Serien-Besprechung: „Hawkeye“ Season 1 & „Moon Knight“ Season 1

Ja, meine letzte Besprechung zum #MCUAufholen ist schon etwas her. Aber ich bin noch dran und mich trennt inzwischen eigentlich nur noch „Ms. Marvel“ davon die Phase 4 hinter mir zu lassen. Das alles zu besprechen ist dann aber nochmal was anderes. ^^ Impliziert das „Season 1“ im Titel, dass beide Serien ggf. verlängert werden? Zwar ist mir Stand heute nichts darüber bekannt, aber sagen wir mal so: nur bei einer Serie würde ich es mir wünschen, bei beiden vermute ich, dass sie verlängert werden. Die Bespechungen sind spoilerfrei.

Hawkeye

Eigentlich wollte Clint Barton alias Hawkeye (Jeremy Renner) doch nur eine schöne Zeit mit seiner Familie im weihnachtlich geschmückten New York verbringen. Da sieht er in den Fernsehnachrichten allerdings Bilder von „Ronin“, der offenbar zurück ist. Wohlwissend, dass er seine Identität als Ronin begraben hat, will er die Person stellen, die sich als er ausgibt. Und ist einigermaßen überrascht, dass sich unter der Maske eine junge Frau verbirgt, die offenbar nicht ansatzweise realisiert, was sie tut. Kate Bishop (Hailee Steinfeld) kam eher durch Zufall zum Ronin-Kostüm – muss sich aber jetzt mit der Lösung eines Mordfalls abplagen und damit die Leute loszuwerden, die nun durch das versehentliche Auftauchen Ronins wachgerüttelt wurden und Rache wollen. Und Hawkeye muss halt irgendwie mitmachen, während er immer wieder nervös auf die Uhr blickt, ob er es noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest nach Hause schafft.


Marvel Studios’ Hawkeye | Official Trailer | Disney+, Marvel Entertainment, Youtube

Nun bekommt Hawkeye endlich seine Solo-Serie, aber die ist erstens nicht solo und zweitens ein bemühtes Flickwerk, das von ein paar guten Actionszenen zusammengehalten wird. Neben Hawkeyes, ist es auch Kate Bishops Serie. Die ist seitdem sie in ihrer Kindheit von Hawkeye gerettet wurde ein großer Fan. Clint als eher bodenständiger Typ tut sich aber eher schwer seinen Fan zu akzeptieren und Kate bekommt laue „Never meet your heroes“-Gefühle. Da hätten wir die Grundlage einer je nach Zuschauenden mehr oder weniger gut funktionierenden Buddy-Com. In meinem Fall eher weniger gut, denn mich hat die chaotische Energie Kates eher genervt. Die Chemie zwischen Kate und Clint in diesem „Buddys wider Willen“-Szenario zündet nur mäßig, aber in einigen Schlüsselmomenten gut. Während ihrer Hetzjgad durch New York glätten sich die Wogen und beide versuchen zwangsläufig als Team zusammenzuwachsen. Einer der Gründe aus denen alles so lau und durchschaubar anfühlt, liegt eben auch an den Kriminalfällen. Der aus Kates familiärem Umfeld ist recht irrelevant und die Auflösung riecht man in den ersten Minuten der ersten Episode.

Wie mehrere Serien des MCU versucht es eher einen Übergang der Helden in die nächste Phase zu schaffen und Handlungsbögen zu überbrücken. Bestes anderes Beispiel ist dafür The Falcon and the Winter Soldier. so fühlen sich eben beide Serien ähnlich zäh und so als ob sie größer, spannender und relevanter hätten sein können. Zu einer der weniger gut gebauten Brücken gehört der müde Versuch Hawkeye/Clint Bartons Zeit als Ronin greifbar zu machen. Durch das Aussparen von Ronin funktioniert das eben leider kaum. Zu den besser gebauten Brücken gehört die Trauerverarbeitung, die die Serie und Clint/Renner leisten müssen. Wenn es um den Verlust einer Freundin geht, sind das die stärksten Momente der Serie. Zu den anderen Motoren gehören wohl Action- und die Comedy-Momente. Wer würde nicht gern sehen wie Jeremy Renner als Clint Barton an LARPer gerät? 🙂 Die Tracksuit-Mafia ist ein leidlich spannender Gegenspieler, sorgt aber immerhin für einige Comedy-Einlagen. Echo (Alaqua Cox) ist eine gute Gegenspielerin und quasi Spiegel von Hawkeye und Ronin. Nur ist bei ihr mehr Fokus auf ihre Behinderung da. Tatsächlich hätte ich Echo mehr Screentime gewünscht, v.A. damit ihre Soloserie ein besseres Fundament hat.

Jeremy Renner ist wie immer absolut top darin den sympathischen Typen von nebenan zu geben, der keine Superkräfte hat, aber mithält und voll dabei ist. Auch wenn er sich manchmal zurück zu seiner Familie wünschen würde. Die Action-Choreo in der letzten Folge rund um den Weihnachtsbaum am Rockefeller-Center kann sich sehen lassen. Hailee Steinfelds Charakter ist mir an vielen Stellen viel zu stereotyp angelegt. Mädchen aus gutem Haus, hat etwas den Bezug zur Realität verloren, sehr idealistisch – auch sehr überbeansprucht als Motiv. Was wiederum besser funktioniert ist zu demonstrieren wie Hawkeye neben anderen Serien und Filmen des MCU die nächste Generation einführt und zeigt wie die „alten“ Helden sie beeinflusst haben und dass sie noch wachsen müssen – und können. (5/10)

Sternchen-5

Moon Knight

Steven Grant (Oscar Isaac) hat es schon nicht leicht. Er schlafwandelt und versucht sich hartnäckig wach zu halten. Gelingt es ihm nicht, dann wacht er schon mal an anderen Orten auf und muss sein eigenes Chaos beseitigen. Die Müdigkeit und Schlafstörung schleicht sich aber trotzdem in seinen Alltag, gefährdet Job und Beziehungen. Dann aber nehmen die Vorkommnisse besonders skurrile Ausmaße an. Er wacht irgendwo weit weg von Zuhause auf und trifft einen Sektenführer (Ethan Hawke). Voller Überzeugung im Sinne einer ägyptischen Göttin zu handeln, richtet und tötet er Menschen. Sobald Steven in Gefahr gerät, hat er wieder Aussetzer und Erinnerungslücken. Nicht selten ist er selber verletzt und um ihn herum liegen niedergeschlagene Leute. War er das? Dann melden sich die Stimmen in seinem Kopf. Eine nennt sich Konshu (F. Murray Abraham/Karim El Hakim), die andere Marc und klingt verlüffend stark nach Steven with a v. Aber einem anderen Steven.


Marvel Studios’ Moon Knight | Official Trailer | Disney+, Marvel Entertainment, Youtube

Moon Knight ist seit langem mal wieder eine in ihren Mitteln, ihrer Ästhetik und Prämisse ansprechende Origin Story. Das einzige Manko an der Serie kann sein, dass sie eben gerade am Anfang bewusst konfus ist und etwas lang braucht um in die Gänge zu kommen. Man will uns als Zuschauende zu gern verwirren, was es mit den vielen Stimmen in Stevens Leben auf sich hat und wie die Zusammenhänge sind. Hat Steven Fähigkeiten oder nur der Typ, der seinen Körper zu bewohnen scheint? Mit wem hat Konshu eigentlich einen Deal? Je nach Ausdauer der Zuschauenden kann dieses Durcheinander mehr oder weniger gut bei Laune halten. Man sucht gern Hinweise, aber man ist auch frustriert, wenn Offenbarungen auf sich warten lassen und man jetzt eigentlich gern wieder eine Actionszene mit dem coolen Suit sehen würde.

Oscar Isaac balanciert vieles davon aus, indem er Marc absolut cool gibt und Steven als einen sehr liebenswerten Nerd, der ägyptische Mythologie liebt und es bevorzugen würde, wenn keine Menschen zu schaden kommen. Es bricht einem das Herz, wenn Stevens Leben von Dingen zerlegt wird, die er scheinbar nicht beeinflussen kann (Stichwort Steak-Restaurant). Die Dynamik zwischen Steven with a v und Marc ist witzig bis tragisch. Nur ist man langläufig unsicher, ob das nun eine „Metapher“ auf mentale Gesundheit sein soll und ob die gelungen ist. Meine Antwort ist: anfangs nicht so sehr. Dann geht uns auf, dass das auch gewollt ist. Wenn dann die letzten drei Episoden der Serie kommen, sind wir endlich da. Die sind stark – die sind der Stoff, den ich sehen will und die machen, dass wir verstehen.

Großes Plus der Serie ist auch, dass sie sich nicht damit zufrieden gibt eine hochgradig ägyptisch inspirierte Geschichte an nicht-ägyptischen Standorten zu erzählen, sondern uns später mit nach Ägypten nimmt. Einer der besten Momente der Serie ist für mich die „Are you an Egyptian superhero?“-Szene. Ein Kopfnicken in Richtung Inklusion und wie wichtig Identifikationsfiguren sind. Auch dass Einbinden verschiedener Qualitäten und Charakterzüge checkt einfach viele Boxen, um die Serie gegen Ende runder zu machen und mehr Zuschauende mitzunehmen. Damit meine ich Steven und Marcs unterschiedliche Wesen wie auch May Calamawy als Layla mit großartigen Indiana-Jones-esquen Momenten. Nicht ganz abschütteln konnte ich allerdings das Assassins Creed-Feeling, wo ich auch eine Layla, die Duat und Heka Priester gesehen habe. Wer verbeugt sich jetzt vor wem genau? (7/10)

Sternchen-7


„You doughnut!“ Oscar Isaac talks Moon Knight (and *that* English accent), BBC Radio 1, Youtube

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Übrigens habe ich „Hawkeye“ tatsächlich um Weihnachten rum geschaut. Zwar hatte ich zu dem Zeitpunkt gerade so gar keine Lust auf MCU, aber das war eben ein Wink mit dem Zaunspfahl. Und hat ja wie oben erwähnt tatsächlich auch weihnachtliches Flair. Auf eine zweite Staffel, warte ich nicht wirklich. Sollte die kommen, dann wird die wohl entweder sehr teamgetrieben und/oder sehr Kate Bishop-zentriert. Wünschen würde ich mir deutlich mehr eher eine zweite „Moon Knight“-Staffel. Nicht nur wegen des Cliffhangers am Ende der Staffel, sondern auch weil mir die deutlich mehr Spaß gemacht hat. Außerdem kann ich es kaum erwarten, dass Steven auf die Avengers trifft und hoffentlich die „Doughnut“-Line schmeißt. Wie haben euch die Serien gefallen?

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