Horrorctober 2020 – Woche 3 („The Wind“ & „Spring“)

Die zweite Woche mit nur zwei Filmen! Mehr war leider nicht drin, da diese Woche viel los war. Sechs Filme sind insgesamt noch offen. Da der Oktober aber noch so rund zwei Wochen hat, liege ich vermutlich gut im Zeitplan. 🙂 Diese Woche habe ich zwei Indie-Perlen geschaut. Zu „The Wind“ wusste ich im Vorfeld fast gar nichts, „Spring“ genoss reichlich Vorschusslorbeeren aus der Blogosphäre.

The Wind

In The Wind schlägt sich das junges Ehepaar Lizzy (Caitlin Gerard) und Isaac (Ashley Zukerman) im späten 19. Jahrhundert in der Prärie durch. Auf weiter Flur keine Nachbarn – bis ein anderes junges Paar beschließt überzusiedeln. Der Film nimmt bereits in den ersten Minuten eindrucksvoll und blutig vorweg, dass die Geschichte nicht für alle gut ausgeht. Ab da springt der Film zwischen den Zeitebenen. Zeigt wie sich Lizzy mit der unbedarften Nachbarin Emma (Julia Goldani Telles) anfreundet, aber auch eine schwere Zeit hat als Emma schwanger wird und sie an den Verlust ihres eigenen Kindes erinnert. Seltsame Vorkommnisse terrorisieren die Paare in der Prärie – oder viel mehr die Frauen. Alles nur Einbildung? Überreaktion und Trauma? Emma Tammis Regiedebut ist ein echter Genre-Bender: er verbindet Western und Horror und bringt reichlich Drama in die Gleichung sowie Frauenpower. Mit einer weiblichen Regisseurin, der Drehbuchautorin Teresa Sutherland und Caitlin Gerard als Protagonistin ist das vielleicht der feministischste Western, den ich bisher gesehen habe. Und handwerklich ein sehr gut gemachter. Der Einsatz der weiten, öden Landschaft als Kulisse von Einsamkeit und Verlorenheit sind exzellent. V.A. die verlorenen, wenigen Lichter in der Nacht inmitten der alles verschluckenden Schwärze. Erzählerisch verliert sich der Film aber und mäandert zwischen verschiedenen Ansätzen. Eifersucht, Verlust, der Wind als Übeltäter, Glaube und die Dämonen der Prärie – das sind für einen kurzen und indiehaften Slow-Burner zuviele unausgegorene und unterentwickelte Motive, aus denen dann in Summe alles irgendwie vermischt wird. Weniger davon wäre insgesamt mehr gewesen.

The Wind, USA, 2018, Emma Tammi, 86 min, (4/10)

Sternchen-4

Spring

Die Gefahr war ja, dass die Erwartungen an Spring wegen der vielen Vorschusslorbeeren so hoch sind, dass er mich nicht überzeugen kann. Glücklicherweise ist das nicht eingetreten und auch ich finde den Mix aus Horror und Liebesfilm sehr gelungen. Spring ist bis jetzt einer der coolsten Filme, die ich während des Horrorctober 2020 gesehen habe. Im Film verfolgen wir den Amerikaner Evan (Lou Taylor Pucci) bei einer Tour durch Italien. Dort versucht er über den Tod seiner Eltern hinwegzukommen. Als er Louise (Nadia Hilker) kennenlernt, ist er überzeugt davon der Liebe seines Lebens begegnet zu sein. Dass Louise ständig dagegen ankämpft sich in ein Monster zu verwandeln, hat er da noch nicht bemerkt.

Louises Verwandlungen haben den angenehmen Beigeschmack von Lovecraft-Horror und halten einige kurze, aber prägnante Schocker bereit. Wenn Louise dem Zuschauer mehr Einblick in ihre Geschichte gibt, bekommt der Film auch noch das Bisschen mehr an Köpfchen und Handlung. Wer also wie ich anfangs von den stets besoffenen oder bekifften Freunden Evans genervt ist, sei versichert, dass es interessanter weitergeht. Natürlich wird der Film neben Louises Geheimnis auch viel von der Chemie zwischen den Hauptdarstellern Lou Taylor Pucci und der übrigens deutschen Darstellerin Nadia Hilker getrieben, die beide sehr sympathisch sind und es knistern lassen. Für Erheiterung sorgt in herrlich unaufgeregten und kleinen Szenen Francesco Carnelutti als Angelo. Ziemlich smartes Drehbuch von Justin Benson und schöne Umsetzung von ihm und Aaron Moorhead auf dem Regiestuhl. Muss mal schauen, was die sonst noch so gemacht haben. Ich meine … es sagt schon viel aus, dass das einer der besseren Liebesfilme ist, die ich der jüngeren Vergangenheit geschaut habe. 😉

Spring, USA, 2014, Justin Benson & Aaron Moorhead, 109 min, (8/10)

Sternchen-8

Und sonst so?

Sowohl bei dem Goth-Drama-Buch Mexican Gothic bin ich in den letzten Zügen sowie auch bei The Haunting of Bly Manor. Ein paar meiner Vermutungen über die Serie und die Charaktere waren richtig, aber besonders glücklich macht mich das nicht. (Außer der Genugtuung Recht zu haben ^^‘) Waren doch eher tragische Geschehnisse … aber auch andererseits ziemlich gut komponierte! Bis jetzt gefällt mir „Bly Manor“ sehr. Vielleicht widme ich mich danach etwas so ganz Un-Halloween-mäßigem und schaue Babylon Berlin … ? Ich ringe noch mit mir.

Zu den bisherigen Artikeln

Ankündigung und Filmliste
Woche 1 („Cello“, „Escape Room“, „Bite“)
Woche 2 („The Autopsy of Jane Doe“ & „Die Farbe“)

Wie ist euer Horrorctober bisher? Ich bin diese Woche recht zufrieden, auch wenn „The Wind“ mich jetzt nicht unbedingt vom Hocker gehauen hat. 🙂 „Bly Manor“ und „Spring“ reißt viel raus.

7 Antworten

  1. Spring habe ich schon im letzten Jahr gesehen, dieses Jahr ist meine Auswahl eher so durchwachsen. Kaum habe ich mal etwas richtig spannendes, ist der nächste Film nicht das Gelbe vom Ei.

    LG
    Ulrike

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Aber ist ja auch nicht schlecht – so stechen die guten besonders hervor 😉 XD
      ebenso liebe Grüße

  2. Spring fand ich auch richtig gut. Mein Horroctober ist soweit ganz gut. Ratched und Bly Manor haben gefallen bzw gefallen mir noch und heute abend schaue ich entweder „We have always lived in the castle“ oder „I am mother“ – mal schauen 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Auch wenn ich spät dran mit meiner Antwort – wie hat dir denn „We have always lived in the castle“ gefallen? Ich habs wahrscheinlich in deinem Blog überlesen oder auch in Letterboxd, Mit dem Buch hatte ich so meine probleme und wahrscheinlich auch eine falsche Erwartungshaltung.

  3. […] Und auch sehr meine im Horrorctober letztes Jahr gefundenen Favoriten The Autopsy of Jane Doe und Spring. Tja dann … viel Spaß. […]

  4. […] ihrem Erfolg mit Spring legten Justin Benson und Aaron Moorhead einige Titel ähnlich modernen Horror-Verständnisses nach, […]

  5. […] gehen. Aaron Moorhead und Justin Benson (hier auch in einer Nebenrolle) sind nicht zuletzt wegen Spring Spezialisten darin und haben After Midnight produziert. Aber es reicht nicht mit Mustern zu brechen […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert