Horrorctober 2015 – Woche 3 Recap (Acacia, The ABCs of Death, American Horror Story S4)

Puh. Man kann sagen, dass war nicht meine Woche. Zumindest was die Filmauswahl betrifft. Hätte ich nicht auch noch American Horror Story geschaut, wäre das eher ein Reinfall geworden. Aber seht selbst.

Horrorctober-2015

Acacia

Das Paar Mi-sook (Shim Hye-jin) und Do-il (Kim Jin-geun) wünscht sich ein Kind, aber Mi-sook wird einfach nicht schwanger. Sie beschließen ein Kind zu adoptieren. Im Kinderheim werden sie auf den verschlossenen Jin-seong (Oh-bin Mun) aufmerksam, der gerne und viel zeichnet und sehr weit für sein Alter zu sein scheint. In seinem neuen Zuhause angekommen, wird die kleine Familie nur sehr langsam warm miteinander. Mi-sooks Mutter hält die Adoption für einen Fehler, findet den Jungen seltsam und macht auch kein Geheimnis daraus. Jin-seong entwickelt derweil eine Obsession zu der Akazie im Garten der Familie, verlässt bei Streit den Baum für viele Stunden nicht. Wie es der Zufall so will wird Mi-sook überraschenderweise aber doch noch schwanger.

Auf einer Webseite über asiatische Horrorfilme wurde der Streifen sehr gelobt, was mir imponierte, ich aber nun nicht mehr nachvollziehen kann. Was ich erwartet habe, ist dass Acacia mehr ein Drama mit Mysteryelementen ist und scheinbar normale Dinge zum Horror verfremdet wie eben die Akazie und auch Wolle. Klingt komisch ist aber so: Mi-sook strickt und webt gerne und es gelingt auch, diese Elemente wirklich zu etwas gruseligem werden zu lassen. Ansonsten versagt der Film aber für mich. Die Handlung baut sich sehr langsam auf, was kein Problem wäre, wenn es nicht so hölzern gespielt wäre. Die Entwicklung der Personen kommt viel zu sprunghaft rüber. Anfangs will Mi-sook unbedingt den Jungen adoptieren, zuhause ist sie plötzlich ein Eisklotz, dann ist sie die Übermutter (übertrieben), etc. Der Erzählfluss ist einfach schlecht. In der zweiten Hälfte nimmt die Handlung zwar an Fahrt auf und die seltsamen Geschehnisse verdichten sich, dafür kommen wir hier in den Genuss von schlechten visuellen Effekten. Oder besser gesagt: dem Nicht-Vorhandensein von visuellen Effekten, Kulisse und Maske. Wenn jemand der Akazie zum Opfer fällt wird ausgeblendet oder mit abgehackten Schnitten und unvollständigen Szenen und schnellen Überblendungen gearbeitet, um nicht den eigentlichen Tod zeigen zu müssen. Das wirkt ein bisschen wie eine Zeitreise in die Epoche des Filmemachens von vor 25 Jahen, wo man sich dieser Mittel bedienen musste. Albern. Fast so als ob man damit Unzulänglichkeiten vertuschen will. Selbst wenn man nicht die Mittel hat, um großartige Effekte zu kreieren, dann wäre saubere Schauspielerei schon ein guter Motor. An anderer Stelle funktioniert die Optik ja auch gut – die Akazie selber macht viel her. Der Film nicht.

(3/10)

Sternchen-3

The ABCs of Death (bzw. 22 Ways to Die)

The ABCs of Death ist eine Zusammenstellung von 26 Horror-Kurzfilmen, die jeweils von einem anderen Team gedreht wurden und die als „Aufgabenstellung“ einen Buchstaben zugewiesen bekamen und sich um das Thema Tod zentrieren. Die jeweiligen Filmer haben sich eigenständig einen Titel und ein Thema überlegt und auch die Darstellungsform. So gibt es auch Zeichentrick- und Stop-Motion-Filme. Erst nach den jeweiligen Filmen, die alle nur wenige Minuten dauern, wird der Titel angezeigt. Beispielsweise T is for Toilet. In einigen wenigen Fällen gibt der Titel erst Aufschluss über das, was man da gerade gesehen hat. Bei manchen ist der Titel witzig, bei anderen ein Schlag ins Gesicht. In Deutschland erhielten vier der Filme (Libido, Vagitus, XXL, Youngbuck) keine Jugendfreigabe, weswegen der Film hier unter 22 Ways to Die vertrieben wird und eben diese vier fehlen. Das krasse daran ist, dass es sich dabei um einige der wirklich guten Filme handelt, aber eben leider auch um einige der mit Abstand grausamsten oder blutigsten. Insgesamt war ich derb enttäuscht von der Zusammenstellung. 2/3 der Filme sind kurios und trashig. Die Qualität schwankt extrem, man glaubt kaum, dass alle dasselbe Budget von 5000$ zur Verfügung hatten. Müsste ich für jeden der Filme eine einzelne Bewertung vergeben, würde ich das erste Mal in die Gelegenheit kommen die 0 von 10-Sterne-Grafik zu verwenden. Da waren Sachen dabei, die so schlecht oder absurd waren, dass ich gewünscht habe, ich hätte es nicht gesehen und bei denen mir die 2-5 Minuten Laufzeit deutlich zu lang waren. Dazu zählen Big Foot, Exterminate, Fart, Hydro-Electric, Klutz, WTF! und Zetsumetsu. Bei manchen (außer vielleicht bei Fart) erkennt man ja eine Botschaft, aber die Umsetzung ist so absurd und schlecht, dass ich fast ausgeschalten hätte. Falls ihr jetzt neugierig geworden seid, könnt ihr euch gerne die Kurzzusammenfassung auf Wikipedia durchlesen. Demgegenüber stehen Filme, die ich gut fand wie Cycle, Dogfight, Pressure, Quack, Speed, Toilet, Unearthed, XXL und Nuptials – letzterer war mehr witzig. Quack spielt mit der Metaebene, die Regiesseure Adam Wingard und Simon Barrett (u.a. V/H/S) spielen sich selbst wie sie versuchen einen Film zu drehen und mit dem Buchstaben Q hadern. Sehr witzig. XXL ist eine fiese Studie auf Schönheitswahn und ultra-blutig. Der und Libido haben mich lange beschäftigt, wobei Libido schon sehr grenzwertig ist (Torture Porn mit Betonung auf Porn). Das sind 9 von 26 (ja, ich habe nicht die gekürzte Fassung gesehen). Die anderen fand ich alle schlecht. Da könnt ihr euch selber ausrechnen wieviel Spaß mir der Rest gemacht hat. (Keinen.) Deswegen gibts auch nur 2/10. Denn trotz der ziemlich guten neun Filme, ist der Rest so schlecht, dass ich gar nicht weiß, ob ich ABCs of Death 2 so wie angekündigt überhaupt noch in Erwägung ziehe zu gucken. Dabei sollte ich aber auch erwähnen, dass ich kein sehr ausgeprägtes Trash-Gen als Filmfan habe. Heißt: ich steh sowieso nicht drauf, bewerte es deswegen wahrscheinlich härter als Leute, die mal Spaß an Trashfilmen haben. Herrje, ich hab sogar überlegt 1/10 zu geben, aber XXL und Libido waren einfach zu nachhaltig in meinem Gedächtnis.

(2/10)

Sternchen-2

American Horror Story (Season 4, „Freak Show“)

Die inzwischen vierte Staffel der Horror-Drama-Serie schnappt sich diesmal ein Motiv, das ich im ersten Moment als gar nicht so naheliegend fand: Freak Shows. Beim zweiten Mal darüber nachdenken sah ich das bereits anders. Das erinnert an Bodyhorror und gruselige Clowns. Und das ist auch das, was wir bekommen. V.A. Leute die Clowns nicht so gern mögen, kommen voll auf ihre Kosten. In der vierten Staffel lässt sich die Freak Show der Exil-Deutschen Elsa Mars (Jessica Lange) im beschaulichen Jupiter im Florida der 1950er Jahre nieder. Die Anwohner sind alles andere als begeistert. Ihr Programm und die einzigartigen Akteure machen den Leuten mehr Angst oder werden als befremdlich angesehen. Zu ihnen gehört u.a. Jimmy „Lobster Boy“ Darling (Evan Peters) und seine Mutter „Die bärtige Frau“ Ethel Darling (Kathy Bates) oder auch Paul the Illustrated Seal (Mat Fraser). Elsa schreckt vor wenig zurück um außergewöhnliche Menschen in ihre Freak Show zu locken und bemüht sich um die siamesischen Zwillinge Bette und Dot (Sarah Paulson), die als Frau mit zwei Köpfen auftreten werden und jahrelang von ihrer Mutter vor den Augen der Welt versteckt wurden. Jupiter ist aber so schon ein Ort voll verstörender Gestalten, das weiß der Zuschauer spätestens, wenn er den von John Carroll Lynch gespielten Twisty The Clown sieht.

Die ersten Episoden fand ich wenig überzeugend. Mir waren so ziemlich alle Charaktere unsympathisch und das ist immer ein guter Grund für mich abzuschalten. Aber eins wird schnell nach dem schwachen Auftakt klar: die Serie lebt das bereits bekannte Motto „Normal people scare me“. Die Freaks werden recht schnell unsere Helden. Wir erfahren ihre Hintergrundgeschichten, wie sie gelitten haben und dass sie eine Familie sind. Elsas Praktiken hin oder her. Selbst der gruselige Clown hat eine Geschichte, die einen traurig stimmt. Die augenscheinlich normalen Menschen hingegen lehren einen erst wirklich das Fürchten. Beispielsweise der Betrüger Stanley (Denis O’Hare) und sein Mündel Maggie (Emma Roberts), die mit den Freaks das große Geld machen wollen. Man bangt praktisch in jeder Folge um seine Lieblingscharaktere und fragt sich wessen Kopf als nächstes in einem Glas im Museum landet. Aber am wahrscheinlich schlimmsten von allen ist die nach außen hin kultivierte, reiche Familie Mott um Mutter Gloria (Frances Conroy) und ihren verzogenen, gestörten Sohn Dandy (Finn Wittrock), der quasi der Patrick „American Psycho“ Bateman der Serie ist. Dandy ist die groteske Figur eines soziopathischen verwöhnten Kindes im Körper eines erwachsenen Mannes. Und durch sein Unvermögen Recht von Unrecht zu unterscheiden oder auch nur einen Hauch Mitgefühl für jemand anderen außer sich zu empfinden ist er der einzige wirkliche Freak der Serie. Damit fährt AHS wieder einmal erfolgreich die Schiene „Anders ist gut, die Normalen sind die Seltsamen“.

Handwerklich ist die Staffel wie gewohnt sehr gut. Schwächelt visuell lediglich bei der Darstellung der Frau mit zwei Köpfen. Bette und Dot sehen manchmal sehr künstlich aus. Schnitttechniken, die ich eigentlich ganz interessant fand (mal split screen, mal eine Einstellung aus Bettes Perspektive, Mal eine aus Dots) verschwinden leider sehr früh. Unheimlich interessant ist aber, was das Nachforschen über die Serie so ergibt – beispielsweise welchen bekannten echten Freakshow-Acts die Charaktere nachempfunden sind. Oder dass der von Wes Bentley (American Beauty) gespielte Edward Moordrake, ein Mann mit einem zweiten Gesicht am Hinterkopf, wirklich existierte. Außerdem bin ich ein Fan einiger der Darsteller, zum Beispiel Mat Fraser, geworden. Wer sich für die Darsteller interessiert, kann hier auch nachlesen wer von ihnen echt ist und wer durch tolle Maskenbildner entstanden ist. Übrigens ist es die erste Staffel, die Charaktere aus einer andere Staffel (Asylum) wieder aufgreift. In Nebenrollen tummeln sich einige bekannte Gesichter wie zum Beispiel Neil Patrick Harris (How I Met Your Mother) oder Matt Bomer (White Collar). Harris hat mich übrigens weitaus mehr überzeugt als in seiner Rolle in Gone Girl. Was sich in Staffel drei andeutete, geht so ähnlich in Staffel vier weiter: das Drama nimmt überhand, das übernatürliche gerät etwas ins Hintertreffen. Der Horror von AHS besteht aus psychopathischen Killern, Geisteskranken, ein wenig Bodyhorror und moralischem Horror – also eher irdischer Grusel. Man muss wissen, ob das für einen reicht. Das Hauptaugenmerk ist das Charakterdrama, was für mich gut funtioniert. Außerdem freue ich mich über die starken Frauenrollen. Und wer wie ich ein großer Fan der Freaks geworden ist, muss stark sein – ich warne euch vor: der Bodycount ist hoch.

(8/10)

Sternchen-8

Und sonst so?

Habe ich angefangen Hemlock Grove Season 2 zu schauen – Netflix sei Dank. Viel Fortschritt gab es noch nicht, aber ich bin gespannt wie es weitergeht. Und gespannt, ob meine Auswahl an Horrorctober-Filmen für die nächste Woche besser ist. Ich brauche jetzt nen soliden Film. Echt. Bei den letzten Beiden war eher gruselig wie schlecht sie sind … .

Zu den bisherigen Artikeln

The Beginning (Ankündigung)
Horrorctober 2015 — The Reckoning (Woche 1 Recap)
Horrorctober 2015 — Woche 2 Recap (The Host, The Visit)

Wie gehts bei euch voran? Jetzt wo sich früh der Nebel durch die Straßen zieht, kommt da langsam Halloween-Feeling auf? 🙂 Habt ihr einen der oben genannten gesehen? Und wenn ja, sind sie bei euch auch so gnadenlos durchgefallen? Und AHS? Ist das noch interessant oder findet ihr, dass die Serie ihre beste Zeit hinter sich hat?

3 Antworten

  1. […] Updates, wie es bei anderen mit diesem Vorhaben so steht, zum Beispiel bei der Chaosmacherin und Miss Booleana. Und da der Oktober ja schon wieder zur Hälfte rum ist (WTF?), dachte ich, könnte ich auch mal […]

  2. […] Woche 1: “Hor­rorc­to­ber 2015 — The Recko­ning“ Woche 2: The Host, The Visit Woche 3: Aca­cia, The ABCs of Death, Ame­ri­can Hor­ror Story S4 Woche 4: […]

  3. […] Woche 1: „Horrorctober 2015 – The Reckoning“ Woche 2: The Host, The Visit Woche 3: Acacia, The ABCs of Death, American Horror Story S4 Woche 4: […]

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