Fantastischer Film: Shiver

Shiver passt in keine Schublade und müsste ich mich bemühen es in eine zu stecken, würde ich es als erzählenden Konzert- oder Musikfilm bezeichnen. Ohne auch nur eine einzige Dialogzeile, aber mit Musik und Gesang, begleitet der Film das Taiko-Ensemble Kodo, das u.a. für das Mitwirken bei Filmsoundtracks wie beispielsweise zu Zhang Yimous Hero bekannt ist, und den Komponisten Koshiro Hino, die auf der Insel Sado zusammenkommen um Stücke spielen, die abwechselnd nach spirituellem Einklang und Kraftakten vergleichbar mit Naturgewalten klingen.


„Shiver // Trailer“, via NipponConnectionTV (Youtube)

Leider kann ich nicht annähernd alle Instrumente bennen, die abgesehen von Taikos benutzt werden und kann hier also nur versprechen, dass es sehr vielfältig ist. Es gibt Stücke, die ein kleines und welche die ein großes Ensemble vereinen, einige gleichem einem enormen Kraft- und Ausdauerakt, andere sind eher leiser, aber alle scheinen sie eine Geschichte zu erzählen, die von fantastischen Naturaufnahmen begleitet wird. Die meisten Stücke beginnen sehr ruhig, schrauben sich dann aber klimaktisch nach oben und verursachen eine Sogwirkung, die einen alles um einen herum vergessen lässt.

Ohne Dialog ist der Film zudem grenz- und sprachübergreifend verständlich. Die Naturbilder und Stücke des Ensembles sind auch die einzigen Kommunikationskanäle oder -medien, die man braucht. Die Szene in der zwei Personen vor einem Wasserfall trommeln versinnbildlicht sehr deutlich wie die Taiko-Stücke die Naturgewalten einfangen und vom Menschen erzählen, der irgendwo mittendrin steht zwischen Natur und Gewalt. Der pure Kraftakt des Spiels hat etwas ekstatisches. Das Zusammenspiel aus Kameraarbeit von Kenji Maki, den Naturbildern, der gefühlten Botschaft und Musik von Kodo und Hino ist einfach perfekt und wie eine spirituelle Auszeit und Moment der Rückbesinnung, der automatisch die Welt vor der Tür zurücklässt. Die Floskel lässt sich nicht vermeiden, denn hier ist der Name des Films tatsächlich Programm. Es mangelt an Worten die das Filmerlebnis beschreiben. Vielleicht so: Shiver ist wie Meditation, nur lauter.

Shiver (OT: 戦慄せしめよ „Senritsu seshimeyo“), Japan, 2021, Toshiaki Toyoda, 89 min

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Ich hatte das Glück Shiver während es japanischen Filmfests Nippon Connection 2021 streamen zu können, stelle es mir aber fantastisch vor den Film nochmal auf der großen Leinwand und entsprechender Soundkulisse zu erleben. Möglicherweise bekommen wir die Chance. Daten für den Kinostart bzw Previews können der Seite des Distributors Rapid Eye Movies entnommen werden.

Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆

2 Antworten

  1. Avatar von donpozuelo
    donpozuelo

    Das klingt echt aber echt gut. Muss ich mir merken.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Unbedingt, richtig cooler Film. Ich meine der war sogar von REM für Berlin vorgemerkt auf der Webseite.

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