Anime-Besprechung: „Frieren – Nach dem Ende der Reise“ Season 1

„Frieren“ (wie ich den Titel in diesem Post abkürzen werde), ist so ein Anime bei dem man sich wünscht es von den Dächern und Balkonen zu rufen wie toll er ist und auch Anime-Verweiger:innen zu überzeugen, dass sie den unbedingt schauen müssen. ♥️ Da ersteres wohl als Ruhestörung geahndet werden kann 🤔 , versuche ich es mit der von mir präferierten Variante und schreibe drüber. Die Besprechung ist spoilerfrei.

Nach dem Ende der Reise

Frieren beginnt da, wo die meisten Fantasy-Serien aufhören. Elfenmagierin Frieren und ihre Gilde an Abenteurern haben gerade den Dämonenkönig besiegt. Eine neue Ära des Friedens wird mit einer großen Feierlichkeit eingeleitet – auch zu Ehren der Gruppe, die sie ermöglicht haben. Neben Frieren gehören zu ihnen der Held Himmel, der Kleriker Heiter und der Zwerg Eisen. Man sinniert darüber, dass man sich nach Jahren wiedersehen will. Als Frieren das nächste Mal in der Stadt eintrifft, ist Himmel ein alter Mann, sie aber sieht noch so aus wie vor fünfzig Jahren als sie sich das letzte Mal sahen. Sie ist eben eine Elfe, er ein Mensch. Als nächstes besucht Frieren Heiter. Der äußert einen Wunsch: Frieren soll sein Ziehkind Fern als Lehrling aufnehmen. Zwar lehnt sie anfangs ab, doch durch einen kleinen Trick Heiters brechen sie und Fern am Ende ja doch zusammen auf. Nach dem Ende der Reise beginnt offensichtlich eine neue, die Fern und Frieren ganz alltägliche Abenteuer durchstehen lässt, ihnen aber auch gefährliche Gegner und neue Verbündete entgegenstellt.

Zehn Jahre? Das ist doch nichts!

Der Anime tut, was bisher kein Fantasy-Medium so präsent getan hat und stellt eine ungewöhnliche Protagonistin in ihr Zentrum. Frieren mag mächtig sein, aber sie ist auch eine eher emotional kühle Heldin. In den ersten Episoden mag das etwas befremdlich wirken, wenn es ihr so scheinbar leicht fällt sich von den Freunden zu trennen, mit denen sie zehn Jahre umherreiste. Sie kommentiert vieles müde und mit Aussagen wie „Nur zehn Jahre?“ oder „Was sind schon fünfzig Jahre?“ In jeder Faser ihres kühlen Auftretens spürt man, dass sie ein ganz anderes Zeitgefühl hat als viele um sie herum. Dass fünfzig Jahre offenbar für sie als Elfe ein Wimpernschlag sind, aber für andere die Welt bedeuten können. Schon am Ende der ersten Episode zeigt sich aber, dass es Frieren keineswegs egal und sie auch nicht gefühlskalt ist. Sie hat schlicht eine andere Lebensrealität.

Von da an wird diese oftmals zum Comic Relief, andere Male pure Tragik. Während ihrer Reise mit ihrer Auszubildenden Fern schwelgt sie stets in Erinnerungen an ihre Meisterin, an die Reise mit Himmel & Co. Und ganz wie Frieren eben so tickt verrät sie die Parallelen die zwischen Damals und Heute wie auch ihre Gefühle nicht jedes Mal den anderen.

Frieren – Nach dem Ende der Reise | ANIME TRAILER, Crunchyroll Deutschland, Youtube

„… weil das ansonsten peinlich wäre.“

Wer diese Review liest, ist sicherlich schon über die Namen gestolpert und ihr habt euch nicht verlesen. Frieren, Himmel, etc. sind nicht die übersetzten, sondern tatsächlichen Namen der Figuren – auch im japanischen Original. Die geben eigentlich nahezu immer etwas über den Charakter preis und sind für alle, die Deutsch verstehen tatsächlich auch manchmal ein Spoiler. Der Anime kommt aus dem Studio Madhouse und hat eine durchweg hohe Animationsqualität. Frieren basiert auf einer noch nicht abgeschlossenen Mangareihe und wir dürfen uns offenbar über eine weitere Staffel freuen. Mit 28 Episoden ist die erste dabei doch recht lang und erschien 2023/24 – ist also noch relativ neu. Wer sich nun sagt, dass das gut klingt, bekommt aber noch einen freundlichen Hinweis mit auf den Weg. Zwar gibt es übergeordnete Ziele, denen Frieren und Fern entgegen laufen (das „Paradies“ finden, zwischenzeitlich auch mal eine bestimmte Prüfung ablegen und kleinere oder größere Hürden auf ihrem Weg beseitigen), aber insgesamt fühlt sich ihr Abenteuer sehr Slice of (Fantasy) Life an.

Da geht es vielleicht auch mal um neue Gefährten, die man überzeugen oder einen Schatz, den man heben will. Eine kleine Fehde, die es auszustehen gilt oder ein kleines Problem in einem der Dörfer zu lösen, die man kreuzt. Genauso gibt es aber auch Story Arcs mit einem Endgegner und die entsprechenden Kampfsequenzen sind auf allerfeinste, schnelle und gewaltige Weise animiert. So ist aber eben auch viel Platz für Reflektion und für Frierens Sinnieren über die Vergangenheit. Dann fühlt sich der Anime nicht nur ein klein wenig nach Iyashikei an, sondern offenbart noch als seine große Stärke die Charakterreisen der Personen. Mag Frieren auf Menschen, denen sie das erste Mal begegnet doch kühl wirken oder sie erkennen ihre wahre Stärke nicht, wissen wir es besser, da wir als Zuschauende an ihren Erinnerungen teilhaben. Und die sind voll von Momenten mit lieben Menschen, die auch wenn nicht mehr lebendig, solange unsterblich sind, solange Frierens Reise dauert. (9/10)

Sternchen-9

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Falls das also nicht ganz rausgekommen ist, sage ich es nochmal direkt: der Anime hat mich sehr gerührt. Das möchte man doch vom Balkon rufen. Guckt alle Frieren!! Zusammen mit Delicious in Dungeon ist es außerdem ganz erstaunlicherweise schon wieder ein Fantasy-Anime, der mir sehr gefallen hat. Dabei dachte ich lange, dass Fantasy-Anime nicht (mehr) mein Genres sind. Kennt ihr den Anime oder den Manga? Und was ruft ihr so vom Balkon? Ganz zum Schluss muss ich wohl noch auflösen, warum es keine 10/10 für mich ist. Aus dem einfachen Grund, dass ich bei Frieren und Fern immer ein etwas einfach gestricktes Queerbaiting sehe.

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