Guten Stoffen soll man gutes tun, damit sie gut bleiben. Das heißt für mich, dass man diese nicht in die Länge zieht, um länger Gewinne generieren zu können oder sinnlose zweite, dritte, vierte, fünfte, etc. Staffeln anschließt. Die meisten Serien, die meines Erachtens nach mit der ersten Staffel ein stimmiges Ende hatten, schaue ich beispielsweise oftmals nicht weiter. Als „Monster 1983“ eine zweite Staffel bekam, sagte ich mir: ok. Passt ja irgendwie. Kann man machen. Als nach der zweiten Staffel klar war, dass die Hörbuchreihe noch eine dritte Staffel bekommen würde, verließ mich die Lust. Irgendwann war da der Elan zu einem weiteren Ausflug nach Harmony Bay. Ausschlaggebend dafür war, dass es die letzte Staffel sein würde und, soviel muss man auch sagen, ist es ein exzellent vertontes Hörspiel. Die Besprechung enthält keine Spoiler für Staffel 3, aber Spoiler für Staffeln 1 bis 2.
Die dritte Staffel beginnt besorgniserregend. Im Jahr x streift Agent Hunter zusammen mit einem Kollegen, Powers, durch das verlassene Harmony Bay. Es wird beschrieben wie ein Kriegsschauplatz. Harmony Bay, einst eine idyllische Kleinstadt, ist nun tot, leer, grau und vor Allem abgeriegelt. Ein menschenleeres Sperrgebiet, das nur noch an die menschliche und wie sich später herausstellen wird moralische Katastrophe im Jahr 1983 erinnert. Während sie etwas suchen und sich gleichzeitig vor dem Militär verstecken, das ihnen auf den Fersen ist, schildert Hunter im Rückblick die Geschehnisse in Harmony Bay nachdem Cody und seine Kinder zurückkamen und damit den Nachtmahr in Gestalt von Amy wieder nach Harmony Bay brachten. Ein wahres Nachtmahr-Mayhem bricht aber aus, als auch noch der Hund Chopper wieder auftaucht, der einige Eier des Nachtmahrs vertilgt hat. Treue Zuhörer werden sich erinnern, dass Chopper eigentlich das zeitliche gesegnet hat. Er wird nun angetrieben durch die Energie des Nachtmahrs, genauer gesagt seiner Kinder, und infiziert weitere Einwohner Harmony Bays. Es beginnt ein Katz- und Maus-Spiel, bei dem sich der Zuhörer fragen muss, welche seiner Lieblingscharaktere möglicherweise vom Nachtmahr besessen werden oder Opfer desselbigen.
„Monster 1983 – Staffel 3: Ein Blick ins Studio“, via Audible Deutschland (Youtube)
Zusätzlich angeheizt wird das ganze durch Aussagen Hunters wie „Es starben so unglaublich viele Menschen“ als er über das Jahr 1983 spricht und der Handlung von Staffel 3 vorausgreift. Eine ziemlich simple Taktik um Spannung zu erzeugen – aber eine immer wieder effektive. Es gibt viele Motive in Monster 1983, die nicht neu sind, aber zumindest kultig. Aber solche Vorausdeutungen sind dann doch unter dem Niveau der Reihe. Mal abgesehen davon ist der Kniff mit Hunter als Erzähler ziemlich cool. Während er zusammen mit Powers durch das verlassene Harmony Bay streift, gehen sie an Orten vorbei, die Erinnerungen über die Ereignisse im Herbst 1983 wecken und die Perspektive wechselt zu Cody, Taylor und all den anderen ins Jahr 1983, die sich an eben jenem Ort versuchen der Nachtmahre zu erwehren. Wären wir bei einem B-Movie, könnte man ohne viel Ironie die dritte Staffel mit Titeln wie „Nachtmahr: Apocalypse“ versehen.
Der Kniff mit Hunter als Erzähler und Chronist der Ereignisse geht aber auch auf Kosten von Charakteren wie Cody, der hier eine Transformation zum desorientierten, gebrochenen Mann hinlegt, die sich für meinen Geschmack unglaubwürdig sprunghaft entwickelt. Ansonsten werden auch Nebencharaktere sehr glaubhaft und natürlich in die Handlung verwoben. Ich möchte sagen fast jeder tritt wieder auf und bekommt seine 5 Minuten oder gar ein rundes Ende seiner Storyline. In manchen Fällen mehr oder weniger glücklich – leider! Als das Militär ins Spiel kommt und in Harmony Bay Ausgangssperre verhängt, wird es einerseits dramatisch, andererseits auch etwas platt. Zwar drängt sich der furchtbare Verdacht auf, dass das Militär in Schießlaune ist und nicht nur die Nachtmahre Leben auf dem Gewissen haben, aber andererseits ist es auch etwas einfach und schwarz-weiß-gedacht eine externe Instanz als den Buhmann darzustellen. Staffel drei von Monster 1983 ist also durchweg 50/50. Für alles was ein guter Kniff ist, gibt es auch Aspekte, die befremden. Alles in allem wartet es aber noch mit einem (wenn auch etwas vorhersehbaren) Twist auf und kommt zu einem runden und nicht verkehrten Ende, das die Reihe würdig abschließt. Auch wenn ich mich auf die Narrative konzentriert habe (und mich die sehr schwer beschäftigt hat), muss ich dringend wenigstens noch im letzten Satz erwähnen, dass sowohl Vertonung, Atmosphäre als auch die Leistung der Sprecher wieder hervorragend sind.
„Monster 1983 – Staffel 3: Helen und „Das Monster““, via Audible Deutschland (Youtube)
Habt ihr die Reihe gehört bzw. sogar zu Ende gehört? Wenn nicht, an welcher Stelle war für euch Schluss? Habt ihr die dritte Staffel ähnlich durchwachsen empfunden oder hat sie euch noch so abgeholt wie die vorhergehenden? Habt ihr Tipps, d.h. kennt ihr Hörspiele, die ähnlich kultig sind wie „Monster 1983“?
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