So langsam habe ich die Liste der ausstehenden Serienreviews abgearbeitet, nur noch ein bisschen durchhalten. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen – ich liege gerade fünf Reviews zurück. Am Ende dieses Artikels werde ich nur noch drei zurückliegen. Witzigerweise habe ich ehrlich gesagt absolut keinen Bock eine Review zu ‚Greys Anatomy‘ zu schreiben. Und dabei habe ich immer Bock Reviews zu schreiben. Lassen wir uns mal überraschen wie kurz die wird. Es gilt – wie immer – spoilerfrei für die Staffel, die ich reviewe. Nicht spoilerfrei für vorangegangene Staffeln.
Firefly
Wenn man die Ausstrahlung der Serie 2002 nicht miterlebt hat, dann hat man sich viel Drama erspart. Denn der Sender FOX hat stark mit den Gefühlen der Fans gespielt – und scheinbar mit denen von Regiesseur Joss Whedon (Buffy, Avengers). Wegen Differenzen und relativ geringen Einschaltquoten wurde die Ausstrahlung der Serie mittendrin abgebrochen, die Serie dementsprechend auch nicht verlängert. Nach Deutschland kam Firefly sogar erst 2009 und wurde damals auf SuperRTL ausgestrahlt. Trotzdem eilt ihr Ruf der Serie voraus und das nicht zu knapp. Die Fanbase ist enorm, die Serie scheinbar Kult und die Absetzung wird von vielen als Frevel gesehen. Die DVD-Verkäufe explodierten, was immerhin den Weg für einen Film ebnete. Meine Erwartungen waren trotz Allem nicht besonders groß und ich wurde weder enttäuscht noch überrascht.
Firefly spielt in einer Zukunft, in der sich die Menschheit bis in die tiefsten Tiefen des Weltalls angesiedelt hat, viele Planeten bevölkert und in Raumschiffen durch die Galaxie reist. Auf vielen Planeten herrschen Western-ähnliche Zustände, manche sind reiche Umschlagplätze für Handel, andere sind ländlich und wenig technisiert. V.A. ist Firefly die Geschichte der Crew des Weltall-Transporters Serenity, die um zu überleben alle möglichen Jobs annehmen und auch kleine Gaunereien verüben. Der Kopf der Gruppe ist Captain Malcolm Reynolds (Nathan Fillion), ihm zur Seite steht Zoë (Gina Torres), die mit ihm im Militär gedient hat und ihr Mann Wash (Alan Tudyk), der Pilot der Serenity. Der Mann fürs Grobe ist Jayne (Adam Baldwin), der sich nicht selten mit der Ingenieurin Kaylee (Jewel Staite) anlegt. Zu Beginn der Staffel gesellt sich die Companion Inara (Morena Baccarin) zu ihnen, die als Edel-Prostituierte einen besondere Status genießt, auch wenn Malcolm mit ihrem Beruf weniger gut klarkommt. Mehr durch Zufall nimmt die Crew den Arzt Simon (Sean Maher) und seine Schwester River (Summer Glau) auf, die vor der Allianz fliehen. Außerdem den Shepherd Derrial Book (Ron Glass), einen Mann der Religion.
So bunt durchmischt wie die Crew, sind auch ihre Abenteuer. Mal tapsen sie witzig von einem Schlamassel ins nächste, mal sind die Episoden eher traurig oder dramatisch, mal actiongeladen. Hier und da werden auch einige Hinweise über den Hintergrund und Werdegang der Charaktere gestreut, aber deutlich zu wenige. Durch die Absetzung der Serie bleiben die Andeutungen über den Shepherd Andeutungen und auch was River betrifft ist man meilenweit von einer Auflösung entfernt, wenn man nur die Serie alleine betrachtet. Dafür finden sich in der Serie selber viele Wiederholungen von Rivers zwiespältigen Verhaltensmustern. Die Episoden an sich sind zwar gut erzählt, aber leiden unter ähnlichen Probleme wie die meisten Serien, die sich vorrangig des ‚case of the week‘-Prinzips bedienen. Sie kommen wenig vorwärts und nicht jede Episode überzeugt. Dazu kommt, dass die Ausstattung der Serie sehr mangelhaft ist. Man erkennt, dass Joss Whedon eine sehr runde und vielseitige Welt kreieren wollte. Es gibt eine eigene Sprache und eigene Modewörter (shiny), asiatische Einflüsse sind deutlich zu erkennen und es gab einen großen Krieg, der auch einige Charaktere maßgeblich beeinflusst hat. Aber all das findet nur sporadisch Verwendung, was ein Jammer ist. Man sieht förmlich, dass aus Kostengründen auf aufwendige Kulissen und Kostüme verzichtet wurde. Zudem ist die Serie nicht gut gealtert und aus der Sicht von jemandem der die Serie 2016 geschaut hat, wirkt vieles antiquiert bis hin zu trashig, was bei den großen Ambitionen doch etwas schade ist. Ähnliches gilt für die Special Effects, die aus heutiger Sicht nicht mehr mithalten können. Die sympathischen Charaktere reißen einiges heraus und tragen die durchwachsene Handlung. Hätte man mehr in Joss Whedons Idee investiert, hätte Firefly ein zeitloser Klassiker werden können. Bitter für die Fans.
(7/10)
‚Greys Anatomy‘ Staffel 11
Also mein Lieblingscharakter war ja Sandra Oh als Dr. Cristina Yang, die leider in der vergangenen Staffel die Serie verlassen hat. So steht man dann als Serienliebhaber vor der Frage: weiter gucken oder nicht? Das Plus an Greys Anatomy ist, dass es immer vereinnahmende Charaktere gibt, deren Schicksal man weiterverfolgen möchte. In meinem Fall waren das April und Jackson, die in der Staffel ein Kind erwarten. Nicht zwingend wegen ihres Zwists ob man das Kind religiös erziehen soll oder nicht (gähn), sondern viel mehr wegen … allem anderen, was ihnen in der Staffel widerfährt. An ihrem Beispiel wird deutlich, dass die Serie sich nicht weiterentwickelt, aber immerhin ihre Charaktere. Wie das geht? Das geht insofern, dass sich die großen und kleinen Katastrophen der Ärzte und ihrer Angehörigen stets wiederholen. Mal in anderen Konstellationen, mal mit mehr emotionalen Ausbrüchen, mal mit weniger. Und manchmal so unvorhergesehen, dass es den Zuschauer doch ganz kalt erwischt. Sei es auch ’nur‘ der dramatische Fall eines Patienten. So ist Greys Anatomy. An den Stellen bei denen man nichts von der Serie erwartet, überrascht sie einen. So empfand ich den Twist, dass Dr. Maggie Pierce (Kelly McCreary) Merediths Schwester ist als unheimlich öde. Auftauchende Halbschwestern … hatten wir schon! Dass sie aber selber damit so locker umgeht und nichts von Meredith oder ihrem Vater erwartet, überrascht. Und in Dramatik war die Serie schon immer gut. Der (obligatorische?) Ausstieg eines Hauptcharakters war bitter, schockierend und hat mich tatsächlich nicht kalt gelassen. Leider war es auch realistischer als man sich eingestehen möchte.
Und dann sind da die anderen Charakteristika von Greys Anatomy. Die Übertreibung. Caterina Scorsone als Dr. Amelia Shepherd wird als Hauptcharakter etabliert, eine Figur die ich persönlich immer sehr mochte. Ihr ständig wehrender Kampf sich gegen ihren Bruder durchzusetzen und als Ärztin im selben Gebiet wahrgenommen zu werden wirkt aufgesetzt. Gab es den Konflikt schon vorher? Die Hysterie gab es zumindest in der Form nicht, in dieser Staffel aber reichlich (und es wird nicht besser). Die ellenlangen Ansprachen, die sie bei einem extrem schweren Eingriff an den Tag legt wirken pathetisch und erinnern daran wie realistisch und indie und anders Greys Anatomy früher in den ersten Staffeln gewirkt hat, während es sich heute manchmal wie eine Nachmittagsserie anfühlt, die lediglich eine Ärzte-Telenovela ist. Wo ist Merediths abgründiger Charakter? Gibt es heute nur noch Ehe-Knatsch mit Derek, dem Mann, der durchstartet und mit Abwesenheit glänzt. Gibt es nur noch Windeln und Dates? Und natürlich Katastrophen, denn wir reden ja von einer Krankenhaus-Serie. Zuviel Wiederholung, zuviel Pathos. Und wieder die Frage: guckt man das noch weiter? Das beste wäre vielleicht die Serie abzusetzen. Einfach so. Denn wie hat es eine Filmwebseite neulich so treffend ausgedrückt: ihnen gehen die Katastrophen und Mittel aus, mit denen man noch versuchen könnte Meredith (Ellen Pompeo) umzubringen. Aber die Charaktere … woher weiß ich denn sonst was mit xyz passiert!? Da ist es! Wiederholung! Überall Wiederholung! Ein Teufelskreis.
(6/10)
Da wären wir also. Zwei Serien, die ich wahrscheinlich nicht weitergucken würde, obwohl die eine eh abgesetzt wurde und die andere mich irgendwie am Haken hat. Wie ist eure Meinung zu den beiden? Und falls ihr Firefly-Fan seid, könnt ihr meine Kritik nachvollziehen oder ist das für euch alles totaler Quatsch? Wann habt ihr zuletzt eine Serie geschaut, die einen wahnsinnig große Fanbase hat und einen regelrechten Kultstatus, euch aber nicht abgeholt hat? Und habt ihr einen ähnlichen Fall, eine Hassliebe, wie ich zu ‚Greys Anatomy‘?
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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