Ich bin wohl etwas langsamer als noch vor ein paar Monaten, das heißt aber nur, dass es in Zukunft längere „Kurzreviews“ geben wird. 😉 Heuter aber nochmal eine bunte Ansammlung von Serien, die ich in letzter Zeit so zu Ende geschaut habe. Seid euch gewiss: es hagelt Spoiler für vorangegangene Staffeln!
Luther (Staffel 3)
Nach den Ereignissen der letzten beiden Staffeln passiert das unvermeidliche: es werden interne Ermittlungen gegen Luther (Idris Elba) geführt. Aber nicht die, die sich hauptsächlich auf dem Papier abspielen. Sondern die, bei denen Detective Ripley (Warren Brown) gepackt wird und man versucht ihn gegen seinen Partner und Vorgesetzten aufzuhetzen. Währenddessen versucht Luther mehrere Fälle zu lösen, die an die Substanz gehen und für die er die Grenzen des moralisch vertretbaren wieder ankratzt, wenn nicht sogar übertritt.
Luther – die britische Krimiserie mit dem namensgebenden cholerischen Ermittler, der sich seine Fälle so zu Herzen nimmt, dass er auch mal zuschlägt. In der dritten und letzten Staffel werden viele Motive der vorangegangenen aufgegriffen und zu einem Ende verknüpft. Luther ist das, was man im Englischen wohl als gritty bezeichnen würde – auch in der dritten Staffel in bester Tradition. Wobei ich die Fälle hier sehr viel interessanter und aktuell empfand: Cybermobbing und Trolle, Home-Invasion und v.A. Selbstjustiz spielen eine Rolle. Dass gegen Luther ermittelt wird, gibt der Serie etwas Glaubwürdigkeit zurück. Es fühlte sich in den vergangenen Staffeln einfach zu unwahrscheinlich an, dass Luther bei all dem noch seine Marke behalten hat und gibt der Staffel einen roten Faden. Die Geister der Vergangenheit und so. Und: ein Ende. Und das haben alle guten Serien viel mehr verdient, als ewig in die Länge gezogen zu werden. Dass aber einer meiner Lieblingscharaktere sterben musste … . Fand ich unnötig. :-/
(8/10)
Ripper Street (Staffel 1)
Und wieder eine britische Serie. Der Name führt vielleicht etwas in die Irre: Ripper Street spielt im Jahr 1889 im Londoner Stadtteil Whitechapel nach den Ripper-Morden. Dass der Mörder nicht gefasst wurde, liegt wie ein Schatten über der örtlichen Polizei. Die Popularität und Brutalität ruft Nachahmungstäter auf den Plan und auch Leute die unter dem Ripper-Deckmantel ihre Verbrechen verschleiern wollen. Die Ermittler Detective Edmund Reid (Matthew Macfadyen, u.a. Stolz und Vorurteil) und Bennet Drake (Jerome Flynn, Game of Thrones) haben es aber auch mit Fällen ohne Jack-the-Ripper-Bezug zutun und versprühen dabei den Charme des damaligen Londons mit ein wenig Prunk, rohen Gestalten, erstklassiger Garderobe, schlammigen stinkenden Gassen und reichlich vielen charakterlichen Unikaten.
Was ich damit sagen will: die Serie hat ungeschönten Flair, charismatische und glaubwürdige Charaktere mit dem richtigen Maß an ausgesprochenen und unausgesprochenen Konflikten. Und: interessante Fälle, die immer etwas anders sind. Sehr wichtig bei Krimis. Es sind 8 Fälle und Episoden an der Zahl und jede davon ca. eine Stunde lang. Sehr sehr gute Unterhaltung mit tollen Kostümen und Kulissen und die – sofern ich das bewerten kann – historische Ereignisse und Gegebenheiten aufgreifen und damit spielen. Eins meiner Highlights: die Folge in der man den erneuten Ausbruch der Cholera befürchtet und die Episode in der Drake mal den oft zitierten weichen Kern durchschimmern läßt. Allerdings empfand ich die Fälle als einen Tick zu langatmig und verordne deswegen Punktabzug.
(8/10)
Downton Abbey (Staffel 4)
Nach den verstörenden Ereignissen am Ende der dritten Staffel, versuchen die Bewohner von Downton Abbey zur Normalität zurückzufinden. Mary (Michelle Dockery) wirkt paralysiert und ungefähr so gefühlskalt wie wir es von ihr aus der 1. Staffel kennen. Selbst dem kleinen George gegenüber wirkt sie matt und erschöpft und wenig fürsorglich. Es ist fast so, als ob die Welt sich etwas langsamer drehen würde. Aber wieder in Gang kommen muss: es steht die Frage im Raum, wer nun Erbe und Entscheidungsträger wird. Im krassen Gegensatz dazu steht Edith (Laura Carmichael), die ihr persönliches Glück gefunden zu haben scheint. Fast jedenfalls. Für Tom (Allen Leech) ist es nach wie vor schwer sich in der Welt der feinen Gesellschaft zurechtzufinden und diese Einstellung wird ihm fast zum Verhängnis. Besonders schockierend und berührend empfand ich aber wie stillschweigend ein Mitglied der Dienerschaft einen grausamen Akt akzeptiert, um niemandem zu schaden.
Natürlich waren das nur einige der Konflikte der vierten Staffel, die übrigens im jahr 1922 spielt und mit wunderbaren Kostümen aufwartet. Leider hat mich die Staffel weniger überzeugt als vorhergehende. Und aufmerksame Leser des Blogs wissen, dass ich bei Staffel 3 kein anderes Thema als Downton Abbey kannte. Die tragischen Ereignisse der letzten Staffel haben ein tiefes Loch in die Serie gerissen – Trauer, Kummer und die Verarbeitung der Geschehnisse dominieren, werden stilecht in neblige, kühle Bilder gehüllt. Die Story entwickelt sich langsam und ist eher schwermütig. Nicht, dass das stören würde – es ist schließlich die logische Konsequenz. Aber die vierte Staffel schöpft zu wenig aus, was in vorhergehenden Staffeln große Stärken waren. So gab es beispielsweise keine Bezüge zu geschichtlichen Ereignissen und es dreht sich wirklich nur um die feine Gesellschaft und die Beziehung. Selbst bei denen wurden die Konflikte wenig ausgeschöpft. So habe ich es sehr bedauert, dass Gary Carr als der erste schwarze Schauspieler bei DA nur so wenig Screentime hatte. Damalige Vorurteile wurden nur angerissen und seine Liaison mit Lady Rose war meines Erachtens nach nicht genug Thema und fand ein sehr frühes Ende. Genauso schwiegermütterlich wurde der Konflikt rund um Lady Edith behandelt – dabei gibt das soviel Dramatik her und hinterläßt so viele offene Fragen. Und das sind nur zwei von vielen verschenkten Gelegenheiten der vierten Staffel. Seufz.
(7/10)
The Bible
Der Titel erspart mir direkt die Kurzzusammenfassung. Die amerikanische Serie erzählt die wahrscheinlich bekanntesten Kapitel der biblischen Geschichte angefangen bei Abraham und Moses bis hin zu Jesus. Dabei wird verhältnismäßig groß aufgefahren. Dadurch, dass in fast jeder Episode eine abgeschlossene Geschichte erzählt wird, wechselt häufig der Cast, genauso wie die Kulissen. Das und die Darstellung von Engeln als Soldaten wirkt alles sehr gekonnt zurückgenommen. Leider wurde nicht so groß aufgefahren, dass auch die Effekte immer gut aussehen. Insgesamt gibt es kaum Momente, in denen ich das Gefühl habe „belehrt“ zu werden. Wenn dann eher am Anfang als zum Schluss. Zwar hatte ich den Eindruck, dass es vordergründig um das Erzählen der Geschichte geht, weiß aber nicht inwiefern Nicht-Gläubige oder Anhänger anderer Religionen sich wie bei einer Werbesendung fühlen. Eine große Qualitätssteigerung erlebt die Serie gegen Ende, wenn die Geschichte von Jesus erzählt wird. Diese Episoden wurden zusammen mit exklusiven Szenen übrigens nochmal als Feature-Film Son of God aufgelegt. Kein Wunder: es waren für mich die überzeugendsten Episoden, die den christlichen Gedanken rüberbringen – ich bezweifle, dass es Atheisten bekehrt, denke aber auch nicht, dass das der Sinn und Zweck der Serie ist. Mich hat jedenfalls vor Allem das Ende sehr berührt. Schade nur, dass die hohe Qualität nicht von Anfang an auf dem Spielplan stand.
(7/10)
The Blacklist (Staffel 1)
Raymond „Red“ Reddington (James Spader) ist ein gesuchter Verbrecher, ein Genie in allem was er tut und er stellt sich einfach so dem FBI. Einfach so? Fast. Er will einen Deal. Er ist ihr Consultant und berät sie, um einige der gefährlichsten Terroristen und Verbrecher von der Bildfläche zu räumen. Auch in seinem Interesse. Seine Bedingung: er will nur mit dem FBI-Grünschnabel Elizabeth Keen (Megan Boone) zusammenarbeiten.
Anfangs fand ich die Serie genial. Spannende Fälle – die fand ich auch bis zum Schluss spannend. Sehr guter Cast – James Spader kann sich voll ausleben 🙂 Spannende Nebenhandlung – ich sage nur Tom Keen. Immer kleine Cliffhanger am Ende – einfaches Muster, hat aber einigermaßen bei mir funktioniert. Ein Punkt polarisiert allerdings. Die interessante Ausgangslage: was ist das mit Red und Elizabeth? Und das ist der Knackpunkt. Zu jedem Zeitpunkt werden einem die Lösungshinweise zu der Verbindung zwischen den Beiden entgegengeschleudert. Wenn man es nicht sowieso schon vorher vermutet. Es gibt mindestens drei Folgen in denen ich denke, jetzt hat Elizabeth es begriffen! Aber nein. In der nächsten Folge wissen alle von nichts und das Drama geht von vorne los. Trotz aller Tränen und bedeutungsschwangeren Andeutungen. Was das betrifft, kam ich mir von der Serie einfach nur für dumm verkauft vor. Und das riecht ganz übel danach, als ob man das große Geheimnis noch länger ziehen will. Leider schaffen sie es nicht, mehr Zweifel zu streuen und das Rätselraten am Leben zu halten. Dafür ist das Drehbuch scheinbar nicht pfiffig genug.
(6/10)
Homeland (Staffel 3)
Nach der extremen Wendung am Ende von Staffel 2 war ich unendlich gespannt wie es weitergeht. Dass Brody in der Öffentlichkeit demontiert wird, war irgendwie klar. Dass es seine Familie beeinflusst, auch klar. Das sind Punkte die sehr absehbar waren. Was sich mir bis heute nicht so ganz erschließt, sind die Umwege die die Serie gegangen ist. Nach dem Anschlag auf die Gedenkfeier, flieht Brody über Kanäle die Carrie teilweise in die Wege geleitet hat. Auf der Flucht wird er angeschossen und landet schwer verwundet in Caracas. Er soll dort genesen, stellt aber schnell fest: er muss dort weg. Aber kann er dort weg? Wo ist er sicher? Nicht dort und auch nirgends anders. Währenddessen wird wiederum Carrie vor Gericht demontiert, die dafür zur Verantwortung gezogen wird, dass Brody als vermeintlicher Terrorist so weit kommen konnte. Dabei wird u.a. ihre Erkrankung ein Thema und stellt sie auf eine harte Probe.
Die Staffel war weder Fisch noch Fleisch. Die vielen Verwicklungen und tiefschürfenden Pläne lassen uns einige unserer ehemaligen Lieblingscharaktere schwer wiedererkennen. Nicht besonders hilfreich ist die Teilung der Staffel, die klar den Fokus auf Carrie legt und sich nur in einigen Folgen Brody widmet. Dann aber komplett ihm. Erst später sollen sich die Wege der Beiden wieder kreuzen und was für Umwege dahin geführt haben, wirkt einfach nur hanebüchen. Was die Passagen mit Brodys Familie betrifft, bin ich etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite fand ich die Charaktere immer sehr authentisch und wichtig und bin an ihrem Werdegang interessiert, leider verliert sich Danas Geschichte in einer zu langen Nebenhandlung, die zu weit weg vom Thema ist. Was aber noch viel schräger ist: dass die Handlung dann einfach abbricht. Was mir auch ein Rätsel bleiben wird ist Carries Unvermögen die wichtigen Dinge und Entscheidungen des Lebens außerhalb der Arbeit in die Hand zu nehmen. Was der Serie sicherlich gelungen ist, ist die Darstellung von Brody als ein Instrument des Systems, das er kurz davor war zu verraten. Das läßt uns dann in einer moralischen Zwangslage zurück und gibt Gesprächsstoff. Vermutlich spricht man aber eher über das seltsame Telenovela-Ende. Wer hätte das gedacht.
(4/10)
Supernatural (Staffel 9)
In der nun bereits neunten Staffel werden die Winchester-Brüder mit den Konsequenzen des Komplotts der letzten Staffel konfrontiert: der Himmel wurde gestürzt, die Engel sind gefallen und wandern orientierungslos auf der Erde umher. Bekämpfen sich gegenseitig oder machen den Winchesters (Jensen Ackles, Jared Padalecki) und Castiel (Misha Collins) das Leben schwer. Sam ist durch den Ritus der vergangenen Staffel so schwach, dass Dean einen (un)heiligen Kompromiss eingeht, um das Leben seines Bruders zu retten. Castiel hat es nicht besser erwischt: er ist menschlich und hat Mühe sich durchzuschlagen. Ihm immer an den Fersen: Engel die ihn für den Verursacher der Katastrophe halten.
Staffel 8 endete mit einem ziemlich großen Knall und gewaltigen Schauwerten – der Fall der Engel hatte etwas episch-beunruhigendes.. Ich mag es sehr gern, wenn die Serie sich in solches Terrain wagt und mit Himmel und Hölle, Göttern und Mythen auseinandersetzt. Und dabei nicht zimperlich ist. Wann hat zuletzt eine Serie den Himmel und alle Engel gestürzt? Etwas lapidar fand ich es, dass die Normalsterblichen sich das als Meteoritenschauer erklärt haben. Meteoriten? Ehrlich?
Nach der meiner Meinung nach schwächsten Staffel, der sechsten, ging es stückweise kontinuierlich wieder bergauf. Staffel 8 hat mir schon wieder viel Spaß gemacht, Staffel 9 noch mehr. Der Start ist allerdings etwas träge: der aufgewärmte Bruderkonflikt mit Engels-Beimischung hat mich sehr genervt und ich empfand Jarrd Padaleckis Schauspiel unfreiwillig komisch, wenn er zwischen Sam und Gadreel wechselte. Castiel ist schon mal wieder Mensch – das hatten wir ja schon. Danach hat die Staffel aber erheblich an Fahrt aufgenommen. Zwar bin ich (wieder) mit einem Serientod gar nicht zufrieden, aber die Staffel bietet viele Highlight-Episoden. Zwischen einer beklemmenden Folge in der Misha Collins selber Regie führte und dem Auftritt Kains bis hin zu einem Ausflug in Deans Jugend. Und natürlich endet die Staffel – wieder einmal – mit einer krassen neuen Ausgangslage für die dann mittlerweile 10. Staffel. Ob die das Dutzend noch vollkriegen?
(7/10)
The Good Wife (Staffel 3)
Die Staffel beginnt schon mal gut. Alicia (Julianna Margulies) und Will (Josh Charles) sind (endlich!!!) in einer Beziehung. Oder besser gesagt: haben eine Affäre. Wissen soll es nämlich keiner. Schließlich ist Will Alicias Vorgesetzer und Alicia offiziell noch mit ihren Mann verheiratet. Nebenher laufen die stets abwechslungsreichen und brisanten Fälle, die aktuelle Themen aufgreifen, beispielsweise die Schuldfähigkeit bei der Bedienung von Kampfdrohnen, aber auch virtuelle Währungen im Sinne von Bitcoin und nebenbei zieht sich die Schlinge um Wills Hals zu. Jemand hat ihn auf dem Kieker.
Ich habe die Staffel sehr geschätzt und ich mag die Serie sehr gern. „The Good Wife“ bleibt immer unaufgeregt. Lediglich die Dialog sind manchmal gut gewürzt. Ganz fein dosiert mischt sich das Drama der einzelnen Charaktere unter den Case-of-the-week und es macht mir Spaß beides zu entdecken. Hier gibt es wenig Geschrei oder Action, die Konflikte werden manchmal sehr still ausgetragen. Bewundernswert finde ich dabei die Figur Alicia, die offensichtlich ihr altes Leben nicht loslassen kann: ein Mann, bekannter Politiker und Person öffentlichen Lebens, die Kinder und dann das Bekanntwerden aller Vergehen ihres Mannes bis hin zur öffentlichen Demütigung. Das Thema wird in der dritten Staffel sehr gefühlvoll erneut aufgerollt. Julianna Margulies tut eigentlich nicht viel, sie setzt Mimik und Gestik sehr sparsam ein – aber auch das passt zur Serie und zu Alicias Aufopferungsbereitschaft für ihre Familie, die nobel und still zur Schau getragen wird. Dafür gibt es herrlich viele andere spleenige Charaktere und hier kommt der Knackpunkt: man räumt denen in der Serie zwar Zeit ein, springt aber meines Erachtens nach zu sehr zwischen den Storylines der Nebencharaktere hin und her. Und manche … sind dann eben plötzlich auch einfach mal weg. Das könnte etwas ausgewogener sein.
(8/10)
Mich interessiert – wie immer – eure Meinung zu oben genannten Serien. Vor Allem aber bei „The Blacklist“. Es gab wenige Leute die die Serie so 50/50 sehen. Die meisten haben sie entweder gehasst oder geliebt. Habt ihr sie geschaut und wie steht ihr dazu? Kommt ihr euch auch etwas verarscht vor? Und wie steht ihr zu dem Bibel-Hype? Habt ihr die Serien/Staffeln schon gesehen und wie ist eure Meinung dazu?
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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