Da ist der Serien-Nachschlag. Zwar gab es diese Woche schon einige Serien-Besprechungen zu lesen, aber hier schlummern noch welche in den Entwürfen und die wollen rausgelassen werden bevor das Jahr zu Ende ist 🙂 Also ziehen wir den Frühjahrsputz doch etwas vor. Der gemeinsame Nenner ist übrigens das Genre. Beide heute besprochene Serien sind Krimis, die … sagen wir mal hinlänglich bekannten Mustern folgen. Reviews sind spoilerfrei.
„Professor T“ Staffel 1
Kürzlich wurde die dritte Staffel von Professor T ausgestrahlt und zu diesem Anlass die vorangehenden nochmal in der ZDF Mediathek verfügbar gemacht. Professor T ist das deutsche Remake einer gleichnamigen belgischen Serie. Der titelgebende Professor Jasper Thalheim alias Professor T (Matthias Matschke) ist ein brillanter Kriminologie und Kriminalpsychologe und unterrichtet an der Uni Köln. Als die jungen Ermittler Anneliese Deckert (Lucie Heinze) und Daniel Winter (Helgi Schmid) der Kölner Polizei mal nicht weiter wissen, gehen sie auf Thalheim zu, der früher Annelieses Professor war. Dass er die Polizei unterstützt, wird aber nicht von allen gern gesehen und auch die Gebaren von Professor T sorgen immer wieder für etwas Unruhe, denn er ist zwar ein großartiger Analytiker, aber auch (augenscheinlich) gefühlskalt, arrogant und hat eine ausgeprägte Abneigung gegen Bakterien, weshalb er stets medizinische Handschuhe trägt. Die Serie entspricht damit klar dem überstrapazierten Schema des „procedural“ bei dem in jeder Folge ein Fall aufzulösen gilt, die Polizei Thalheims Unterstützung braucht und es dabei nicht selten zwischenmenschlich knallt, wenn Thalheims Marotten ihm oder den anderen im Weg stehen. Auch die Beziehung der beiden Ermittler sorgen für Wirbel – wie das eben so ist, wenn einer vom anderen was will und der andere nicht. Ist das jetzt narrativ so ausgelutscht wie man denkt? Leider ja.
„Professor T (Season 1 – Official U.S. Trailer)“, via MHz Choice (Youtube)
Können die Darsteller aber nix für. Matschke macht seine Sache schon ganz genial – er spielt den Professor T als eine Figur irgendwie zwischen Mr Monk, BBC Sherlock, Dr House mit einem Stück Annalise Keating (How to get away with murder) mit gerade genug Nuancen um als etwas eigenes erkannt zu werden. Love to hate him. Hate to love him. Man findet ihn klasse – ich würde mir gern seine Vorlesung anhören, aber mit ihm face to face sprechen? Vielleicht nicht. Die Figur wie, aber vor Allem auch die Serie ist aber schablonenhaft von zu vielen Vorlagen abgekupfert und die ganze Serie hat ein viel zu starkes „Habe ich schon irgendwo anders gesehen“-Feeling. Besonders auffällig sind die Parallelen zu BBC Sherlock, vom Anzug, der herablassenden Art, einer scheinbar Moriarty nachempfundenen Figur, dem Desinteresse an persönlichen Kontakten und der Beziehung zu der Dame im Vorzimmer. Was diese Muster betrifft, scheint das Ende von Staffel 1 und damit sicherlich auch Staffel 2 stattdessen an die Serie River angelehnt zu sein. Da möchte man doch seufzen, denn auch die Nebendarsteller sind ein sympathisches Gespann und zumindest Anneliese Deckert bekommt eine Backgroundstory, die mitfühlen lässt und „mehr Gesicht“. Der zweite Hauptdarsteller ist ganz klar die Stadt Köln 😉 und der Kölner Dom ein prominentes Bild der Serie, da sich Professor T oft sinnierend auf ein Dach zurückzieht und über diverse Fälle mit Blick auf den Dom nachdenkt. Die spannungsarme Inszenierung der Kriminalfälle, die gerade mal an das Niveau eines Tatorts herankommt, sorgt dafür, dass Professor T wahrscheinlich nicht das Zugpferd unter den deutschen Krimiserien werden kann. Inszenatorisch lässt es etwas Brillanz und Mut vermissen, weshalb es sich nur schwer von anderen Krimiformaten absetzt. Hinzu kommt erschwerend, dass es selbst bei den nur 3, 4 Episoden der Staffel so wirkt, als ob die Polizei Köln keinen Fall ohne den Professor lösen kann … .
(6/10)
And then there were none
… oder wie der deutsche Titel heißt: Und dann gab es keines mehr basiert auf dem gleichnamigen Agatha Christie Roman. Die Adaption aus dem Jahr 2015 ist die aktuellste und inszeniert das altbekannte Setup von zehn Menschen, die auf einer abgelegenen Insel festsitzen und unter denen sich ein Mörder befindet mit einem frischen Anstrich. Unter den zehn befinden sich u.a. Maeve Dermody als die Gouvernante Vera Claythorne, die unter dem Vorwand auf die Insel gelockt wird dort eine Stelle als Sekretärin anzutreten. Miranda Richardson spielt die erzkonservative Miss Emily Brent. Aidan Turner Philip Lombard, die aus bspw. Bletchley Circle bekannte Anna Maxwell Martin ist als Hausmädchen Ethel Rogers zu sehen und Charles Dance als Richter Lawrence Wargrave, um nur ein paar Darsteller des (für Serienfans) bekannten Casts zu nennen. Sie alle werden unter einem Vorwand auf die Insel gelockt und entlarven den Umstrand auch relativ früh, nachdem sich kein Gastgeber auf dem Anwesen blicken lässt, die ersten Morde geschehen sind, das letzte Boot lange gefahren und die Insel aufgrund eines Sturms isoliert ist. Der Klassiker.
Eine Audio-Aufnahme, abgespielt über ein Grammophon lässt sie alle wissen, dass jeder der anderen Dreck am Stecken hat und auf seinem Konto ein oder mehr Menschenleben stehen. Sie werden gemäß des Kinderreims „zehn kleine Negerlein“ einer nach dem anderen dezimiert. Der anfängliche Originaltitel der Literaturvorlage Christies Ten Little Niggers wurde smart umgangen, indem der Reim zu „zehn kleine Soldaten“ umgemünzt und die Insel in Soldier Island umbenannt wurde. Das Setting bleibt gleich und überzeugt mit kleinen Aktualisierungen, die die Hintergrundgeschichte der Charaktere gut untermauern. Die zahlreichen Rückblicke, insbesondere der zur Hauptfigur hervorgehobenen Vera Claythorne tragen zur Dramaturgie maßgeblich bei. Kulisse, Figuren, Inszenierung – alles ist atmosphärisch. Und wer des Rätsels Lösung noch nicht kennt, bekommt gar nicht mal soviel Anlass zu erraten wer nun der Übeltäter ist. Was allerdings auch nicht bedeutet, dass nichts an der Miniserie vorhersehbar ist. Auch wenn And then there were none mein Leben als Serienzuschauer nicht verändert hat, zeigt es, dass auch bekannte Stoffe, Klassiker und öfter gesehen Muster mit entsprechender Atmosphäre und Dramaturgie was hermachen.
(8/10)
„The group arrive at the island – And Then There Were None: Episode 1 Preview – BBC One“, via BBC (Youtube)
Tatsächlich war aber bei mir nach dem Schauen beider Serien erstmal Pause mit Krimis, da mich wiederkehrende Muster, ausgelutschte oder bekannte Motive dann doch nicht mehr als zwei Staffeln über begeistern. Gesehen habe ich die Serie meine ich im Sommer oder Herbst, ich bin mir gar nicht mehr sicher. Damals habe ich „And then there were none“ im Zuge eines TV NOW Gratis-Probemonat geschaut. Kennt ihr beide Serien eventuell? Wie haben sie euch gefallen? Und könnt ihr mit Formelhaftigkeit oder bekannten Plots gut umgehen oder seid ihr eher schnell gelangweilt?
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