ausgelesen: Lars Franke „Spukgeschichten aus Sachsen“

An den Spukgeschichten aus Sachsen blieb mein Auge hängen, weil ich eine Weile in Sachsen gewohnt habe und Spukgeschichten selten widerstehen kann. 🙂 Neulich war das Buch mit im Gepäck als ich mich anlässlich eines Wander-Urlaubs in der Sächsischen Schweiz in Sachsen rumtrieb. Gruseliges zwischen Neiße und weißer Elster ist der Untertitel – der manchmal mehr, manchmal weniger hält was er verspricht.

Das Cover sieht sehr schön nach Gruselstimmung aus. Oder nach schönen Filtern aus dem Bildbearbeitungsprogramm. Hat aber jedenfalls mich recht schnell an der Angel gehabt. Mir begegnete das Buch das erste Mal auf einer Leipziger Buchmesse. Auch auf den zweiten Blick ist die Aufmachung der Ausgabe liebevoll und dabei leichtgewichtig und kostengünstig. Gleich zu Beginn gibt es eine Karte, die alle einzelnen Kapitel einsortiert und anhand derer man sehen kann, dass wirklich Geschichten aus ganz Sachsen vorkommen. Sucht man etwas aus der unmittelbaren Umgebung einer Ortschaft, kann man also direkt auf der Karte nachschauen und dann die entsprechenden dort gelisteten Kapitel aufschlagen – ein schönes Gimmick. Das Buch ist in berichtender Form geschrieben und enthält viele kurze Abschnitte von etwa 2-5 Seiten zur jeweiligen Geschichte und Ortschaft mit Schwarz-Weiß-Fotos.

Unter den Geschichten gibt es allerhand gruselige Mönche, Nonnen, Wassermänner, Nixen und weiße Frauen. Dass die sich ziemlich oft wiederholen hat der Autor im Text auch selber angemerkt. Viele der Gruselgeschichten, des Aberglaubens und der Schauerepisoden vergangener Jahrhunderte entstanden aus dem Clash zwischen katholischer und protestantischer Kirche, haben ähnliche Ursachen und daher wohl auch eine ähnliche Gestalt. Gegen Ende des Buches stellt sich daher stark der Effekt des „Das habe ich doch schon mal gelesen“ ein.

Ein paar Prominente gibt es aber, von denen man eventuell schon mal gehört hat. 😉 Nikol List beispielsweise, der in Beutha bei Stollberg sein Unwesen trieb und das Vorbild für Schillers Die Räuber war. Oder der Klötzel-Mönch bei Görlitz. Ebenso bekannt ist denke ich die Gräfin Cosel bei Stolpen und jeder kennt doch die Geschichten, die sich angeblich in Auerbachs Keller in Leipzig zugetragen haben soll (Stichwort: Faust/Mephisto). Auch Krabat wird erwähnt und der Robin Hood der Oberlausitz. Und wenn man wie manche nur so schemenhaft in Erinnerung hat oder nicht so recht weiß was die Umstände waren, dann wird man definitiv schlauer durch das Buch.

Hier wird vielleicht auch klar, dass manche der Geschichten nicht zwingend etwas mit Grusel zutun haben – manchmal geht es eben auch schlichtweg um Räuber und auch allgemein ist nicht jede der Spukgeschichten gruselig. Für mich waren gar die wenigstens schaurig. Hier und da wird mal erwähnt, dass jemand bei lebendigem Leib eingemauert wurde – da bekomme dann selbst ich etwas Gänsehaut. Sicherlich hat das Gelesene mehr Schauerfaktor, wenn man die Möglichkeit hat an den Schau(er)orten vorbeizulaufen. Der Titel weckt die Assoziation von Spukgeschichten, die man sich am Lagerfeuer erzählt und dann kommt jemand aus dem Gebüsch gesprungen. Das Buch liest sich aber mehr wie ein sachlicher Bericht und ich würde es daher eher als ein Sachbuch mit Augenzwinkern einordnen. Außerdem ist der Titel ja auch Spukgeschichten und nicht Horrorgeschichten – hier sollte man also nochmal genau prüfen, was man erwartet. Bedingt durch die Kürze der einzelnen „Geschichten“ lässt es sich gut lesen und macht das Buch insgesamt zu einem kurzweiligen Leseerlebnis.

Fazit

Für schaurige Anekdoten und historische Fakten aus Sachsen eine schöne kurzweilige Lektüre. Wer Horror erwartet, greift besser zu einem solchen Roman.

Besprochene Ausgabe: ISBN 978-3-95799-031-0, Steffen Verlag

„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂

2 Antworten

  1. Avatar von voidpointer
    voidpointer

    Das klingt für mich nach einem interessanten und schaurigen Buch. 🙂 Die Geschichte mit dem Weinkeller kannte ich z.B. nur aus Goethes Faust.
    Auf jeden Fall keine schlechte Reiselektüre. Die Sächsische Schweiz wollte ich schon länger mal besuchen und auch der Weinkeller ist sicherlich eine kleine Reise wert. (Man muss ja nicht gleich auf dem Fass hinausreiten. ;))

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, ja denke ich auch, also dass Leipzig und der Weinkeller eine Reise wert ist. Ich kann auch sehr die Kneipe „Mephisto“(? weiß nicht mehr genau, ob die so heißt, ist aber direkt daneben) neben Auerbachs Keller empfehlen. Zur vollen Stunde gibt es da eine Überraschung. 🙂 Und freut mich, dass ich dich für das Buch begeistern kann. Die Berichte sind ja etwas nüchtern geschrieben, aber wenn man in Sachsen unterwegs ist, macht es schon Spaß.

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