Es gibt da so ein paar Tiere, die haben auf Anhieb mein Herz gewonnen. Pandas zum Beispiel. Oder Füchse. Schon als ich eine ganz kleine ‚Miss Booleana‘ war. Ich musste nur einmal den Titel-Antihelden Nick Wilde sehen und wusste: ich muss Zoomania schauen. In letzter Zeit hat Disney mich nicht mehr in die Kinos gezogen (von Star Wars: Das Erwachen der Macht mal abgesehen 😉 ) Also … auf nach Zoomania, wo Fuchs und Hase sich wortwörtlich Gute Nacht sagen. Review ist spoilerfrei.
In dieser Welt lief alles etwas anders: die Tiere haben irgendwann ihre Instinkte hinter sich gelassen und sich ein zivilisiertes Miteinander aufgebaut. Sie sind nun Bauern, Polizisten oder Ärzte; gehen aufrecht, leben in Häuschen und tragen Klamotten. Aber wie das eben so mit der Zivilisation ist: leider hat die auch so ihre Ecken und Kanten. Das muss die Kaninchendame Judy Hopps spätestens dann merken, als sie beschließt Polizistin zu werden und ihr das niemand zutraut. Nachdem sie mit Bravour die Polizeiakademie abgeschlossen hat, tritt sie in der großen Stadt Zoomania ihren Dienst an. Die Stadt mit dem Slogan „Hier kann jeder werden was er möchte.“ Und die Enttäuschung könnte nicht größer sein. Ihre Kollegen sind alle mindestens fünf Mal so groß wie sie und geben ihr maximal die Arbeit einer Politesse, aber keinen echten Fall. Sie wird nicht mal ansatzweise ernst genommen und bekommt auch gar nicht erst eine Chance zu zeigen was sie kann. Dabei überführt sie den Gelegenheitsgauner Nick Wild, einen Fuchs, und andere zwielichtige Gestalten. Als sie sich beweisen und das spurlose Verschwinden eines Otters aufklären will, braucht sie aber letztendlich die Hilfe von eben diesem gewieften Fuchs. Ihrem Naturfeind. Und der ist gar nicht der Meinung, dass in Zoomania jeder werden kann, was er will.
Anthropomorphismus ist die Vermenschlichung von unbelebten oder belebten Körpern. In diesem Fall werden menschliche Eigenschaften auf Tiere übertragen wie man es aus Kinderbüchern kennt. Anthropomorphismus hatte in den letzten Jahren in der Comicszene einen großen Boom. Auf DeviantArt gibt es beispielsweise eine riesengroße Community, die Tiere seit Jahren in Büros und andere Schauplätze steckt und den Alltag in menschlicher Manier bestehen lässt. Im Prinzip haben sich Animations-Riesen wie Disney oder andere Trickfilmschaffende der Thematik schon ziemlich oft angenommen, auch wenn manch eine Review oder Werbestrategie einem was anderes weis machen will. In vielen Animationsspäßen haben Tiere einige menschliche Merkmale bekommen, in einigen liefen sie aber auch bereits auf zwei Beinen durch die Gegend und trugen Klamotten. Ich erinnere mich nur zu gerne an meinen liebsten Animationsfuchs: Disneys Robin Hood. Und überhaupt sind die anthropomorphen Gestalten uns allen aus Fabeln bekannt. Auch in Zoomania werden die Problemchen, Vorurteile und liebenswerten Macken der Menschen auf Tiere übertragen – und sie entlarven insbesondere das gar nicht so zivilisierte Denken der Menschen gerade dadurch, dass sie vielleicht nicht wie wir aussehen, aber wie wir handeln.
Disneys Zoomania ist ein lustiger Film für ein Publikum jeden Alters mit einer Botschaft, die man nicht oft genug verbreiten kann. An Judy Hopps Beispiel wird gezeigt wie stark Vorurteile das Denken der Menschen bestimmen und wie unfair sie sind. Man kann vieles hineinprojizieren. Vorurteile gegenüber Geschlechtern, der Herkunft oder auch körperlichen Gegebenheiten. Judy wird von Anfang an als niedlich, ‚Möhrchen‘, naiv oder Bauerntrampel verschrien, egal wie gut und idealistisch sie ist. Wir treffen auch Nick. Schlaufuchs vs naives Häschen? Er wurde seit jeher als gerissenes, hinterlistiges Raubtier abgetan. Und hat diesen Weg letztendlich auch eingeschlagen. Er ist ein windiger Trickbetrüger. Judy versucht einen anderen Weg zu gehen. Sie wird entgegen der Konventionen kein Mährenbauer. Ein wundervolles Plädoyer und ein Abgesang auf eingetretene Pfade. Vorurteile und Diskriminierung wurden selten so locker-flockig erzählt und mit so schönen Seitenhieben auf 1, 2 Filmklassiker und bekannte Serien. Allerdings hätte der Animationsfilm aus dem Hause Walt Disney Animation Studios auch keine Minute länger sein dürfen. Die Geschichte ist im Kern recht einfach gestrickt und erlebt in der Mitte einen kleinen Durchhänger, nicht zuletzt wegen der Vorhersehbarkeit ab dem 2. Drittel des Films. Ein weiteres kleines Manko ist für mich die Übersetzung des Originaltitels Zootopia in Zoomania. Warum musste das sein? In Zootopia steckt Utopia – eine Welt, die futuristisches, neues und innovatives verspricht, aber letztendlich denselben gesellschaftlichen Zwängen und unsichtbaren Gesetzen folgt wie unsere derzeitige Welt. Also ein trügerisches Utopia, das allerdings verspricht zu besserem fähig zu sein.
Zoomania (OT: Zootopia), USA, 2016, Byron Howard & Rich Moore, 109 min, (8/10)
Habt ihr den Film schon gesehen? Und wenn ja, wie hat er euch gefallen? Oder den Trailer, der eine der witzigsten Szenen des Films allerdings vorwegnimmt? Mögt ihr Anthropomorphe Tiere?
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