Neulich im Kino … Filmbesprechung zu „Talk to Me“

Zwar stehen die Chancen inzwischen nicht mehr besonders gut, dass ihr „Talk to me“ noch im Kino wahrnehmen könnt, aber ich bespreche ihn trotzdem. Weil er 1. wunderbar zum „Horrorctober“ passt und 2. bewiesen hat wie gut man eine ansprechende, gruselige Story in eineinhalb Stunden erzählen kann. Die Besprechung ist spoilerfrei.

Es ist der neue Partytrick in der Klicke – eine Begegnung mit dem Jenseits. Du hältst eine Hand aus Ton und sagst „Talk to me“. Am anderen Ende sitzt dann nicht mehr die kalte Tonhand, sondern ein Geist, den nur du sehen kannst. Es kann auch von dir Besitz ergreifen, was zu witzigen bis furchterregenden Situationen führt. Alleine das unvorhersehbare ist verführerisch für Mia (Sophie Wilde), während ihre beste Freundin Jade (Alexandra Jensen) es für gestellten Quatsch hält und deren kleiner Bruder Riley (Joe Bird) es eher als Chance sieht nicht mehr als „Heulsuse“ gesehen zu werden, wenn er mit den „Großen“ mitspielt. Mia lässt sich auf den Draht zum Jenseits ein – nicht ohne Hintergedanken. Wie so oft im Film ist das der Anfang der Katastrophe.

Anlass für Mias gesteigertes Interesse an dem Séance-Revival der cool kids ist, dass ihre Mutter vor Kurzem starb. Ob es ein Selbstmord war oder ein bedauerlicher Unfall ist unklar und nagt an Mia bis zur Depression. „Talk to me“ und der Griff zur tönernen Hand sind dafür wunderbare auditive und optische Metaphern. Ein letztes Mal mit denen reden können, die man verloren hat, die nagenden Fragen klären – wer würde das nicht gern? Die ausgestreckte Hand ist normalerweise ein Zeichen des Entgegenkommens, vielleicht auch nicht loslassen zu wollen. Was trifft hier eher zu? Für Mia sicherlich beides. Loslassen kann sie nicht. Auf einen Deal lässt sie sich ein. Fraglich nur, was die andere Seite will?

TALK TO ME Trailer German Deutsch (2023) Exklusiv, KinoCheck, Youtube

Danny & Michael Philippou sind Youtuber, die mit ihren Kurzfilmen und Parodien bekannt wurden. Mit Talk to Me gelang ihnen ein kurzweiliges, aber spannend durchkomponiertes Spielfilmdebut. Trotzdem kommt Talk to Me kommt nicht ganz ohne bekannte Effekte aus. So beispielsweise Schockmomente durch übertrieben laute Musik nach einem Cut (z.B. während der Autofahrt relativ am Anfang). Dabei hat der Film unsere Aufmerksamkeit schon alleine wegen der Spannung, ob die Teens aus der selbstgewählten Horrorshow wieder rauskommen. Letzten Endes sind es eher die derb blutig inszenierten, aber auch moralischen Verquickungen, die lange nachhallen. Erstens weil gruselig, zweitens furchtbar, drittens emotional.

Es mag Kritikpunkt sein, dass viele Muster schon allzu bekannt im Horrorfilm sind. Beispielsweise die Séancen, in denen Leute wider besseren Wissens doch noch durchziehen, was sie denken durchziehen zu müssen. Das ist letzten Endes das neue „Wir sollten getrennt gehen“ oder „Ich seh im Keller nach“. Aber andererseits ist es gerade Gegenstand von Talk to Me, dass die jungen Menschen hier unter mehrfacher Belastung sind. Sozialer Druck, Trauer, mentale Probleme und mangelnde Erfahrung wie man mit all dem umgehen soll. Ein anderes nur jeweils kurz angeschnittenes Motiv des Films ist der „Gnadenstoß“. Gut, dass der Aspekt im Gegensatz zu allen anderen eher offen gelassen wird.

Talk to Me, Australien, 2022, Danny & Michael Philippou, 95 min, (7/10)

Sternchen-7

Vielleicht zeigen die Kinos in eurer Umgebung „Talk to Me“ ja noch bis Halloween? Wäre jedenfalls eine gute Wahl. Oder habt ihr ihn möglicherweise schon gesehen? Und: würdet ihr’s wagen? Talk to me …

Eine Antwort

  1. […] man an das Horrorjahr 2022 zurück, dann fällt einem nicht so sehr viel mehr ein außer Talk To Me, Barbarian, vielleicht Halloween Ends und eben Smile. Das ist wenig und spricht nicht unbedingt […]

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