Horrorctober 2023 – Woche 1 („The Hills Have Eyes“, „Hypnotic“ & „Piggy“)

Feier- und Brückentag sei Dank habe ich sogar Filme geschaut! Ansonsten gäbe es in Woche 1 der Challenge sicherlich wenig zu erzählen. Los ging es mit einem Klassiker, einem relativ aktuellen Film und … beim dritten fehlen mir die Worte, was das überhaupt war. Spoilerfrei.

Hügel der blutigen Augen

Er hat doch gesagt ihr sollt auf der Hauptverkehrsstraße bleiben! Aber nein! Familie Carter findet es lustig auf unbefestigten Straßen in der Wüste rumzugurken! Eigentlich ist die Familie mit Auto und Wohnwagen-Anhänger auf dem Weg nach Kalifornien. Den nett gemeinten Hinweis des Tankwarts ignorieren sie. Vollkommen unbedarft und nichtsahnend, dass sie bereits beobachtet werden.

Wes Craven’s HÜGEL DER BLUTIGEN AUGEN – Trailer (1977, Deutsch/German), VHS Trailer Park, Youtube

Lose basierend auf der Geschichte eines schottischen Kannibalen(!) und obwohl er eigentlich keinen Horrorfilm machen wollte, drehte Wes Craven aber einen Horrorklassiker, für den er weltbekannt werden sollte. So schickt er hier eine sehr unbedarfte Familie in die Fänge von … ja was eigentlich? Kannibalen, ja, sicher. Aber auch mit „Rednecks“ und militärischen Versuchszonen wird geliebäugelt. Der deutsche Trailer scheint der festen Überzeugung zu sein, dass die kannibalistischen Hinterwäldler Aliens sind. Dafür finde ich im Film eigentlich keine Hinweise, das ist schon fast Comedy.

Was die Mörder dann eigentlich sind, wird nicht definiert. Nur eine Gegenüberstellung. Die sich selbst überlassenen, ausgestoßenen, ungebildeten, „wilden“ gegen eine gut situierte Familie, die ziemlich naiv ist und auf andere herabschaut. Darüber kann man sich gut aufregen. Dankbarerweise werden die Muster aber ein wenig aufgebrochen. Dadurch, dass die kleinen und hilflosen (Kinder!) am Ende die Leidtragenden sind und dadurch, dass nicht alle unter den Tätern gleich sind. Trotzdem verlief der Film für meinen Geschmack in sehr geebneten (bekannten und offensichtlichen) Bahnen, die meine Geduld strapaziert haben und mich dramaturgisch eher gestört als engagiert haben. Erinnert man sich daran, dass der Film aus dem Jahr 1977 stammt und recht früh ein Psychogramm von Klasse und „Upbringing“ versucht, dann beeindruckt er wieder.

Hügel der blutigen Augen (OT: „The Hills Have Eyes“), USA, 1977, Wes Craven, 86 min, (6/10)

Sternchen-6

Hypnotic

Warum landete der Film doch gleich auf meiner Liste? Ach so, weil Kate Siegel mitspielt. Man muss auch sagen, dass die Darsteller:innen das Beste aus dem Konglomerat hier machen. Habe ich überhaupt jemals so wenig Punkte vergeben? Hypnotic handelt von Jenn (Kate Siegel), die nach einem traumatischen Erlebnis nicht mehr zurück zu sich findet. Ihre Freundin (Lucie Guest) empfiehlt ihr den Psychiater Dr. Maede (Jason O’Mara). Trotz ihrer anfänglichen Vorurteile geht sie hin und lässt sich sogar einer Hypnose unterziehen. Die Erfolge kommen, aber auch Blackouts, die sich Jenn anfangs nicht erklären kann und die nicht ohne Folgen bleiben.

Beim Schauen von Hypnotic gibt es viele Fragen, die man sich stellt. Warum trägt Kate nur blau und schwarz? Achso, der Film hat nur Filter in blau, ach so, ach so. Hat der ermittelnde Detective (Dulé Hill) wirklich Lust nach Feierabend True Crime Dokus zu gucken oder ist das nicht Klischee? Und was soll in dem Film eigentlich noch passieren, nachdem man eigentlich schon weiß, dass Dr. Maede der Böse ist und seine ihm ausgelieferten Patientinnen ausnutzt? Dass der Trailer keinen Hehl draus macht alles zu verraten, ist ja schon Gang und Gäbe. Aber mit ein bisschen Drehbuchmagie hätte man das alles vielleicht wenigstens etwas interessanter machen können, für diejenigen, die dann doch einschalten. So verrennt sich Jenn in schwurblerischen Erklärungen, der Detective ist überaus kooperationsbereit, red flags werden konstant ignoriert und abstruse Pläne Dr. Maedes gehen alle viel zu gut auf. Also nein – es ist tatsächlich alles Klischee an dem Film. Selbst der Production Value, die fancy Möbelkatalog-Häuser, Logiklücken und die Perrücken. Damn.

Hypnotic, USA, 2021, Matt Angel/Suzanne Coote, 88 min, (2/10)

Sternchen-2

Piggy

Teenagerin Sara (Laura Galán) wird aufs bösartigste gemobbt, u.a. wegen ihres Gewichts Piggy genannt und in sozialen Netzen bloßgestellt. Dass mit Claudia (Irene Ferreiro) eine ihrer ehemals besten Freundinnen mitmacht, setzt der Grausamkeit die Krone auf. Als sie besonders schlimm gemobbt wird, erscheint ein Fremder (Richard Holmes), der als einziger Empathie für das Mädchen aufzubringen scheint. Und dann verschwinden nach und nach Saras Mobberinnen.

Nicht nur das, in gewisser Weise scheint der Fremde viele ihrer geheimen Wünsche zu verkörpern. Er scheint sie zu verstehen, er entledigt sie ihrer Peiniger, er fühlt mit ihr und es scheint eine körperliche Anziehung zwischen ihnen zu geben. Man ahnt hier einen Schachzug, der aber nur kurz zum Einsatz kommt: existiert er wirklich? Vielleicht ist es aber für den Film und Sara als Figur wichtiger, dass er existiert. Sara ist hin- und hergerissen zwischen Loyalität ehemaligen Freunden gegenüber, der Moral und ihren Eltern. Alle die Schmerzen des Erwachsenwerdens finden in Sara Gestalt, aber auch der Teufelskreis aus Trauma und Stress-Eating oder Übersprungshandlungen. Abnehmen wird nicht als die Lösung präsentiert, denn seit wann ist es Aufgabe von Opfern ihren Peinigern weniger Thema zu geben? In seinen besten Momenten fordert der Film uns heraus und fragt, ob wir Body Positivity verstanden haben oder ob wir immer noch falschen Schönheitsidealen aufgesessen sind? In seinen grausamsten Momenten zeigt es Mobbing und Trauma. In seinen weniger starken Momenten, der zweiten Hälfte des Films, mäandert er etwas bemüht und spannungsarm auf vielen Umwegen auf eine Auflösung zu.

Piggy (OT: Cerdita), Spanien, 2022, Carlota Pereda, 100 min, (6/10)

Sternchen-6

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Ankündigung

Ja, es sind nicht die stärksten Filme, die ich in meiner ersten Horroctober-Woche geschaut habe. Das liegt sicherlich auch an meiner Tendenz mir das Beste für den Schluss aufheben zu wollen. Dass „Hypnotic“ nicht der große Wurf war, dachte ich mir schon. Von den anderen beiden hatte ich erwartet, dass sie mir rein subjektiv besser gefallen. Aber letzten Endes sind sie auch längst keine schlechten Filme. Ich hoffe, dass man das herausliest. Es war ja auch riskant soviele Slasher-lastige Filme auf die Liste zu setzen, wo ich doch sonst eher auf „Geisterfilme“ stehe. Falls ihr teilnehmt, wie lief euer „Horrorctober“? Kennt ihr die besprochenen Filme und wenn ja, wie gefallen sie euch?

3 Antworten

  1. Hallo, schöner Blog! Ich bin zufällig bei der Suche nach neuen Filmen und Serien für den „Spooktober“ bzw. „Horroktober“ über Google zugestoßen und habe beim Blick ins Impressum gesehen, dass du anscheinend auch aus Magdeburg kommst. Witzig, was es immer so für Zufälle gibt. Ich wollte nur mal kurz liebe Grüße da lassen! Bis bald.

  2. Der alte Hills Have Eyes ist mittlerweile echt merkwürdig, aber das Remake legt halt auch mit so einer fiesen Brutalität vor, dass es eigentlich kaum zu ertragen ist.

  3. […] Ajas Remake trotz einiger lohnenswerter Modernisierungen für mich nicht besser aus als das Original. Aber von vorn. Auch im Remake fährt die Familie Carter auf dem Weg nach Kalifornien durch die […]

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