Die Zeit für die Menschheit läuft ab. Die Erde ist kein Ort mehr zum leben, sondern lediglich noch zum überleben. Parasiten und die Umwelteinflüsse zerstören Mensch und Natur. Es gibt kaum noch etwas, das angebaut werden kann ohne zu verrotten und die Menschen leiden unter Sandstürmen. Farmer braucht das Land, damit die Menschen etwas zu essen haben. So ist auch der ehemalige Astronaut Cooper (Matthew McConaughey) Farmer wider Willen. Seine Tochter Murphy (Mackenzie Foy) erbt seine Neugier und seinen Mut, sein Sohn (Timothée Chalamet) wird ein Ernährer, ein Farmer. Cooper wird aber mit der Wahrheit konfrontiert, dass die Menschheit ausstirbt. Ein geheimes Raumfahrtprojekt soll sich auf die Suche nach einer „neuen Erde“ begeben – und er soll einer der Piloten sein. Es ist nicht klar, wie lange diese Suche dauern wird. Sie geht über die Grenzen unseres Sonnensystems hinaus. Und es ist nicht klar, was ihm dort begegnet – wird er seine Familie wiedersehen und gibt es eine Zukunft für die Menschheit?
Wir wissen es und der Trailer verrät es auch: er geht auf die Reise. Immer mit dem Bewusstsein, dass von ihnen das Fortbestehen der Menschheit abhängt und der unausgesprochenen Hoffnung ihre Kinder wiederzusehen. Dazwischen steht jede Menge Theorie, die in die Praxis umgesetzt werden muss. Sowohl in der Fiktion als für das Filmemachen. Für Interstellar trauten sich die Filmschaffenden einigen Theorien Leben einzuhauchen und bisheriges unabbildbares in Bilder zu gießen. Sie sind ganz schön mutig uns Wurmlöcher, schwarze Löcher und fünfdimensionale Räume zu zeigen. Zeitdilatation wird auch ein Thema, nur ist das in Science-Fiction oft genug aufzufinden. Zur Seite stand ihnen der Physiker Kip Thorne, auch ausführender Produzent. Und das ist nur gut so – einen solchen Film darf man auf keinen Fall ohne Fachmeinungen realisieren. Tatsächlich hält Interstellar größtenteils Fachmeinungen stand (Quelle u.a. Neil deGrasse Tyson on the Film’s Science.) und altert zumindest bis heute ganz gut.
Ich feiere keinen Film, nur weil er von Christopher Nolan ist. Dafür sind die mir zu oft zersetzt von Pathos und Endtwists, die mehr Tiefe vorzugaukeln sollen als vielleicht da war. Aus Interstellar spricht aber Sinn für Perfektion, Liebe zum Kino, zur Technik und zur Theorie des (physikalisch) Machbaren. Dieses Kino ist nicht nur wegen der Schauwerte gemacht, sondern um zu berühren. Spätestens, wenn Relativität und Zeitdilatation zuschlagen, seine Kinder irgendwann so alt sind wie er als er aufbrach. Nichtsahnend, dass er immer noch kämpft und unterwegs ist. Vieles in Interstellar wird durch Effekte gemacht, viel davon spielt sich aber in unseren Köpfen und Herzen ab. Was für ein meisterlicher Spagat.
Das einzige was ich dem Film nicht so ganz abkaufe, ist wie unglücklich kitschig hier Liebe als eine weitere, unsichtbare Dimension die Grenzen der Physik sprengt. Den Gedanken finde ich erstmal regelrecht schön. Hätte man aber auch weniger kitschig verpacken können. Ansonsten ist leider die Rolle der großartigen Jessica Chastain etwas klein geraten. Was ich Nolan sehr hoch anrechne, ist dass er Wissenschaft hier zum Game Changer macht. Nicht zuletzt durch die Verbindung mit soviel Menschlichkeit.
Interstellar, UsA/UK, 2014, Christopher Nolan, 169 min
Header image uses a Photo by Kilyan Sockalingum on Unsplash
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 👍
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