Neulich im Kino … Review zu „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2“

Der erste Teil der Filmreihe ist für mich der stärkste. Teil zwei und drei fand ich eher sehr durchschnittlich und war genervt davon, dass der zweite Film quasi eine Wiederholung des ersten ist. Noch viel mehr hat mich genervt, dass das letzte Buch der Trilogie natürlich in zwei Filme aufgesplittet werden musste. Den vierten und letzten Teil, Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2, fand ich eigentlich ganz gelungen mit einigen Stärken und Schwächen, die sich gegenseitig die Waage halten. Und das heißt jetzt ….? Was? Naja … das klärt der Text besser als die Punktbewertung. Achso, und: spoilerfrei für den Film, nicht seine Vorgänger.

Katniss (Jennifer Lawrence) ist sichtlich mitgenommen von ihrem Aufeinandertreffen mit Peeta (Josh Hutcherson), der vom Kapitol einer Gehirnwäsche unterzogen wurde und sie angegriffen und fast erwürgt hätte. In der Zwischenzeit werden selbst die letzten Distrikte vom Widerstand aufgesucht, befreit und die, die sich nicht anschließen wollen auch mal gefangen genommen. Opfer werden in Kauf genommen, was Katniss widerwillig hinnimmt. Als es zum großen Sturm gegen das Kapitol kommen soll, wird Katniss‘ Einheit inklusive Gale (Liam Hemsworth) wieder als PR-Trupp entsannt, um medienwirksame Filmchen aus dem Krisengebiet zu drehen. Selbst der verwirrte Peeta, immer noch eine tickende Zeitbombe, muss mit als Symbol der Auflehnung gegen Präsident Snow. Der Plan geht nicht auf. Das Kapitol ist eine einzige Falle, in der jeder Schritt mit einer tödlichen Überraschung endet und von der Kreativität der Fallen gnadenlos an die Hunger-Spiele erinnert. Aus der PR-Tour wird bitterer ernst und vereint sich mit Katniss‘ Plan auszuschwärmen und Snow eigenhändig zu töten.

Da ich die Bücher nicht kenne, kann ich leider keinen Abriss geben, worin die Unterschiede liegen. Liest man eine Kurzzusammenfassung, klingt die Handlungen im Großen und Ganzen recht stimmig, macht aber deutlich, dass insbesondere das Geschehen des dritten Teils sehr gestreckt worden sein muss – wieder einmal die Teilung eines finalen Buchs einer Reihe, die niemand gebraucht hätte. Überschattet wurde die Arbeit an den abschließenden Filmen vom Tod Philip Seymour Hoffmans, der angeblich für einige wenige Szenen digital eingefügt wurde, während andere Szenen mit anderen Charakteren ersetzt wurden wie Haymitch, gespielt von Woody Harrelson. Und ich behaupte, dass sich dieser Umstand nicht bemerkbar macht, wenn man es nicht weiß.

Verglichen mit dem zweiten und dritten Teil, hat mich der vierte wesentlich mehr gefesselt. Klar: es geht ans Eingemachte. Nach zwei Filmen erkenne ich in Katniss auch wieder die Figur, die sie im ersten Teil verkörpert hat. Hin- und hergerissen zwischen dem, was die Menschen von ihr erwarten und dem, was sie für richtig hält. Die PR-Masche und das ständige Drehen von Propaganda-Filmen nervt tierisch und dass gestandene Soldaten der Rebellion da mitmachen wollen und das unterstützen, geht nicht in meinen Kopf rein. Auch dass Katniss glorifiziert wird, ist ein touch too much, aber immerhin versucht sie sich aus dieser Rolle zu befreien und einen anderen Weg zu gehen. Etwas, womit ich mich mehr identifizieren kann als die Katniss, die in den letzten Filmen mal so mal so war. Leider ist der Film aber nicht ganz frei von Logiklücken. Warum kann Katniss im einen Moment wegen der gequetschten Stimmbänder kaum sprechen, im nächsten führt sie ganz normal Gespräche? Warum kommt keiner auf die Idee sich zu schminken, als sie unbemerkt in Snows Anwesen laufen wollen? Is doch klar, dass es da Personenkontrollen gibt. Warum laufen sie in einer hell erleuchteten Wohnung rum, während ‚Friedenswächter‘ vor der Tür sind? Solche Moment sind schon schwer zu ignorieren, genauso wie dieses ständige PR-Filmchen-Gedrehe. Immerhin erkennt man darin eine weitere Satire und Anspielung auf die Macht der Medien. Quasi das Gegenstück zu den Hungerspielen.

Wofür ich dem Film sehr dankbar bin, ist also dass die eigentliche Handlung konsequent verfolgt wird, was den dritten Teil aber ziemlich abkömmlich macht. Hier im vierten wird Horror (wortwörtlich) mit dem Motiv des Krieges gemischt und das sehr wirksam zu einem Mahnmal aufbereitet. Vor Allem hat mich begeistert wie es verarbeitet wird, dass diejenigen, die mit zuviel Härte ein System stürzen und das richtige tun wollen, plötzlich zum neuen großen Monster im Märchen werden können. Der Cast ist allererste Sahne und vereint einige Favoriten aus Film- und Serienlandschaft, die Jennifer Lawrence und Konsorten eindeutig das Wasser reichen wie Elden Henson als Pollux (aka Foggy aus Daredevil). Sehr überrascht hat mich Josh Hutcherson, den ich in den ersten beiden Teilen kaum als gut oder schlecht einordnen konnte, der mich hier aber beeindruckt hat. Insgesamt ist Mockingjay Teil 2 ein wesentlich stimmigerer Film als seine beiden Vorgänger und kommt der Wirkung des grandiosen ersten Teils ziemlich nahe, auch wenn wir schon längst die Nase vom Liebesdreieck und Katniss‘ Legendenbildung voll haben. Die Logiklücken und der sinnlose Split des letzten Buchs in zwei Teile hinterlassen aber auch einen faden Beigeschmack. 8 Punkte sind mir daher zuviel. 7 sind zu wenig, wenn ich Bedenke, dass ich dem zweiten und dritten Teil 7 Punkte gegeben habe. Was tun? Da krankt es wegen meiner zu gnädigen Bewertung der letzten Filme und ich muss entscheiden: 7,5 und da ich in solchen Fällen aufrunde, gibts gerade so, aber nur gerade so:

(8/10)

Sternchen-8

Wie habt ihr den Film empfunden? Oder seid ihr schon längst raus aus der Panem-Sache? Gibt es vielleicht Leute da draußen, die die Teilung von Flammender Zorn in zwei Filme sinnvoll fanden? Wie steht ihr zur Figur Katniss? Peeta oder Gale? Habt ihr die Bücher gelesen und was sind die Haupt-Unterschiede? (Falls eure Kommentare Spoiler enthalten, bitte sehr deutlich am Anfang des Kommentars oder Abschnitts kennzeichnen.) Habt ihr auch ein wenig den Eindruck, dass Jennifer Lawrence genauso wie Katniss vielleicht ein wenig übertrieben gehypt wird?

4 Antworten

  1. Zum Thema Teilung: Ich fande sie definitiv unsinnig, da so im erste Teil einfach nichts passiert ist und im zweiten sind dann die Aktionen Schlag auf Schlag gefolgt. Wenn sie die Teilung hätten sinnvoll gestalten wollen, hätte ich an einer anderen Stelle den Cut gesetzt und nicht da, als Peeta so irre zurückkommt. Andererseits muss man auch zugeben, dass gerade der letzte Teil schwer zu verfilmen war, denn im Buch ist das auch so: Es passiert im ersten Teil nicht viel spannendes, aber dann gegen Ende häufen sich die Aktionen… Aber bei einem Buch ist das ja wieder was anderes als beim Film, denn was bringt es mir, ins Kino zu gehen oder einen Film zu kaufen, wenn eigentlich nichts passiert? Da hätte man sich vielleicht vorher Gedanken drum machen sollen, bevor man beschließt, die Story zu splitten.

  2. ich muss sagen, ich hatte es für sinnlos gehalten, mir mockingjay I anzusehen, solange ich noch nicht catching fire gesehen hatte. als es dann endlich im fernsehen kam, lief bereits der hype um mockingjay II – wtf?

    es wäre natürlich noch möglich gewesen, mir am mittwoch nach der fernsehpremiere das double feature mockingjay I + II anzschauen, aber das gab es nur in 3d. und ich hasse 3d.

    außerdem nervt mich dieses unsägliche „der vorverkauf hat begonnen“. vorverkauf. für kinokarten. häh? ich meine, hey, das ist nur ein film, und nicht das konzert von u2.

    wozu brauch‘ ich da’nen vorverkauf? dieses splitten geht mir übrigens schon seit „der hobbit“ so ziemlich auf den zeiger. fand ich ähnlich grenzwertig wie die lasche fortsetzung von matrix. da wurde auch so ein gedöns drum veranstaltet, und am ende hat’s nicht getaugt.

  3. Ja, der Abschluss war schon ganz stimmig. Nur das an „Der Herr der Ringe“ gemahnende Ende (ich sag nur: Abblenden – Aufblenden…) hat mich ein wenig genervt. Das beste Ende war tatsächlich das erste. Cut und fertig!

  4. Da muss ich Stepnwolf zustimmen, das richtige Ende hätte wirklich nicht sein müssen. Aber ich sehe, dass ich den Film deutlich besser einschätze als die meisten anderen. Kann daran liegen, dass ich die Bücher gelesen hab und das Ganze ziemlich gut auf der Leinwand adaptiert wurde. Kann aber auch daran liegen, dass ich auf solche Details wie du gar nicht achte – bin ich immer wieder fasziniert von, wenn sich Menschen solche wichtigen Dinge merken können 🙂 Vielleicht würde ich ihn deshalb bei der zweiten Sicht auch ähnlich wie du einschätzen.

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