Seoultember 2023 – Woche 4 („Seoul Vibe“ & „Believer“)

Mit Ach und Krach habe ich meine Seoultember-Filmchallenge geschafft. Am vorletzten Tag des Monats noch abends bei „Seoul Vibe“ eingeschlafen, habe ich am 30. just in time beide Filme zu Ende geschaut. Und soviel darf verraten werden: der Seoultember endete mit mindestens einem sehr guten Film. 😉 Die Besprechungen sind spoilerfrei.

Seoul Vibe

Dong-wook Park (Yoo Ah-in) liebt Turnschuhe, alles was mit den USA zutun hat und schnelle Autos. Und weil er begnadet fahren kann, arbeitet er als Kurier oftmals illegaler Ware. Als er gerade wieder nach Südkorea heimkommt, werden er und seine Freunde festgenommen. Darunter u.a. der DJ Woo-sam Oh (Go Kyung-pyo) und Dong-wooks Schwester Yoon-hee (Park Ju-hyun). In der eingeschworenen Gruppe droht jeder und jedem eine Haftstrafe. Ein Deal steht im Raum: helfen sie Staatsanwalt Pyung-wook Ahn (Oh Jung-se) eine Riehe korrupter Figuren das Handwerk zu legen, verschwinden ihre Einträge im Strafregister. Wie kann man da nein sagen?

Seoul Vibe spielt im Jahr 1988 als in Südkorea die Olympischen Spiele ausgetragen wurden. Die Nostalgie hilft der Actionkomödie sehr. McDonalds ist noch eine Rarität, überall winkt einem Olympia-Werbung entgegen und das Auftauchen von Sport-Reporter:innen und -Touris fördert, dass sich westliche Zuschauende plötzlich wiedererkennen? Man weiß nicht, ob man das lustig oder ein bisschen gewollt finden soll. Markenklamotten und alles was mit den USA zutun hat, ist der Renner bei der Gruppe und Ex-DDR-Kinder erkennen sich vielleicht darin wieder. Der Titel Seoul Vibe wird gelebt durch Coolness, durch Mode, durch den Namen der Werkstatt Dong-wooks. In einem Film, der viel von schnellen Autos und illegalen Rennen handelt, kommen aber überraschenderweise genau die zu kurz.

Zwar werden die Autos inszeniert, aber Actionsequenzen kommen in entscheiden Momenten oft aus dem Computer und sehen leider auch so aus. Jedem Charakter Profil und erheblich Coolness zu verleihen drückt die Zeit, ebenso wie die längliche Einführung. Der Film hätte gern kürzer sein können. Die Atmosphäre eines lässigen, witzigeren, südkoreanischen Fast & Furious mit einem Hauch Oceans Eleven gelingt aber dank Nostalgiefaktor und dem sympathischen Team Dong-wooks. Die Szene mit den Colaflaschen gibt einen extra Stern.

Seoul Vibe (OT: 서울대작전 „Seouldaejagjeon“), Südkorea, 2022, Moon Hyun-sung, 140 min, (6/10)

Sternchen-6
Seoul Vibe | Official Trailer | Netflix, Youtube

Believer

Wer ist Mr. Lee? Fahnder Jo Won-ho (Cho Jin-woong) versucht seit Längerem dem ominösen Mr. Lee, Kopf eines Drogenkartells, auf die Spur zu kommen. Bisher weiß niemand wie Mr. Lee aussieht. Als aber eine der Fabriken des Kartells in die Luft fliegt und damit einige ihrer Drahtzieher und Führungsfiguren, wird zumindest ein Überlebender aus den Trümmern gezogen: Laufbursche Seo Yeong-rak (Ryu Jun-yeol) ist vielleicht ihre beste Chance Mr. Lee zumindest näher zu kommen.

Und dann spielt da noch eine Menge mehr eine Rolle. Beispielsweise, dass Jo Won-ho bereits zu moralisch fragwürdigen Mitteln griff, um Lee zu fassen. Wie weit er bereit ist zu gehen, wird im Film noch eine Rolle spielen. Ich mochte besonders wie er dem chinesischen Drogenboss (Kim Joo-hyuck) als einer der Männer Mr. Lees vorgestellt wird, nur um dann später so tun zu können als wäre er der Chinese. Tragischerweise ist Believer Kim Joo-hyucks letzter Film, da er zwischen Dreh und Veröffentlichung in Folge eines Autounfalls verstarb. Seine Performance bleibt im Gedächtnis.

Der Titel Believer wird mehrfach in dem Film gespiegelt. Im unerschütterlichen Glauben des Drogenfahnders Mr. Lee fassen zu können, ja zu müssen. Oder auch in den Szenen, in denen Leute Mr. Lees beten, so als ob sie damit ihre Seele retten könnten. Alles an dem Film ist cool. Die Musik (Composer Dalpalan war mir vorher kein Begriff), die Kulissen, die Kämpfe. Dabei ist schon interessant, dass es Believer überhaupt gibt, wo es doch Remake eines nicht gerade alten Films ist (Drug Wars, 2012), über den ich aber wenig sagen kann. Believer mag nahezu perfekt sein, aber mit Twists hat es Probleme. Den um Mr. Lees wahre Identität riecht man auf drei Meilen, der am Ende gibt einem wenig. Davon abgesehen ist der Film fast ein bisschen zu sauber. Wenige Mankos. Angeblich plant Netflix einen Nachfolger. Ich denke nicht, dass ich das brauche.

Believer (OT: 독전 „Dokjeon„), Südkorea, 2018, Lee Hae-young, 123 min, (8/10)

Sternchen-8

Wie kann das Fazit lauten?

Das war spaßig! Aber wie so oft bei Filmchallenges war ich anfangs total motiviert und am Ende etwas ermattet, als ich feststellte, dass ich ja jetzt den Film gucken muss, weil ich ansonsten nie und nimmer fertig werde. Das will man ja auch nicht immer. Was richtig schön war: auf BlueSky gab es sogar Austausch dank der Filmbubble und ich habe von Schlopsi mit Believer einen der besten Tipps bekommen, um meine Liste rund zu machen. Vielen Dank dafür! ♥

Mit den Filmen war ich im Nachhinein super zufrieden. Es war ein Klassiker dabei, hardboiled crime, ein bisschen Romantik und ich habe meine Wissenslücke um Hong Sang-soo mal anfangen können zu schließen. Besonders spannend war das Original Das Hausmädchen („Hanyeo„) und das fünfzig Jahre später erschienene Remake zu vergleichen. Fokus der Filme liegt auf grundsätzlich anderen Aspekten. So als ob jemand gesagt hätte „Ja, ok, Hayneo von 1960 und umgekehrte Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern ist spannend. Aber haben sie mal über Klassenunterschiede nachgedacht?“ Meine Lieblingsfilme waren dann aber die Thriller bzw. Krimis: The Chaser und Believer. Die waren fast Stoff für den Noirvember. Den ich dieses Jahr aber skippe. Ich meine … mit wievielen Challenges kann man sich challengen??

Zu den bisherigen Artikeln

Ankündigung und Filmliste

Woche 1 („The Chaser“, „Il mare“ & „Hanyeo“)

Woche 2-3 („Das Hausmädchen“, „Right Now, Wrong Then“ & „The Witch: Subversion“)

Header image photo credit: Valery Rabchenyuk at Unsplash

So, da wären wir! Eigentlich ist der September ja nun schon vorbei und mein Fazit kommt einen Ticken zu spät. Aber ein bisschen Schreibpause muss auch sein. Aber wie heißt es so schön: nach der Challenge ist vor der Challenge. Der „Horrorctober“ ist eines meiner Jahreshighlights, weswegen ich den auch schon angekündigt habe. Wart ihr dabei – und wenn ja wie lief euer „Seoultember“? Oder seid ihr schon fleißig mit dem Horrorctober beschäftigt?

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