Neulich im Kino … Review zu „Noah“

Letztes Wochenende hat es mich mit hohen Erwartungen an Darren Aronofsky ins Kino gezogen. Hier und da habe ich schon einige Kontroversen mitbekommen, denen aber (so wie meistens) nicht so viel Beachtung geschenkt. Das tue ich sowieso nur, wenn ich den Reviewer schon ein bisschen kenne. Ansonsten sei vielleicht noch zu sagen, dass ich gläubig bin – aber eine (vermutlich?) sehr lockere Einstellung habe und auf dem Papier auch kein Kirchenmitglied bin. (Jetzt nicht mit Steinen werfen.) Das ist vielleicht auch der Grund, warum ich es nicht schlimm finde, wenn man sich den Stoff vornimmt und ggf. etwas freier interpretiert, solange der Grundgedanke noch erhalten bleibt – versteht sich von selbst.

Worum gehts?

Noah (Russell Crowe) lebt mit seiner Familie als Aussteiger, die sich irgendwie durchschlagen, aber stets nur soviel nehmen wie sie zwingend brauchen. Die Welt ist maßgeblich von Gewalt und Verrohung bedroht und kein gemütlicher Ort. Insbesondere nicht dort wo Hunger herrscht. Eines Tages hat Noah eine Vision, die er anfangs nicht deuten kann. Etwas schlimmes wird passieren und er beschließt mit seiner Frau (Jennifer Connelly) und seinen drei Söhnen zu seinem Großvater Methusalem (Anthony Hopkins) aufzubrechen. Auf dem Weg dorthin, finden sie die schwer verletzte kleine Ila (Emma Watson), die einzige Überlebende einer ganzen Gruppen von Menschen die ausgeplündert wurden. Sie beschließen sie bei sich aufzunehmen. Doch Noahs Visionen werden deutlicher: die Erde soll durch eine Sintflut reingewaschen werden. Es muss eine Arche gebaut werden, ein enormes Schiff, dass von jedem Tier ein Paar beherbergen soll, sodass die Unschuldigen weiter existieren können. Die Zeichen verdichten sich, dass Noah derjenige ist, der die Arche bauen muss. Aber was bedeutet das für die Menschen? Kann Noah das verantworten? Und wie wird sich die Familie derer erwehren, die genauso überleben wollen?

Hintergrund

„Noah“ ist Stoff des Alten Testaments und irgendwie war es schon vorprogrammiert, dass es Reibereien gibt, wenn einer auszieht den Stoff etwas freier zu interpretieren. Leider ist es sogar der Fall, dass der Film in einigen Ländern verboten wurde, beispielsweise Pakistan und Katar. Nun, da kann ich mir nicht das Recht herausnehmen das Verbot an sich zu kommentieren.

Aus meiner Sicht sind einige der freien Interpretationen durchaus zweckdienlich, andere empfinde ich als kleinen Geniestreich und manche sind mir einen Tick zu esoterisch. Zweckdienlich dürfte das Hinzufügen der Wächter sein. Das sind, wie man später erfährt, gefallene Engel. Ihre Gestalt auf der Erde ist die von unförmigen, riesigen Steinwesen. Sie helfen später Noah die Arche zu bauen. Da das sowieso eine übermenschliche Aufgabe ist, wenn man sich das Ausmaß der Arche vor Augen hält, wirklich sehr praktisch solche Wächter. Eigentlich werden sie dabei nicht mal so ganz plump in die Geschichte eingeführt, sondern werden schon viel früher erwähnt. Diesen Fantasy-mäßig anmutenden Aspekt erwartet man allerdings nicht gleich. Zusammen mit der fantastischen Energiequelle, nach der alle ganz scharf sind und den sehr bunt ausstaffierten Bildern vom Sündenfall, leuchtendem Adam und leuchtender Eva, sowie den hin und wieder auftauchenden Regenbögen, könnte man manchmal auf die Idee kommen, dass man wohl irgendwie einen Wahnsinns-Trip geschmissen hat. Salopp gesagt. Aber nein, das wird wirklich so gezeigt. Und ihr ahnt schon anhand meines etwas vorgezogenen Fazits, dass diese bunt-verkitschten Motive die sind, die mir weniger gefallen haben. Vorherrschend ist aber allgemein eine eher düstere Grundstimmung und moralische Fragen, die einen noch eine Weile nach dem Schauen des Film beschäftigen.

Fazit

Dieses Mal musste ich lange mit mir kämpfen was die Bewertung betrifft und habe stetig zwischen 6 und 7 Punkten geschwankt. (Halbe Punkte gibts hier im Blog nicht.) Für 7 erschien mit der Film mit seinen wenigen (zu sehr) verkitscht dargestellten biblischen Motiven und v.A. den Wächtern sogar etwas zu trashig. Für 6 fand ich den Film aber zu mitreißend. Tatsächlich habe ich mich keine Sekunde gelangweilt. Noah liefert einige relativ schlaue Antworten und Darstellungen und macht vieles anders und meines Erachtens nach gut. So empfinde ich es als nur logisch, dass Menschen versuchen auf die Arche zu kommen und auch dafür kämpfen. Auch die Arche selber sieht ungefähr so sehr nach Schiff aus, wie im Falle das ich jetzt anfangen würde ein Schiff zu bauen. Nämlich gar nicht. Der Don hats neulich schon festgestellt: ja wozu auch? Muss ja nur schwimmen und nicht das smarteste Schiff der Welt sein. Und was machen mit den ganzen Tieren, die sich eigentlich untereinander gar nicht vertragen? Auch da wird eine Lösung gefunden. (Ein Schelm wer jetzt gerade gesagt hat „essen“ 😉 ) Besonders interessant empfand ich die Andeutungen, dass es eine Industrialisierung gegeben hat, infolge der die Menschen besonders gierig wurden und sich wandelten. Das könnte man mit ein bisschen Fantasie so auslegen, dass die Handlung prinzipiell auch in unserer Zukunft spielen könnte. Von dieser Industrialisierung sieht man übrigens nicht besonders viel. So können die Leute, die den Gedanken zu seltsam finden, das ganze einfach ignorieren. Eigentlich sehr schlau. Was ich wiederum nicht mochte, war die Darstellung der Wächter. Sogar die Huntergrundgeschichte wo die herkamen, finde ich gar nicht so blöde, aber sie passen für mich dann doch nicht ins Bild. Soviel Realismus und dann das? Nee, nich mein Ding. Was mich auch ein bisschen gestört hat, war die Notgeilheit. Nicht einmal die von Ham (Logan Lerman), sondern die von Ila an einer Stelle im Film, wo das auf mich eher albern wirkte. Einen weiteren Minuspunkt bekommt das 3D für mich – das war verhältnismäßig schwach. Und da, wo es einen großen Effekte hatte (während der Sintflut), will man eigentlich eher nicht mittendrin sein.

Weswegen vielleicht viele die Hände entsetzt über den Kopf zusammengeschlagen haben oder was im Kino die Gesichter zum Entgleiten brachte, waren wahrscheinlich die Geschehnisse auf dem Schiff. Durch die Neuinterpretation des Stoffs, müsst ihr euch nicht langweilen, auch wenn ihr die Geschichte auswendig kennt. Denn dort wird (ohne zuviel spoilern zu wollen) die Frage aufgeworfen: will Gott nur die Tiere retten und müssen die Menschen aussterben? Noahs geistige Gesundheit grenzt zwischendurch heftig an Wahnsinn, was ich angesichts seiner Aufgabe auch verstehen kann. Lebt sich eben nicht gut mit dem Wissen, dass gerade tausende ertrinken. Diese moralischen Fragen empfand ich enorm spannend. Und Aronofsky lehnt sich sogar noch etwas weiter aus dem Fenster und verknüpft die Schöpfungsgeschichte mit der darwinistischen. Also ich fand ja schon immer, dass das gut zusammen geht. Aber es war klar, dass das Reibungen gibt. Alles in allem hat mir der Film bis auf einige Elemente gut gefallen. Besonders hoch rechne ich es ihm an, dass es ein Film ist, über den man hinterher reden muss. Die schauspielerischen Leistungen und Schauwerte empfand ich außerdem als sehr gut – Sack zu, 7 Punkte.

(7/10)

Sternchen-7

Na – Film schon gesehen? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum? Und wenn ja, wie hat er euch gefallen?

14 Antworten

  1. Nach so vielen positiven Kritiken und deinem detaillierten Bericht möchte ich „Noah“ auch endlich sehen. Für mich war das die ganze Zeit eher so ein „Fürs Kino ist mir das Geld zu schade, den schau ich lieber später auf DVD“-Film – aber nun überdenke ich meine Meinung gerade 😀

    1. Oh das freut mich, aber vergiss nicht, da kommen auch Steinriesen vor und ich habe einmal gesagt, der Film sei an manchen Stellen „trashig“ … nicht, dass du dich hinterher ärgerst 😉 Lass mich in jedem Fall wissen wie er dir gefallen hat! 🙂

      1. Ein wenig trashig kann ich vertragen – die positiven Aspekte, die du erwähnt hast,scheinen ja auch zu überwiegen 😀

  2. Ich finde die Sintflutmythen sehr interessant, gehöre allerdings zu denen, die dann direkt auf die ältere, babylonische Fassung pochen und anfangen, historische Erklärungen zu suchen 😉 (schwarzes Meer, Ende der Eiszeit etc. Archäologiefan halt) Hatte trotzdem überlegt, den Film anzusehen, aber ich glaub, ich ziehe doch Divergent vor, beides werde ich wohl nicht schaffen.

    1. Ach die Archäologie-Fans 😉 Nee, mal im ernst, ich finde das vollkommen okay, da nach Erklärungen zu suchen, genauso wie die Geschichte abzuwandeln. Kann ein guter Gewinn und Denkanstoß sein. Aber viele argumentieren ja, dass das nicht gut wäre, weil es immerhin etwas betrifft, woran millionen Menschen auf der Welt unumstößlich glauben. Naja.

      Divergent reißt mich nicht so sehr, vermutlich weil ich die Bücher nicht kenne und mich die Geschichte schon immer etwas an Panem erinnert hat. Die Meinungen der Blogger finde ich aber sehr interessant. Bin schon gespannt was du sagst. 🙂

      1. Theorien zur Erklärung alter Mythen sind halt meine Leidenschaft. Aber ich will natürlich niemandem seinen Glauben verbieten 🙂

  3. Werde ihn heute Abend endlich sehen (nachdem es schon 3/4 mal verschoben wurde).. Bin sehr gespannt und hoffe, dass es so gut ist wie du es beschreibst 🙂 Auf jedenfall schonmal ein Sternchen weil Russell Crowe mitspielt <3 😀

    1. Uuund? Wie hat er dir gefallen? Aber dazu gibts bestimmt demnächst eine Review auf dem Blog, oder? 🙂

  4. Ich bin ehrlich gesagt von dieser Fantasy-Bibel-Vermischung abgeschreckt. Zwar kann ich mir vorstellen, dass das funktioniert, aber bis jetzt habe ich aus allen Kritiken herausgehört, dass das doch etwas skuril ist. Und letztlich ist es auch einfach keine Thematik, die mich lockt.

  5. 😀 Danke für die Erwähnung…

    Bei dir kommt der ja ziemlich gut weg, aber das hatten wir ja schon besprochen. Mich hat der Film nicht so gefesselt. Punkt! 😀

    1. Ja, wäre ja auch langweilig, wenn wir alle dieselbe Punktzahl vergeben 😀

      1. Avatar von donpozuelo
        donpozuelo

        Wohl wahr!!! 😀

  6. […] dachte ja ehrlich gesagt, dass Darren Aronofsky es nach Noah etwas schwer hätte einen Film an Land zu ziehen. Aber da ist er wieder und bringt einen sehr […]

  7. […] v.A. deswegen welche, die polarisieren und schockieren. Ich behaupte es sind wichtige Filme. Auch Noah wurde viel gescholten, aber hatten die Filme nicht einfach nur zuviele Gedanken und Ideen, die uns […]

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