Mit den Serien, die ich im Herbst gesehen habe bin ich sehr zufrieden. Vor Allem deswegen weil einige davon im deutschen Free-TV liefen und die Auswahl war ziemlich gut! Weiter so deutsches Fernsehen! Jetzt noch weniger bis gar kein scripted reality und kein Dschungelcamp und wieder ein richtiges Kinder-Vormittags- und Nachmittagsprogramm und wir werden wieder richtig richtig gute Freunde. Einzig eine gesehen Serie schließe ich heute auch: Person Of Interest Staffel 3. Ich werde es nicht schaffen mich kurz zu fassen, deswegen bekommt die Serie zwangsläufig einen eigenen Artikel. Für jetzt gilt – wie immer – spoilerfrei für die Staffel, die ich reviewe. Nicht spoilerfrei für vorangegangene Staffeln.
The Returned / Les Revenants (Staffel 1)
In der französischen Serie aus dem Jahr 2012 geht es um ein französisches Bergdorf, in dem plötzlich einige Verstorbene quicklebendig auftauchen, als wäre nichts gewesen. Manche sind sich nicht bewusst, dass sie für tot gehalten werden und von ihren Angehörigen begraben wurden und gehen arglos nach Hause. So wie der Teenager Camille (Yara Pilartz), deren Eltern in einer Gruppe mit anderen immer noch versuchen den Unfalltod so vieler Kinder zu verkraften. Sie ist nicht die einzige. Die Wiedergänger bringen überwunden geglaubte Konflikte wieder auf den Tisch und auch ein Serienkiller scheint plötzlich wieder sein Unwesen zu treiben.
Großartige Serie. Die Geschichte basiert auf einem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2004. Der Grundton ist düster-dramatisch und geht einen sehr deutlichen Weg – hier spielt das Leben der Charaktere eine Rolle, sowie die ungelösten Konflikte. Die Serie ist nicht dazu da, haarklein zu erklären wie es sein kann, dass sie wiedergekommen sind. Trotzdem bekommen wir Hinweise – spätestens am Ende. Bis dahin ist die Serie durchweg sehr anspruchsvoll und stimmig inszeniert. Mit tollen Bildern und einer ausbalancierten Betrachtung aller Charaktere. Lediglich zu Viviane Costa hätte ich mir mehr Informationen gewünscht. Wobei die Stille, das Unausgesprochene und Verborgene ja eine der Stärken der Serie ist. Denn bei den unbeantworteten Fragen setzt unsere Fantasie ein. Immer wieder gut, wenn eine Serie etwas in einem auslöst und man beginnt darüber nachzudenken. Nachhaltige Unterhaltung. Besonders muss ich auch nochmal den großartigen Soundtrack von Mogwai hervorheben.
(10/10)
Downton Abbey (Season 5)
Nachdem Staffel 4 so dahinplätscherte und keine richtige Ausgangsposition zurückließ, war ich sehr gespannt auf Staffel 5 und wie es mit den in der Vorgänger-Staffel nur sehr sehr langsam aufgebauten Konflikten weitergeht. Ein Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Serie: der gute alte Konflikt zwischen alten Werten und der Moderne. Dabei kommt wieder einmal die Frage nach der Position des Adels auf, aber auch die Stellung und Freiheiten der Frau. So muss sich Lady Mary (Michelle Dockery) zwischen mehreren Verehrern entscheiden und läßt es sprichwörtlich auf einen Versuch ankommen. Edith (Laura Carmichael) hingegen hat sehr darunter zu leiden, dass sie die Geburt ihres Kindes geheim halten muss. Ihre kleine Tochter Marigold wächst anders als anfangs geplant praktisch vor ihrer Nase auf und dass macht ihr sehr zu schaffen. Genauso wie der Verbleib von Michael Gregson. Anna (Joanne Froggatt) hingegen muss sich weiterhin fragen, ob ihr Mann in den Tod von Mr. Green verwickelt ist. Außerdem lernen wir ein wenig über die Vorgeschichte von Violet (Maggie Smith) und damit auch über einige geschichtliche Aspekte des Jahres 1924 in dem die Staffel spielt.
Im Gegensatz zur vierten Staffel bezieht die fünfte wesentlich mehr Stellung zu Themen wie unterschiedlichen Religionen, Nationalitäten, Flüchtlingen und historischen Ereignissen. Allerdings wird all das immer noch mit dem etwas beengten Blick der Oberschicht betrachtet. Wenn auch auf einem dramatischen, aber noch etwas oberflächlichen Niveau. Ja, ich habe oberflächlich gesagt. Es gab bereits Staffeln in denen die Serie mehr in die Vollen gegangen ist und sich die Hände mehr schmutzig gemacht hat (Krieg in Staffel 2 beispielsweise). Die persönlichen Konflikte wurden ebenfalls sehr viel konsequenter durchlebt und haben mich sehr gefesselt. Vor Allem im Gegensatz zu Staffel 4, die durch Matthews Tod (eigentlich irgendwie auch wieder passend) den Stillstand zelebriert hat. So hängt beispielsweise auch mal der Segen im Hause Robert Crawley schief und was längst überfällig war, ist passiert: Lady Edith wurde mal thematisiert. Staffel 5 hat wieder von allem etwas: dramatisch, traurig, lustig. Macht Lust dran zu bleiben. Insbesondere weil Lady Mary sich ganz anders gibt und entscheidet, als ich anfangs erwartet hätte. Und mal unter uns … wer denkt, dass Gregson doch noch auftaucht entgegen allem was wir erfahren haben? (So muss das sein, wenn man eine Serienstaffel zu Ende geschaut hat. Sich fragen, mitfiebern, … . 🙂 )
(8/10)
Rectify (Staffel 1)
Daniel Holden (Aden Young) saß 19 Jahre lang in der Todeszelle, um sich für den Mord an seiner damaligen Freundin zu verantworten. Damals hat er ein Geständnis abgelegt. Nach so langer Zeit sagt die DNA-Analyse aber etwas anderes. Als er in seine Heimat zurückkehrt, begegnet ihm eine veränderte Familie, ja eine veränderte Welt. Seine Mutter hat wieder geheiratet, die Nachbarschaft ist erzürnt. Sein Bruder bekommt Droh-Nachrichten und fast jeder hat eine Meinung, ob er schuldig oder unschuldig ist. Daniel selber macht es den Leuten nicht einfacher ihn zu ignorieren, da seine esoterische Haltung und selbst seine Art zu sprechen polarisiert und die meisten verunsichert. Mit anderen Worten: Konflikt vorprogrammiert.
Die Serie hat es mir nicht einfach gemacht. Eigentlich ist das Konzept ein ähnliches wie das, was mich oben bei The Returned begeistert hat. Nämlich die offenen Fragen, die zum nachdenken anregen. In Rectify dreht es sich nicht darum zu klären, ob er sie denn nun umgebracht hat oder nicht. Sondern mehr darum wie Daniel mit der Welt umgeht und wie die Welt mit Daniel umgeht. Die Stimmung ist manchmal esoterisch, manchmal still, manchmal grotesk, manchmal lähmend langsam. Oft beobachtet man Daniel in Rückblicken im Knast und in der Gegenwart und läßt sich entführen. Die Serie schafft es wirklich, dass man dem Alltag mit anderen Augen begegnet. Und obwohl die Serienmacher der Schuldfrage komplett aus dem Weg gehen, spielt sich die unweigerliche Hauptfrage in unseren Köpfen ab: ist er schuldig? Wir bringen das Thema selber auf den Tisch und bewerten was er tut. Aden Young spielt Daniel großartig verstrahlt. Es ist schwer zu sagen, ob man ihn sympathisch oder unsympathisch findet. Ich weiß es bis heute noch nicht. Anfangs konnte ich mit ihm wenig anfangen – als die ausgeglichene Fassade aber Risse bekommt, war ich genauso schaulustig wie die neugierigen Nachbarn und wollte nur noch wissen „Was tut er jetzt? Wie reagiert er?“ Ich bin wohl nicht besser als die anderen. Irgendwie hat mich die Serie dann eben doch noch gekriegt. Aber das ist immer eine Sache mit diesen Serien, in denen es mehr unsympathische als sympathische Charaktere gibt. Ich empfand es manchmal als mühsam der Serie zu folgen und sehr schade, dass die Mitwisser und was damals wirklich passiert ist, dann doch eben nur am Rande Thema sind.
(8/10)
Lilyhammer (Staffel 1)
Der Mafiosi Frank „The Fixer“ Tagliano (Steven Van Zandt) sagt gegen einen anderen Mafiosi aus und wandert dafür ins Zeugenschutzprogramm. Als neue Heimat hat er sich nichts geringeres ausgesucht als das norwegische Kleinstädtchen Lillehammer. „Lilyhammer“ wie er es nennt. Ihn haben damals die olympischen Winterspiele in Lillehammer so fasziniert. Soviel zu seinem tieferen Beweggrund. Er darf sich dort auf keinen Fall mit der Polizei einlassen, wurde ihm gesagt. Hält er sich dran? Naja. Es herrschen sofort nach seiner Ankunft mafiöse Verhältnisse im beschaulichen Lillehammer.
Lilyhammer ist eine etwas seichte Krimi-Comedy-Serie, die reichlich mit Klischees spielt. Es ist aber auch zu lustig „Giovanni Henriksen“ dabei zuzugucken wie er eine Gelegenheit nach der anderen ergreift, um sich oder anderen einen Vorteil zu verschaffen. Und wie er sich aus brenzligen Situationen herauswindet – schön satirisch-lustig. Aber so richtig kommt die Serie meiner Meinung nach nicht in Fahrt. Die Charaktere bleiben sehr oberflächlich. Mal abgesehen davon, dass sich Frank/Giovanni ein neues Leben aufbauen muss und manchmal bedeckt halten muss, gibt es praktisch kaum eine charakterliche Entwicklung. Auch die Konflikte sind eher seicht und nett nebenbei anzuschauen.
(5/10)
Helix (Season 1)
Forscher des CDC (Centers for Disease Control and Prevention) werden zu einer arktischen Forschungsstation gerufen, in der ein Virus ausgebrochen ist. Das Team um Dr. Alan Farragut (Bill Campbell) sieht sich mit einem Erreger konfrontiert, der Menschen befällt und in einen zombie-ähnlichen aggressiven Zustand versetzt. Patient 0 scheint Farraguts Bruder Peter (Neil Napier) zu sein. Das Team hofft auf die Unterstützung des Leiters der Einrichtung: Dr. Hiroshi Hatake (Hiroyuki Sanada), der eigene Ziele verfolgt.
Bekanntes Spielprinzip, oder? Eigentlich kann bei so einem Plot kaum was schief gehen, oder? Vielleicht doch. Die wahrscheinlich größte Gefahr ist eigentlich, dass die Serie dem Plot nichts neues hinzufügen kann und weiterhin wie etwas wirkt, dass man schon zig Mal gesehen hat. Das haben sie eigentlich ganz gut hinbekommen, scheitern aber an anderer Stelle. Helix ist, ganz anders als ich erwartet hatte, eine Mischung aus Horrorserie, Science-Fiction und Telenovela. Die Erklärungen und Twists wirken manchmal hanebüchen und überkonstruiert. Die Effekte sind manchmal mies und das zwischenmenschliche ist teilweise relativ gekünstelt in die Handlung eingebettet. Chancen wurden nicht genutzt: es werden viel zu schnell zuviele Wissenschaftler Zombies. Wäre effektiver gewesen, wenn man zu einigen vorher erstmal eine Bindung hätte aufbauen können. Die Dramatik der Erkenntnis „ich bin infiziert“ wurde angestrebt, kommt aber nicht durch. Das Ekel-Kino mit den schwarze Soße spuckenden Zombie-Wissenschaftlern ließ mich relativ kalt. Diese Zombie-Geschichten sind alle irgendwie gleich. Viel interessanter empfand ich dann doch die Fragen rund um Hatakes Intention und ganz andere Abnormitäten. (Augen, Stichwort Augen!) Leider kränkelt die Serie aufgrund der nicht genutzten Chancen. Dabei waren die Zutaten nicht schlecht! Besonders lobend muss ich die Musikauswahl erwähnen, die teilweise herrlich ironisch und schwarzhumorig rüberkommt. (Warum bekommt die Serie wohl mehr Punkte als Lilyhammer? Weil ich den Antrieb hatte dran zu bleiben.)
(6/10)
The Good Wife (Staffel 4)
In der vierten Staffel der Serie heißt es fast wieder zurück zum Ursprung. Peter (Chris Noth) kandidiert für das Amt des Gouverneurs und Alicia (Julianna Margulies) entscheidet sich ihn zu unterstützen. Dass beide wieder etwas zusammenrücken, läßt alte Gefühle wieder aufleben. Rein beruflich wird es hart für alle Angestellten von Lockhart & Gardner’s. Die Kanzlei muss dem Bankrott entkommen und bekommt einen Berater zur Seite gestellt, dessen Methoden mit jeder Folge für eine neue kleine Katastrophe sorgen. Muss auch Alicia um ihre Stelle bangen? In der Staffel taucht außerdem Kalindas (Archie Panjabi) Vergangenheit in Form einer Person auf, mit dem viele Zuschauer als letztes gerechnet hätten und der ziemlich viel Staub aufwirbelt.
Bankrott? Hatten wir das nicht schon mal? Ja, dieses Thema hat wohl alle Anwaltsserien mindestens einmal durchlaufen. In diesem Fall sogar bereits mehrmals – wenn ich mich recht erinnere. Das ist aber auch schon meiner einziger Kritikpunkt an der Staffel und der Serie allgemein. Man mag es meiner Beschreibung nicht ansehen, aber The Good Wife ist eine brilliante Anwaltsserie und ein gut ausgearbeitetes Drama mit einer starken Frauenfigur. Alicia wurde in ihrem Leben so oft betrogen, dass es reichen würde Peter zehnmal zu ruinieren und ihm alles heimzuzahlen, was er sie hat durchmachen lassen. Sie denkt aber in erster Linie an die Kinder und entscheidet sich für einen Mittelweg, in dem sie niemandem Rechenschaft schuldig ist, warum sie sich nicht scheiden ließ bspw. Dieses Recht muss sie ständig verteidigen. Nebenbei hat die Kanzlei derart spannende, vielfältige und moderne Fälle mit Brisanz, dass ich gar nicht weiß welches Beispiel ich zuerst bringen soll. Vergewaltigungsvorwürfe im Militär, Suchmaschinen, Wahlbetrug, Doping, … . In der Handlung werden perfekt die persönlichen Dramen und die Krimielemente verknüpft, aber auch die dreckige Seite des Anwalts-Business – und als ob das nicht schon genug wäre, ist es auch noch lustig v.A. dank der großartigen wiederkehrenden Nebencharaktere wie Elsbeth Tascioni (Carrie Preston) oder Louis Canning (Michael J. Fox). Und dann erst die Gastauftritte! Kyle MacLachlan! Marc Warren! Ich liebe diese Serie und ich liebe es, dass in ihrem Zentrum eine starke, aber stille Frau steht.
(9/10)
Was sind eure Gedanken zu den Serien, die ich da oben besprochen habe? Wo habt ihr ähnlich empfunden – und wo nicht? Und was schaut ihr zur Zeit gerne? Welche starken Frauenfiguren in Serien bewundert ihr? Und von welcher Serie habt ihr euch zuletzt viel mehr erhofft und wart vielleicht etwas enttäuscht?
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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