Fantastischer Film: Lawrence von Arabien

Da in diesem Monat erst wieder die Oscars vergeben wurden, habe ich als Fantastischen Film einen gewählt, der selber vor einiger Zeit einige Awards einstreichen durfte. Und der beginnt antiklimaktisch, weiß aber das Mittel richtig einzusetzen. Zu Beginn des Films werden wir Zeuge des Todes von T. E. Lawrence (Peter O’Toole), einem ehemaligen britischen Offizier. Nach dem Begräbnis versucht ein Reporter den Anwesenden ein paar Fakten und Zeilen über Lawrence abzuringen. Alle behaupten zwar irgendwie, dass sie ihn kennen, aber doch kann oder will keiner was bedeutungsvolles sagen. Vielleicht weil ihn nie wirklich jemand verstanden oder es versucht hat. Der Film mit wahrhaft epischer Spieldauer von fast vier Stunden entführt uns zum Anfang von Lawrence Geschichte. Als etwas subversiver und um die Ecke denkender Offizier wird er auf die arabischen Halbinsel versetzt und soll dort dem arabischen Prinzen Faisal (Alec Guinness) im Kampf gegen die türkische Invasion beistehen. Man könnte es für rausmanagen oder wegversetzen halten – wie stehen schon die Chancen von einem Briten allein in der Wüste …?

Lawrence ist aber ganz und gar nicht hilflos in der Wüste. Als sein Beduinen-Führer in der Wüste schnell das Zeitliche segnet, kämpft er sich alleine zu Faisal durch und überzeugt auch nach und nach den skeptischen Sherif Ali Ibn El Kharisch (Omar Sharif). Bald tauscht er die Uniform gegen das Gewand der Beduinen und beweist Sherif Ali, dass das Schicksal eben doch vielleicht noch nicht niedergeschrieben ist. Aber der Film wäre schnell zu Ende, wenn all das nicht teuer erkauft worden wäre

Lawrence of Arabia – official trailer – presented in 70mm, Park Circus, Youtube

Durch den aufgeweckten, risikobereiten und humorvollen Charakter Lawrences ist es leicht die sehr lange Exposition zu überstehen. Lawrence tut einiges gewagtes. Er verschenkt relativ schnell seine Waffe und reitet schutzlos durch die Wüste. Er schlägt wahnwitzige Dinge vor wie die Wüste Nefud zu durchqueren, um türkischen Truppen zuvorzukommen. Lawrence trotzt den ungeschriebenen Regeln der Wüste, wo ein Leben manchmal wenig wert ist und mischt die Karten neu. Denn für Lawrence ist jedes Leben gleich viel wert.

Der Film zeigt aber auch wie Lawrence an den Zielen mächtigerer Männer verbrennt. Während er auf die Unabhängigkeit der arabischen Staaten hofft, haben die Briten andere Pläne. Was dem Film weniger gut gelingt ist diese Phase des gebrochenen Lawrence abzubilden. Zu verschlossen ist seine Gedankenwelt ab diesem Zeitpunkt.

Leichter ist es vom Schauspiel wie auch den Kulissen und Bildern aus der Wüste fasziniert zu sein. Ob man die Charaktere als stereotyp bezeichnen sollte, kann ich nicht beurteilen. Dazu würde es vielleicht helfen die Literaturvorlage Die sieben Säulen der Weisheit zu lesen, Lawrences Kriegsbericht, zusätzlich zu anderen Quellen. Der Film Lawrence von Arabien wirkt aber wie ein wahrhafter filmischer Kraftakt, dessen Wüstenbilder durstig machen und greifbar, was man sich unter einem Wüstenepos vorzustellen hat. Wie zu erwarten gibt es darauf auch vor Dune eine Antwort. 😉

Lawrence von Arabien (OT: Lawrence of Arabia), UK, 1962, David Lean, 227 min (Neufassung)

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Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 🤩

3 Antworten

  1. Ewig nicht gesehen. Tolle Filmmusik!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Hmmm da sagst du was. Ich habe ein schlechtes Filmmusikgedächtnis. Vielleicht ein Hinweis den Film wieder zu rewatchen. 🙂

  2. Das Theme hier ist ganz berühmt: https://www.youtube.com/watch?v=jdFwhhH2x7I
    (ab Sekunde 45 ungefähr)

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