Serien-Besprechung: „Legion“ Season 3

Unfassbar! Hier sind wir nun! „Nur“ fünf Jahre nachdem ich das erste Mal „Legion“ sah – und jetzt endlich das Finale. Kann die Staffel so großen Erwartungen und solcher langen Zeit gerecht werden? Die Besprechung ist wie gewohnt spoilerfrei.

„I’m the magic man“

Bisher hatte ja jede Staffel von Legion auf die eine oder andere Weise ein Motto. In der ersten Staffel war das „I’m a good person. I deserve love.“ Auch wenn das Zitat erst in der zweiten Staffel ausgesprochen wurde. Aus der Zeile spricht Davids Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit, seinem Ringen um Selbstwertgefühl und wie er ein neues Selbstbewusstsein durch seine Fähigkeiten entwickelt. Und natürlich aus der Erkenntnis, dass er nicht für alles verantwortlich ist, was geschehen ist. Die zweite Staffel hatte dann einen harten Job. Mit „The hero is the villain“ hat sie unsere Moralvorstellungen herausgefordert. Smarte Showrunner, die. Sie wissen, dass wir nach allem, was David (Dan Stevens) durch hat nur zu gern mit ihm mitfiebern wollten. Und das wir fast übersehen hätten, dass er Dinge tut, die nicht gut sind. Dass der Zweck eben nicht die Mittel heiligen darf. Die Erkenntnis, dass David nicht der Held ist, nicht die Welt retten wird, sondern trotz Allem eine tickende Zeitbombe ist … tragisch, aber leider wahr. Das tut schon ein bisschen weh. Was kann nun das Motto der dritten Staffel sein? „I’m the magic man“???

Das ist zumindest eine der ersten Zeilen Davids, die mir im Gedächtnis geblieben ist. 😉 Inzwischen ist David eine Art Guru, der um sich eine Kommune schart, in der allerlei wunderliche Dinge passieren. Lenny bzw. „die Breakfast Queen“ (Aubrey Plaza) darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Eines Tages wird Switch (Lauren Tsai) auf ihn und die Kommune aufmerksam, da er per Aushang eine Zeitreisende sucht. Und nun ja, sie kann durch die Zeit reisen. Während sie also David aufsucht und einen Vorgeschmack auf dessen Fähigkeiten bekommt, greift aber auch Division 3 an – allen voran Syd (Rachel Keller), Amahl Farouk (Navid Negahban) und Kerry/Cary (Amber Midthunder/Bill Irwin). Die versuchen noch immer ihn zu schnappen und das Ende der Welt zu verhindern. David hat die Vorhersage nicht vergessen, will es aber auf andere Weise zu lösen. Er will mit Switch die Vergangenheit verändern, sodass sich Amahl Farouk nie in ihm einnistet und die ganze Tragödie nie passiert.

„Every tyrant has his supporters“

Hat er aber was aus der Vergangenheit gelernt? Teils. David scheint zu verstehen, was er Syd angetan hat und als Kultführer legt er offenbar eine relativ meditative Haltung an den Tag. Vielleicht braucht er das aber auch als Ausgleich um seine stetig wachsende „Legion“ aus inneren Persönlichkeiten in Schach zu halten. Als es um das Ausnutzen von Switchs Fähigkeiten geht, ist er jedenfalls relativ schamlos. Warum Switch das mit sich machen lässt, geht ansatzweise aus ihrer Hintergrundgeschichte hervor. Sowohl was Switch als auch David betrifft, spielen abwesende Väter eine große Rolle.

Legion Season 3 | Official Trailer, Marvel Entertainment, Youtube

Was wie auch schon in früheren Legion-Staffeln hingegen nicht funktioniert: die Plot Devices. Dass Switch und David plötzlich gemeinsam durch die Zeit reisen können ist ein solches. Das geht einfach, nachdem sie Kerry kidnappen und er ihnen „irgendwas baut“. Es ist eines der Beispiele für Plot Devices, die es wohl in so einer wilden Serie braucht, damit man all des Nonsense Herr:in bleiben kann. Ich gestehe, dass ich sowas nur sehr ungern hinnehme.

Ansonsten wagt sich die Serie auf umkämpftes Zeitreise-Terrain und macht das mal mit einem etwas anderen Ansatz. David und Switch unternehmen einige Versuche die Vergangenheit zu ändern, die aber recht gruselige Seiteneffekte heraufbeschwören. Sagen wir mal so: es kommt etwas, dass sich der aufgebrauchten bzw. überflüssigen Elemente der Timeline entledigen will. Legion enttäuscht nicht und serviert einen neuen Schrecken aus dem Augenwinkel.

Apropos Schrecken: einer der größten Verdienste der Staffel ist der Blick in die Vergangenheit. In das Kennenlernen der durch den Krieg traumatisierten Mutter Davids, Gabrielle (Stephanie Corneliussen), und seines Vaters, Charles Xavier (Harry Lloyd). Und der darf hier sogar namentlich genannt werden, so als ob man sich mit Copyright-Stress und X-Men-Schnittmenge der Serie abgefunden hätte. Durch den Exkurs in die Vergangenheit Charles‘ sehen wir auch wie es angefangen hat, das ganze Übel. Mit dem Aufeinandertreffen mit dem Mastermind, dem Tyrann, dem Monster – dem Shadow King. Und das ist von der ersten Sekunde an ziemlich eindrucksvoll.

„You should never have come“

Kann Plan Davids nun aber gelingen? Oder ist es wieder wie in der zweiten Staffel eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, die die Katastrophe erst in Gang bringt? Um Spoiler zu vermeiden, kann ich nur soviel sagen: nicht alle Entscheidungen und Wandel von gewissen Personen erschienen mir komplett glaubhaft. Aber die dritte Staffel schafft es die Serie zu einem würdigen und schlüssigen Ende zu bringen, das sogar die Geschehnisse der zweiten Staffel logisch mit einschließt.

Besonders wichtig war mir auch, dass David nicht als durch und durch rechtschaffen und unfehlbar rehabilitiert wird, da seine Taten aus der zweiten Staffel kein Pappenstil waren. Dass Syd nicht in romantische Muster zurückfällt, als ob nichts gewesen wäre. Und dass Rache nicht kalt serviert wird. An der Stelle macht die Serie alles richtig, mitsamt ihren Grauschattierungen zwischen richtig und falsch.

Was aber wohl am meisten Spaß macht ist die Optik, die Musik, der Wahnwitz. Dass alle ihre Fähigkeiten nochmal so richtig auskosten (außer Syd?). Und dass wir die Legion in Action sehen. Wirklich gutes Ende einer wahnwitzigen Serie, wie es sie bisher kein zweites Mal gibt. (8/10)

Sternchen-8

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Wie hat euch die Staffel gefallen? Oder die ganze Serie allgemein? Kennt ihr eigentlich die Legion-Comics? Und wenn ja, was hat euch gefehlt? Oder was kann die Serie besser? Ich fand Dan Stevens und die Darsteller:innen allgemein große Klasse.

2 Antworten

  1. […] nochmal alle Staffeln Legion geschaut, was ja auch prompt im Blog besprochen wurde (Staffeln 1, 2, 3). Hammer Serie. Gut gefallen hat mir auch Good Omens Season 1-2. Season 1 war ein Rewatch, Season 2 […]

  2. Avatar von BoomHoschi
    BoomHoschi

    Habe mir nun im Nachtdienst Deine Besprechung der drei Staffeln angeschaut und muß sagen; ich will/ ich werde mir alle Staffeln nochmals anschauen.
    Ich erinnere mich wie baff ich war als die Serie raus kam und ich sie mir im Pay-TV anschaute.
    Richtig groß, da sollte das MCU sich eine fette Scheibe mal von abschneiden.

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