Everybodys favorite serial killer since 2006: Dexter Morgan hat einen dunklen Begleiter. Er lebt seinen Drang zu töten aber nur an Straftätern aus, die er eindeutig überführen kann, die aber dem Gesetz entkommen sind. So will es ‚Harrys Code‘. Der Kodex, den sein Vater für ihn aufgestellt hat. Manchmal biegt er sich die Umstände auch gerne zurecht und unterschlägt Beweise mit Absicht, damit er den Missetäter bekommt. Dexter fiel damit aus dem bis dahin üblichen Raster raus und präsentierte uns einen Serienkiller, den wir mögen konnten. So unglaublich es klingt – es hat funktioniert, 8 Staffeln lang. Nun heißt es Adieu. Wie war sie, die achte und letzte Staffel von ‚Dexter?‘ (Der Artikel enthält massive Spoiler für vergangene Dexter-Staffeln – für Interessierte halte ich aber das Fazit spoilerfrei)
Handlung
Gleich zu Beginn erfahren wir, dass Deb (Jennifer Carpenter) den Kontakt zu Dexter (Michael C. Hall) und den Kollegen abgebrochen hat. Nachdem sie LaGuerta am Ende der 7. Staffel erschossen hat, um Dexter zu decken, hat sie das Miami Dade Police Department verlassen. Sie arbeitet bei einem Privatdetektiv und ist durch die Schuldgefühle und Zweifel in den Drogensum abgerutscht. Als Dexter sie aufspürt, sagt sie ihm ins Gesicht, dass sie damals die falsche Person erschossen hat. Sie wirkt gebrochen, Dexter kann sich aber trotz ihrer Worte nicht von ihr fernhalten und befürchtet, dass sie sich selbst zerstört. Zeitgleich geben grausame Verbrechen Rätsel auf: Leichen mit geöffneter Schädeldecke werden gefunden, denen ein bestimmtes Areal des Gehirns entfernt wurde. Ein Name ist für den Serienkiller schnell gefunden – ‚the brain-surgeon‘. Die Neurologin und Psychiaterin Dr. Evelyn Vogel (Charlotte Rampling) wird zu Rate gezogen und sie scheint mehr über Dexter zu wissen, als diesem lieb ist. Sie denkt, dass der Killer einer ihrer früheren Patienten ist und nutzt ihr Wissen über Dexter, um diesen frei heraus anzusprechen, ob er nicht in diesem Fall privat ermitteln kann. Außerdem ist das Kapitel Hannah McKay (Yvonne Strahovski) noch nicht so schnell abgeschlossen wie der aufmerksame Zuschauer meinen könnte.
Hintergrund
Im Cast der vieldiskutierten Staffel sehen wir eine weitere echte Größe: die britische Schauspielerin Charlotte Rampling hat meine größte Achtung und mit ihrem Ausspruch ‚Es muss natürlich aussehen‘ einst das Kriterium an Schauspielerei schlechthin formuliert. Als ich erfahren habe, dass sie in der Serie mitwirkt, empfand ich das als eine große Überraschung, da ich sie bisher in keiner Serie gesehen habe. Als die erste Episode über den Bildschirm flimmerte, hatte ich aber die ungute Vermutung, dass die Handlung eine abstruse Wendung nehmen könnte und sie sich als Dexters doch nicht tote leibliche Mutter herausstellt. Was mich zu dieser Vermutung gebracht hat? Eigentlich nur ihre Blicke, die deutlich machten, dass sie Dexter sehr gut kennt und dass sie beide dieselbe Haarfarbe haben. Es verhält sich allerdings nicht so. Neben den üblichen Verdächtigen der Serie, gibt es auch ein Wiedersehen mit Yvonne Strahovski (demnächst zu sehen in I, Frankenstein) als Hannah McKay. Ich empfand es in Staffel 7 anfangs sehr interessant, dass jemand auftritt, der ein Serienkiller-Äquivalent zu Dexter ist. Obwohl natürlich angedeutet wird, dass sie keinen Drang zum Töten hat, sondern eher tötet um zu überleben. Dexter liebt sie aber offensichtlich wirklich und beide teilen tiefe seelische Bande, weshalb ihr schneller Abgang und das Ende ihrer Beziehung in Staffel 7 auf mich umso seltsamer wirkte. Als in den ersten Promo-Fotos klar wurde, dass dieser unaufgearbeitete und dünne Storyfaden rund um ihre Liason aus Staffel 7 wieder aufgegriffen wird, kam mir das irgendwie etwas hilflos vor.
Apropos hilflos … die Chefetage hat sich aufgrund des Erfolgs der Serie stark für ein Sequel eingesetzt. Diverse Prequel gibt es ja beispielsweise in Motion-Comic-Form. Gerüchten zufolge sollte sich dieses Sequel um Deb drehen, was ich stark bezweifle. Für eher wahrscheinlich halte ich es, dass sie nahtlos an die Geschnisse der Serie anknüpfen oder einen Zeitsprung machen und Dexters Sohn Harison zentrieren – das sind aber nur meine Spekulationen. Wer Geld wittert … es kann mich nicht so richtig schocken, dass es ein Sequel geben soll. Was mich aber mehr geschockt hat ist die Tatsache, dass die Chefs dem Produktionsteam, Schreibern etc. das Ende der Serie vorgegeben haben. Besonders interessant, wenn man bedenkt, dass die Mehrzahl der Fans nicht über das Ende erfreut war.
Das Ende und meine Meinung – Achtung massive Spoiler für das Finale der 8. Staffel
Das Ende der auch von mir heißgeliebten Serie ist denkbar unkreativ ausgefallen und läßt die mitreißende Spannung vorhergehender Staffeln weitestgehend vermissen. Die Suche nach dem brain surgeon endet für Deb mit einer fatalen Schussverletzung. Zwar hat sie den Vorfall überlebt, aber infolge eines Zwischenfalls wird ihr Organismus kurzzeitig unterversorgt und sie erleidet einen beträchtlichen Hirnschaden. Es ist fraglich, ob sie überhaupt noch einmal aufwacht oder jemals eigenständig in der Lage sein wird zu atmen. Der für mich krasseste und einzige erschütternde Moment des Staffelfinales. Deb ist ein Charakter, den die meisten mit Sicherheit enorm lieb gewonnen haben – so auch ich. Und dieses Ende hätte ihr wohl niemand gewünscht, gerade wegen ihrer Lebenslust und coolen Schnodrigkeit. Dieses Unglück und die Schicksalsschläge der Vergangenheit veranlassen Dexter zu dem Gedanken, dass er alle seine geliebten Menschen unweigerlich ins Unglück stürzt und als er mit dem brain surgeon abgerechnet hat, schaltet er Debs lebenserhaltende Maßnahmen ab, wirft ihren Körper auf hoher See ins Wasser und steuert sich in einen verhängnisvollen Sturm. Als man nur die (zerstörte) Yacht und nicht den Kerl findet, wird er als tot angenommen. Hannah und Harison sind als einzige übrig und sind von nun an eine Familie. Dann der Cut – wir sehen ein paar Holzfäller irgendwo im Nirgendwo bei der Arbeit. Und einer dieser bärtigen Kollegen im Flanellhemd ist Dexter Morgan, der sich verhärmt und einsam in seine Hütte setzt und den Zuschauer anstarrt, als wolle er sagen ‚Hier bin ich nun‘. Das meinte ich mit unkreativ.
Die Staffeln von Dexter hatten immer ein Hauptmotiv, das sich wie ein roter Faden durch die Serie gezogen hat. Es ging schon um Liebe, Vater sein, Familie, ja sogar Religion! Und jedes Mal waren Gefühle im Spiel. V.A. Dexters Ansicht keine Gefühle zu haben. Ich denke ich spinne nicht, wenn ich behaupte, dass der Zuschauer seit einigen Staffeln sehr wohl weiß, dass Dexter Gefühle hat. Er konnte sich diese vielleicht nicht eingestehen und sie wurden mehr als einmal vom Schrei des dunklen Begleiters übertönt, aber sie waren mit Sicherheit da. Deswegen hat mich das ewige Zwiegespräch zwischen Evelyn und Dexter unheimlich genervt. Sie, die immer wieder behauptet, er sei dazu nicht in der Lage und er, der sich dann doch nicht für ein so großes Monster hält. Das wirkt wie eine aufgewärmte Story. Die roten Fäden der letzten Dexter-Staffeln waren nur lose Enden und die Konsequenzen und Entscheidungen noch nie so halbherzig. Das ewige Hin- und Her und Zögern von Dexter, ob er den brain surgeon nun erledigen soll oder nicht, das alles wirkte untypisch, inkonsequent und wie ein billiger Versuch auf die atemlose Hetzjagd anderer Staffeln zuzusteuern. Noch nie wirkte die Hauptfigur so zerstreut und ziellos – was hätte der Dexter aus den ersten Staffeln getan? Wiedererkannt hätte er sich wahrscheinlich nicht.
Fazit
Die Serie ‚Dexter‘ zeichnete sich in der Vergangenheit durch spannendes Storytelling aus. Die Diskrepanzen von Dexters Doppelleben als Bruder, Freund, später als Vater, Mitarbeiter der Mordkomission und als Serienkiller haben einen oftmals atemlos zurück gelassen. Wenn sich erstmal alle Lügen überschneiden, kaum noch Auswege zulassen und Dexter scheinbar immer wieder kurz vor dem Auffliegen ist, erwischt man sich fast beim Kauen auf den Fingernägeln. Erwischte. Ich behaupte mal, dass bei den ersten 4 Staffeln eine die andere getoppt hat. Staffel 5 mochte ich auch noch. Aber danach ging es immer weiter bergab – das wurde auch von vielen Fans so aufgefasst. Umso größer war die Spannung, als angekündigt wurde, dass die 8. Staffel die letzte sein wird. Diesen Erwartungen wurde die Staffel mitsamt der finalen Episode meines Erachtens nach nicht gerecht. Ich gehe aber so weit zu behaupten, dass das auch schier unmöglich war.
(5/10)
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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