Verfilmungen, die aus Kurzfilmen entstehen? Hit & Miss, da sind sich denke ich alle einig. 5 Zimmer Küche Sarg ist das 2014er Spielfilm-Remake eines Kurzfilms von Jemaine Clement und Taika Waititi. Der überwältigende Erfolg sortiert hier vorher schon ein, in welche Schublade (Hit oder Miss) wir 5 Zimmer Küche Sarg (Originaltitel What We Do in the Shadows) einsortieren. Zudem zieht der Film inzwischen eine gleichnamige Serie (What We Do in the Shadows) und ein Sequel namens Wellington Paranormal nach sich. Jetzt komplett verwirrt? Wieviel Taika Waititi kann man verkraften? (Viel.) Und – sind Vampire auch nur Menschen? Zumindest dürfte uns einiges im Alltag der Vampir-WG bekannt vorkommen.
Viago (Taika Waititi) ist der Pedant in der Vampir-WG, der die anderen schon gerne mal daran erinnert, dass sie mit ihren Aufgaben im Haushalt hinterherhängen. Außerdem der Romantiker unter ihnen. Vladislav (Jemaine Clement) hat seine eigene Folterkammer, aber seit seiner Begegnung mit dem „Biest“ ist er einfach nicht mehr derselbe. Das Küken der WG ist Deacon (Jonathan Brugh), der sich als eine Art Rockstar-Vamp inszeniert. Irgendwo im Keller lebt dann noch der eher wortkarge Petyr (Ben Fransham), dessen Alter schon vierstellig ist. Eine Filmcrew begleitet sie für rares Filmmaterial darüber wie Vampire in Wellington, Neuseeland leben. Oder, ähm, nennen wir es verweilen. Als Vampir hat man es offensichtlich gar nicht so einfach. Du siehst nicht wie die Frisur sitzt, weil kein Spiegelbild. Und hast du dich dann rausgeputzt und willst in den Club, musst du die Türsteher davon überzeugen, dass sie dich hereinbitten. Puh. Und dann kommt einer von ihnen auf die Idee die Gruppe zu erweitern. Es gibt Begegnungen mit moderner Technik und – Werwölfen!
What We Do in the Shadows – Official Trailer, Madman Films, Youtube
Ist 5 Zimmer Küche Sarg aber eine Horrorkomödie wie es der Trailer verspricht? Das würde ich nicht sagen. Horrorkomödie würde bedeuten, dass der Film uns zum Gruseln einlädt. Zum Lachen ist klar. Dafür ist es viel zu absurd-witzig die Vampire zu sehen wie sie mit Türstehern diskutieren oder Ungereimtheiten vor der Polizei verstecken. Stattdessen würde ich eher sagen, dass es eine Komödie und Satire auf das Horrorgenre ist. Der Mockumentary-Stil trägt natürlich maßgeblich dazu bei wie auch der Umstand, dass (fast?) jeder der Vampire auf einem Popkultur-Vampir beruht. Jemaine Clements Vladislav ist angelehnt an den Bram-Stoker-Gary-Oldman-„Dracula“, während Petyr klar an Nosferatu erinnert. Nick ist mehr so die Generation Twilight. Leidend, cool, emo, aber irgendwie auch populär bei den Leuten. Jonathan Brughs Deacon versprüht „Lestat“-Flair – vielleicht bis auf seine Tanzeinlage. 😉 Nebenbei freut es mich besonders, dass man einige Flight of the Conchords Alumnis wiedersieht.
Clement und Waititi bleiben sich in vielerlei Hinsicht treu in ihrem gemeinsamen Regiewerk, was den Humor betrifft und den Widerstand gegen konventionelles Popcornkino-Comedy. Selbst bis in die Fußnoten des Films, gemessen am Beispiel des IT-Guy Stu Rutherford. Der ist auch im echten Leben ein „IT-Guy“ und dachte seine Rolle wäre eigentlich viel kleiner. Trotz seinen 86 Minuten und aberwitzigen Humors hat 5 Zimmer Küche Sarg einige Mockumentary-typische Leerstellen, die je nach Zuschauendengeschmack mal mehr, mal weniger begeistern und den Film etwas länger machen als er eigentlich ist. Das sage ich allerdings mit viel Liebe.
5 Zimmer Küche Sarg (OT: What We Do in the Shadows), Neuseeland, 2014, Jemaine Clement/Taika Waititi, 86 min
We’re Wolves wird 2023 (oder 2024?) übrigens der nächste Ableger, der aus 5 Zimmer Küche Sarg entsteht. (in Tweet eingebettetes Video enthält Spoiler für 5 Zimmer Küche Sarg):
I’m so often the last one to hear about these things… https://t.co/vy34NiFCNC
— Stuart Rutherford (@stuetr) October 10, 2022
Header image uses a Photo by Kilyan Sockalingum on Unsplash
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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