Nach dem bunten Freitag versuchten wir zwei Buchmesse-Besucherinnen den Abend bei einem Essen in der Leipziger Innenstadt ausklingen zu lassen und stärkten uns für den nächsten Tag. Die Vorboten des Morgens hätten mir aber eine Lehre sein sollen. Der Kaffee am Kaffeeautomaten im Hotel war aus. Und so ähnlich ging es dann auch weiter. 😉 Mit anderen Worten: es hat nicht alles geklappt an dem Tag. Disclaimer: Und falls ihr Marken, Namen von Verlagen etc. im Bild seht: nein, ich wurde nicht bezahlt. Sie waren halt da. Überall. Und falls ihr, liebe Leser, euch in einem Foto wiedererkennt und das hier nicht sehen möchtet: kontaktiert mich, ich entferne es.
Messe kills my koffer oder: helfende Hände mit Megafon
Genau das. Seit einiger Zeit gibt es Sicherheitskontrollen bei denen man seine Taschen und Koffer öffnen muss. Obwohl die Sicherheitsleute sehr gründlich und dabei sehr nett waren, hat es aber den Reißverschluss meines Koffers entschärft. Passiert halt mal. Aber natürlich passiert sowas immer zum unmöglichsten Zeitpunkt. Der Koffer hat es noch im Stück nach Hause geschafft und ohne dabei Inhalt zu verlieren. Aber ob er und ich nochmal gemeinsam auf Reise gehen können … ? Aber chapeau: die Security Leute waren freundlich trotz der Hektik und Besuchermassen. Und die durchs Megafon und die Sprechanlage kommenden Anleitungen, Infos und Verhaltensregeln waren erstaunlich witzig. An der Straßenbahnhaltestelle am Hauptbahnhof wünschte uns der Ansager einen sonnendurchfluteten Messetag. Hell yeah. Guter Mann. 🙂
Wie (fast) alles ausfiel, was ich sehen wollte
Die kleineren oder größeren Dilemmata sollten übrigens anhalten. Vermutlich hat am Freitag alles zu gut geklappt 😉 Die Veranstaltung „Gestalten des Bösen. Der Teufel – ein theologisches Relikt“ über das Über-Beanspruchen des Teufels als Sinnbild des Bösen in der Literatur fiel leider aus. Und auch den Vortrag „Was tun gegen Content-Klau im Netz?“ habe ich verpasst. Mir blutet ja ein bisschen das Herz, denn ich habe mich am Samstag schon auf wenige Termine konzentriert, um Zeit für Treffen mit Jasmin und meinen Bloggerkollegen und -freunden zu haben. Aber ich bereue nichts, dank der vielen anderen spannenden Begegnungen.
Blogger treffen
Traditionen soll man pflegen: so habe ich auch wieder Kathrin vom Blog Phantásienreisen wiedergetroffen – keine Messe ohne Kathrin 😉 In der Bloggerlounge fand das von Jana von Wissenstagebuch angestoßene Treffen der #Dostopie-Leserunde statt. Aber Voidpointer …. wo bist duuuuu? :'( Wo uns der liebe Voidpointer fehlte, schneiten dann aber bekannte Gesichter rein. 🙂 Die drei Frauen mit den n Comics – okay, dieses Mal Sandra und Ariane allein. Und ich kann es nur immer wieder sagen: ihr alle seid sehr sehr sympathische Menschen und ich vermisse euch schon jetzt. 😀 Hoffentlich dauert es nicht ein Jahr bis wir uns wiedersehen. So oder so bin ich sehr glücklich, dass wir uns getroffen haben. Und Jana konnte ich schon für ein weiteres gemeinsames Lesen gewinnen 😀 Stichwort: Anna Karenina. Hehehe.
Netzpoeten und diverse Sichtungen
Es gibt ja so Autoren, die sind gefühlt jedes Mal auf der Messe. Zum Beispiel Sebastian Fitzek und Kai Meyer. Selbst, wenn ich nicht zu ihren Veranstaltungen gehe, ist es schwer ihnen aus dem Weg zu gehen 😉 Den Fitzek habe ich an der langen Schlange Wartender mit Fitzek-Büchern in der Hand erkennt bzw. führte die Schlange zu ihm. 🙂 Kai Meyer schlenderte dann später nicht so in cognito wie erhofft mit Kopfbedeckung auf dem Gelände herum. Es hilft immens, wenn man weiß wie der Autor aussieht (oder Jasmin dabei hat). Ich bin ja nicht so der Kai Meyer Fan und aus Fitzeks Thrillern irgendwie rausgewachsen. Aber dafür hat das Ausfallen einer meiner Veranstaltungen dafür gesorgt, dass ich Marion Brasch gesehen (und gehört) habe, die über ihr neues Buch Lieber woanders sprach. Brasch ist eine der Stimmen meines Lieblings-Literaturpodcast Die Literaturagenten. Dieser Nino Kerl lief mir auch so frappierend oft über den Weg, dass ich dachte, ihn jetzt vielleicht doch mal um ein Foto zu bitten. Aber ich hatte im Gegensatz zu ihm bad hair da. Nun ja. Scheinbar fandet er es allerdings auch entspannter in einer anderen Halle mittag zu essen als Halle 1 (MCC). Kathrin hat mich außerdem auf Atticus, den Instagram-Poeten, aufmerksam gemacht. Ach der ist das, der die ganzen Mädels mobilisiert. Love her wild und so. Die einzige meiner geplanten Veranstaltungen von der ich immerhin noch 15 Minuten mitbekommen habe war das Gespräch mit Jan Drees beim MDR, der über sein aktuelles Buch Sandbergs Liebe sprach. Und obwohl ich das so gern noch zu Ende gesehen und ein signiertes Exemplar ergattert hätte, gab es einen Zug, der erreicht werden wollte, sollte.
Messe politisch
Die Buchmesse und Literaturszene gilt auch immer als ein Spiegel der Gegenwart und des aktuellen Zeitgeschehens und geht seit jeher auf das ein, was wir so tagtäglich in den Nachrichten sehen. Zwar kann ich der Zeit nur zustimmen, die sagt, dass das „Buch der Stunde“ auch nicht den Anspruch an den Stil verlieren darf und Bücher auch mal Spaß machen dürfen, aber die ernsten und anspruchsvollen Töne möchte ich genauso wenig vermissen. So wie den Fokus auf das Mauerfall-Jubiläum und den Blick auf das Gastland Ahoj Tschechien war eine schön gestaltete Aktion, die was die Veranstaltungen betrifft mit viel, aber nicht nur, Betrachtungen zu Franz Kafka lockte und mit einer Trabi-Golem-Chimäre. Außerdem habe ich jetzt gelernt wie man sich auf Tschechisch begrüßt und verabschiedet. Mit Ahoj. Davon abgesehen empfand ich das Thema 30 Jahre Mauerfall als sehr spannend. Ich weiß nicht von wem die Botschaften auf den großen Post-Its stammen, aber ich fand es sehr aufschlussreich. Insbesondere als Kind von Eltern, die damit klarkommen mussten, dass das Umfeld in dem sie aufgewachsen sind, nicht mehr existiert und sich oft von der Umwelt missverstanden fühlen. Wie meine Eltern bin ich noch zu DDR-Zeiten geboren, habe die DDR im Gegensatz zu meinen Eltern aber nicht miterlebt. Ich weiß nicht wie sie es sehen, aber ich finde es schön, dass die Zettel so oft das Wort Freiheit enthalten.
Und sonst so?
Natürlich durfte auch das eine oder andere Buch mit. Obwohl ich mit einem Einkaufszettel zur LBM gefahren bin, gab es einige Instant-Käufe, bei denen ich nicht anders konnte. Zwei der geplanten Käufe waren Bela B. Scharnow und Han Kangs „alter neuer Roman“ Deine kalten Hände. „Alter neuer“ weil der Roman in Korea eigentlich 2002 erschien, d.h. vor ihrem Durchbruch mit Die Vegetarierin. Außerdem fand ich eine wohl bereits vor ein paar Monaten erschienene Ausgabe von Gedichten von Elizabeth Bishop – zweisprachig! Ich finde das ist gerade bei ihr ein großes Muss und eine schöne Vergleichsmöglichkeit um alle Facetten ihrer Gedichte zu erfassen. Zuvor kannte ich nur zwei, aber ihr One Art ist eins meiner Lieblingsgedichte. Und jetzt nachdem ich schon ein paar mehr darin gelesen habe: eine fantastische Ausgabe (fasst scheinbar mehrere ihrer Gedichtbände zusammen – dementsprechend kostspielig) und eine wunderbare Dichterin.
Ein bisschen Nippes muss auch mit. Ein Notizbuch geht immer. Und ein Kulturbeutel von Reclam im Reclam-Heftchen-Look 😉 Schöne Idee. Auf der MCC durften ein paar japanische Süßigkeiten mit. KitKat Limited Editions, Mochi und eine Dose Bonbons im Die letzten Glühwürmchen-Look. Müsst ihr auch so melancholisch seufzen, wenn ihr die seht?? Die Graphic Novel „Ein Ozean der Liebe“ war Liebe auf den ersten Blick und durfte sofort mit. Geplant war hingegen The Promised Neverland weiterzulesen. Tipp: in Band 1 kann man in der offiziellen App von Shūeisha reinschnüffeln- sie heißt Manga Plus. Das war dann aber insgesamt kostspieliger als geplant, zumal auch noch Geburtstagsgeschenke und Aufmerksamkeiten dabei waren, die ich hier nicht zeige.
Aber reden wir nicht nur von Kommerz und Geld ausgeben … was gab es vor Allem auf der Messe? Menschen, so viele Menschen. Nach dem Messejahr 2018 im Schnee und bei Verkehrschaos konnte die LBM dieses Jahr wieder einen Besucherrekord verzeichnen. Und die zahlreichen Besucher lagen und saßen in den Pausen auf den Messewiesen und tankten Sonne. Die Stimmung war toll und ich genieße immer wieder das vielgestaltige Interesse für Literatur, das einem überall entgegen schlägt und das Aufeinandertreffen so vieler Gleichgesinnter. Messebesuche sind anstrengend, die Füße tun weh, aber wo soviele Menschen zusammen kommen um über Bücher zu sprechen ist die Welt für mich jedes Mal ein bisschen mehr in Ordnung. Außerdem ist es immer mal wieder ein Anlass die einen oder anderen lieben Menschen zu treffen, die man seltener um sich hat. 🙂 Ich sage wieder einmal danke für eine wunderbare Leipziger Buchmesse.
Was waren eure Highlights der Leipziger Buchmesse? Wie steht ihr zu der Debatte Eskapismus vs „Buch der Stunde“, d.h. das zunehmende Hervorheben der meinungs- und stimmungsgebenden Bücher? Was war für euch die größte Überraschung auf der LBM19? Wart ihr vielleicht noch nie dort und wenn ja, ist es geplant? Wenn nicht, warum nicht?
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