Langjährigen Leser:innen des Blogs ist wahrscheinlich nicht entgangen, dass ich mich schon eine Weile durch das „Star Trek“-Universum schaue. Happily inspired by my Mann. Eine Mission … to boldly go where no „Miss Booleana“ has gone before. Wobei ich Science-Fiction keinesfalls abgeneigt bin, eher das Gegenteil. Aber es ist ein Auf und Ab. Bisher ist noch TNG mein Lieblingsableger im Star-Trek-Kosmos. Seit der dritten Staffel kann ich aber auch besser mit DS9. Und wie geht es mit uns weiter in der vierten? Die Besprechung ist spoilerfrei..
Die vierte Staffel von Deep Space Nine beginnt überraschend. Nicht nur, dass mit Worf (Michael Dorn) direkt zu Beginn ein aus TNG bekanntes Gesicht auftaucht, damit geht auch einher, dass Klingonen allgemein eine größere Rolle spielen und sich in die eh schon bestehenden Konflikte zwischen Bajor, Cardassia und Dominion einmischen. Und das nicht zu knapp. Oben drauf kommt auch noch (ein eher nebensächliches, aber auffälliges Detail), dass die meisten eine neue Frisur haben. 😁 Da drängt sich der Verdacht auf, dass DS9 die Handbremse loslässt, seine lange geschärften und langsam geplanten Konflikte zuspitzt. Eine Vermutung, die die vierte Staffel nach und nach bestätigt. Wenn da nur nicht die ganzen Cases of the Week wären… .
Im Laufe der vierten Staffel wird Commander Benjamin Sisko (Avery Brooks) u.a. einen Heimatbesuch anstreben. Der ist zugleich das unheimlich spannende Mid-Season-Finale (4×11 „Homefront“), in dem die Frage gestellt wird, ob das Dominion eventuell die Erde oder die Federation infiltriert hat? Für Odo (René Auberjonois) wird es einigermaßen emotional. Nicht nur, weil Kira Nerys (Nana Visitor) einen Verehrer gewinnt, sondern auch weil er als Formwandler ständig mit der Dominion in Verbindung gebracht und kritisch beäugt wird. Am Ende der Season gibt es einen wahnsinnig großen Einschnitt in Odos Leben. Auch in Kiras. Aber aus ganz anderen Gründen, in denen sie scheinbar plötzlich von der Medizin und allen Errungenschaften der Zukunft im Stich gelassen werden. Falls man es nicht merkt: das war für mich ein unheimlich blödes und billiges plot device in Episode 4×25 „Body Parts“.
Auch die vierte Season: die inzwischen recht Bro-mäßige Beziehung zwischen Dr. Julian Bashir (Alexander Siddig) und Miles O’Brien (Colm Meaney) wird einige Male auf die Probe gestellt (z.B. in 4×04 „Hippocratic Oath“ oder 4×19 „Hard Time“). Jadzia Dax (Terry Farrell) wird in „Rejoined“ mit ihren Gefühlen für eine Ex-Partnerin konfrontiert. Das ist seit langem die erste Folge, die einen Hauch von LGBTQ+-Repräsentation in die Serie streut. Nog (Aron Eisenberg) beginnt seine Ausbildung in Starfleet. Sehr emotional war die Episode 4×03 „The Visitor“, in der Jake (Cirroc Lofton) und sein Vater, Commander Sisko, durch eine temporale Anomalie getrennt werden. Dass wir Rom (Max Grodénchik) allgemein komplett unterschätzen beweist die Episode 4×08 „Little Green Men“, in der seine Familie und er es sind, die dieses Mal durch die Zeit reisen dürfen und für mächtig Comic Relief bei ihrer Begegnung mit Menschen des 20. Jahrhunderts sorgen. Auch sehr schön reichhaltig an Comic Relief: Bashir als Bond in einem Holo-Programm in 4×10 „Our Man Bashir“.
Neben all dem macht sich noch eine andere Veränderung deutlich bemerkbar: die Dialoge sind elaborierter, pointierter und emotionaler. Es fallen Sätze, die man sich merken will oder wie man im Englischen sagt „that hit home“. Dabei sind gar nicht viele Veränderungen erkennbar, wer die Drehbücher schrieb verglichen zwischen Season 3 und 4. Wohl aber gab es einen Showrunner-Wechsel am Übergang zwischen den beiden Staffeln. Auch kann man leicht zur Vermutung kommen, dass ein bekanntes Gesicht wie Worf für Ratings gebraucht wurde oder dass man sich das zumindest davon erhofft hat. Manch Meinung im Internet scheint das zu bestätigen, aber ich sage mal so: Meinungen habe ich auch viele. Das Ende der vierten Staffel macht dann mit einem krassen Cliffhanger greifbarer, warum die Klingonen wohl in die Season und Storyline geschrieben wurden und gerade sie so interessant dafür sind.
Mit dem Blick auf die übergreifenden Konflikte, kann man getrost sagen, dass DS9 Season 4 die vielleicht beste und spannendste bisher ist. Spionage wird ein deutliches Thema, dass durch die Bedrohung durch Formwandler bzw. die Dominion gewinnt und ein ständiges Gefühl der Unsicherheit und unsichtbarer Feinde erzeugt. Dann aber wiederum wird es zwischendrin immer mal hanebüchen. Die Plot Devices rund um Odo und die alberne Kira-Storyline gegen Ende sind wirklich Geschmackssache. Oder in anderen Worten: Die Dominion kann wirklich ganz plötzlich ganz erstaunliche Dinge (Odo betreffend). Solche Drehbuchentscheidungen verleiden einem alles andere. (7/10)
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Übersicht der Reviews zu „Star Trek: Deep Space Nine“: Season 1 | Season 2 | Season 3 | Season 4 | Season 5 | Season 6 | Season 7
So recht scheint DS9 für mich nicht über die 7/10 hinauszukommen. Für mich sind die langen Staffeln manchmal voller lähmend uninteressanter Episoden. Ist man kein Fan mehr von Cases of the Week und über 20 Episoden Folgen, dann fühlen sich die eben häufig an wie „Warten, dass es mit dem spannenden Teil weitergeht“. Dass ich kein großer Fan der Klingonen und Ferengi bin, macht es nochmal schwieriger für mich mit der vierten Staffel. Wobei man natürlich festhalten muss, dass „Star Trek“ spätestens seit TNG einen exzellenten Job darin macht die Kulturen greifbar zu machen und Verständnis zu fördern. Hier v.A. durch Charaktere wie Dax und Sisko, die gefühlt zwischen Worf und allen vermitteln, ihm auch Aufgaben übertragen. Dabei sind es viel mehr die plot devices, die mir speziell in der vierten Staffel den Spaß vermiest haben. Ich denke da an erwähnte große Offenbarungen rund um Kira und Odo gegen Ende der Staffel. Die kommen so aus dem Nichts, dass ich kaum an mir halten kann wie schräg das ist. Was sind eure Gefühle zur vierten Staffel?
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