Wieder dieser Nonsense – ist das zu fassen? Aus ‚Captain America: Civil War‘ wurde ‚The First Avenger: Civil War‘. Davon mal abgesehen war ich sehr gespannt auf den Film, der eine recht berühmte Storyline der Marvel-Comics ins Auge fasst und allen voran einige Helden in den Kreis der Avengers einschließt. Auf Black Panther habe ich mich persönlich sehr gefreut. Dann haben die Trailer außerdem verraten, dass Spiderman zu den Helden stößt. Big News. Aber ein bisschen fade ist der Beigeschmack schon, wenn man bedenkt, dass nur einen Monat vorher Batman v Superman ins Kino kam, in dem sich auch zwei Superhelden-Größen kloppen. Tja … und wie war er denn nun, der ‚Superhelden-Civil-War‘? Review ist spoilerfrei.
Bei einem Einsatz der Avengers in Nigeria schlägt sich das Team um Captain America/Steve Rogers (Chris Evans), Black Widow (Scarlet Johansson), Falcon (Anthony Mackie) und Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) nicht schlecht, aber es passiert ein folgenschwerer Fehler. Im Gefecht verursacht Scarlet Witch eine Explosion in einem Hochhaus, die zahlreiche Opfer fordert. Die Stimmen werden laut: wieviel Schaden wenden die Avengers ab, aber wieviel verursachen sie? Ist das nicht alles eine Einmischung Amerikas in empfindliche Weltpolitik? Und wie ist Scarlet Witchs Rolle, die nicht Amerikanerin ist und mal auf der Seite der Angreifer stand? Die Konsequenz: Das Sokovia Abkommen. Es besagt, dass die Avengers nur mit Zustimmung der UN ausrücken dürfen. Falls sie zuwiderhandeln, sind sie lediglich Kriminelle und können für alles belangt werden. Tony Stark/Iron Man (Robert Downey Jr.) befürwortet das Abkommen, da er mit den Opfern der letzten großen Kämpfe, den vermeintlichen menschlichen Kollaterialschäden, konfrontiert wurde. Er fühlt sich schuldig. Captain America hingegen kann das nicht akzeptieren. Was, wenn sie eingreifen wollen, aber es nicht dürfen? Was, wenn ihre Moral ihnen sagt nicht einzugreifen, sie es aber müssen? Als das Abkommen in Wien unterzeichnet werden soll, wird ein Anschlag verübt und die Überwachungskamera zeigt deutlich Bucky Barnes aka den Winter Soldier (Sebastian Stan), Steve Rogers alten Kameraden, der einer Gehirnwäsche unterzogen wurde. Als Bucky offiziell gejagt wird, ist der Zwiespalt um das Abkommen und vermeintliche Befehle für Steve Rogers plötzlich mehr als persönlich. So wie für den Spross T’Challa (Chadwick Boseman) des Königshauses von Wakanda, dessen Vater bei dem Anschlag getötet wurde. Er schwört als Black Panther Rache für seinen Vater und sucht ebenfalls den Winter Soldier. Die Helden finden sich auf zwei Fronten wieder.
Die Welt hat eine Meinung zu den Superhelden. Das ist erstmal ein Storykniff, der realistisch und naheliegend ist. Es tauchen Menschen auf, die besondere Begabungen haben und Dinge verrrichten können, die man bisher nie für möglich gehalten hat. Das hätte schon viel früher Staub aufwirbeln müssen. Und dass das Abkommen nicht bei allen auf Gegenliebe stößt ist auch sehr natürlich. Bis hierhin lässt Civil War erstmal gutes storytelling erahnen. Was aber daraus gemacht wurde, driftet wieder in das allzu comichafte und eine zu seichte Erzählung und Argumentation ab. mal nur eins von vielen Beispielen: als Gründe für das Abkommen werden die Zerstörungen in New York (erster Avengers-Film), Washington (Captain America: Winter Soldier bzw. The Return of the First Avenger) und Sokovia (Avengers – Age of Ultron) genannt. Im Falle von New York können die Avengers für die Zerstörung nichts, sondern haben noch mehr Zerstörung wohl eher verhindert. Oder hätte man der Alien-Invasion freien Lauf lassen sollen? (Ich hatte nie erwartet, dass ich diesen Satz einmal schreiben würde.) In jedem Fall hinkt die Geschichte, auch wenn der Film zumindest einen sehr fiesen Twist liefert, der das ganze sehenswert und politisch macht und das Moralempfinden des Zuschauers fördert. (Stichwort: „Autounfall“.) Aber auch das kann die Unzulänglichkeiten nicht beseitigen. Einer meiner größten Kritikpunkte an den Filmen der zweiten Phase des Marvel Cinematic Universe ist, dass viele davon überflüssig wirken. Avengers Age of Ultrons einziger Ausgangspunkt ist das Einführen zweier neuer Helden, die verhältnismäßig wenig Fokus bekommen (Scarlet Witch, Vision) und liefert eine Vorlage für das Abkommen, das den Helden nun in Civil War Ärger macht. Aber der Film an sich, die Materialschlacht und das Actiongetöse waren storytechnisch vom Actioner-Reißbrett und relativ arm an guten Storyelementen. Das läuft in Civil War zwar deutlich besser, aber die Bilanz am Ende des Films ist fast noch schlechter. Es gibt praktisch nichts an dem Film, das eine richtige Konsequenz für kommende Filme hat. Es gab kaum eine Entwicklung im Film oder eine Entwicklung der Charaktere. Es gab eigentlich nur Gekloppe. Als Zuschauer geht man beispielsweise mit der Erwartungshaltung in den Film, dass die Figur des Winter Soldiers eine echte Lösung erwartet. In The Return of the First Avenger wurde er als Waffe missbraucht, ihm wurden die Augen geöffnet, aber er wurde gejagt und muss sich verstecken. Und wie geht es weiter in Civil War? Er wurde als Waffe missbraucht, ihm wurden die Augen geöffnet, aber er wurde gejagt und …. das Ende verrate ich mal nicht. Zwischendurch ist er durchaus sehr unterhaltsam, aber wenn dann der Abspann gelaufen ist, sitzt man da und fragt sich „Was habe ich jetzt eigentlich gesehen?“ Wo ist der Gewinn des Films?
Vermutlich liegt der Gewinn allein in der Unterhaltung. Verglichen zu Ant-Man ist Civil War beispielsweise ein Film, der sich deutlich politischer anfühlt und vielleicht eher die älteren Fans anspricht. Das Gekloppe der Helden und wie sie ihre Fähigkeiten zur Schau stellen, macht irgendwie Laune und ist mitunter auch sehr witzig. Das Einführen neuer Helden wie Black Panther bringt frisches Blut in die Runde. Bietet Diversität und Abwechslung. Außerdem entwickelt sich der Film von einem Superhelden-Universum, dass vorher rein-amerikanisch war zu einem internationaleren. Ein Trend, der bereits leicht in Avengers – Age of Ultron angestrebt wurde. Der Film spielt in Nigeria, im fiktiven Wakanda, in Österreich und Deutschland. Der Flughafen Leipzig/Halle, auf dem ich vor einem Monat noch selber stand, ist Schauplatz des epischen Kampfes. Es ist irgendwie cool Plätze in Filmen wiederzuerkennen, die man schon gesehen hat. Orte, an denen man schon selber stand. Es sei mal dahingestellt, ob man gerne sieht wie die in Schutt und Asche gelegt werden. Aber nach sovielen Superheldenabenteuern fühlt sich das einfach zu wenig an.
The First Avenger: Civil War (OT: Captain America: Civil War), USA, 2016, Anthony Russo, Joe Russo, 148 min, (7/10)
Das war also der Auftakt zur dritten Phase des Marvel Cinematic Universe. Oh man. Ich wünsche mir sehr stark neue Abenteuer und Storylines, nicht nur aufgewärmte wie es die letzten MCU-Filme demonstrierten. Black Panther, Doctor Strange, bitte kommt schnell. Seid ihr der Superheldenfilme mit den immergleichen Mustern und wenigen Fortschritten in der Handlung auch etwas überdrüssig? Oder habt ihr das generell ganz anders empfunden? Was haltet ihr von den neu eingeführten Helden? Damit meine ich Scarlet Witch, Vision, Black Panther, Ant-Man, Falcon und Spiderman?
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