Review „Pacific Rim“

‚Riesenroboter kämpfen gegen Riesenmonster, die praktisch aus dem Nichts auftauchen.‘ Die meisten erwarten bei dieser Kurzzusammenfassung von ‚Pacific Rim‘ kein anspruchsvolles poetisches Werk, kein Feel-Good-Movie 2013 und auch kein genreübergreifendes Filmmeisterwerk. Ist es auch nicht. ‚Pacific Rim‘ ist ein handfester Actionfilm für Leute die Freude an Geek-Stuff haben oder einfach Popcornkino zu schätzen wissen. Zumindest war der Mecha-Stoff im (Live Action) Kino noch relativ neu. Zur Erklärung: Mecha ist ein v.A. durch asiatische Anime und Manga geprägter Begriff, der für alle möglichen Formen von Robotern steht. Meistens wird dieser heutzutage mit gigantisch großen bemannten Robotern gleichgesetzt. Also … das bedeutet ja, der Stoff ist gar nicht so neu? Wie ist der Film? Was hat er von anderen Stoffen geliehen?

Die Handlung

Zu Beginn des Films erfahren wir, dass eines Tages plötzlich gigantisch große Monster aus dem Meer auftauchten und die Menschen angriffen. Die Monster wurden Kaijū genannt, forderten viele tausende Opfer und verursachten ungeheure Zerstörungen. Um gegen sie etwas ausrichten zu können, wurde das Jaeger-Programm ins Leben gerufen. Jaeger sind ebenso große Kampfroboter, die von mindestens zwei Piloten gesteuert werden. Das Programm war erfolgreich, die Piloten wurden wie Helden gefeiert und nach diesem Rückblick macht der Zuschauer Bekanntschaft mit dem Piloten Raleigh Becket (Charlie Hunnam), der zusammen mit seinem Bruder den Jaeger Gypsy Danger steuert und fatal scheitert. Cut: nun fängt die eigentliche Handlung an. Das Jaeger-Programm wird nicht mehr als Erfolg auf ganzer Strecke angesehen, da die Kaijū-Vorfälle sich derart stark häufen, dass die Jaeger meist noch nicht wieder einsatzbereit sind. Das Programm wird eingestampft. Marshall Stacker Pentecost (Idris Elba) erkennt aber: das kann nicht funktionieren. In Eigenitiative reaktiviert er alte Jaeger und auch Piloten. Er holt Raleigh zurück und stellt ihm einen neuen Partner zur Seite: die Japanerin Mako Mori (Rinko Kikuchi). Das Ziel: das Problem an der Wurzel packen und das Wurmloch (‚Breach‘) am Meeresboden schließen, durch das die Monster auftauchen. Das Problem: daran sind schon zuvor viele gescheitert.

Charaktere, Darsteller und Effekte

Die Darsteller lassen sich in zwei Gruppen teilen. Zum Einen gibt es da einige Größen und zum anderen Nischen-Publikumslieblinge. Damit meine ich Darsteller die in Nerd-Kreisen bestens bekannt sind wie zum Beispiel Ron Perlman (Hellboy) und Burn Gorman (Torchwood, Oxford Murders). Was ich als Größen bezeichne, sind welche die der breiten Masse eventuell bisher sogar verborgen blieben. So zum Beispiel Idris Elba (Luther, Loosers, Rock N Rolla …), Charlie Hunnam (Sons of Anarchy, Nicholas Nickleby) und Rinko Kikuchi (Babel). Leider spielen sie unter ihrem Potential. Es wirkt so, als ob sie für ihre bekanntesten Verkörperungen gecastet wurden. Idris Elba rastet hier genauso gut, laut und autoritär aus wie in Luther und Losers. Er kann das wirklich gut aber ihm und den anderen Darstellern hätte ich doch mal andere, fordernde Facetten gewünscht. Am meisten haben mich noch die Figuren Raleigh und Stacker (geiler Name …) berührt, insgesamt hatte ich aber immer das Gefühl, dass ich von jedem Charakter nur eine Seite gezeigt bekomme und es keine Entwicklung gab. Wer zu Anfang gebrandmarkt, einsam und mutig war, war es auch noch am Ende des Films. Und während ich das so schreibe…fällt mir auf, dass mindestens 3 der Hauptcharaktere einsam, gebrandmarkt und mutig waren. Ich rechne es Guillermo del Toro aber hoch an, dass er den Figuren jeweils eine ganz eigene Geschichte gegeben hat und sogar jedem einen eigenen persönlichen Spleen oder ein bestimmtes optisches Merkmal mit gegeben hat (blaue Haarsträhne, Hang zu Bonbons lutschen, Goldkappen-Schuhe, …).

Die 3D-Effekte sind total durchwachsen. Manchmal unglaublich schlecht und es gab auch nicht nur ein Geisterbild. Vermutlich sind das die in 3D konvertierten Szenen. Die Robo-Monster-Action sieht gut aus, vermutlich aber weil die schon in 3D gerendert wurden. Rein visuell ist ‚Pacific Rim‘ sehr gut aber erfindet nichts neu. Was hätte man aus den Jaegern/Mechas und Monstern alles machen können? Die Möglichkeiten sind schier endlos aber es wirkt so, als ob sich Guillermo del Toro stets auf das allernaheliegenste beschränkt hätte. Beispielsweise im Design der Monster. Bei dem hat man das Gefühl es schon zig Mal vor ‚Pacific Rim‘ gesehen zu haben. Wer das erste Mal einen Mecha im Film in Action sieht, wird aber wahrscheinlich vom Hocker gerissen, weil Mechas bisher meines Wissens noch nie in einer Realverfilmung dargestellt wurden – außer die Transformers.

Meine Vorbehalte: ist es ein Abklatsch ja oder nein?

Meine Meinung gleich vorweg: Pacific Rim ist kein Abklatsch.

Meine Befürchtungen waren aber groß. Als ich das erste Mal den Trailer sah, wollte ich meinen Augen gar nicht so recht trauen. Ob das Headquarter, der Kopf von den Jaegern Gypsy Danger und Crimson Typhoon, der Spruch ‚to fight monsters we created monsters‘ – ich hatte das Gefühl, dass sich der Regiesseur Guillermo del Toro bei meiner Lieblingsserie Neon Genesis Evangelion (NGE) bedient hat. Und nicht nur da, sondern auch bei Mecha-Anime die weiter zurückliegen. Was noch viel bitterer ist: eine Realverfilmung von NGE stand schon mal in den Startlöchern, wurde dann aber wieder fallen gelassen. Vielleicht versteht der eine oder andere da draußen, dass der Trailer von ‚Pacific Rim‘ deswegen einen sehr bitteren Beigeschmack für mich hatte. Vielleicht geht es dem einen oder der anderen ja ähnlich? Meinen Unmut darüber habe ich ja schon mal kund getan.

Als ich den Film sah, wurde mir eines klar: Guillermo del Toro hat sich wenig von anderen Serien geliehen und hat stattdessen sein eigenes Ding gemacht. Tatsächlich gab es aber 2, 3 Momente bei denen ich sagen kann: hier hat er sich inspirieren lassen. (Darüber folgt nochmal ein klitzekleiner eigener Beitrag) Nur fällt das kaum ins Gewicht, weil er genug ‚eigene Story‘ hinzufügt.

Fazit

‚Pacific Rim‘ ist gutes Popcornkino, das mitreißend ist und unterhält. Es ist genau das, was es vorgibt zu sein und macht keine falschen Versprechungen. Krude Materialschlacht-Storys wie Transformers 2 und 3 könnten sich hier noch eine Scheibe abschneiden. Was mich etwas genervt hat, sind die ganzen pseudo-wissenschaftlichen Begriffe wie Drift = die neuronale Verbindung zwischen den Piloten eines Jaegers. Da das mitunter so ein Riesenhumbug ist, hat man auch gleich Erklärungsversuche komplett ausgelassen. Die Story um den Dimensions-Riss, durch den die Monster in die Menschenwelt gelangen war mir irgendwie zu willkürlich – genauso wie die Monster wirkt diese Erklärung so wie das was man schon in 20 anderen Sci-Fi-Filmen gesehen hat. Und mein letzter Punktabzug geht an die manchmal etwas zu trashig überzeichneten Charaktere wie Hannibal Chau (Ron Perlman), das Wissenschaftler-Gespann oder auch die russischen Jaeger-Piloten. Wo die Story schwächelt, war das ein Touch too much. Nichtsdestotrotz können alle Mecha-Fans froh sein, dass gerade ein Gerne-Liebhaber wie Guillermo del Toro sich der Aufgabe der Kampfroboter-Realverfilmung angenommen hat und uns einen Film präsentiert, der zu keiner Minute langweilig ist.

(7/10)

Sternchen-7

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