Schreibens typische Battle-Musik. Zum Beispiel das hier. 😉 Würde mich freuen, wenn ihr Film-, Serien- und Literaturfans da draußen mitmacht und mich wissen lasst, wer bei euch eher aufs Maul bekommt. Buch oder Film? Sind Literaturverfilmungen wirklich so schlecht? Oder kennt ihr auch ganz gute? Wie ist die richtige Reihenfolge für euch: schön artig zuerst Buch, dann Film? Oder piepegal? Funktionieren Bücher für euch noch, nachdem ihr den Film gesehen habt? Habt ihr dann noch „eigene“ Vorstellungen? Falls ihr übrigens den Header verwenden wollt, könnt ihr das tun. Falls ihr einen etwas weniger aggressiven sucht, den findet ihr hier.
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