Erst Mitte des Jahres sagte ich in meiner Besprechung des Mangas Look Back: „Der wurde vor Kurzem als rund 60-minütiger Animefilm adaptiert, der in Japan im Juni in die Kinos kam. Ich hoffe wir kommen auch bald in den Genuss“. Kamen wir. Amazon sicherte ihn sich und man kann ihn Stand heute im Prime-Segment streamen. (Keine beauftragte Werbung). Und ist der so wunderbar wie der Manga? Die Besprechung ist spoilerfrei.
TLDR; Ist er. Und in der Langform alles weitere. 😉 Studio Durian hat unter der Regie von Kiyotaka Oshiyama eine sehr vorlagengetreue Adaption abgeliefert, die sich trotzdem einen Hauch eigenes Flair beibehält. Darin lernen wir die Schülerin Ayumu Fujino kennen, die gern Mangas zeichnet und die als Vier-Panel-Comic-Strip in der Schülerzeitung veröffentlicht. Dafür wird sie von allen gefeiert und gelobt. Eines Tages beginnt aber auch ihre Mitschülerin Kyomoto ihre Zeichnungen einzureichen. Fujino trifft der Schlag. Gegen Kyomotos Illustrationen sehen ihre wie Kinderkritzeleien aus. Zu ihrem Unglück bemerken das auch andere. Fujinos Ehrgeiz ist aber geweckt. Sie beginnt das Zeichnen nun zielgerichteter anzugehen, richtig zu lernen. Kyomoto und sie spornen sich gegenseitig an. Mit für beide ungeahnten Folgen.
Look Back verfolgt das Entstehen einer Freundinnenschaft, entfacht durch eine gemeinsame Leidenschaft. Für Fujino wird es eine Auseinandersetzung mit der Frage, was sie überhaupt vom Leben will. „Manga zeichnen wollen – das ist doch ein Traum für Kinder“, sagen manche in ihrem Umfeld verächtlich. Sie solle lieber was „richtiges“ lernen. Kyomoto hingegen ist Hikikomori und verlässt normalerweise nicht mal ihr Zimmer, geschweige denn sich mit jemandem zu treffen oder zu reden. Die Begegnung mit Fujino ändert das. Sie will mithalten. Sie wollen zusammen zeichnen und in das Manga Business als Duo einsteigen. Wie auch in meiner Review des Manga erwähnt, wäre es keine Adaption eines Tatsuki Fujimoto Manga, wenn es nicht noch die einen oder anderen Wendungen und eine waschechte Katastrophe gebe.
Was Look Back bis dahin ausgezeichnet tut ist zu zeigen wie durch ein gemeinsames Interesse eine Freundschaft entsteht, die beide voranbringt und in vielerlei Hinsicht bereichert. Ganz nebenbei sehen wir auch im Quasi-Zeitraffer wie der Werdegang in das Manga Business läuft. Fujinos und Kyomotos erste Gehversuchen darin (und in der Schülerzeitung) zeugen auch davon wie undankbar kreative Jobs sein können. Nächtelange Arbeit und doch Fristen und mehr Druck. Jahrelanges Üben – schnell abgetan mit wenigen, scharfen Sätzen. Aber zusammen ist es einfacher. Oder?
Studio Durian hat sich vorbehalten den Stil Fujimotos beizubehalten. Der spricht für viel durch Mimik und Gestik impliziertes. Selten wird uns hingeworfen, was wir denken müssen. Der spricht aber auch für ein etwas rudimentäreres, aber dafür ungeschöntes Charakterdesign. Keine Funkelaugen. Die Hintergründe und Landschaften sind wunderschön, detailliert und atmosphärisch. Das Empfinden für Timing und Atmosphäre ist fabelhaft. Der Anime nimmt uns (wie der Manga) mit durch verschiedene Jahres, Tages- und Nachtzeiten. Ganz heimlich ist Look Back ein wunderschön animierter, kurzweiliger Animefilm. Mit dem Artwork wird das melancholische, witzige, slife-of-life-ige, erschreckende an Look Back eingefangen. Ein weiteres großartiges Argument für den Film ist aber wohl, dass er mit 58 Minuten Laufzeit keine Minute zu lang oder zu kurz ist.
Look Back, Japan, 2024, Kiyotaka Oshiyama, 58 min, (9/10)
Header image uses a Photo by Towfiqu barbhuiya on Unsplash
Ich bin also offenkundig begeistert von „Look Back“. Es wurde ja viel gemunkelt, dass sich der Anime gegenüber des Mangas Freiheiten erlauben würde. Die sind aber wirklich sehr klein und sehr im Sinne des Stoffes. ♥ Kennt ihr Manga oder Anime? Dieser Post ist Teil des Booleantskalenders 2024. Unter dem Link findet ihr alle Türchen, d.h. alle Beiträge aus der Vorweihnachtszeit. 🎄
Schreibe einen Kommentar