ausgelesen: François Lelord „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“

Verlost ein Buch und Hörbuch im Blog, dass sie gelesen hat und schickt einen Monat später erst die Review ins WWW? Gewagt gewagt, Miss Booleana. Aber ich würde euch doch nie ein Buch verlosen, dass ich schlecht finde, oder? … Oder?

Inhalt

Der Psychiater Hector stelt bedrückt fest, dass er seine Patienten nicht wirklich glücklich machen kann. Ein Gedanke wurde geboren: es muss sich doch irgendwie rauskriegen lassen, was die Menschen glücklich macht! Hector begibt sich auf Reisen, um verschiedenste Menschen zu fragen, was sie als Glück empfinden. Eine Feldstudie sozusagen … . Dabei führt ihn seine Reise auf verschiedene Kontinente. Er besucht dort Freunde und Bekannte und lernt einige Lektionen von den Menschen mit denen er ins Gespräch kommt. Eine Reise die auch Gefahren birgt und Hector sein persönliches Glück nicht nur einmal hinterfragen läßt. Gibt es ihn aber – den ultimativen Schlüssel zum Glück?

Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück
Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

Hintergrund

Der Autor Francois Lelord ist selber Psychiater, welch ein Zufall. Und welch ein wunderlicher, zweiter Zufall, dass auch er eine Reise getätigt hat … manch einer mag behaupten, dass der Roman gar autobiografisch ist!? 🙂 Wer weiß. Im Jahr 2002 erschien der Roman und wurde ein Weltbestseller. Dem Buch folgten 5 (!) weitere Bände über Hectors Abenteuer. Diesmal u.a. auf der Suche nach der Liebe, der Zeit und und und. Im August 2014 kam dann sogar die Verfilmung in die Kinos mit Simon Pegg als Hector. Der Film macht einige Sachen anders als das Buch und löst einige moralische Bedenken auf seine eigene Art. So mag sich der Leser beispielsweise fragen, ob Clara (Hectors Freundin) gar kein Problem damit hat, dass Hector auf seiner Reise mit anderen Frauen schläft? Und ob Hector gar kein Problem damit hat, dass vor Clara zu verheimlichen? Während das Buch sich nicht die Mühe macht die Fragen zu beantworten, geht der Film einen etwas anderen Weg.

Meinung

Bei dem Buch scheiden sich die Geister. Böse Zungen mögen behaupten, dass es sich bei „Hectors Reise“ um Trivialliteratur handelt. Für wiederum andere ist es schlicht genial und ein Schritt zur Selbsterkenntnis. Ich kann beide Ansichten verstehen und meine Meinung bewegt sich irgendwo dazwischen.

Widmen wir uns erstmal der einen Ansicht. Warum „Hectors Reise“ für viele Trivialliteratur ist, springt einem schon auf der ersten Seite ins Gesicht. Der Schreibstil ist in naiv-kindlicher Sprache geschrieben und umgeht bewusst bestimmte Begriffe. So werden viele Worte ausgespart, die man eher negativ assoziiert (Drogen, Krankheiten) oder sie werden ersetzt. „Sex“ beispielsweise wird kurzerhand ersetzt mit „das was die verliebten Leute tun“. Gerade letzteres fand ich zu umständlich und unangenehm komisch und naiv. In anderen Situationen mochte ich die Umschreibung. Beispielsweise als die Rede von korrupten Ländern und Regierungen ist. Da ist es wiederum sehr smart den Namen für sich zu behalten, dann fühlt sich auch niemand auf den Schlips getreten.

Wer an das Buch mit der Hoffnung herantritt neue Erkenntnisse über das Glücklichsein zu gewinnen, wird vielleicht enttäuscht. Je nachdem, wieviele Erkenntnisse man schon selber gesammelt hat. Ich nehme jetzt nicht den Inhalt des Buches vorweg, aber sagen wir mal so: für mich waren nicht soviele neue Erkenntnisse dabei. Daher rührt bei vielen Lesern vielleicht die Enttäuschung. Zumindest kann man aktuell sehr viele Verrisse lesen, da das Buch ja jüngst verfilmt wurde und wieder vermehrt in den Medien ist.

Dabei vergessen vielleicht einige den Effekt des Buches, der es letztendlich zu einem Weltbestseller machte. Undzwar wird Hector mit ganz verschiedenen Menschen auf seinen Reisen konfrontiert. Darunter einige, die schwer krank sind, aus Krisenregionen stammen, arm sind, von der Liebe enttäuscht wurden oder oder oder. Der Leser wird in dem einen oder dem anderen Fall mit Sicherheit angesprochen und erinnert sich vielleicht gerade dadurch, wobei er oder sie wirklich Glück hat und glücklich sein sollte: zum Beispiel einfach mal darüber, dass man gesund ist! Ich bin jetzt mal so barsch und sage: es hilft zu identifizieren, dass man sich oft mit first-world-problems beschäftigt, aber erinnert uns daran wo wir wirklich Bedarf haben an unserem Leben etwas zu ändern. Darin liegt für mich die eigentliche Essenz des Buches. Auch bei mir gab es mehrere Stellen, die mich besonders getroffen haben. Nämlich u.a. die Lektion, dass man sich unglücklich machen kann, wenn man Vergleiche anstellt.

Und da ist noch was. Ich mag die naiv-kindliche Sprache zwar nicht besonders, aber es ist nun mal so: durch den sehr einfachen Stil, können es nahezu alle Menschen verstehen. Da gibt es keine verschwurbelten verschlungenen Satzkonstrukte und Fachwörter.

Fazit:

Das Buch hat nicht mein Leben verändert. Aber das habe ich auch nicht erwartet. Die Lektüre war kurzweilig und hat mich das eine oder andere Mal überrascht und auch mal aufgerüttelt. Allerdings denke ich, dass das Buch das Potential hat, andere Menschen noch mehr zu berühren.

„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂

7 Antworten

  1. Jahaa, den Punkt, dass es als Erinnerung für die… sagen wir mal Flüchtigkeit unserer Probleme funktioniert, kann ich gut nachvollziehen. Aber trotzdem habe ich das Buch echt nicht ausgehalten. Mir war es zu naiv und zu wenig Erkenntnisgewinn, genau wie beim Alchemisten auch. Vielleicht ist das Genre einfach nicht meins.

    1. Ja, das muss man mögen. Irgendwo ist das naive Hinterfragen ja auch sehr entlarvend für die Gesellschaft. Manchmal nervts aber auch einfach nur – das kann ich nicht abstreiten. Dafür war es sehr kurzweilig …

  2. Diese naiv-kindliche Schreibweise hat mich tatsächlich am meisten gestört. Insbesondere, wenn man bedenkt, das der Protagonist aufgrund seines Berufsstandes über eine relativ gute Bildung und ein dementsprechendes Vokabular verfügen müsste. Oder sollte die Thematik Glück, die einer dieser universalistischen Begriffe ist, einfach auch als so universell und einfach dargestellt werden? Ich schwanke jedenfalls extrem, was das Buch betrifft. Einige Stellen fand ich sehr spannend, persönlich bedingt z.B. die Passagen seines Besuches beim Arzt-Freund in irgendsoeinem afrikanischen Land. Aber viele der Regeln hatte ich, und du ja anscheinend ebenso, bereits vorher für mich selbst entdeckt, womit sie nurmehr eine Bestätigung der eigenen Erkenntnisse waren. Aber immerhin lässt sich das Buch gut auf Hin- und Rückflug von London lesen… 🙂

    1. Ah okay, war schon gespannt auf deine Meinung 🙂 Könnte sein, dass es so ist wie du sagst. Könnte auch sein, dass es so für alle Leute jeglichen Alters und jeglichen Biildungsgrades gut verständlich sein soll. Und dramatische Ereignisse nicht als zu ’schlimm‘ rüberkommen. Manchmal fand ich die Naivität ganz smart, z.B. als er einmal erklärt das es in einem Land soviele Psychotherapeuten wie Swimmingpools gibt usw. das Land mit den meisten Therapeuten ist das reichste etc. das fand ich schon ab und zu sehr putzig wie ungeniert er da viele schwierige Rückschlüsse auf den Plan ruft.
      Naja … ich hoffe du wurdest trotzdem ganz gut unterhalten. 🙂

      1. Ich weiß immer noch nicht, welches Land die meisten Swimmingpools hat. 😉 Doch, war ganz unterhaltsam und kurzweilig, für zwischendurch genau das richtige. Schwere Kost ist (ähnlich wie bei Filmen) auf Dauer ja auch zu anstrengend.

        1. Puuuh, na da bin ich aber froh 🙂

  3. […] Irgend­was leich­tes, locker-flockiges. Viel­leicht eine nette Slice-of-Life-Geschichte oder was lus­ti­ges. Ich lese ansons­ten v.A. viel Thril­ler oder auch mal was gru­se­li­ges, ganz beson­ders im Win­ter, wenn es einen in den Lese­ses­sel zieht. Wenn es drau­ßen wär­mer wird, darf’s dann auch gerne mal leich­tere Kost sein. Sowas zum Bei­spiel. Oder sowas. […]

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