Filmbesprechung „PHOENIX: Reminiscence Of Flower“ (Nippon Connection 2024)

Der Anime „PHOENIX: Reminiscence Of Flower“ lief beim Nippon Connection Filmfestival als Deutschlandpremiere. Lese ich „Phoenix“, dann vermute ich im Kontext mit Japan schnell Osamu Tezukas Mangareihe „Hi no Tori“ (Feuervogel), die ich leider nie gelesen habe. Die Vermutung sollte sich bestätigen – es basiert auf einem der „Hi no Tori“-Manga des „Manga no Kamisama“. Die Besprechung ist spoilerfrei – und das fiel mir schwer, des es gibt viel zum Film zu sagen.

Romi und George sind Weltraum-Flüchtlinge. Sie verließen die Erde aus Gründen, die wir erst sehr viel später im Film erfahren, aber nachvollziehen können. Auf der Suche nach einem bewohnbaren Planeten landen sie auf einem, der letzten Endes doch nicht das versprochene „Eden“ ist. Die Nahrungsmittelrationen werden weniger, bisher haben sie keine Wasserquelle gefunden und Romi ist schwanger. Dann wendet sich das Blatt zum Guten, aber nur für eine kurze Zeit. Im Verlauf der Geschichte erleben wir wie trotz der Startschwierigkeiten auf dem Planeten eine ganze Zivilisation entsteht und wie Menschen ruinieren, was hier so lange aufgebaut wurde.

Da habe ich mir jetzt erlaubt kräftig zu kürzen. 😉 Tatsächlich spielt es in der Geschichte eine signifikante Rolle, dass Romi irgendwann beschließt nochmal in den Hyper/Cryo-Schlaf zu gehen und viel später aufwacht als angedacht. Mit später rede ich hier von tausende Jahre später. Im Verlauf der Handlung gibt es gelinde gesagt einige Twists, die Zuschauende erstmal verkraften müssen. Osamu Tezuka hat noch nie lange gefackelt um das Beste und Schlechteste von Menschen in Geschichten zu weben. Mittendrin: immer wieder Romis Traum von der Erde. Heimat kann man nicht so schnell abschütteln.

PHOENIX: Reminiscence Of Flower『火の鳥 エデンの花』Official Film Trailer | Nippon Connection, Youtube

PHOENIX: Reminiscence Of Flower ist ein wunderbar animierter Film mit kreativen Schauplätzen und reichlich viel Kritik an der menschlichen Natur. Manche der Ideen nehmen leicht inzestuöse Züge an oder wirken sehr weit hergeholt. Nicht selten werden bisher nie genannte Fähigkeiten zum rettenden Mittel oder Personen tauchen im Stile von Deus ex Machina auf und retten den Tag. Diese „einfachen“ Lösungen muss man akzeptieren – aber ähnlich der inzestuösen Tendenzen fällt das schwer. Osamu Tezuka war sich dessen wohl bewusst, zumal sie im Manga noch deutlich krasser ausfallen. Die Note von all der Schönheit, aber auch all der Kritik hat mich trotzdem begeistert, aber nie ganz über die anderen Aspekte hinwegsehen lassen.

Hinzu kommt, dass der:die titelgebende Phoenix eine noch stärker untergeordnete Rolle spielt als ohnehin schon. Phoenix ist in Tezukas Geschichte seit jeher in einer beobachtenden, aber manchmal auch richtenden oder helfenden Rolle. Selten mischt sich Phoenix ein, aber wendet damit oftmals das Blatt. Und am liebsten hilft es denen, die gute Intentionen haben. Phoenix tut das auch hier im Film, aber es ist kaum als solches erkennbar. Schade! Trotzdem ein Film mit faszinierenden Motiven, der oftmals fragen lässt: was hättest du getan?

PHOENIX: Reminiscence Of Flower (OT: 火の鳥 エデンの花), Japan, 2024, Shojiro Nishimi, 94 min, (6/10)

Sternchen-6

Übrigens ist der Film eine etwas abgeänderte Langfilmversion eines Manga von Osamu Tezuka, der auch als Kurzserie unter dem Namen PHOENIX: Eden17 auf Disney+ streambar ist. Ich würde allerdings darauf wetten, dass Film als auch Serie ähnliche Vor- und Nachteile haben. Kennt ihr Osamu Tezukas „Hi no Tori“?

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