M. Night Shyamalan wurde vor seinem Quasi-Comeback mit Split viel gescholten. Man schien sich an The Last Airbender, Lady in the Water und The Happening zu erinnern und Filme wie The Sixth Sense und The Village zu vergessen sowie das visionäre Genie Shyamalans, der offensichtlich auch sein Handwerk als Filmemacher versteht. Im selben Jahr in dem er für The Last Airbender viel Kritik einstecken musste, die sicherlich zu großen Teilen ihre Berechtigung hat, aber auch aus viel Fan-Rage besteht, erschien auch Devil. Zu dem Horrorstreifen hat er zusammen mit Brian Nelson das Drehbuch beigesteuert und den Film selbst produziert. Er sollte Teil einer Trilogie werden, die modernes, aufgeklärtes und urbanes Leben mit spirituellen und metaphysischen Aspekten aufeinandertreffen lässt: The Night Chronicles. Später entstanden aus einer der geplanten Episoden, die ein Sequel zu Unbreakable werden sollte, nichts geringeres als Split. Das Grundprinzip der Konfrontation ist in Devil mehr als deutlich, um nicht zu sagen in your face. Ein Fahrstuhl in einem Hochhaus bleibt stecken und schließt fünf Menschen ein. Während sie auf Hilfe warten, geht poradisch das Licht aus. Als es das erste Mal angeht, hat nur einer von ihnen eine Bisswunde. Wer hat das getan? Wie genau soll das passiert sein? Als das zweite Mal das Licht ausgeht, ist bereits jemand tot. Hilflos müssen die Gebäudetechniker und ein Polizist zuschauen wie im Fahrstuhl Panik ausbricht und alle ihre Rettungsversuche scheitern unter mysteriösen Umständen. Ist hier der Teufel höchstpersönlich am Werk?
„Devil – Fahrstuhl zur Hölle | Deutscher Trailer HD (1080p) German“, via KinotrailerDE (Youtube)
Zumindest behauptet das ein Mann, der sich von dem Hochhaus stürzte, in seinem Abschiedsbrief. Ansonsten wäre Detective Bowden (Chris Messina) eigentlich gar nicht anwesend. Dieser und einige andere Zufälle, machen den Film zu einem durchweg geradlinig und stellenweise überraschend gut durchkomponierten. Für Fans von Horror und Mystery, sind die einen oder anderen Schritte vorhersehbar, was aber nicht die Unterhaltung schmälert. Denn Devil reizt voll sein Setting aus. Fahrtstuhl-Phobiker müssen stark sein. Ein kleiner Zwischenfall reicht schon, damit sich die in die Enge getriebenen, gefangenen Menschen entpuppen. Das klaustrophische Szenario entfaltet was zwischenmenschlichen Terror betrifft volles Potential und verzichtet auf Bullshit-Horror und Blutfontänen, sondern lässt sich die Menschen in diesem kammerspielartigen Szenario erstmal gegenseitig an die Gurgel gehen und den Zuschauer mitraten, wer der Übeltäter ist. Die ältere Dame? Der Ex-Soldat? Der Vertreter? Die Business-Lady? Vielleicht war es doch der Teufel.
Für viele Zuschauer mag Devil nicht mehr als ein solider Gruselfilm sein, der auf relativ bekannte Muster des Mystery-Genres zurückgreift. Aber Nelson und Shyamalan haben in ihrem Drehbuch gleich zwei sehr menschliche Komponenten, die den Film letzten Endes besonders machen. Zum Einen der zwischenmenschliche Horror in dem eine zufällige Begegnung im Tod endet, in Hass, Zweifel und Beschuldigungen. Menschen können sich gegenseitig eine harte Zeit bereiten, die das zu was Monster in der Lage sind, in den Schatten stellt. Dieses Konzept des Horror-Kinos ist inzwischen en vogue, machte aber, dass sich Devil Anfang der 2010er Jahre angenehm vom ansonsten eher durch Gore besetzten Genre absetzte. Die zweite Komponente ist auch eine zutiefst menschliche, eine hoffnung-gebende und eine, die auch nach dem Film hängen bleibt. Welche das ist, wird an der Stelle aber nicht verraten.
Devil – Fahrstuhl zur Hölle (OT: Devil), USA, 2010, John Erick Dowdle, 80 min
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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