Wie lange wollte ich schon ‚Mad Men‘ sehen? Ewig. Die Review bin ich euch schuldig geblieben, aber soviel nehme ich vorweg: es ist eine Lieblingsserie geworden. Jetzt, wo ich angefangen habe die zweite Staffel zu schauen, wird es mal Zeit über die erste zu schreiben/zu reden. Aber was ist mit Lieblingsserien der Vergangenheit? Auch Sherlocks vierte Staffel habe ich inzwischen schon gesehen. Nach der dritten, die mich irgendwie verloren hat, war ich zwar gespannt, aber läuft Sherlock zu alter Hochform auf? Reviews sind spoilerfrei, aber nicht für vorangegangene Staffeln der Serien.
„Series 4 Trailer #2 – Sherlock“, via Sherlock (Youtube)
„Sherlock“ Season 4
Die vierte Staffel entledigt sich als erstes auf relativ schnelle und fernseh-mäßig einfache Art der ‚kleinen Probleme‘ die Sherlock gegen Ende der dritten Staffel produziert hat. Nennen wir es mal beim Namen: seinem Ausraster als Soziopath, der im Tod eines gesuchten Verbrechers mündete, weil Sherlock schlicht und ergreifend kein anderer Ausweg einfiel. Die Serie macht aber an einem Punkt weiter, der sich ein bisschen mehr wie die erste und zweite Staffel anfühlt und sich weniger feiert. Es gibt zwei handfeste Fälle, auf die sich die ersten Episoden konzentrieren und das Privatleben von John und Sherlock ist präsent, aber auf eine wohldosierte Art. „The Six Thatchers“ (4×01) beginnt mit einem rätselhaft klingenden Fall und mündet in einer Spionage-Affäre, die sich wieder ein bisschen zu weit aus dem Fenster lehnt, dann aber dramatisch endet und meine Vermutung bestätigt, was mit einem Nebencharakter passiert – sie wie es sicherlich auch viele vermuten, die die Bücher kennen. Das Geschehen erschüttert unsere Charaktere maßgeblich und kulmuliert in „The Lying Detective“, der zweiten Episode, in der wieder geschickter privates und der Fall miteinander verbunden werden und mit Toby Jones einen Gegenspieler liefern, der Sherlock ganz gut kontra gibt. Ein Geschäftsmann, der berühmt-berüchtigt ist und der offenkundig mordet, dem man es scheinbar aber nicht nachweisen kann. Smarte Episode. Letzten Endes gibt es aber einen ganz anderen Gegenspieler, der schon seit der dritten Staffel ‚vorbereitet‘ wurde. Und der Gegenspieler scheint eine mächtig harte Nuss zu sein. Obwohl interessant, sorgt aber dieser etwas an den Haaren herbeigezogene Charakter auch dafür, dass die Serie wieder zu ihrem in Staffel drei begonnenen, uncharmanten erzählerischem Größenwahn zurückkehrt und den Bogen überspannt was die Ressourcen und die Glaubwürdigkeit betrifft. Deswegen kann es leider keine 10/10 geben. Alles in allem ist es aber eine unterhaltsame Staffel, die den Zuschauer mehr fordert und Sherlock und John wieder etwas mehr zu sich selbst zurückkehren lässt, statt sie out of character zu zeichnen und sich auf zuviel Fan-Service zu verlassen. Schauenswert. Oder: Wieder schauenswert.
(8/10)
„Mad Men Staffel 1 | Trailer Deutsch“, via taperapers (Youtube)
„Mad Men“ Season 1
Die erste Episode der Serie trägt den Titel „Smoke Gets in Your Eyes“. Und das ist wahrscheinlich ein Sinnbild für die ganze Serie. Hier dreht sich alles um das New York der 1960er Jahre und die Werbeagentur Sterling & Cooper. Damals lief einiges anders als heute und manche Unterschiede sind offensichtlicher als andere. In den Büros wird geraucht und während der Arbeitszeit getrunken. Die angesehenen Herren in den Anzügen sind Dandys und Gentlemen (zumindest tun sie so), umgarnen ihre Kunden bei reichhaltigen Essen in guten Restaurants und mit Amüsierdamen. Kein Ding. Alles voll normal. Männern gehört die Welt. Don Draper (Jon Hamm), der im Zentrum der Handlung steht, gehört zu ihnen. Was sich erst nach und nach erschließt ist die Rolle der Frau. Offenkundig arbeiteten sie eher als Sekretärin und Telefonistin. Aber in Hinblick auf ihr Leben und ihre Meinung ist Selbstbestimmung ein Fremdwort und man hat nett und adrett auszusehen und ein schönes allzeitbereites Spielzeug der Männerwelt zu sein. Das wird u.a. an Peggy (Elisabeth Moss) demonstriert, die zu Sterling & Cooper als Assistentin Don Drapers kommt und schon in der ersten Episode gesagt bekommt, dass sie sich am besten die Pille verschreiben lässt. Außerdem an Don Drapers Frau Betty (January Jones), deren Leben als Hausfrau sie schleichend aushöhlt.
Natürlich stehen noch viele weitere Charaktere aus der Agentur und rings um die Charaktere im Fokus. Wie das Gesellschaftsbild die Männer beeinflusst und auch diese in Rollen drängt, die äußerst uncharmant sind, behandelt die Serie ebenfalls. Und ist damit ein in ein schönes Geschmeide gepresster Spiegel der Werte und Normen einer Gesellschaft, die man für passé hält. (Ist sie es aber wirklich?) Mad Men ist dabei subtiler als meine in wenige Zeilen gefasste Review und entwickelt sich über viele Episoden in ein dichtes Geflecht und ein 1A Charaketrdrama. So hat beispielsweise Don Drapers Vergangenheit ein sehr lebendiges Eigenleben und auch er ist nicht einfach nur ein Betrüger und Fremdgeher, sondern hat seine eigenen inneren Dämonen so wie das Leben auch nur selten einfach Schwarz und Weiß ist. Umso spannender ist es zu beobachten wer sein Glück findet, welcher Deal abgeschlossen wird und welche Entscheidungen unsere (Anti)Helden treffen. Eine der interessantesten Storylines ist wohl der Aufstieg (und Abstieg?) von Peggy und Don Drapers mit Sicherheit nahender Fall. Denn der wird schon alleine vom Opening angedeutet.
(10/10)
Kennt ihr die beiden Serien(staffeln)? Wenn ja, wie haben sie euch gefallen? Bin ich der letzte Mensch, der Mad Men schaut? Manchmal habe ich den Eindruck, dass alle die Serie schon gesehen haben 😉 Wart ihr ähnlich enttäuscht von Sherlock Season 3? Und was waren/sind eure Erwartungen an die vierte Staffel? Falls ihr sie schon gesehen habt: wir habt ihr die Auflösung um den großen Bösewicht aufgenommen? (Spoiler bitte deutlich kennzeichnen.)
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