Sobald das neue Jahr angebrochen ist, zähle ich üblicherweise die Tage bis zur Leipziger Buchmesse. Inzwischen stellt sich zwar eine gewisse Routine ein, wann man wo hingeht (und wann nicht), aber es ist immer noch einer der Höhepunkte des Jahres für mich und die Veranstaltung verändert sich. Undzwar an den richtigen Stellen. Ich habe mir wieder zwei Tage auf der Messe in Leipzig gegönnt und der erste Tag sollte verhältnismäßig Manga-lastig sein. 🙂
Aufwachen und Neues sehen
Einer meiner ersten Anlaufpunkte war der Wake-Up-Slam am Stand von Arte, ein Veranstaltungspunkt, den ich noch vom letzten Jahr kannte. Die Poetry-Slamer haben diesmal kürzere, aber mehr Nummern zum besten gegeben. U.A. hat Nick Pötter sich die Frage gestellt wo die Liebe hin ist – das frage ich mich auch verdammt oft, wenn ich früh die Nachrichten schaue. Und die Antwort war so simpel. Sie ist nicht leicht zu finden, aber sie ist da. Nach diesem kleinen Wachrüttler hatte ich die erste kurze Tour in die Hallen bereits hinter mir und habe gemerkt, dass ein, zwei Dinge auf der Messe dieses Jahr anders sind. Ein kleiner Kritikpunkt an der Messe war meistens, dass man an den Ständen selber keine Bücher kaufen kann. Es gibt eine Messebuchhandlung, in der man die gängigen Literatur-Neuerscheinungen und aktuelle Bestseller kaufen kann. Sieht aber etwas am Stand während der Tour durch die heiligen Hallen der Leipziger Buchmesse, so konnte man dort in der Vergangenheit nichts einkaufen, zumindest nicht an allen Ständen. Vor ein paar Jahren hat das sogar zum Boykott einiger Manga/Comic-Verlage geführt – und Jahre darauf wurde die Manga-Comic-Con ins Leben gerufen und alles ins Gegenteil gekehrt. So erschließt man Märkte. Aber zurück zum Thema: in diesem Jahr sind mir aber das erste Mal die mobilen Kassen aufgefallen. Das sind Messe-Mitarbeiter, die an Ständen abkassieren. Auf Nachfrage habe ich allerdings erfahren, dass die Aussteller die Option haben diese mobilen Kassen zu buchen. Heißt: machen nicht alle.
Gesehen? Elsa mag offensichtlich Tokyou Ghoul.
Manga-Comic-Con und liebe Menschen treffen
Was ich bei meinen Besuchen auf der Leipziger Buchmesse nicht mehr missen möchte, ist liebe Freunde zu treffen. Zum Einen Sani Hachidori und ihre Görlitzer Clique, die ich alle sehr ins Herz geschlossen habe. Das war tatsächlich unser drittes Jahr auf der Messe, auf der wir uns auch kennengelernt haben. Da überkommt mich direkt etwas Nostalgie. 🙂 Zusammen haben wir Halle 1 unsicher gemacht. Das ist der relativ junge Teil der Messe, der quasi gerade erst Manga-Comic-Con getauft wurde. Während sich Manga, Comics und Graphic Novels früher den Platz in der Halle mit der Kinder- und Jugendliteratur teilten, so haben die Themengebiete inzwischen ihre eigene Halle. Leipziger Buchmesse und Manga-Comic-Con sind immer noch miteinander verzahnt, scheinen aber sich selbst genug zu sein. Auf den Übersichtsplänen und in Pressematerialien ist seit diesem Jahr die Rede von ‚Leipziger Buchmesse und Manga-Comic-Con‘ und nicht mehr von ‚Leipziger Buchmesse‘ alleine. Die Convention ist auch über einen separaten Eingang zu erreichen. Die beliebten Anlaufstellen der Vorjahre wie das Go-Areal, den japanischen Teegarten, das Schwarze Sofa und die Große Bühne gibt es aber nach wie vor. Allzu anders fühlt sich die Manga-Comic-Con nicht an.
Nur wirkt es so, als ob die Convention noch größer geworden wäre und insbesondere an Merchandise-Ständen zugelegt hätte. Kennste einen, kennste alle? Denke ich an mich als Teenie zurück, dann wüsste ich nicht wo ich als erstes anfangen soll Preise zu vergleichen um aus wenig Taschengeld das meiste herauszuholen. Nicht einfach bei Plüschtieren, die schon mal gerne 30€ kosten. Aber sie sind so flauschig … seufz. Und natürlich sind da die Cosplayer mitsamt ihren mal besseren, mal schlechteren Kostümen, den Free-Hugs-Schildchen und ConHons. Wenn ich mir das so anschaue, dann hat das alles mit den Manga und Anime und wie ich sie erlebe nicht mehr viel zutun. Diese Subkultur ist eine ganz andere, die mal einen Tick zu trashig wirkt, ein anderes Mal bewundernswert anime-haft. Ich habe da eine Sailor Galaxia und eine Prinzessin Kakyuu gesehen, bei denen ich auch ins Überlegen gekommen bin, ob ich sie um ein Foto bitte. Auch Deadpool war sehr präsent. Zur Feier des Tages (Carlsen hat den letzten Band des extrem bekannten Manga Naruto Shippuuden herausgebracht) gab es auch Ninja-Action mit Kampfgeräuschen vom Band 😉 War aber bestimmt sehr cool für die etwas jüngeren Zuschauer. Und während ich da so rumlief, trafen sich neben mir zwei, die sich zu kennen schienen. Eine im Sailor Uranus Kostüm, die andere als Charakter aus einem Anime, den ich nicht kenne. Und während sie sich so anstrahlen und sich gegenseitig sagen wie toll sie aussehen, da hatte ich plötzlich wahnsinnig viel Sympathie für die Cosplayer. Einen Tag der Held sein? Warum nicht. Besonders, wenn es für Liebe und Gerechtigkeit ist. 😉 Das Schlendern durch die Hallen neigte sich dem Ende entgegen, das Liebe-Mensche-treffen ging weiter. Das zweite Jahr in Folge habe ich Kathrin getroffen und wir haben uns das Frage-und-Antwort-Panel von Nino angeguckt. Der Youtuber ist einigen von euch sicherlich bekannt, entweder durch den Game/Comic-Kanal High-Five oder seinen inzwischen sehr groß gewordenen Manga/Anime-Kanal Ninotaku TV.
Ninotaku Event und Mangako – die zweite Manga-Comic-Konferenz
Okay. Ich gebs zu. Ich bin ein bisschen ein Nino-Fangirl. Deswegen war das Q&A irgendwie Pflicht, auch wenn es sich mit der Mangako überschnitten hat. Wundert mich eigentlich, denn thematisch würde das was dort debattiert wird in Ninos Interessengebiet fallen. In jedem Fall war es eine sehr sympathische Show und ich hatte sehr sympathische Begleitung – doppelt gut. 🙂 Schweren Herzens bin ich dann zur Mangako aufgebrochen und war gespannt was in der zweiten Ausgabe besprochen wird. Die Mangako ist die Manga-Comic-Konferenz und fand im letzten Jahr das erste Mal statt. Damals wurde viel zurückgeblickt und gelobt wie lebendig die Szene in Deutschland ist. Nach der Selbstbeweihräucherin war ich extrem gespannt darauf wie sich die Themen weiterentwickeln und ob sie etwas kritischer werden. Versteht mich nicht falsch: ich bin froh, dass es diese Szene und Subkultur gibt. Wenn man heutzutage aufwachsen kann und Manga und Anime sind normal und niemand wundert sich mehr über dieses seltsame Hobby, dann bin ich froh. So war es nämlich als ich aufgewachsen bin und das ist sehr schade. Aber die Mangako wurde ins Leben gerufen zu einem Zeitpunkt an dem vorrangig bereits bekannte Zeichner immer wieder neue Serien bekamen, aber wenig bis keine neuen deutsche Manga-ZeichnerInnen nachrückten. Und das ist doch schade und ein Thema, das diskutiert werden sollte.
Durch die zweite Mangako führte Hugi von Delfinium Prints, wobei die Diskussionrunde diesmal in zwei Teile gespalten wurde. In der ersten Runde redeten Verleger und in der zweiten Zeichner. Eine erste schöne Entwicklung war, dass mehr Verlage an der Veranstaltung teilgenommen haben. Zu den alteingesessenen zählten Tokyopop, wieder vertreten durch den sehr engagierten Geschäftsführer Dr. Joachim Kaps, aber auch Carlsen Manga, vertreten durch Britta Harms sowie Jutta Harms für REPRODUKT, die sich auf Comics und Graphic Novels spezialisiert haben. Hugi sprach für Delfinium Prints und Christian Allmann für den noch recht jungen Pyramond Verlag. Schön, dass die Runde vielfältiger geworden und gewachsen ist! Insbesondere Jutta Harms vom REPRODUKT-Verlag hat neue Sichtweisen in die Diskussion mit eingebracht. Während bei den Verlagen wie Carlsen und Tokyopop Mappensichtungen bei Messen an der Tagesordnung sind, ich aber niemanden kenne, der durch eine Mappensichtung einen Manga bei Carlsen oder Tokyopop unters Dach bekommen hätte, sagte Jutta Harms beispielsweise, dass sie viel durch Empfehlungen anderer Künstler zu ihren neuen Künstlern kommen. Die Fragen, die den Verlegern gestellt wurden, hätten gerne etwas kritischer sein dürfen. Auch ein Nachhaken und interagieren hat mir dieses Jahr gefehlt. Es wurde u.a. besprochen, was aktuell gesucht wird und wie die Verlage zu ihren Künstlern kommen und diese fördern. Dabei fiel auf wie sich Carlsen auf Erfolge der länger zurückliegenden Vergangenheit beruft mit der Banzai und Daisuki. Mein Problem mit der deutschen Mangaszene bleibt: wo sind die Chancen für neue Zeichner, die noch nie eine Serie hatten? Dr. Kaps hat es angesprochen: es braucht viel Zeit sich einer komplett neuen Geschichte zu widmen. Relevant waren v.A. auch die Aussagen, dass es nicht das eine Thema oder Genre gibt, was gerade gesucht wird. Dr. Kaps sagte, dass man einfach weiß, wenn es passt, wenn eine Geschichte vor dir liegt. Außerdem sagte er, dass man sich in der Doujin-Szene umschaut. Damit ging die erste Runde der Mangako zu Ende und ließ für mein Empfinden viele Fragen offen. Die zweite Runde widmete sich den Zeichnern. Diskutiert haben Melanie Schober, Sophie Schönhammer, nayght-tsuki alias Désirée Kunstmann und Nana Yaa Kyere, die auch mit ähnlichen Fragen und Themen konfrontiert wurden wie bei der letzten Mangako.
Die Mangako hat sich sichtlich entwickelt und die richtige Zielgruppe gefunden. Während im letzten Jahr viele Leute im Publikum kaum wussten, dass sie da eine Diskussionsrunde beobachten, waren diesmal im Publikum Mangazeichner wie Inga Steinmetz. Auch die Gruppe der repräsentierten Verlage ist vielfältiger und größer – ein gutes Zeichen. Aber die Fragestellung, Moderation und Debatte muss sich verbessern. Außerdem wäre es eine Verbesserung der Aktualität, wenn Zuschauerfragen erlaubt wären. Zu guter letzt bin ich noch durch Halle 1 geflitzt und habe doch noch ein bisschen Geld ausgegeben, bevor ich müde, aber glücklich die Messe verlassen habe. Morgen auf ein Neues. 🙂
Wart ihr auch am Freitag auf der Messe und habt das entspannte Klima genossen? Ist ein himmelweiter Unterschied zum überlaufenen Messe-Samstag. Welcher Programmpunkt hat euch angezogen? Und habt ihr die Mangako auch beobachtet und vielleicht anders wahrgenommen? Welche Fragen habt ihr an die, die die deutsche Mangaszene ‚machen‘?
Schreibe einen Kommentar