Netzgeflüster: Tools und Hilfen zum Japanisch lernen

Wer die japanische Sprache und Schrift erlernen will, kann von einer ganzen Menge Tools und Webseiten profitieren. Das Internetzeitalter machts möglich. Nun lerne ich auch schon etwas länger Japanisch und wollte doch die meines Erachtens nach größten Perlen hier zusammen tragen. Dieser Artikel richtet sich zum Teil an Windows-, Android- und Firefox-User. Manche Tools sind aber systemübergreifend zugänglich.

Kana und Kanji am Computer schreiben

Windows macht es uns hier sehr einfach. Zuerst muss man das Sprachpaket „Japanisch“ zu den Standardsprachen hinzufügen. Das funktioniert ab Windows XP sehr ähnlich. Die erste Grafik erklärt die Vorgehensweise exemplarisch an Windows 7.

© Stefanie Hoefig, 2013, "Miss Booleana", http://missbooleana.wordpress.com/
© Stefanie Hoefig, 2013, „Miss Booleana“, http://missbooleana.wordpress.com/

Hat man diesen Schritt erledigt, kann man Japanisch jederzeit in der Sprachleiste auswählen und schreibt dann wie mit einer japanischen Tastatur Kana und Kanji. Ein wenig Vorsicht ist dabei jedoch geboten: die japanische Standardtastatur sieht etwas anders aus. So sind beispielsweise das Z und Y vertauscht. Diese Grafik von Wikibooks hilft.

© Stefanie Hoefig, 2013, "Miss Booleana", http://missbooleana.wordpress.com/
© Stefanie Hoefig, 2013, „Miss Booleana“, http://missbooleana.wordpress.com/

Apps

Obenkyo

 

Obenkyo ist kostenlos und ermöglicht es dem Benutzer Kanji, Kana (Hiragana, Katakana), Vokabular und Partikel zu üben. Zu Beginn wählt man aus, was davon man lernen möchte. Anschließend stehen mehrere Modi zur Wahl. Hat man beispielsweise Kanji ausgewählt, kann man entweder dt.-jp. oder jp.-dt. üben. Das bedeutet, dass einem beispielsweise ein deutsches Wort angezeigt wird und man aus mehreren Alternativen das dazu passende Kanji auswählen muss. Oder eben andersrum.

Obenkyo ist eine App, die sich sehr gut zum Lernen und Behalten von Schriftzeichen eignet. Zum Üben von Vokabular erachte ich die App eher als ungeeignet. Nutzt man diese Funktion, muss man als nächstes den Wortschatz auswählen. Dieser wird anhand der JLPT-Level gemessen. Also beispielsweise JLPT Level 5 für Anfänger. Danach wird einem die Liste der Vokabeln angezeigt mit Kanji und Übersetzung. Eine wirkliche Lernfunktion (bspw. im Karteikarten-Prinzip) gibt es nicht. Zur Unterrichtsvorbereitung oder Selbstkontrolle greife ich dennoch ab und zu auf diese Listen zurück, um bspw. zu überprüfen zu welchem JLPT Level eine bestimmte Vokabel gehört.

Obenkyo ist die erste App zum Japanisch lernen, die ich vor Jahren ausprobiert habe. Mitlerweile ist der PlayStore mit Japanisch-Apps desselben Spielprinzips nahezu überschwemmt. Die meisten sehen etwas moderner und verspielter aus, während Obenkyo eher schlicht und schnörkellos ist. Da ich aber nach wie vor zufrieden bin, ist die App immer noch mein Begleiter zum Kanji lernen auf dem mobilen Endgerät. Obenkyou (Nach Hepburn-Transkription mit u am Ende) heißt übrigens Büffeln. 🙂

AnyMemo

 

AnyMemo ist meines Erachtens nach die beste App um gezielt Vokabeln zu lernen und dabei nicht nur auf eine Sprache festgelegt. Man kann auf viele Sprachen-Datenbanken zugreifen, die von Usern angelegt wurden. Dazu gehören zum Beispiel Japanisch, Französisch, einige slawische Sprachen, Arabisch unvm. Wer sich nach den JLPT-Leveln oder bestimmten Büchern richtet, findet hier sogar extra daran angelehnte Sprachpakete! Ich selber habe nur die JLPT-Pakete (jp.-engl.) getestet und als sehr zuverlässig empfunden. Hinzu kommt, dass die App kostenlos ist und Open Source. (Das finde ich ja gleich nochmal besonders stark!)

Das Lernen erfolgt nach dem Karteikarten Prinzip – in der oberen Bildschirmhälfte wird eine Vokabel angezeigt, die Lösung bleibt in der unteren Hälfte verborgen bis man Antwort anzeigen antippt. Man überprüft sich also selber und muss anschließend angeben, ob die Vokabel leicht, schwer, … etc. war. Das regelt im Folgenden wie schnell die Vokabel wieder angezeigt wird. Von Vokabel zu Vokabel muss man also nur zweimal tippen. Der Wechsel ist flüssig, die Bedienung absolut selbsterklärend. Des Weiteren kann man die Sprachdatenbanken exportieren und auch importieren – also seine persönliche Vokabelliste nutzen. Unterstützte Formate sind beispielsweise .csv oder .xml, wobei ich die positivsten Erlebnisse mit den xml-Dateien hatte.

AnyMemo ist absolut empfehlenswert zum Sprachenlernen und umfasst alle Funktionen, die man sich wünschen kann. Inklusive Import einer benutzerdefinierten Vokabelliste, was für mich ein unschlagbares Argument ist. Auch der Wechsel zwischen Sprachpaketen ist einfach und schnell. Die App kommt mit einer sehr schlichten Oberfläche daher und die ist auch mein einziger Kritikpunkt: es könnte ein bischen schicker sein. Aber das ist ein Luxusproblem. 😀

JA Sensei

 

Wer einen Ersatz für den Japanisch-Sprachkurs sucht, wird am ehesten bei JA Sensei fündig. Die App bietet zahlreiche Funktionen mit Audio-Ausgabe der korrekten Aussprache an! Zu den Übungsprogrammen zählen Übersichten der Kana (Hiragana, Katakana), Vokabellisten, Reisevokabellisten, Zahlen etc. Die jeweiligen Programme beinhalten meistens eine Übersicht und ein Quiz. Um das Quiz zu starten, muss man idR zuerst Vokabeln zur Lernliste hinzufügen. Die Gestaltung der App ist dabei sehr spielerisch und weist einen auch auf die einige Optionen in den Lernprogrammen hin. Beispielsweise dass man die Kana oder Vokabeln antippen kann, um sich die Aussprache anzuhören. Manche Details muss man dennoch selber erkunden. Zum Beispiel, dass man Vokabeln zur Liste hinzufügt, indem man auf einen Stern tippt.

Dass die App über Audioausgaben der Vokabeln und sogar der einzelnen Schriftzeichen verfügt, ist eine großartige Sache und grenzt JA Sensei von vielen anderen Apps ab. Auch die verspielte Gestaltung macht sehr Spaß. Ein paar kleine Mankos gibt es dennoch. So kann man keine wirklich benutzerdefinierten Vokabellisten anlegen. Schnappt man im Alltag eine Vokabel auf, muss man einfach hoffen sie im Wortschatz der App zu finden. Und hier liegt das nächste Problem: die Vokabeln sind nach Themen geordnet, z.B. Körperteile. Das ist sehr übersichtlich und die Listen sind auch sehr sehr akkurat, wer sich aber auch ein Lehrbuch zulegt wird selten so eine Einteilung finden. Viele orientieren sich nach alltagstauglichen Wörtern und lebensnaher Grammatik und die startet nicht unbedingt mit dem Wort Nase. Wer auf mehr Vokabeln zugreifen will, muss übrigens zahlen. Somit ist JA Sensei meines Erachtens nach kein Ersatz für den Japanischkurs, weil die Vermittlung von Grammatikregeln fehlt. JA Sensei eignet sich aber gut für vollkommene Japanisch-Neulinge und in Unterstützung zu einem Kurs.

Webseiten

Es gibt einige unschlagbare Hilfen für das Erlernen der japanischen Sprache im WWW:

http://www.japaneseverbconjugator.com/

Wer Japanisch lernt weiß: Es gibt viele Verbformen. Und leider ist nicht immer ersichtlich zu welcher Verbgruppe ein Verb gehört, sodass unklar bleibt welche Regeln man anwenden soll. Wenn man also nicht weiter weiß: hier mal reinschauen. Vergangenheit, Verneinung, höflicher oder einfacher Stil oder gar Verlaufsform – die üblichen Verdächtigen sind alle da. Eine echte Perle für Japanisch-Lerner.

http://japanese.about.com/

Hierbei handelt es sich um ein englischsprachiges Portal, dass sich allerlei Themen annimmt: Kanji, Grammatik, nützliche Redewendungen, Vokabellisten zu bestimmten Themen – hier findet man eine ganze Menge. Als Nachschlageort für Grammatikfragen hat es sich bisher meines Erachtens nach sehr gut bewährt. Auch die Kanji Strichreihenfolgen sind sehr zuverlässig.

http://www.wadoku.de/

Wadoku ist das wahrscheinlich größte deutsch-japanische Online-Wörterbuch und damit die Adresse für Vokabelfragen. Seit einiger Zeit hat die Webseite auch ein sehr schickes Webinterface. Allerdings muss man sich bei der Benutzung bewusst sein, dass Wadoku u.U. eine sehr große Ergebnismenge anbietet und man selber aus den vielen Vorschlägen das passende heraussuchen muss. Unter den Wörtern können veraltete sein oder solche die nur in geschriebener Sprache auftreten. Genauso häufig sind die extremen Worte vertreten: übertrieben höfliche, sehr umgangssprachliche bis hin zu Slang und unhöflichen Ausdrücken die von japanischen Ohren als Schimpfwort aufgefasst werden können. Also bitte ein bischen Zeit investieren und lesen was da vorgeschlagen wird.

Die naheliegenste und höflichkeitsneutralste Lösung wird leider nicht immer ausgewählt: im Japanischkurs habe ich mich schon mehrmals gefragt, ob ich mich da gerade verhört habe. Also immer gut lesen, was man da genau auswählt oder nochmal den Rückwärtscheck machen! Sehr nützlich: Wadoku hilft auch bei der Aussprache, indem es eine Treppenstufe über den Wörtern anzeigt, die auf die korrekte Betonung hinweist.

http://www.freedict.com/onldict/jap.html

Das englischsprachige Online-Wörterbuch hat eine begrenztere Vokabelmenge. Die besteht dafür aber aus Vokabeln des Höflichkeitsgrads mit dem man kaum etwas falsch machen kann: nicht zu höflich aber noch nicht umgangssprachlich. Wer sich also nicht die riesige Auswahl an Vorschlägen bei Wadoku durchlesen möchte, findet hier schnell eine gute Alternative. (Rückwärtscheck kann von Vorteil sein.)

http://nihongo.j-talk.com/

Für alle Leute (wie mich) die ab und zu mit Kanji kämpfen müssen, eine unschlagbare Webseite. Stolpert man digital über ein unbekanntes Schriftzeichen, kann man es kopieren und in dieser Webseite einfügen, um sich eine Übersetzung anzeigen zu lassen. Kommt mit mehreren Anzeigeoptionen daher (in Kana, Roll-Over, Romaji) und funktioniert einwandfrei! (Aber nicht übertreiben und ganze Texte auf die Weise übersetzen, ein bischen sollte man sich trotzdem anstrengen 😉 )

Browser-Plugins (Firefox)

Kitsune

Das Plugin ermöglicht die Eingabe von Hiragana, Katakana und Kanji und funktioniert wie die Windows-Sprachleiste. Also einfach die Leertaste drücken um zwischen Kanji oder anderen Darstellungsvarianten zu wählen. Der Unterschied ist aber natürlich, dass einem das Plugin nur im Browser zur Verfügung steht. Dort fügt sich Kitsune angenehm unauffällig in das Gesamtbild und kann ein- und ausgestellt werden über die Fußleiste des Browsers. Sehr empfehlenswert aber im Funktionsumfang genauso wie die Windows-Methoden. Übrigens heißt Kitsune … Fuchs! 🙂 Sehr naheliegend.

Rikaichan

Diese Add-On erlaubt es einem via MouseOver die Bedeutung von Kanji anzuzeigen. Oder in anderen Worten: man muss den Cursor nur über ein Schriftzeichen halten, dann wird es markiert und in einem separaten Fenster alle möglichen Bedeutungen angezeigt. (Kleiner Hemmschuh am Anfang: Dazu muss Rikaichan auch aktiviert sein. Button befindet sich idR in der Adressleiste des Browsers) Rikaichan kann den Umgang mit japanischen Texten im Internet unheimlich erleichtern und verzichtet dabei durch die MouseOver-Interaktion auf zuviel Interface. Aber man brauch evtl. etwas Übung. Eine Gruppe von Kanji zu selektieren oder nur ein bestimmtes Kanji in einer ganzen Reihe von Schriftzeichen kann am Anfang etwas umständlich sein.

Netzgeflüster ist eine Kategorie meines Blogs in der ich mich immer zwischen dem 10. und 15. eines jedes Monats Themen rund um IT, Forschung, Netzwelt, Internet und eben auch Gerüchten widme. 🙂

2 Antworten

  1. Hat Anymemo irgendwelche Vorteile verglichen mit Anki? 🙂

    1. Ja. 🙂 Zum Beispiel dass man die Abfrageordnung umkehren kann. Also beispielsw. von dt -> jp. zu jp -> dt. und dass man die Vokabeln mischen kann. Es sei denn, dass sich das bei Anki geändert hat, Habe es zuletzt nicht benutzt und hatte eine ältere Version. Wahrscheinlich ist es aber „hübscher“ als AnyMemo.

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