Inhalt
In House of Leaves erleben wir wie Johnny Truant an eine lose Blattsammlung eines blinden, alten Mannes namens Zampanò gelangt. Besessen von dem Stoff, den er dort liest, sortiert er es und stellt daraus ein Buch zusammen. Zampanòs Werk ist „House of Leaves“ und berichtet von Will Navidson, der mit seiner Familie in ein Haus zieht, das bald ein seltsames Eigenleben entwickelt. Plötzlich entsteht ein Raum dort, wo vorher keiner war und das Haus ist innen größer, als die Abmessungen von außen zulassen. Als Will sich Unterstützung holt, um zu ergründen wie das möglich sein kann, begegnen sie einem stockdunklen, schier unendlichen, eiskalten Labyrinth und der Horror nimmt seinen Lauf. Zampanò analysiert das Geschehen und der Leser wird ebenfalls begleitet von Johnny Truant, der in Fußnoten seine Reaktionen festhält, aber auch sein Leben und die Wirkung, die das Buch auf ihn hat.
Hintergrund
House of Leaves ist das erste Buch von Mark Z. Danielewski und erschien zuerst im Internet. Ich würde mal behaupten, dass das Buch sehr gehypt wurde – kein Wunder, denn man kann es zu Tode analysieren. Nicht nur dank der verschiedenen Erzähler (Johnny, Zampanò, Will und seine Familie, selbst der Herausgeber), sondern auch wegen dem Schriftbild und der kodierten Abschnitte. Zuerst mal zu dem offensichtlichen: das Schriftbild. Die verschiedenen Erzähler bekommen alle einen anderen Font zugewiesen, das Wort Haus wird immer in blau dargestellt – selbst in verschiedenen Sprachen und das Layout orientiert sich an dem Labyrinth im inneren des Hauses. Mal sind nur wenige Worte auf einer Seite, mal sind sie chaotisch angeordnet, usw. Als Leser befindet man sich einige Male in der Situation, dass man das Buch drehen muss oder gar nicht weiß wie die Abschnitte zusammenhängen – wo der Anfang und wo das Ende ist. Damit spiegelt das Buch mehrmals den Charakter des Hauses wieder. Auch durch die vielen Querverweise und Fußnoten fühlt man sich selber oft wie im Labyrinth. Ein anderer Diskussionsgrund sind die Erzähler, bei denen man sich fragen muss, wie sie das überhaupt verfassen konnten und ob das wirklich so geschehen ist. Ein weiteres Labyrinth. Viele lose Enden werden aber tatsächlich aufgegriffen (Stichwort Delial – ein starker Zusammenhang) – sind vielleicht aber dann nur noch ein größeres Rätsel.
Meinung
Das Buch ist genial, aber es hats mir schwer gemacht. Zampanòs Analyse-Abschnitte waren nicht immer eine Freude. Die fühlten sich meistens so an, als wenn man ein hochtrabendes Paper liest. Und da ich noch von meinem Studium eine kleine Abneigung gegen Paper intus habe (Übersättigung), habe ich das Buch ein, zwei Male weggelegt. Wurden dann aber die Vorgänge in der Familie geschildert, war ich sofort dabei und fand das auch wirklich extrem spannend. Dieselbe Ambivalenz habe ich gegenüber Johnnys Erzählungen gehegt. Seine ellenlangen ausschweifenden Geschichten von irgendwelchen Saufgeladen und Frauen hatte ich zwischendurch immer mal etwas satt. Ich hatte den Eindruck, dass diese Abschnitte mich von den Teilen der Erzählung abhalten, die ich wirklich lesen will. Die Entdeckungstouren durch das Haus. Denn die Schilderungen rund um das Universum innerhalb dieses Hauses waren wirklich richtig spannend. Auch mythologische und christliche Vergleiche, aber auch Erklärungen über die ausgehebelten physikalischen Gesetze im Haus und noch so viele Details mehr, machen die Geschichte reich und wahnsinnig gut. Mit Betonung auf wahnsinnig. Ich habe regelrecht gespannt auf Seiten gewartet, in denen das Layout wieder abweicht, farbige oder gestrichene Passagen sind – die Abwechslung hat mir richtig Spaß gemacht. Genauso wie die offenen Fragen und der Interpretationsspielraum. Viele Aspekte drehen sich im Kreis wie man an den Briefen von Johnnys Mutter im Anhang sieht. Wie oft habe ich mich gefragt, ob Johnnys Frauen nur in seiner Fantasie existieren? Ob er vielleicht alles erfunden hat? Die Interpretationsmöglichkeiten sind unendlich. Wie ein Irrgarten.
Fazit:
Alles in allem hat mir das Buch gefallen. Wem empfehle ich jetzt also dieses Buch, das in die Kategorie „mindfuck“ gehört? Jemandem, der sich darauf einlassen kann kein „gewöhnliches“ Buch zu lesen und jemandem, der vielleicht weniger vor wissenschaftlichen Abhandlungen zurückschreckt als ich und somit für die ersten 100 Seiten mehr Ausdauer hat. Wer das schafft, wird belohnt.
„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂
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