Serien-Besprechung: „Outlander“ Staffel 4

„Outlander“ und ich – keine leichte Beziehung. Den Auftakt der Serie fand ich sehr gelungen. Da sich die Serienschöpfer offenbar an die Bücher Diana Gabaldons und deren narrativen Rahmen halten, sind bei sieben Büchern wohl auch sieben Staffeln zu erwarten? Der Beginn eines langen Serienepos? Hätte ich mal wieder Lust drauf. Aber die zweite Staffel enttäuschte mich stark, die dritte hat wieder einiges gut gemacht, Fragen beantwortet und v.A. ein spannendes Fundament für die Zukunft gelegt. Mehr durch Zufall stolperte ich auf Netflix mal wieder über die Serie, dachte „Warum nicht?“ und bekam … ? Die Besprechung enthält Spoiler für die erste bis dritte Staffel.

Am Ende der dritten Staffel fanden sich Jamie (Sam Heughan) und Claire (Caitriona Balfe) auf dem Boden der „neuen Welt“ wieder – Nordamerika vor der Gründung der Vereinigten Staaten. Für Claire ein unerwartetes Wiedersehen, schließlich hat sie bereits auf dem Kontinent gelebt- nur eben später. Die Staffel taucht damit in das Leben der ersten (schottischen) Siedler ein und macht dabei einen fantastischen Job den amerikanischen Kontinent als wildes, freies Land, aber auch als eins von Gefahren und harter Arbeit zu portraitieren. Für Jamie und Claire stellt sich hier insbesondere die Frage, ob sie bleiben oder gehen und wenn sie bleiben: wie ihr Leben in Nordamerika aussehen soll? Währenddessen nähern sich in den 1970ern Brianna (Sophie Skelton) und Roger (Richard Rankin) an und es gibt eine dramatische Wende als Rogers Recherche eine grausame Wahrheit über Claire und Jamies Werdegang zu Tage fördert, die Brianna vollends aus der Bahn wirft.


„Outlander | Season 4 Official Trailer | STARZ“, via STARZ (Youtube)

Es macht keinen Sinn daraus ein Geheimnis zu machen. Jeder Zuschauer ahnt, dass Brianna irgendwann den Weg durch die Steine gehen wird – das ist quasi vorprogrammiert. Es war wohl mehr die Frage wann es passiert und ich bin relativ dankbar, dass es so früh passiert. Das Vorhaben bringt nun einige Erwartungen mit sich und es macht echt Spaß denen entgegen zu fiebern. Beispielsweise dem Wiedersehen von Mutter und Tochter, die ja davon ausgehen mussten sich nie wiederzusehen. Oder wie würde ein Aufeinandertreffen von Jamie und Brianna aussehen? Und was ist mit Roger? Würde er Brianna folgen oder ist das das Ende ihrer Beziehung? Oh, die Serie (und wahrscheinlich ebenso die Literaturvorlage) macht einen hervorragenden Job mit all diesen Hoffnungen zu spielen. Wer Outlander kennt, weiß aber, dass hier Freud und Leid stets nah beieinander liegen. Es gibt Episoden, die schwer schocken.

In der Etablierung seiner Figuren fokussiert sich die Serie nun ganz offensichtlichen auch auf Brianna und Roger. Ich kenne die Literaturvorlage und weiß nicht wie es sich dort verhält, aber ich gehe davon aus, dass die beiden irgendwann den Staffelstab übernommen. Denn obwohl die Darsteller natürlich alle noch fantastisch aussehen, sind Jamie und Claire rein rechnerisch nicht mehr ganz junge Hüpfer. Während ich mit Brianna anfangs in Staffel 2 so meine Probleme hatte, besserte sich das ab Staffel 3 als mehr ins Detail gegangen wird wie ihr Leben mit Claire und Frank war. Inzwischen hat sie sich für mich zu einem meiner Lieblinsgcharaktere gemausert und ihr Schicksal hat mich in der vierten Staffel sehr beschäftigt. Auffällig ist, dass das ein klarer Fall von (Serien)Geschichte wiederholt sich ist: ihr Dickkopf und der von Roger prallen einige Male aufeinander. Da wurde die bewährte Formel offenbar nicht geändert. Die geteilte Aufmerksamkeit wird aber auch einigen Fans von Claire und Jamie weniger gut passen, auch wenn ich der Meinung bin, dass im Grunde jeder Charakter hier seine 15 Minuten Ruhm und Weiterentwicklung bekommt, beispielsweise Young Ian (John Bell). Es gibt auch Wiedersehen mit einigen prominenten Nebencharakteren. Deren Häufung und wie sich die Wege aller Kreuzen erweckt den Eindruck, dass die neue Welt noch eine recht kleine ist. Und in der Tat: denn sie ist noch nicht stark besiedelt.

Es gibt noch mehr Brüche mit der bewährten Formel, die ich erfrischend finde, aber für viele Zuschauer eventuell schwerer zu verdauen ist. So beispielsweise darüber, dass die Staffel zum überwiegenden Großteil in Nordamerika spielt. Dass Leser der Reihe darüber bei den Büchern sehr enttäuscht waren und sind, habe sogar ich mitbekommen. Die Serie habe ich hingegen von Anfang an als relativ global wahrgenommen, schließlich spielt die zweite Staffel in Frankreich und dreht seitdem noch so einige Runden mehr. Außerdem hat die Natur und das Leben in der vierten Staffel nichts an rauer Schönheit verloren. Andere Bestandteile der Story und Outlander-Formel bleiben. So beispielsweise, dass die Rolle der Frau auch in der „neuen Welt“ bescheiden bleibt und ihre Rechte quasi nicht existent. Unterdrückung bekommt hier auch eine neue Gestalt. Zwar ist auch hier die der Armen durch die Reichen oder die der Schotten durch die Engländer präsent, aber es kommen noch andere hinzu. Sklaverei und die Unterdrückung Schwarzer ebenso wie der Konflikt zwischen Einheimischen (indigenen Stämmen) und Siedlern.

In punkto historische Akkuratheit bin ich keine Expertin, würde der Serie aber unterstellen, dass sie sicherlich nicht die genauste ist (Claire und Brianna haben echt hübsch eingedrehte Locken – mal als offensichtlichstes Beispiel), aber auch nicht die ungenauste. Outlander ist als Historien- und Dramaserie für mich eine der abwechslungsreichsten und dank seiner Charaktere eine der dramatischsten, die einen starken „will wissen wie es weitergeht“-Sog entwickelt. In der vierten Staffel für mich seit der ersten Staffel wieder am stärksten. Durch nackte Haut und die „magische Naivität“ der Zeitreise hat es dabei für mich aber auch immer mal wieder den Beigeschmack eines Guilty Pleasures – was einerseits mega toll ist, weil es bedeutet, dass die Serie Spaß macht, aber manchmal einer gewissen „Seriösität“ entbehrt. So beispielsweise indem es auf die immer ähnlichen Tropen und Muster setzt. Gibt es eigentlich überall, wo die Hauptcharaktere hinkommen eine hilfreiche Tante? Wie praktisch! Das meine ich mit Guilty Pleasure und Seriösität. Aber hey. Was soll’s. Nun steuert die Serie zwangsläufig auf den Unabhängigkeitskrieg zu, das in der Geschichte ein spannendes Kapitel ist, mich aber nicht so richtig catcht, weil ich eigentlich nur bedaure, dass alle meine Lieblingscharaktere wieder einem Krieg ins Auge blicken müssen. Auch der obligatorische Twist am Ende der Staffel kriegt mich persönlich nicht so richtig. Aber darüber sinniere ich dann bei Staffel fünf, denn insgesamt habe ich doch wieder Bock auf die Serie. (8/10)

Sternchen-8

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Schaut ihr „Outlander“ und wie haben euch die Staffel im Vergleich gefallen? Oder habt sogar die Bücher gelesen? Hier interessiert mich besonders, ob die Serie das Feeling und die Atmosphäre des Buches einfängt oder was ganz anderes ist? 🙂

2 Antworten

  1. Ich muss leider sagen, dass ich nach der zweiten Staffel das Interesse verloren habe. Was vielleicht auch daran lag, dass mich schon die Bücher nicht begeistern konnten.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Hm, ja, das ist dann wahrscheinlich guter Indikator. Wie nah ist denn die Serie für dein Empfinden am Buch dran?
      Die zweite Staffel fand ich aber auch haarsträubend … danach habe ich lange nicht weitergeschaut und war dann schon überrascht wieviel angenehmer und spannender ich die dritte fand.

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