Gerade erst bei Don Pozuelo darüber gelesen, geschaut und direkt verliebt. Im Anime Redline geht es um ein intergalaktisches Autorennen. Wobei Autorennen eine Untertreibung ist. Was hier ins Ziel fährt sprengt die Grenzen des Begriffs Autombil. Die Karren können gerne mal fliegen oder schwimmen. Mittendrin: der „Gentleman“ getaufte Fahrer JP, der zwar das Auto und die Fähigkeiten hat um die Rennen zu gewinnen, dem aber die Mafia im Nacken sitzt. Er will es so gerne von dem Yellowline genannten Rennen in die nächste Runde, die sagenumwobene Redline, schaffen, aber die Mafia fingiert sein Rennen. Um Haaresbreite gewinnt daher Sonoshee. Dann aber rückt JP auf, als andere Teilnehmer sich der Redline verweigern. Das gilt immerhin als das härteste und gefährlichste Rennen der Galaxis. JP will es diesmal wissen und die Redline gewinnen und dabei im besten Fall das Herz von Sonoshee erobern.
Dass Redline ein bisschen anders ist, begreift der Zuschauer schon nach der ersten Minute. Da flirren soviele roboterhafte oder animalisch wirkende Außerirdische durchs Bild, dass es an Reizüberflutung grenzt. Alles bewegt sich, man weiß gar nicht wohin man zuerst schauen soll. Die Action strotzt der Physik und dem Material und ist einfach nur over-the-top. Die Geschwindigkeit der Animation und die bewusste Übertreibung, das knallbunte und extreme überfordert ab und zu und man fragt sich unweigerlich wann der epileptische Anfall kommt. So fühlt sich es sich wahrscheinlich an bei der Redline dabei zu sein. Und das transportiert der Film. Dabei ist der Animationsstil ausgesprochen hochwertig, verzichtet komplett auf recycelte Einstellungen oder Standbilder, hat aber ein sehr spezielles shading, dass es nicht immer einfach macht dem Geschehen zu folgen. Es wird kein fließendes Shading benutzt, sondern Schatten als schwarze Flächen dargestellt wie man es aus Noir-Comics kennt. Das ist zwar ein cooler Look, aber auch etwas gewöhnungsbedürftig, da es die Figuren und Autos nicht besonders plastisch erscheinen lässt. Ungewohnt fürs Auge, v.A. bei dem Ausmaß an Reizüberflutung, das Redline an den Tag legt.
Die Geschichte ist eigentlich keine besonders neue und lässt sich auf ein ziemlich simples Muster zurückführen. Held, dem übel mitgespielt wurde muss den Tag retten und das Herz seiner Angebeteten erobern. Durch die fantasievollen intergalaktischen Welten, Wesen und die over-the-top-Action und extrem durchgeknallten Charaktere wirkt das aber alles trotzdem neu und nie dagewesen. Übertreibung ist selten ein Trumpf, ist hier aber genau richtig. Denn als ob die Redline nicht schon wahnsinnig und halsbrecherisch genug wäre, beschließen die Veranstalter die einfach mal auf dem Planeten Roboworld auszutragen, obwohl die Regierung strikt dagegen ist. Und die gehen in die vollen und schicken ihre eigenen Leute ins Rennen und gehen sogar mit Bio-Waffen gegen die Rennfahrer vor. Woah. Was für ein irrer Ritt! Ziemlich schade ist, dass man als Japanischlerner bei der O-Ton-Spur schwer mitkommt, wegen der schnoddrigen Dreckschnauze aller Figuren. Andererseits macht es das wohl authentisch. Das scheint so oder so ein Thema bei der Produktion gewesen zu sein, denn der Anime von Takeshi Koike wurde sieben Jahre lang produziert und es fanden über 100.000 handgezeichnete Bilder Verwendung, was enorm ist. Übrigens gibt es einen gefloppten Renn-Film aus dem Jahr 2007, der ebenfalls Redline heißt – nicht verwechseln.
Redline (OT: レッドライン), Japan, 2009, Takeshi Koike, 102 min
„Redline – Trailer“, via Starzmediavod (Youtube)
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
Schreibe einen Kommentar