Ich werde niiiieeee wieder, wirklich niiiieeee wieder, solange Reviews aufschieben. Denn sogar ich muss zugeben, dass dieser Artikel zu lang geworden ist. Aber immerhin könnt ihr überspringen, was euch nicht interessiert 😉 Wie immer gilt: spoilerfrei für die Staffel, die ich reviewe. Nicht spoilerfrei für vorangegangene Staffeln.
Der Club der roten Bänder Staffel 1
Die deutsche Produktion ist das Remake der katalanischen Serie Polseres vermelles und handelt von einer Gruppe Kinder und Jugendlicher, die auf lange Sicht im selben Krankenhaus zur Behandlung stationiert sind. Ihre Charaktere und Leiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Leo (Tim Oliver Schultz), der Anführertyp, hat Krebs. Dieses Schicksal teilt Jonas (Damian Hardung). Sie lernen Emma (Luise Befort) kennen, die magersüchtig ist. Alex (Timur Bartels) eckt erstmal mit seiner schroffen Art an – sein Leiden muss erst noch diagnostiziert werden. Toni (Ivo Kortlang) ist autistisch veranlagt und im Krankenhaus, weil er sich bei einem Unfall beide Beine gebrochen hat. Und Hugo (Nick Julius Schuck) ist der gute Geist der Gruppe – fast im wahrsten Sinne des Wortes, denn er liegt im Koma, bekommt aber nahezu alles um sich herum mit. Sie alle geben sich gegenseitig Kraft diese schwere Zeit in ihrem Leben durchzustehen, was nicht heißt, dass die Serie schwermütig wäre. Im Gegenteil.
Fundament der Serie sind die vereinnahmenden Charaktere, die ihre Kindheit zu einem großen Teil im Krankenhaus verbringen. Sie erleben durch ihre Krankheiten Dinge, die die stärksten Erwachsenen aus den Latschen hauen würden. Dazu kommt, dass sie ein normales Leben aufgeben oder zumindest für einige Zeit aufgeben müssen. Entfremdung von den Freunden, schulisch stecken bleiben, das ganze Leben wird auf den Kopf gestellt, im Fall von Leo und Jonas ist es der Verlust eines Beins und die damit verbundene Umstellung oder auch die Angst davor, dass der Krebs zurückkommt. Das alles wirkt unendlich bedrückend, wird aber mit viel Humor erzählt. Dramatisch-traurige und witzige Situationen werden so gut abgemischt, dass es einen nicht ein Loch stürzt oder man beginnt Mitleid mit den Kindern zu haben. Stattdessen wird im besten Fall sogar noch der Umgang mit den Menschen geschärft. Eine schöne Serie, die mal ohne große Twists und Action auskommt und alleine durch Storytelling viel erreicht. Kein Wunder, dass eine zweite Staffel angekündigt wurde. Übrigens basiert die Serie nicht nur auf der oben genannten Serie, sondern die Kausalkette reicht noch viel weiter. Die Ursprungsserie basiert auf dem Albert Espinosas Buch Glücksgeheimnisse aus der gelben Welt und es gab Verfilmungen des Stoffs in mehr als 10 Ländern, darunter die USA und Italien.
(8/10)
The Fall Season 1
Detective Superintendent Stella Gibson (Gillian Anderson) wird von London nach Belfast versetzt und mit einem Fall betraut, der es in sich hat. Ein Serienmörder tötet Frauen und die unschöne Wahrheit ist, dass eins der Opfer bereits einmal die Polizei rief und meldete, dass jemand in ihrem Haus gewesen sein muss. Das Team schrammt so knapp daran vorbei die junge Frau zu retten und es ist allen schmerzlich bewusst. Zur selben Zeit lernt der Zuschauer den Täter kennen. Paul Spector (Jamie Dornan) ist nicht nur Vater und Ehemann, er ist auch Familienpsychologe. Man könnte meinen, dass er seine Taten realisiert und auseinander halten kann, aber richtig und was falsch ist. Sein Doppelleben verläuft aber parallel nebeneinander zu seinem öffentlich zur Schau gestellten Leben und weckt Angst davor, dass sich beides eines Tages tangiert.
Das von Kritikern und Serienjunkies hochgelobte Format hat mich nicht ganz so mitreißen können. Problem ist hauptsächlich, dass das Szenario überaus realistisch inszeniert ist und nicht unbedingt viele gute Gefühle hinterlässt, aber mich zeitgleich nicht genug fesselt. Die Charaktere sind nicht so überaus sympathisch. Ich könnte nicht sagen, dass ich mit irgendjemandem mitgefiebert hätte. Nur mein Moralempfinden hat sehr deutlich darauf gepocht, dass Spector doch bitte gefangen werden soll. Obwohl es sehr genial ist, Täter und Ermittlerin parallel zueinander kennenzulernen, empfand ich die Inszenierung als etwas zu schleppend. Ein immer wiederkehrendes Problem bei der Wahrnehmung von Serien und Filmen sind Erwartungshaltung und Berichterstattung. In so mancher Review, Kurzbeschreibung der Serie wie im EPG oder auf Wikipedia steht, dass sich zwischen Gibson und Spector eine Hetzjagd entspinnt. Damit müssen die aber die zweite Staffel meinen, auf jeden Fall aber nicht die erste. In der beobachten wir nämlich wie Gibson langsam an den Fall herantritt und Zusämmenhänge sieht, während wir gleichermaßen den Täter kennenlernen, der in seinem Familienumfeld sichtlich deplatziert wirkt. Er verhält sich relativ gleichgültig, schlecht gelaunt, manchmal eher kalt – möglicherweise geht das im Alltag unter und fällt deswegen kaum auf. Ein Schocker ist aber wie er dieses Familien-Schauspiel aufrecht erhält und im Hintergrund Frauen umbringt, sogar seine Trophäen an seine Tochter verschenkt. Das berührt einen auf einer moralischen Ebene, in der man sich plötzlich Jenseits von Gut und Böse wiederfindet. Aber es ist keine Hetzjagd, sondern ein psychologisches Spiel – auch mit dem Zuschauer. Gibson ist eine interessante und undurchsichtige, aber sehr starke Frau, weswegen man umso gespannter ist wie es aussieht, wenn Täter und Ermittlerin aufeinandertreffen. Leider, soviele spoilere ich, gibt es davon in der Staffel wenig zu sehen.
(7/10)
Black Mirror Season 2
Die britische Erfolgsserie Black Mirror legt mit einer zweiten Staffel nach und das ganz nach dem bewährten Rezept der ersten Staffel. Zwar hat diese wieder nur drei Episoden, aber tief zu stapeln ist hier schlau: schließlich bietet die Serie pro Episode eine andere, abgeschlossene Handlung mit jeweils anderen Darstellern. Black Mirror ist quasi genrelos, da jede Folge einen anderen Ton hat. In der zweiten Staffel wird das besonders deutlich – die Folgen changieren zwischen Comedy, Drama und Horrorthriller. Der gemeinsame Nenner bleibt aber gleich: der Umgang mit Technik und den Medien und damit verbundene Grenz- und Horrorszenarien. Dieses Mal geht es um einen Dienst, der es ermöglicht mit einem Verstorbenen zu sprechen, eine Hetzjagd und eine für ein politisches Amt kandidierende Trickfigur. Das klingt jetzt möglicherweise locker vom Hocker und besser bekömmlich als die erste Staffel, ist es aber nicht. Die Folgen haben es wieder in sich und die aufgezeigten Szenarien sind mal mehr mal weniger weit hergeholt und denkbar. Dabei beweist Black Mirror selbst bei den Szenarien, die weit hergeholt wirken, ein Bewusstsein für Technik und ihre Grenzen und (moralischen) Probleme. So werden beispielweise in Bezug zu Künstlicher Intelligenz Datenquellen gefordert und da wo es keine gab, verhält sich die KI dementsprechend lückenhaft. Um nicht zu spoilern, verrate ich vorerst nicht mehr dazu. 😉
Auch wenn ich das Ende der Episode 3 The Waldo Moment etwas kryptisch und überstürzt finde, sind die beiden anderen nochmal besonders stark. V.A. Weil Black Mirror sich nicht auf ihren Genres und Szenarien ausruht, sondern sich weiter ausprobiert. Eine gelungene Abwechslung war die Episode 2×01 Be Right Back, die quasi Liebesfilm und Comedy vereint. Selbstverständlich mit einem bitteren Beigeschmack. Aber die meiste Zeit ist sie witzig. Zu den Gaststars der Staffel zählen wieder namhafte britische Schauspiel-Größen wie Domhnall Gleeson, Hayley Atwell, Tuppence Middleton und Jason Flemyng. Großer Tipp! Aber der potentielle Zuschauer sei gewarnt: das ist Stoff der nachwirkt. Übrigens gibts 2 Staffeln plus ein Christmas Special auf Netflix.
(10/10)
Deutschland 83 Staffel 1
Das geteilte Deutschland im Jahr 1983 – mitten im kalten Krieg. Lenora Rauch (Maria Schrader), eine Führungsoffizierin der HVA (Hauptverwaltung Aufklärung, ein DDR-Organ) wird aufgefordert einen Agenten auszuwählen, der als Maulwurf im Westen platziert wird um die Pläne der NATO und der BRD auszuspionieren. Die Wahl fällt auf ihren eigenen Neffen Martin (Jonas Nay) und sie erpresst ihn damit, dass seine Mutter Ingrid (Carina Wiese) dann auf die Transplantationsliste für eine Spender-Niere kommt. Martin sagt widerwillig zu und verlässt seine Familie und seine Freundin Annett (Sonja Gerhardt). Martin, der in der DDR bereits Oberfeldwebel war, wird im Westen als Oberleutnant Moritz Stamm eingeschleust und erhält quasi einen Crashkurs in Spionage bei seinem Kontaktmann Tobias Tischbier (Alexander Beyer), ebenfalls Agent.
Deutschland 83 wurde hochgelobt und sogar vom Ausland eingekauft und gesendet, bevor die Serie überhaupt in Deutschland gezeigt wurde. Umso gespannter war ich auf die Serie, meine Begeisterung hält sich aber in Grenzen. Was die Serie richtig macht ist, dass sie auf dem Teppich bleibt. Die Spione sind keine Superagenten, die quasi unverwundbar sind und mit unglaublichen Gadgets den Staat infiltrieren. Sie müssen auf leisen Sohlen Wanzen platzieren, abhören, heimlich etwas austauschen und ihre Nachrichten per Hand verschlüsseln. Selbst eine Diskette, die gestohlen wurde, aber auf den Sowjet-Geräten nicht abgespielt werden kann, sorgt für Stirnrunzeln und Probleme, an die bis dahin keiner gedacht hat. Nächster Punkt: Ausstattung. Ich kaufe der Serie die DDR optisch ab. Zwar wurde ich in der DDR geboren, aber ich war zu klein, um sie wirklich wahrzunehmen. Aber die Klamotten, Einrichtungsgegenstände etc. laufen einem ja doch immer mal über den Weg. Auch die Gags wie Verwunderung über solche technischen Errungenschaften wie einen Walkman kommen ganz gut. Bei manchen bin ich mir allerdings nicht sicher, ob sie von allen verstanden werden. Beispielsweise als Martin in der BRD in einen Supermarkt stolpert, in dem es einige Lebensmittel gibt, die er überhaupt nicht kennt. Wissen das Zuschauer in Amerika? Ich bin der Meinung, dass man das gerne noch mehr hätte hervorheben können. Nächstes Plus der Serie ist, dass sie versuchen noch mehr Aspekte des Zeitgeists von 1983 versuchen einzufangen. Da war ich noch nicht geboren, also kann ich nicht sagen wie gut das wirklich gelungen ist. Aber ich fand es beeindruckend, dass die Friedensbewegung und die Angst vor AIDS ein Thema sind. Über die ganze Serie hinweg werden auch echte Videoschnipsel und Berichterstattungen aus dem Jahr eingebunden und der Soundtrack vermittelt allemal Retrofeeling. Davon mal abgesehen empfand ich die Serie aber als etwas blutleer und spannungsarm.
Sie fühlt sich trotz der Ausstattung, der trendigen Trailer und des Openers die mit internationalen Produktionen mithalten können, zu gediegen an. Das Drama der Charaktere wird nur mittelmäßig eingefangen und zentriert sich auf wenige. Der mangelnde Tiefgang lässt die meisten Charaktere wie unleidliche Menschen dastehen, denen ich nicht begegnen möchte. Zu unemotional. Sie wirkten auf mich nicht echt. Vielleicht gerade mal noch Martin, Linda (Nikola Kastner) und Alexander Edel (Ludwig Trepte), die eine Entwicklung durchmachen oder nicht wie Roboter wirken. Außerdem habe ich an die Serie eine Anforderung gestellt, die für mein Empfinden nicht umgesetzt wurde. Feindbilder und Stereotypen wollte ich nämlich nicht sehen, die gibts schließlich genug. Letztendlich finde ich aber, dass die DDR zu unmenschlich dargestellt wird und die BRD zu gut wegkommt. Das Verhältnis ist nicht ausgewogen. In der BRD wird beispielsweise an dem durch Ulrich Noethen dargestellten Generalmajor Wolfgang Edel demonstriert was für schädliche und verbohrte Denkweisen existierten, das ist aber nur eine Person. Bei den DDR-Charakteren werden viel mehr verblendete Charaktere aufgeführt und das ärgert mich. Die Serie hätte die Chance gehabt zu zeigen wie die meisten Menschen die DDR wahrnahmen und was das für ein Zwiespalt ist, hat das aber vertan. Da wundert es mich gar nicht, dass die Serie in Deutschland nur mittelmäßig angenommen wurde. Wo kommt aber die Begeisterung des Auslands her? Als Serienjunkie rechne ich es aber RTL hoch an, dass sie die Serie trotz Quotentief zu Ende ausgestrahlt haben. Man hat schon anderes erlebt. Und ich hoffe sehr, dass der Flop keine Auswirkungen auf den Mut zur deutschen Serie hat. Vielleicht ist auch einfach mal wieder gut mit historischen Stoffen und kaltem Krieg.
(7/10)
Doctor Who Season 9
Das Konzept der inzwischen neunten Staffel von New Who sieht vor, dass immer zwei Episoden eine zusammenhängende Handlung darstellen. Ein Konzept, dass für mich ganz gut funktioniert hat. Trotzdem konnte ich mich die Staffel nicht so außerordentlich fesseln. Vielleicht liegt es daran, dass es dieses Mal nicht den einen großen Endgegner gibt. Doctor Who ist zwar alles andere als vorhersehbar, aber darauf konnte man sich sonst verlassen. Genauso wie auf den Umstand, dass es ein großes Staffelgeheimnis gibt und einen Konflikt, der den Doctor im Speziellen verfolgt. Das große Geheimnis ist die Frage nach dem Hybriden, um den sich einige Legenden ranken, die in allen Zeitaltern die der Doctor besucht präsent zu sein scheint. Der Hybrid soll angeblich eine Kreuzung aus Time Lord und Dalek sein – ist das möglich? Schließt sich das nicht schon fast gegenseitig aus? Und der unumgängliche Gewissenskonflikt des Doctors ist stark damit verbunden. Manch hat einer hat es vielleicht schon von den Spatzen erfahren: die neunte ist die letzte Staffel von Jenna-Louise Coleman als Clara. Die Frage wie sie den Doctor verlässt ist eine der zentralen Ängste der Staffel. Und den Doctor (Peter Capaldi) wird diese Veränderung maßgeblich beeinflussen.
Insgesamt fehlte der Staffel ein wenig das überaus gefährliche vergangener Staffeln. Wann gab es zuletzt eine Staffel bei der das Ende der Menschheit im Staffelfinale mal nicht auf der Kippe stand? Eigentlich mal eine gelungene Abwechslung. Stattdessen waren die Episoden einen Tick dramatischer und von einer rauen Melancholie geprägt. Mit dem Aufeinandertreffen mit der durch Maisie Williams portraitierten Ashildr bekommt der Doctor das Ergebnis seiner Taten immer wieder vorgesetzt. Damit ist es eine sehr Doctor-zentrierte Staffel, bei der er aber auch mal das Zepter an einen interessanten Charakter abseits von Companions und Gegenspielern abgeben darf. Insgesamt hat die Staffel einige neue Motive, die man so noch nicht gesehen hat. Beispielsweise anhand der Figur Ashildr oder als der Doctor an einen Ort zurückkehrt, von dem man dachte, er würde ihn tunlichst meiden. (Nicht jede Neuerung gelingt übrigens. Das wogegen der Sonic Screwdriver ausgetauscht wird, ist ein Witz.) Aber davon mal abgesehen wird der Doctor mit so vielen Konflikten beladen, dass es trotzdem ein wenig zu aufgewärmt wird. Von der Begegnung mit einem alten Feind bis hin zum alten Konflikt ‚Mein Companion darf nicht wegen mir sterben‘ bis hin zu der Frage wie weit seine Taten reichen … das hatten wir alles schon so oder so ähnlich. Trotzdem liebe ich mein Doctor Who dafür. Auch für den Humor. Peter Capaldi darf schön rumgranteln und bekommt Lektionen darin wie man einfühlsam ist und schlechte Nachrichten überbringt. Er hat dafür Karten. 🙂 Mehr sei dazu mal nicht gesagt. 😉 Auch dass er mal einen Exkurs in das Thema Zeit-Paradox gibt, gefällt mir. Es gab einige (Doppel)Folgen, die mir gut gefallen haben, insbesondere das gruselige „Under the Lake“/“Before The Flood“ und „Sleep No More“. Wenn man das will, kann man sogar mit Leichtigkeit in die Zygon-Invasion-Episoden das Thema Flüchtlinge vs. Terroristen hineininterpretieren. Insgesamt eine gute Staffel, auch wenn sie sich sehr anders anfühlt.
(8/10)
Jessica Jones Season 1
Was kommt nach dem Superhelden-Dasein? Marvels & Netflix Zusammenarbeit trägt Früchte in Form einer düsteren Noir-Superheldenserie, die der Branche endlich mal wieder was Neues hinzuzufügen hat. Zum Einen ist es tatsächlich mal eine Superheldenserie, die den Bechdel-Test besteht, zum Anderen schenkt sie sich den üblichen Superhelden-Kram von wegen So habe ich meine Kräfte bekommen. Auf Handlungselemente wie das Rumgehüpfe in Kostümen wird ein humoristischer Blick geworfen und Jessicas Alter Ego Jewel eher etwas verulkt. Jessica Jones (Krysten Ritter) arbeitet als Privatdetektivin in Hells Kitchen. Nicht zuletzt dank ihres Alkoholkonsums, sondern v.A. Auch wegen ihrer Albträume wird klar, dass die Dämonen ihrer dunklen Vergangenheit sie immer noch verfolgen. Ihr Peiniger Killgrave (großartig: David Tennant) ist jedoch nicht tot wie sie glaubt. Er ist mehr als lebendig und zieht eine Spur der Verwüstung durch die Stadt. Seine Gabe: er kann Menschen dazu bringen zu tun, was er will.
Man hat schon im Vorfeld gehört, dass Marvel mit Jessica Jones und Daredevil erwachsen geworden wäre. Und das kann ich so nur bestätigen. Verglichen mit Serien wie Agents of S.H.I.E.L.D., die mit schlechten Effekten und sehr herkömmlichen vorhersehbaren Storywendungen glänzen, ist Jessica Jones Trumpf. Nicht zuletzt, weil man weder die Serie gesehen haben muss, um bei den Filmen mitzuhalten und auch nicht andersrum. Jessica Jones beschränkt sich auf ein paar Andeutungen und Erwähnungen von Hulk etc., bei denen es schön ist, wenn man sie mitbekommt, aber auch nicht tragisch, wenn man es nicht tut. Die Charaktere sind vereinnahmend, obwohl nicht zwingend alle nett sind. Und wenn ich auf die Liste der anderen reviewten Serien schaue, dann wird deutlich: es scheint kein Kinderspiel zu sein solche Charaktere zu schreiben und zu portraitieren. Krysten Ritter ist wunderbar mies gelaunt, verzweifelt und verwundbar zugleich. An ihrem Beispiel und dem des Gegenspielers Killgrave werden viele abschreckende Szenarien demonstriert, die dem echten Leben entsprungen sein könnten. Nur eben ohne die Fähigkeit Menschen alleine mit der Stimme zu lenken. Emotionale und körperliche Abhängigkeit, Missbrauch, Erpressung – um nur einige Schlagworte zu nennen. Noch heute habe ich David Tennants Stimme im Ohr wie er kurz vor Killgraves vermeintlich tödlichem Unfall Jessica ruft. Er spielt den Bösewicht legendär nuanciert und hinterlässt damit sogar mehr Eindruck bei mir als Vincent D’Onofrio als Kingpin, bei man ähnliches in Daredevil versucht hat. Besonders stark sind aber die Frauen in der Serie, die kämpfen, ihre eigenen Dämonen bezwingen müssen, sich entwickeln und dabei mehr Eindruck hinterlassen als die Männer. Da ist nicht nur Jessica, sondern auch ihre Freundin Trish (Rachael Taylor), ein ehemaliges Starlet, das sich im wahrsten Sinne des Wortes durchboxt. Oder auch Carrie-Anne Moss als Jeryn Hogarth, eine Anwältin, derene Kalkül gefährlich wird. Außerdem hat mich die Serie als Fan von Noir-Themen, Jazz und Blues durch ihre Machart nochmal mehr angesprochen: das gelungene Erwachsenwerden der Comics.
(10/10)
Game of Thrones Season 5
Nach den Ereignissen der vierten Staffel befindet sich Tyrion (Peter Dinklage) auf der Flucht. Daenerys (Emilia Clarke) hat in Meereen damit zu kämpfen, dass man eine Kultur nicht von heute auf morgen ändern kann. Arya (Maisie Williams) buhlt um die Gunst der gesichtslosen Männer und möchte ein Assassine werden. Jon Snow (Kit Harington) wird der Anführer der Krähen und schlägt Maßnahmen vor, die nicht bei allen gut ankommen. Sansa (Sophie Turner) gerät einmal mehr vom Regen in die Traufe, als Lord Baelish (Aidan Gillen) sie in eine Ehe mit dem neuen ‚Sprössling des Nordens‘ überredet. Nichtsahnend was für ein Sadist Ramsey (Iwan Rheon) ist. Hier weiß der Zuschauer mehr und ahnt böses. Stannis (Stephen Dillane) und sein Gefolge bereiten sich auf die Schlacht gegen den Norden vor. Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) und Bronn (Jerome Flynn) rechnen damit, dass Cerseis Tochter Myrcella den Rachegelüsten der Hinterbliebenen von Oberyn Martell werden könnte und wollen sie zurück nach Hause holen. Cersei (Lena Headey) will den Einfluss Margaerys (Natalie Dormer) auf Tommen (Dean-Charles Chapman) und das politische Geschehen eindämmen und fällt dafür eine folgenschwere Entscheidung.
Es passiert viel in dieser Staffel und wie ich hier und da erfahren habe jede Menge, dass in den Büchern nicht geschieht. Für mich war die fünfte Staffel eine extrem ausgewogene und spannende, die einige Schritte vorwärts macht. Mein größter Kritikpunkt ist aber die Stagnation der Handlung um Daenerys, die sich im Kreis dreht und sie wieder zu einer damsle in distress macht. In punkto Schonungslosigkeit hat die Serie einiges zugelegt. Besonders spannend empfand ich, dass sich die Handlung im Gegensatz zu vergangenen Staffeln bewegt hat. Die Charaktere ziehen Konsequenzen, es werden neue Handlungsorte eingeführt – alles ist in Bewegung. Für mich war es eine der spannendsten Staffeln, die ich bisher gesehen habe und die am meisten Entwicklung anbietet. Warum wird sie von der Mehrzahl der Leute aber so negativ aufgenommen? Ich vermute, dass es die Enttäuschung darüber ist, dass die Handlung mit den Büchern nicht mehr übereinstimmt und teilweise einen Alleingang wagt. Aber was sollen die Produzenten Benioff und Weiss schon machen, wenn George R.R. Martin sich so gut ablenken lässt? Die Darsteller, inbesondere die jüngeren, wachsen am ehesten aus ihren Rollen raus. Entweder es geht vorwärts, oder es wird eingestellt. Es war vorauszusehen, dass die Serie die Bücher einholen wird. Ein weiterer Punkt der Kritik war stets die deutsche Synchro. Ich habe den Spleen, dass ich meistens eine Serie so weitergucke, wie ich sie angefangen habe. Wenn ich eine Serie auf Deutsch beginne, dann mache ich meistens auch so weiter, weil ich mich sehr an die Stimmen gewöhne. Und ja, wie schon mehrfach im Blog erwähnt, gibt es Fälle in denen ich den Kritikern zustimme, dass der Originalton atmosphärischer ist. Dann wiederum gibt es auch Fälle, in denen mich der Originalton abstößt wie bei The Big Bang Theory. Game of Thrones habe ich einst auf deutsch angefangen zu schauen und bin jetzt zum Test mal umgeschwenkt. Bei einigen Charakteren fällt der Unterschied sehr auf und sie wirken stärker oder uriger im Original, aber bei mehr als der Hälfte macht es für mich keinen großen Unterschied, welche Version man schaut. Die Staffel hat mich sehr gefesselt, aber auch sehr geschockt und ich habe den Eindruck, dass die Serie sich von Staffel zu Staffel mit den Schockelementen steigert. Bei dem Tod einer besonders unschuldigen Person war ich so bestürzt, dass ich noch 2 Tage später beklommen war. Obwohl dieser Schock-Größenwahn auch wie eine Abwärtsspirale wirkt. Wenn sich eine Serie immer wieder erneut mit solchen tragischen Schicksalen und Toden toppen muss, wo führt das letztendlich hin? Ist das Schlussbild eines Tages, dass alle tot sind?
(9/10)
Mr Robot Season 1
Elliot Alderson (Rami Malek) ist ein psychisch labiler Spitzenklasse-Hacker. Sein Leben ist nach außen hin das eines IT-Spezialisten in einer Computersicherheitsfirma, der soziale Kontakte meidet. Bis auf wenige Ausnahmen wie seine Kindheitsfreundin Angela (Portia Doubleday). Elliot hält die Gesellschaft für verrottet. Für Leute, die sich dem schönen Schein eines funktionierenden Verbundes hingeben und die großen, moralisch korumpierten Firmen machen lassen, was sie wollen. Lieber die Augen verschließen und weitermachen. Sein erklärter Todfeind ist E Corp – ein Konglomerat, das er liebevoll Evil Corp nennt. Leider arbeitet seine Firma für Evil Corp und ist auf den Großkunden angewiesen. Elliot hat eben noch den Angriff der ihm unbekannten fsociety auf Evil Corp verhindert. Eines Tages tritt Mr Robot (Christian Slater) an ihr heran und bittet ihn bei fsociety mitzumachen, um Evil Corp in die Knie zu zwingen.
Ich kann mich nicht so recht entscheiden, ob Mr Robot die IT-Serie ist, auf die die Welt gewartet hat. Auf der einen Seite werden echte IT-Begriffe in einem sinnvollen Kontext gebraucht (Honeypot, Rootkit, Exploit, Linux, KDE etc) und ich behaupte sogar Begrifflichkeiten, die dem Mainstream absolut unbekannt sind. Die Oberflächen und Exploit-Tools sind echt. Die Befehle in den Terminals auch. Ein bisschen wirkt es aber wie name-dropping – nur eben auf die authentische Art. Andererseits ist Elliot ein getriebener, fiebriger Charakter, der Probleme mit Menschen hat. Sie sogar verachtet. Allerdings ist das auch nur so widersprüchlich wie Elliot selbst. Auf der einen Seite hält er die Gesellschaft für Zombies mit Scheuklappen vor den Augen. Auf der anderen Seite will er helfen. In seiner Brust schlagen zwei Herzen. Anfangs empfand ich Mr Robot als nihilistisch und negativ mit viel zu vielen Anspielungen an Fightclub und andere Genre-Klassiker. Die Genauigkeit in Hinblick auf IT-Themen ist zwar löblich und die Handlung und Charakterzeichnung spannend, aber die Machart und der Antiheld waren mir zu negativ, zu verneinend, zu verzweifelt. Zuviel umschwirrte Elliot – Drogenprobleme zum Beispiel. Seine Nacht- und Nebelaktionen irgendwelche Leute zu hacken und sich der Probleme in ihrem Leben anzunehmen wird plötzlich nichtig und verschwindet langsam. Die Serie hat Probleme und anfangs war ich fast etwas unterwältigt. Aber hintenraus wird es spannend. Die Interessen kollidieren. Die Charaktere treffen unliebsame Entscheidungen. Und die Gesellschaft sowie die großen Manipulatoren in ihren teuren Anzügen treten auf. Darunter zum Beispiel der von Martin Wallström gespielte Tyrell, der mit allen Mitteln der neue CTO von Evil Corp werden will. Als die Geschichte in etwa ab der Mitte zum eigentlichen Thema zurückkehrt, ist sie sehr sehenswert. Und wenn ihr resigniert (so wie ich), weil ihr den großen Endtwist schon in der ersten Folge erahnt, lasst euch gesagt sein, dass es letztendlich nichts ausmacht 😉 Tipp: die Credits nach der letzte Episode abwarten, da kommt noch was. Die grandiose Carly Chaikin als Darlene kam mir schon so bekannt vor – kam im ersten Moment gar nicht drauf, dass sie Dalia aus Suburgatory spielte.
(9/10)
The Blacklist Staffel 2
Letzten Sommer habe ich die Serie im deutschen Free-TV zu Ende geschaut. Und nicht gemerkt, dass ich sie zu Ende geschaut habe. In den vergangenen Monaten habe ich mich immer gefragt, wann RTL wohl mal The Blacklist weiter ausstrahlt. Bis ich dann neulich gemerkt habe: Ups. Das wars ja schon. Kein gutes Zeichen für eine Serie, dass sich das Staffelfinale nicht mal sonderlich von den anderen Folgen abhebt. Wie ist das also passiert? Ganz einfach: es war schon immer das Prinzip der Serie, dass eine Folge die vorhergehende an Wahnsinn und Cliffhangern und unheilvollen Andeutungen übertrumpft. Bei der Megalomanie blieb es aber auch. Alle Andeutungen verpufften in noch mehr Geheimnissen und was blieb ist viel heiße Luft. Es gibt trotzdem noch ein paar Punkte, weil die cases of the week, also die Verbrecher der Blacklist, diesmal sehr individuell und spannend waren. Die Unzulänglichkeiten der Serie kann ich aber nicht tolerieren. The Blacklist führt den Zuschauer so konsequent an der Nase herum wie ich es zuletzt nur bei Pretty Little Liars gesehen habe. Ich mag es nicht, wenn ich das Gefühl habe, dass lange überfällige Antworten durch dumme Zufälle hier und schweigsame Charaktere da immer weiter hinausgeschoben werden. Tatsächlich war die zweite Staffel für mich der eindeutige Indikator, dass ich die Serie nicht weiterschauen werde.
(4/10)
Ich finde es ja ein bisschen traurig, dass eine gute deutsche Serie (Club der roten Bänder) letztendlich das Remake einer spanischen Produktion ist. Ein Teil von mir wartet immer noch auf neue gute, deutsche Serienproduktionen. Insbesondere nachdem mich ‚Deutschland 83‘ eher kalt gelassen hat. Ich bin mir sicher, dass wir das können! Meine Hoffnung ruht derzeit auf ‚Weinberg‘, das aber bisher nur im Pay-TV zu sehen war. Was sind eure Vermutungen wo die Reise hinführt, nachdem jetzt alle deutsche Serien machen dürfen … zum Beispiel der Schweighöfer. Der muss schon was anders machen als in seinen Komödien, um mich rauszulocken. Und noch was: habt ihr Spaß an ‚The Blacklist‘? Was haltet ihr von der Serie, die sich ja scheinbar doch einer relativ großen Zuschauerzahl erfreut? Habt ihr ‚Deutschland 83‘ gesehen und wie findet ihr die Serie? Was denkt ihr, warum sie im Ausland gut ankam, aber nicht bei uns? Die Argumente im Tagesspiegel halte ich nicht für zutreffend. Da ergibt für mich eher Sinn was die Serienjunkies mutmaßen. Welche der oben genannten Serie habt ihr geschaut, welche stehen bei euch noch aus? Und wie ist eure Meinung zu den Serien?
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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