Ich muss ja gestehen, dass ich den Hype rund um den kleinen hitchBOT nur so am Rande mitbekommen habe. Irgendwann wurde er mal in den Nachrichten erwähnt und im deutschen Fernsehen gab es eine Reportage, bzw. eine Sendung dazu. Das Konzept fand ich ganz lustig, habe mich nicht ernsthaft darüber informiert und wusste deswegen auch nichts über den Hintergrundgedanken der Aktion. Dann kam in den Nachrichten, dass der kleine Roboter zerstört wurde. Überlegt man, warum er gebaut wurde, ist das eine wirklich miese Botschaft.
Was ist hitchBOT?
HitchBOT, darin verstecken sich die Wörter hitchhiking und robot – ein per Anhalter fahrender Roboter also. HitchBOT wurde von Frauke Zeller und David Harris Smith als interdisplinäre Kooperation zwischen ihren Universitäten entwickelt (Ryerson University in Toronto, McMaster University in Hamilton). Das Ziel war herauszufinden, ob ein Roboter eine vorgegebene To-Do-Liste mittels der Hilfsbereitschaft von Menschen abarbeiten kann. Dazu zählt beispielsweise nach Kanada zu trampen, in einem Stadion eine Laola-Welle mitzumachen, etc. Können Roboter Menschen vertrauen? Um nicht zu sehr zu polarisieren, wurde hitchBOT mit denkbar einfachen Mitteln ausstaffiert. Ein einfacher Display, ein Tablet, low-cost Materialien am Rumpf, Solarzellen, etc. Seine Software ist OpenSource und man kann sie herunterladen und aufgrund des low-cost-Ansatz also prinzipiell selber einen eigenen Robo bauen. Er interagiert auch mit den Menschen, indem er sich dasselbe Skript zunutze macht, auf dem Cleverbot läuft (ein Chat-Roboter). Ein einfacher Display hilft dabei, etwas zutrauen zu entwickeln. Auf seinem Gehäuse waren Instruktionen angebracht, was er ist, wohin er will, wie man seinen Akku lädt, falls er am Ende ist. Wo sich hitchBOT befand, konnte man jederzeit über die Twitter- oder Facebookseite nachvollziehen. Dabei war er u.a. sogar in Kanada und Deutschland.
Oh dear, my body was damaged, but I live on with all my friends. Sometimes bad things happen to good robots! #hitchBOTinUSA
— hitchBOT (@hitchBOT) 1. August 2015
Im August wurde hitchBOTs Reise aber beendet. 🙁 Er wurde zerstört am Wegesrand irgendwo in Philadelphia gefunden.
… Experiment gescheitert?
Vertrauen ist so eine Sache. Treffen Menschen und Roboter in Filmen und Büchern aufeinander, ist es oftmals der Mensch, für den das nicht so gut ausgeht. Zahlreiche Medien setzen sich mit der Veränderung der Gesellschaft durch Koexistenz zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz auseinander und ziehen ihre Schlüsse. Die Forscher, die hitchBOT geschaffen haben, stellten sich die Frage: kann aber die Maschine dem Menschen vertrauen? Das ist nicht nur ein Roboter-Mensch-Koexistenz-Ding, sondern auch ein Mensch-Mensch-Koexistenz-Ding- Sagen wir es mal so: diejenigen, die hitchBOT zerstört haben, halte ich nicht für gute Menschen und muss denen nicht begegnen.
My trip must come to an end for now, but my love for humans will never fade. Thanks friends: http://t.co/DabYmi6OxH pic.twitter.com/sJPVSxeawg
— hitchBOT (@hitchBOT) 1. August 2015
Neben all den Befürchtungen und Ängsten der Menschen wurde auch in den populären Medien oft genug klar gemacht, dass der Mensch das Übel ist. Denn die Maschine baut sich meistens nicht von selber. Die Angst des Menschen vor dem für sie unbekannten und abweichenden hat jahrelang zur Verfolgung von Menschen mit einer anderen Hautfarbe, Religion, Ansicht oder sexuellen Orientierung gesorgt und in vielen Teilen der Welt ist das immer noch so. Auch hier wird klar: was anders ist, ist für die Menschen vielleicht immer noch unheimlich. Dass genau das Roboter treffen könnte hat u.a. der Manga Pluto illustriert – die Menschheitsgeschichte wiederholt sich, nur die Opfer sind andere. Wie sollten bei dem Ausgang des Experiments Roboter auf uns angewiesen sein und uns vertrauen können? Die Erbauer vom hitchBOT stehen gerade vor einem zerpflügten kleinen Bot. Nicht gerade ein gutes Zeichen. Vielleicht hat es aber nicht soviel mit der Angst vor dem Unbekannten zutun, sondern auch einfach schlichtweg mit Bosheit, Dummheit oder Unwissenheit, die manchmal eben einhergeht. So oder so ist das Experiment ein Spiegel der Gesellschaft. Das Experiment ist also nicht gescheitert, es hat nur eine negative Schlussfolgerung. Nein, ein Roboter kann den Menschen nicht vertrauen. Und nein: trampen ist wohl doch nicht so sicher. Aber behalten wir auch in Erinnerung: eigentlich ist er ganz schön weit gekommen mit Hilfe der Menschen.
Quellen
Können Roboter Menschen vertrauen? auf Deutschlandradio Kultur
Der trampende Roboter HitchBOT und die Wissenschaft: Warum das Ganze? auf heise online
Kennt ihr hitchBOT? Was haltet ihr von dem Experiment an sich? Haltet ihr es für gescheitert? Denkt ihr, dass Roboter in unserer Welt wirklich „Platz“ haben im Sinne eines Zusammenlebens anstelle eines Nutzen-Verhältnisses?
Netzgeflüster ist eine Kategorie meines Blogs in der ich mich immer zwischen dem 10. und 15. eines jedes Monats Themen rund um IT, Forschung, Netzwelt, Internet und eben auch Gerüchten widme. 🙂
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