Film-Serien-Talk: Was Netflix macht …

Wir wissen ja nicht zuletzt dank meiner Liebe zu Daten aus dem Auswerten solcher, dass ich einen großen Teil meiner Serien auf Netflix schaue. Die Plattform hat mir vieles gegeben, was mich sehr glücklich gemacht hat und ich möchte es nicht missen. Im noch frischen Jahr gab es dann aber einige Nachrichten rund um Netflix vom Kaliber richtig großer Brocken, die mich sowohl die eine als auch in die andere Richtung bewegen und gewaltigen Stoff zur Diskussion bieten, bei der ich sehr auf eure Meinungen gespannt bin.

Worüber ich hinwegsehe …

Etwas, das recht lange bekannt ist und worüber es mal lange Zeit ganze Blogs gab, ist, dass das Seitenverhältnis teilweise beschnitten wird. Es ist unschön und wahrscheinlich nicht im Sinne der Filmschaffenden, aber es war nie so schlimm, dass es mir aufgefallen wäre. Etwas seltsamer fand ich da schon, dass eingekaufte Serien teilweise genauso als A Netflix Original Series bezeichnet werden, obwohl Netflix nicht die Produktion finanziert hat. Auch da habe ich mich nicht wirklich heiß gemacht, da so den Stoffen zumindest gewährleistet wird, dass sie erreichbar sind. Wenn ich an meine Zeit als Teenager denke … da gab es manchmal nur drei Varianten, die alle ihre Nachteile mit sich brachten, wenn man eine Serie unbedingt schauen wollte, die keine große Reichweite und Aufmerksamkeit zugesprochen bekam. 1. Warten, bis sie im deutschen (!!???!!) Free-TV laufen (haha, meistens gar nicht). 2. die DVD kaufen (Wartezeit und horrende Kosten) oder leihen (schwierig) und 3. illegal runterladen (AAAAAH illegal). Also bin ich im Zweifelsfall einfach froh, dass die Serien zum Stream zur Verfügung stehen und ich ohne mich illegaler Methoden zu bedienen, schauen kann, was ich möchte. Ob das nun Netflix Original heißt oder was auch immer. Ein bisschen kritisch hinterfragen sollte man zwar, aber dazu sehe ich an der Stelle noch keinen Anlass. Netflix scheint in dem Punkt sehr fair zu sein, dass es wenn sie wirklich selber produzieren, den Schöpfern und kreativen Köpfen sehr viel Freiheit lassen. Nach Berichten sogar mehr als diverse Studios. Und sie geben Stoffen eine Chance, vor denen andere zurückschrecken wie der Doku The Keepers oder The OA (große Liebe!). Also man merkt schon: in vielen Punkten hält es sich für mich einfach in Waage.

Das fragwürdige …

Während ich noch fröhlich meinen Artikel über die 18 guten Gründe für 2018 schrieb, gab es für den Alex-Garland-Film Annihilation (Auslöschung) noch einen Kinostart-Termin. Jetzt nicht mehr, denn der Film wird außerhalb der USA, China und Kanada exklusiv auf Netflix erscheinen. Das gehört zu einer neuen Strategie, die Netflix offensichtlich ab 2018 fährt und kurz vor knapp noch eintüten konnte. Nämlich dem exklusiven Streaming brandneuer Filme, die sonst erst mit dem DVD-Release oder eben einfach später auf der Plattform verfügbar waren. Das bringt mich sehr zum Wanken, da ich gern ins Kino gehe und es ja allgemein bekannt ist, dass Kinos um ihr Überleben kämpfen müssen. Das ist dabei alles andere als hilfreich.

„Violet Evergarden Trailer 3 English Subbed“, via The LocalMoonman (Youtube)

Das grandiose …

Netflix goes Anime. Vor zwei Jahren etwa wurde schon angekündigt, dass Netflix mehr Anime in das Programm aufnehmen will und sogar selbst produzieren möchte. Bei dem vornehmlich digitalen Ajin brachen bei mir als Anime-Puristen und -Traditionalisten noch keine Freudentränen aus. Auch bei dem in Amerika(!) im Anime-Style produzierten Castlevania nicht. In Amerika produzierte Anime … naja. Hat sicherlich eine Chance verdient, wir wollen ja offen sein, aber die Strategie klang eher nach Anime-light. Aber dann ging es los. Netflix machte mit Cowboy Bebop und einigen anderen Anime-Klassiker verfügbar, die lange in Deutschland gar nicht zu haben waren, wofür es schon ein bisschen Liebe verdient hat. Und nahm auch regulär Anime auf wie The Seven Deadly Sins u.a. 2018 drehen sie aber richtig auf was das betrifft. Es ist eine ganz Latte teilweise von Netflix in Zusammenarbeit mit japanischen Studios produzierten Animeserien geplant. Mit Violet Evergarden erschien zudem einfach mal eine der am heißesten erwarteten Serien der Winter-Season im Simulcast, d.h. mit wöchentlich einer neuen Episode und macht vor was Konkurrenz wie Crunchyroll schon länger tut: uns Serien geben, die gerade erst in Japan gestartet sind. Aber dabei einen ziemlichen Hit ans Land gezogen hat. Übrigens der erste Anime, der bei Netflix im simulcast läuft. Not bad!

Da bin ich ja fast hin- und hergerissen bei der Tragweite der Neuigkeiten rund um meine liebste Streamingplattform. Wie seht ihr das? Stößt euch Netflix‘ Kampagne Kinofilme direkt ins Streaming zu holen auch etwas sauer auf? Und freut ihr euch auf die kommenden Anime? Ich würde ja vermuten, dass Zuschauer, die bisher wenig mit Anime anfangen können, eher dazu animiert werden können ihnen mal eine Chance zu geben, wenn sie so einfach und problemlos abrufbar sind wie es bei Netflix der Fall ist anstatt sich DVDs leihen oder im Free-Tv reinschalten zu müssen … wie seht ihr das? Sinkt da die Hemmschwelle Anime mal eine Chance zu geben?

8 Antworten

  1. Zu der Geschichte rund um „Annihilation“ sollte man aber auch erwähnen, dass es zumindest im Falle dieses Films so war, dass das Studio keinen europäischen Kinostart geplant hatte. Nach einem Testscreening in den USA war einer der Produzenten (nebenbei für so Gurken wie „Terminator:Genysis“ und „Geostorm“ verantwortlich) der Meinung, dass der Film für das Kinopublikum zu „intelligent sei“ (ja, das ist ein direktes Zitat). Da man dann beim Studio einen großen Flop befürchtete, wollte man also den Film nicht mehr ins Kino bringen und Netflix hat dann angeboten, Teile der Produktionskosten ans Studio zu zahlen, um den im Ausland exklusiv zeigen zu dürfen.

    Insgesamt ist die Entwicklung sicher nicht gut, aber sind wir doch mal ehrlich: Die Studios trauen sich doch einfach gar nix mehr. Alles, was kein Blockbuster ist, kommt scheinbar in einen Lostopf und was dann gezogen wird, hat Glück gehabt und kommt ins Kino. Netflix nutzt diese Angst vor Flops eben aus und ist bereit, Filme zu unterstützen, die bei den großen Studios keine Chance kriegen. Zeigt ja auch das Beispiel mit „The Irish Man“ von Martin Scorsese, den kein Studio finanzieren wollte und wo Netflix dann gesagt hat „dann machen wir das eben“. Fürs Kino ist das sicher scheiße, aber die Studios sind doch selbst Schuld daran, dass das alles abkackt. Wenn man nicht bereit ist, mal ein Wagnis einzugehen, verkommt eben alles irgendwann zur generischen Grütze und wenn man nicht irgendwann gegensteuert, geht es eben den Bach runter. Die Studios müssten doch gerade heute, bei der großen Konkurrenz vom Streaming kapieren, dass das nicht gut gehen kann. Es scheint ihnen aber einfach scheißegal zu sein.

  2. Danke für das Update bzgl. der Animes auf Netflix. Wenn der Trend sich fortsetzt, dann werde ich wohl doch meinen Netflix Account reaktivieren.

  3. Avatar von kaisuschreibt
    kaisuschreibt

    Ich glaube nicht, dass sich da bei den Zuschauern etwas regen wird, die vorher auch keine Anime geschaut haben. Da muss das Umfeld aktiv werden und sagen „Guck mal! Hier!“
    Ich habe zum Beispiel noch keine Animeserie auf netflix geschaut, obwohl ich Anime schaue! Woran das liegt? Keine Ahnung… aber bei dem neusten Streifen will auch ich mal einen Blick wagen 😀 Ich erfreue mich dann eher daran, dass asiatische Realfilme mit UT dort erscheinen! Da find ich super :3

  4. Bei „Annihilation“ war wohl zusätzlich auch noch das Problem, dass der bei Test-Vorführungen nicht so gut ankam und wohl allgemein als zu „kompliziert“ abgetan wurde und eigentlich Nachdrehs vom Studio verlangt wurden. Alex Garland hatte das Glück, dass einer seiner Produzenten da nicht mitmachen wollte und deswegen kam es wohl auch zum Bruch mit dem Studio und Netflix sprang rettend ein.

    Aber ja, ich finde die Entwicklung dahin, dass Netflix gute Filme gar nicht erst ins Kino bringt, auch sehr bedenklich. Das macht amazon wesentlich besser und gönnt uns die Eigenproduktionen auch auf der großen Leinwand.

    Über die Anime-Entwicklung bin ich auch sehr froh 😀 Noch etwas, was meine Wunschliste auf Netflix länger und länger werden lässt 😀

    1. Dazu muss man dann aber auch nochmal sagen, dass „Annihilation“ ja keine Netflix-Eigenproduktion ist. Und wenn ich mir die eigentlichen Eigenproduktionen so angucke, sehe ich da auch bisher nix, was man im Kino gebraucht hätte. Oder will hier wirklich jemand für solchen halbgaren Krampf wie „Bright“ auch noch 20 Euro an der Kinokasse abgeben? Warum Netflix das macht hat nebenbei Moritz Bleibtreu die Woche mal ganz gut erklärt. Netflix hat seine Abonnenten, durch die sie jeden Monat jeweils 10 Euro oder so einnehmen und das sind sicher nicht wenige. Der Trick ist, möglichst jeden zu bedienen und deshalb einfach den Kanal mit allem vollzuballern, was man in die Finger kriegt. Denn auch wenn ein „Bright“ im Kino vermutlich (aber eben nicht sicher) Geld eingespielt hätte, so durchwachsen das Teil auch war, hätte es eben unmengen mehr Geld im Vorlauf gekostet an Marketing und Co. Netflix umgeht also einfach die Gefahr eines Flops, der ja niemals auszuschließen ist. So hat man eben einen Film für (ich glaube) 80 Millionen produziert, was bei Netflix dann ungefähr eine Tageseinnahme ist, oder so. Ob der dann gut ankommt ist da erstmal zweitrangig.

      Man muss da auch einfach mal ganz klar sagen, dass die Kinos und vor allem die Filmstudios quasi genau den geichen Fehler begehen, den schon das Fernsehen seit Jahren macht. Nämlich die Entwicklung zu verpassen. Streaming ist nun mal das neue heiße Ding was Filme angeht. Und ich kann das auch durchaus nachvollziehen. Denn erstens bietet mir Hollywood kaum etwas, für das es sich lohnt, ins Kino zu gehen. Und zweitens, fällt mir kein Grund ein, warum ich dafür dann so viel Geld auf die Theke legen soll, wenn ich doch hunderte von Filmen einfach über Stream gucken kann. Ich bin da zwar auch kein großer Fan von, aber die Kinos und Hollywood können mich eben auch mal kreuzweise mit ihrem immer gleichen Quark. Und ich entstamme noch einer Kinogeneration. Was soll dann wohl in sagen wir 20 Jahren sein? Da geht keine Sau mehr ins Kino, weil sie es nicht mehr wirklich als Filmvorführpalast kennen, der es mal war, sondern nur noch als seichtes Unterhaltungsevent, das sich nach dem dritten Mal abnutzt. Es ist eben immer ein Generationenkonflikt. Filmfans sind Kinofans, klar. Aber dem normalen Zuschauer ist es einfach scheißegal, wo er den Film sieht. Und wenn man die verliert, bleibt eben nicht mehr viel übrig. Siehe Fernsehen. Wer guckt denn heute noch TV, der jünger als 40 ist? Das Ding ist durch. Und das Kino ist auf dem gleichen Weg.

  5. Puh, wieder was erfahren… Mir persönlich widerstrebt es schon eher, dass Netflix gleich Filme ins Streaming holt statt dass die ins Kino kommen. Ich bin zwar kein Viel-Kino-Gänger, aber den ein oder anderen Film genieße ich schon gerne in der Kinoatmosphäre. Außerdem ist meiner Meinung nach die Spanne zwischen Kino und Verfügbarkeit auf einem Streamingportal echt überschaubar. (Früher hat das – gefühlt – immer ewig gedauert….)

    Das bei Netflix vermehrt auch Animes Einzug ins Programm halten finde ich hingegen sehr gut. Violet Evergarden wurde mir neulich auch vorgeschlagen und habs dann auch direkt begonnen. Ob es anderen den „Einstieg“ erleichtert kann ich jetzt auch nicht sagen. Wahrscheinlich ist es immer schwer wenn man bisher nie Anime geschaut hat, das wirklich mal auszuprobieren. Aber zumindest wird es durch ein Streaming Angebot auf jeden Fall erleichtert. Ich freu mich jedenfalls auf alles was da noch im Anime Bereich kommt.

    (Off-Topic: Ich habe die von dir empfohlene Doku über Hayao Miyazaki angeschaut – Danke für die Empfehlung. War wirklich eine tolle Sache und hat einen echt tollen Einblick hinter die Kulissen gegeben <3 <3 <3)

  6. Ich muss sagen, dass ich schon die ganze Zeit am hin und her überlegen bin, mir endlich mal ein Netflix Abo zu holen… Das Netflix nun noch mehr neue und alte Animes zeigt, reizt mich noch mehr, ein Abo abzuschliessen. Wie teuer ist denn das Ganze?

  7. Netflix goes Anime finde ich auch ganz groß, zumal ich nun endlich legal Toky Ghoul oder Attack on Titan schauen konnte. Ajin war ist große Liebe von mir, genau wie ID-0 oder KuroMukuro.
    Was mir noch persönlich fehlt wäre My Hero Academia, aber vielleicht kommt das auch noch irgendwann. Hoffentlich…

    Ps: Ich will dass Castlevania mehr Staffeln bekommt 🙁 Gott, die Serie fing so gut an…

    Das mit den Netflix Original finde ich sehr merkwürdig, ich war am Anfang wirklich irritiert welche Serie plötzlich unter dem Titel liefen und ich erst einmal googeln musste weil ich dachte ich hätte irgendetwas verpasst oder mein ganzes leben m Irrglauben verpasst. das Labeln ist nicht unbedingt meins, aber dafür Netflix zu kündigen fände ich reichlich doof. Dass es jetzt allerdings teurer wird, finde ich schwierig. Größeres Angebot hin oder her, aber mehr kann ich mir momentan leider nicht leisten. Mal sehen wie sich das entwickeln wird.

    Das Streamen finde ich absolut schwierig. Zum Glück sind meine beiden Lieblingskinos absolute Indiekinos, die führen meist eh nur Filme abseits des Mainstreams… Die Kinopaläste sind mir ziemlich egal, weil ich riesige Säle eher meide. Es sei denn es geht um einen Star Wars… Meine Angst ist, dass es so werden wird wie beiden Serien… Wenn Amazon, Netflix, SkyTv etc. ihre jeweiligen eignen Filmreleases haben na dann gute Nacht.

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