So wie auch schon im letzten Jahr, gibt es dieses Mal wieder drei Weihnachtsgeschichten in Buch- und Hörbuchform. 🙂 Die habe ich eigentlich schon letztes Jahr Weihnachten gelesen und gehört. Da entstanden auch die Besprechungen. Warum erst jetzt posten? Ich dachte mir nach Weihnachten will das womöglich keiner mehr lesen und habe es mir aufgehoben. 😉 Also nach einem Jahr Schlummer nun endlich raus damit!
„Das Geschenk der Weisen“ von O. Henry, P.J. Lynch
Das Geschenk der Weisen ist mir das erste Mal im Blog von Sabine begegnet und ich war überrascht, dass die offenbar relativ bekannte Geschichte bisher nie auch nur annähernd meinen Weg gekreuzt hat. So durfte die Ausgabe aus dem Sanssouci-Verlag bei mir einziehen. V.A. fiel die Wahl zwischen den wirklich zig Varianten auf diese, weil mir das Cover mit der Illustration von P.J. Lynch so gut gefiel. Die Geschichte handelt von dem Ehepaar Della und James, die arm sind. „Ein Dollar und siebenundachtzig Cent“ – ist alles was sie haben. Aber Della will ihrem James unbedingt etwas zu Weihnachten schenken und ergreift drastische Maßnahmen.
Mehr zu verraten wäre zu viel, denn die Geschichte ist sehr kurz. Die wenige Seiten umspannende Handlungen gewinnt durch die atmosphärischen Illustrationen, die im Stile der Zeit gehalten sind, zu der Das Geschenk der Weisen erstmals veröffentlicht wurde – 1905. D.h. klassisch, realistisch, ausladend, warm. Es handelt von denen, die ihr letztes Hemd geben würden, um ihren Lieben eine Freude zu machen. Es handelt auch durch die Blume von denen, die hart arbeiten und doch gerade nur so über die Runden kommen. Das Buch enthält außerdem eine kurze Biografie des Autors O. Henry (eigentlich William Sydney Porter), der zahlreiche Kurzgeschichten geschrieben hat. O. Henrys Stil ist etwas hemdsärmelig, aber passt sehr gut zu der Geschichte aus dem echten Leben am Existenzminimum. Della und James machen einem das Herz an kalten Tagen nochmal etwas wärmer und ihr Weihnachten hat etwas tragikomisches.
Besprochene Ausgabe: ISBN 9783990560525, Sanssouci Verlag
„Der Polarexpress“ von Chris Van Allsburg
Chris Van Allsburg Buch wurde in unserem Weihnachtsbuchclub 2020 empfohlen. Bisher kannte ich nur den Film und war überrascht wie kurz und bündig das Buch eigentlich ist! Die Geschichte handelt von einem kleinen Jungen, der in der Nacht vor Weihnachten von dem Polarexpress geweckt wird. Der hält vor seiner Tür und lädt ihn ein aufzuspringen. Noch ist der Junge skeptisch, aber bald schon wird er niemand geringeren Treffen als den Weihnachtsmann.
Das gerade mal dreißig Seiten starke Buch besteht aus großflächigen Illustrationen und relativ wenig Text. Der Animationsfilm hat also eine ganze Menge hinzugedichtet. Es ist übrigens keinesfalls das, was den Film so sagen wir mal suboptimal gemacht hat. ^^‘ Sondern das hölzerne CGI und Motion Capture. Der Grundgedanke des Buches wurde auch beibehalten, nur die ersten zwei Drittel wahnsinnig ausgeschmückt. Aber zurück zum Buch. Man erkennt, dass Chris Van Allsburg mal Bildhauer war, denn seine Illustrationen wirken sehr plastisch und haben eine körnige Textur, die dem ganzen einen gewissen Realismus verleiht. Auffällig ist, dass man nie so richtig das Gesicht des Jungen sieht. Mal hat er den Kopf gesenkt, mal sieht man ihn nur von hinten. Vielleicht ein Kniff zur Identifikation. 🙂 Der Anfang der Geschichte um die Reise zum Nordpol war mir fast etwas zu kurz: es hat eben Kinderbuchlänge, was zu erwarten war und auch in Ordnung ist. Für Kinder genau richtig, ist die Handlung für erwachsene Leser etwas zu wenig ausstaffiert. Überraschenderweise hat das Buch dafür einen relativ erwachsenen, unverklärten Ton und kurze und prägnante Sätze. Das Ende (Stichwort Glöckchen) ist neben den Bildern die große Stärke des Buches, denn die Schluss-Botschaft ist sehr schön und bleibt lange im Herzen.
Besprochene Ausgabe: ISBN 9783848901753, Aladin Verlag
„Der blaue Karfunkel/Das gesprenkelte Band“ von Sir Arthur Conan Doyle (Hörbuch gesprochen von Oliver Kalkofe)
Der blaue Karfunkel ist soweit ich weiß die einzige „Holmes und Watson“-Geschichte Sir Arthur Conan Doyles, die an Weihnachten spielt. Tatsächlich ist es ein Truthahn, in dem ein als gestohlen gemeldeter, großer Edelstein gefunden wird – der titelgebende blaue Karfunkel. Holmes und Watson werden mit dem Fall betreut. Ebenso wie in der zweiten Geschichte des Hörbuchs. Hier geht es um eine Frau, deren Schwester vor einer Weile auf unerklärliche Weise verstorben ist und die nun befürchtet, dass sie die nächste ist. Der letzte Satz, den ihre Schwester vor ihrem Tod gesagt hat, handelt von einem „gesprenkelten Band“.
Beide Geschichten sind relativ kurz und zumindest die des gesprenkelten Bandes kannte ich schon vorher. Trotzdem ist sie schon fast die stimmungsvollere der beiden Geschichten. Der blaue Karfunkel ist für meinen Geschmack etwas seicht und unaufgeregt. Um nicht zu sagen … langweilig!? Andererseits ist es aber auch erfrischend, dass in einer an Weihnachten stattfindenden Geschichte mal niemand stirbt oder jemand um sein Leben fürchten muss. Außer Truthähne … . Ich finde Oliver Kalkofe super lustig, seine TV-Formate sehr witzig und lache da durchaus mal Tränen. Aber ich stelle fest, dass die heitere Weise wie er die Geschichten liest, nicht so ganz mein Fall ist. Offenbar mag ich meine Sherlock-Holmes-Geschichten mit etwas ernsterem Gravitas vorgetragen. Nichtsdestotrotz gelingt es ihm allen Charakteren eine eigene Note zu geben. War sowohl inhaltlich als auch von der Machart nicht ganz meins, aber wenn ihr etwas heiter und locker gelesene Detektivgeschichten mögt, ist das Hörbuch vielleicht was für euch.
Besprochene Ausgabe: ISBN 9783867179140, Der Hörverlag
Header image/photo credit: Janko Ferlič
Lange geplant, schnell erzählt – das waren drei Weihnachtsgeschichten, die ich mir letztes Jahr zu Gemüte geführt habe. Welche Weihnachtsgeschichten mögt ihr sehr gerne? Gibt es vielleicht sogar welche, die ihr jedes Jahr lest!? Hier geht es übrigens zu allen anderen Literarischen Fundstücken.
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